ANY GIVEN DAY – Wiesbaden
Konzert vom 07.02.24
SPECIAL GUESTES: OF VIRTUE, DOOMCRUSHER
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Gleich drei Live Premieren standen bei mir für den heutigen Konzertabend auf dem Programm. Das geschulte Auge stellte schnell fest, dass neben diversem Beleuchtungsequipment keine Backline und keine Monitore am vorderen Bühnenrand standen, was bedeutete, dass alle Kombos komplett mit In-Ear Systemen agierten und einiges von irgendeinem Laptop oder Handy beigesteuert würde. Bedeutet auf der einen Seite einen schnellen Umbau auf der anderen Seite einen eher klinischen Sound. An diesem gab es für alle drei Kombos an diesem Abend übrigens nichts auszusetzten.
Die Band mit dem größten Fragezeichen machte den Anfang. Über DOOMCRUSHER aus dem Ruhrpot, wie Sänger Marv Kinkel die Band vorstellte, hatte ich bis auf den kürzlich veröffentlichten Debüthit „Breakout“ noch nichts gehört. Das Quintett setzt sich zusammen aus ANY GIVEN DAY -Gitarrist Andy Posdziech, RAGE-Gitarrist Jean Bormann, Bassist Rob Lee und Silas Fischer am Schlagzeug. Musikalisch kann man die Jungs dem Melo-Death zuordnen, wobei hier und da auch Ausflüge in den Metalcore und da bei den schnellen Parts Techno Beats herauszuhören waren. Neben den Growls agierte der Fünfer mit Cleanvocals und Chören, die Borman und Lee beisteuerten, was live richtig abwechslungsreich und fett klang. Und wenn dann noch Stageacting und Spielfreude dazukommen, verfliegen die 25 Minuten Playtime wie im Fluge. Zumindest im Wiesbadener Schlachthof konnte man die stetig einlaufenden neuen Besucher so an sich binden und unterm Strich viel Zustimmung ob der Darbietung für sich kassieren. Diese Jungs habe ich definitiv auf dem Einkaufszettel.
OF VIRTUE Quartett aus Lansing in Michigan sind recht schwer einem festen Genre zuzuordnen. Ihr Mix aus Hip-Hop lastigem Alternativ/Modern Metal, der durch Post Hardcore Anleihen durchsetzt und auf Melodic getrimmt ist, forderte das Gros des Publikums doch merklich. Im Mitteilpunkt stand das Zusammenwirken der beiden Sänger Tyler Ennis und Damon Tate (git., voc.), die sich recht gut ergänzten und für Abwechslung sorgten, die es bei der Bühnenpräsenz auch bitter nötig hatte. Das Quartett „nutzte“ die volle Breite der riesigen Bühne, sodass in der Mitte oftmals ein scheunengroßes Loch entstand. Mit ihrem ansonsten eher ruhigeren Songmaterial lockten die Amis das Publikum nicht wirklich zum Mitfeiern. Ebenfalls nicht stimmungsförderlich waren dabei die überlangen Ansagen zwischen den einzelnen Stücken. Dies änderte sich schlagartig bei den letzten drei Songs, die mit deutlich mehr Pep versehen aufzeigten, dass man auch härter kann. So bekamen die Metalcore Nummern “Hypocrite” und “Cannibals”, bei letzterem begab sich Sänger Ennis kurz ins Publikum, dann doch deutlich mehr Zustimmung, als den Höflichkeitsapplaus wie zu Beginn ihres 35-minütigen Sets.
Setlist OF VIRTUE:
Cut Me Open
Cold Blooded
Sober
Alone
A.N.X.I.E.T.Y.
Sinner
Hypocrite
Cannibals
Nach dem THIN LIZZY Intro “The Boys Are Back in Town” wurden ANY GIVEN DAY bereits beim Betreten der Bühne von den gut 500 Besuchern regelrecht abgefeiert. Das Quintett aus Gelsenkirchen machte von Anfang an keine Gefangenen. Bereits beim zweiten Song „Never Surrender” stellte die Crowd unter Beweis, dass man als Chor beim Refrain heute einen guten Job machen würde. Der neue Album-Titeltrack „Limitless” oder „Best Time“ machten zudem deutlich klar, dass man gerade durch die beiden Gitarristen nicht nur live zu den (Power) Metal-lastigen Bands im Metalcore zählt. Das klang bis hierhin schon alles recht gut. Das Publikum kam über die 90-minütige Spielzeit hinweg definitiv auf seine Kosten. Mehrere Mosh- und Circle Pits sowie zwei Wall‘s Of Death inkl. 10 Liegestützen zum Aufwärmen bei der ersten (“Unbreakable“, “H.A.T.E.”), als auch Crowd-Surfing ohne Ende. Ein Schmankerl gab’s hierbei für die Mädels, denn bei „Savior” waren sie es, die sich nach vorne tragen lassen sollten und taten. Im Übrigen für mich einer der am geilsten performten Songs an diesem Abend.
Aber auch “Loveless” oder der Cowboy-Song “Come Whatever May” mit ebensolcher Kleidung konnten bei mir punkten. Die beiden langsameren Stücke „Lonewolf” und das vollakustische “Home Is Where the Heart Is” (nur Gesang und eine Akustikklampfe) hatte man gesanglich dagegen regelrecht verkackt, was im Gesamten aber zu verschmerzen war. Auch „H.A.T.E.“ mit Marv Kinkel von DOOMCRUSHER als Gastgesang irritierte, da die Originalstimme von Christoph Wieczorek (ANNISOKAY) zusätzlich noch vom Band kam. Die wirklich ausgewogene Setlist bügelte das jedoch aus, den man hatte von wirklich jedem der vier Alben etwas mit im Gepäck. Eine Anmerkung noch zum Sänger Dennis Diehl. Als Frontmann nicht nur durch seine muskulöse Statur und seinen Vollbart eine markante Erscheinung. Nein, er schaffte es auch seine Albumstimme live so zu reproduzieren, dass Gesang und Instrumente eine echte Einheit bildeten. Seine Entertainer Qualitäten spielten ihm dabei zusätzlich noch in die Tasche. Da kann man ein Konzert auch mal mit einem Cover-Song, hier das RHIANA Cover “Diamonds”, übrigens der vor elf Jahren erste veröffentlichte Song von ANY GIVEN DAY überhaupt, beenden bzw. auch mal gemeinsam mit dem Publikum aus dem Fotograben heraus performen.
Wie sagte eine Bekannte so treffend: “ Wenn AGD Bock haben, können sie”. Heute hatten sie diesen offensichtlich und haben definitiv abgeliefert.
Setlist ANY GIVEN DAY:
Get That Done
Never Surrender
Limitless
Endurance
Levels
Loveless
Best Time
Unbreakable
Never Say Die
Lonewolf
Home Is Where the Heart Is
Come Whatever May
Apocalypse
H.A.T.E.
Savior
Arise
Diamonds