ROCK AREA FESTIVAL 2010 - Loreley, Amphitheater
Konzert vom 30.07.10
Homepage:
www.rockarea-festival.com
Nachdem ich bereits im Vorjahr als ein begeisterter Neufan des ROCK AREA-Festivals von der Loreley heimkehrte, war zumindest auch wieder ein Festivaltag in diesem Jahr Pflichtprogramm für mich. Die Qual der Wahl beschränkte sich diesmal auf den Freitag, da mir und meiner Familie zeitlich einfach kein größerer Zeitrahmen zur Verfügung stand. Aber mit dem Freitag hatten wir auch das abgedeckt, was bei uns zu Hause am meisten durch die Boxen dröhnt. Das Eintagesticket für 19 € (im VVK) war zudem echt angemessen und sprengte den Geldbeutel nicht all zu sehr. Im Vergleich zum letzten Jahr fiel gleich auf, dass der Parkplatz diesmal vom Veranstalter besser gewählt wurde (kein Steilhang), zudem stand eine zweite Live-Bühne mit der iMusic-Stage zur Verfügung, die zwischen Zeltplatz und Metalmarkt platziert war, also außerhalb der Freilichtbühne.
Warum in diesem Jahr gut ein Drittel weniger an Ständen auf dem Markt vergeben/belegt war, entzieht sich meiner Kenntnis. Nicht ganz nachvollziehbar war auch die deutlich geschrumpfte Anzahl an diesmal vorhandenen Essensbuden, die im letzten Jahr noch für reichlich Abwechslung der Verdauungssäfte sorgten. Aber auch das störte nicht wirklich, da angebotenes Essen, Getränke sowie deren Preise ebenfalls wieder erschwinglich waren. Erschreckend jedoch empfand ich die Zahl der heute anwesenden Fans – geschätzte maximal 5000 Leutchen – und das bei dem Billing! Was das zu beuten hat, erfahrt ihr am Ende dieser Zeilen…
Dann zu den Bands des Tages. INGRIMM verpasste ich leider, da meine Karre zu Hause nicht anspringen wollte und das vorhandene Überbrückungskabel ohne zweites Auto nix wert ist. Echt schade, da ich die Jungs live in sehr guter Erinnerung habe und sie ein starkes neues Album am Start haben, was mich in der Live-Umsetzung wirklich interessiert hätte.
Mit dem Erreichen der letzen Klänge von GAMA BOMB erreichte ich endlich die Stufen des Amphitheaters und musste feststellen, dass nur eine sehr überschaubare Fangemeinde dem nordirischen Thrash-Treiben huldigte, dafür aber dezibelstark eine Zugabe forderte, die (leider) nicht gegeben werden konnte.
BENEDICTION aus England durften dann um 15.45 Uhr die altehrwürdige Loreley beschallen. Ihr altgedienter Death Metal zog dann auch eine Hand voll Leutchen (geschätzte 300) mehr vor die Bühne und auf die Steinstufen. Da ich die Band noch nie live gehört bzw. gesehen hatte, fiel mir gleich Sänger Dave Hunt auf, der in sehr gutem deutsch seine Ansagen erledigte, die Gegend bewunderte und die beneidete, die hier wohnen (mit Recht!). Der eigentlich aggressive Death kam bei den Fans echt gut an, heizte die Stimmung auf, fand aber nach 35 Minuten leider schon sein jähes Ende, da man offensichtlich den Zeitplan einhalten bzw. wieder herstellen musste, der sich schon etwas verschoben hatte. Schade für die spielfreudige Band und die lautstarