GLENN HUGHES - Mannheim

05 glennhughes mannheim 05Konzert vom 12.05.2024

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GLENN HUGHES

Den Beinamen „The Voice Of Rock“ hat sich der Mann redlich erarbeitet, auf seine Stimme wollten viele Produktionen zurückgreifen, quer durch alle Genres. Dabei war er bei seinem Durchbruch mit DEEP PURPLE nicht mal die erste Wahl und trug neben dem Bass lediglich Backgroundgesang bei. Heute ist GLENN HUGHES sehr aktiv, ein Soloalbum ist in der Mache, mit BLACK COUNTRY COMMUNION steht die Veröffentlichung bevor und eine Tour soll es auch geben. In dem Frühjahr bringt er wieder ein Programm auf die Bühne, welches er bereits vor sechs Jahren angegangen ist, nämlich eine Show mit Klassiker seiner erfolgreichsten Zeit. Fünfzig Jahre „Burn“ sind ein Grund gefeiert zu werden, was natürlich die Kenner mit der Zunge schnalzen und FFM-ROCK im Mannheimer Capitol auftauchen lässt.

Am Eingang erfuhren wir dass die Vorband wegen Krankheit ausfällt, scheint der Paarung der Redaktion in dem Venue öfter so zu gehen, man erinnere sich an W.A.S.P.. Doch bei solchen Shows wo nur die Vergangenheit gefeiert wird, ist es reichlich egal, man ist kaum für Neuentdeckungen da. Die Bühne strahlte schon viel Siebzigerfeeling, die Orange-Verstärker waren vorm Konzert in purpurnes Licht getaucht. Natürlich durfte man gespannt sein welche Kaninchen Zauberer Hughes aus dem Hut zieht. Etwas überraschend machte der eröffnende Titeltrack des zweiten 74er Albums den Anfang, auch der einzige komplette Titel daraus.

Bei dem sorgte schon das Synthesizerintro, gepaart mit den Drumfills für die ersten wohligen Schauer und Entzückung. Dann stieg man in den Groove ein und fortan spülte einen die Zeitmaschine in eine Ära, die soviel freier, konstruktiver, friedlicher und kreativer war. Ja dieser Groove, der einen sofort mit nahm, der einen in jeder Faser des Körpers schüttelte, und diese in Bewegung setzte.
Man wusste gar nicht, wie man in der Euphorie noch ein Bein finden sollte, um auf der Erde stehen zu bleiben. Höhepunkte jagten den nächsten, die Gesangslinien der Mk. III-Phase waren ohnehin melodiöser als auf anderen Scheiben, so sexy klangen Blackmore und Lord nie mehr. Und gerade der Opener beinhaltete reichlich davon, on top noch die passenden groß aufstrebenden Leadfills.

Jene steuerte Soren Andersen bei, mit dem der gute Glenn schon lange unterwegs ist und der sich auch als Produzent einen Namen gemacht hat. Auch wenn er die fünfzig schon voll hat, sah er immer noch unverschämt gut aus, was natürlich von Vorteil ist, wenn man so sehr den klassischen Rockstar mimen will. Er mimte ihn aber nicht nur, sondern lebte ihn in allen Facetten, obwohl die Nähe zu den überlebensgroßen Vorbildern da war, wurde hier eine eigene Identität etabliert.
Da stand er, seinen abgewetzten Stratocaster gegen die Hüfte gestemmt, und ließ seine Finger mit einem Feuer über das Griffbrett fliegen, dass im ganzen Saal die Funken sprühten. So wild er sich gebärdete, lag in jeder Bewegung, jedem Ton dennoch eine Erhabenheit, die dem historischen Material gerecht wurde. Musikalisch wurde er dessen genauso gerecht, der Rhythmus kam mit ungeheurem Esprit, und das feine Feeling hatte Andersen wie auch den dezent klassischen Ton.

Den besaß auch auf der anderen Seite Bob Frizdema, den ich schon mit vielen Acts live erleben durfte. Der Frontmann meinte, er habe nach jemand gesucht, der Jon Lord versteht und der Niederländer hat ihn in sich aufgesogen. Wie er die Orgel traktierte, teilweise den ganzen Unterarm einsetzte, dabei seinen Oberkörper ständig nach hinten warf, den vielen kleinen Synthies die irresten Töne entlockte, zwischen den unterschiedlichen Tasteninstrumenten hin und her pendelte war schlicht genial und großartig anzusehen. Zumal er es verstand sich in Szene zu setzen, den Kontakt zum Publikum zu halten, selbst wenn er wenig Bewegungsspielraum hatte.

Das mag mancher als Selbstzweck interpretieren, ein Stück weit kann man den Vorwurf nicht entkräften. Doch der Vierer brachte eine Spielfreude mit, welche auf das Auditorium ausstrahlte, jede Mimik unterstrich mit wie viel Leidenschaft man bei der Sache war. Wenn dann so etwas Phantastisches dabei heraus kommt, muss man die Mucker einfach machen lassen, denn diese hier wussten genau was sie tun. Am beeindruckendsten war natürlich, dass sie als Band auftraten, nicht jeder vor sich hin spielte. Hughes hielt den Laden zusammen, indem er zu jedem die Nähe suchte, doch auch untereinander tauschten alle Vier viele Blicke aus.

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Hinten wurde Ash Sheeran auch nicht selten aufgesucht, den wohl verrücktesten Vogel des Ensembles, alleine wegen seiner wild wuchernden Haarpracht. Der Schlagwerker verstand es die Wechsel zwischen dem Groove und den teils knalligen Breaks perfekt zu arrangieren, da wurden die Emotionen wild ineinander geworfen. Auch wenn das sehr getrieben aussah, wie seine Arme wirbelten, fand er immer genau Ton und Dosis seiner Schläge.
Beim schier endlosen Medley, in welchem die Truppe immer wieder zum hypnotischen Thema des Haupttracks zurück kam, könnte man über sein Drumsolo alleine Geschichten erzählen. Es gab nichts mit dem er nicht gespielt hätte außer mit den bloßen Händen, oder mit dem er nicht einen Stick geparkt hätte, während seine andere Hand weiter trommelte. Irgendwann fragte er das Publikum ob es noch ein Drumsolo hören wolle, Andersen lehnte seitlich an einem Rack und schaute amüsiert dem Treiben seines Kollegen zu.

Solche Szenen verdeutlichten das blinde Verständnis untereinander, mit welchem die man sich Parts zuspielen konnte. Der Axtmann und der Keyboarder duellierten sich nach allen Regeln der Kunst, Arme und Gitarre gerne im Rausch hochgerissen. Gerade in dem mehr als halbstündigen Jam wurde teils frei improvisiert, und auch sonst die Einfälle spontan eingestreut. Auf dem dichten und kraftvollen Fundament konnte sich GLENN HUGHES dann austoben und sich selbst einbringen, sein Bass knarzte im funkigen Rhythmus oder solierte auch mal. Bei seinen Ausflügen schritt der Mann nicht nur Mitmusiker ab, sondern reckte sein Langholz oft vorne über die Rampe, mit ganz viel Tuchfühlung zu seinen Fans.

Optisch wie auch stimmlich schien ihm das Alter wenig anzuhaben, seine Bewegungen waren flüssig, die Haare lang, und seine Professur beherrschte er immer noch. Ob souliger Crooner, geradeaus rockend oder sich in höchste Höhen schraubend, da saß alles. Klar, als er einmal versuchte seine Grenzen auszuloten stieß er an selbige, doch für den Vortrag voll Gefühl war das nicht nötig, eher um mit seinen jüngeren Kollegen Schritt halten zu können
Bei seinen Ansagen erwies er sich als gewitzter Gentleman, mit mehr Tiefgang und Charme als ein Ian Gillan oder „The Cov“. Da er den Manager des Clubs lange kennt und schätzt versprach er heute Abend auf die Dinge zu verzichten, welche er einst beim California Jam abgezogen hat. Ohnehin erklärte der alte Hippie gefühlt jedem der Anwesenden einzeln seine Liebe und verbreitete auch sonst eine ungemein positive Stimmung.

Diesmal hielt er auch Wort und verzichtet bis auf ein kurzes Zitat bei der Endlosjam auf Stücke des klassischen Line-Ups. Eine weise Entscheidung, sind diese sind bis heute alleine von DEEP PURPLE selbst oft genug zu hören. Am Ende bot er ja nur acht Nummern auf, die allesamt bis zum Exzess zelebriert wurden. Darunter natürlich Coverdales einstige Paradenummer, der von Hughes als ganz großer Song angekündigt wurde, ja vielleicht der beste der britischen Legende – und das will was heißen.
Der gefühlvollste Heavy Blues aller Zeiten ist es auf alle Fälle, besitzt er alle Trademarks jener Besetzung, bis hin zu eben jenen weiten Melodien, die der Mann auszufüllen vermochte. Dabei hätte „The Voice Of Rock“ gar nicht ertönen müssen, die Zuschauer nahmen ihm das ab und stellten einen gewaltigen Chor, der empor strebte. Doch ganz oben die Kuppel gehörte dem Solo, welches aus dem ruhigen Mittelteil aufstieg und diese im wunderschönen Glanz erstrahlen ließ. Baby, die Menschen verloren im wahrsten Sinne der Worte ihren Verstand.

Dann kam was kommen musste, der Titeltrack zur Tour, der ultimative Klassiker der GLENN HUGHES-Jahre. Noch einmal schwang der sich in schwindelerregende Höhen, das Riff bretterte über die Köpfe hinweg, noch einmal flogen die Sticks nur so über die im Vergleich zu Ian Paice kleine Konfiguration, noch einmal bekamen Tasten und Strat ihren Soloshowdown, im Publikum gab es kein Halten mehr, pure Ekstatse. Der krönende Abschluss eines denkwürdigen Abends, der die Vision der Siebziger näher rückte als alles was ich im Namen der Legende ja gesehen habe. 110 Minuten pure Energie und Passion, Männer im gehobenen Alter weinend vor Glück in den Armen, wie wundervoll, das noch einmal erleben zu dürfen.

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Setlist GLENN HUGHES:
Stormbringer
Might Just Take Your Life
Sail Away
You Fool No One/Blues/Love Child/-Guitar Solo-/Lazy/You Fool No One/High Ball Shooter/-Drum Solo-/You Fool No One
Mistreated
Gettin´ Tighter
You Keep On Moving
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Burn

 

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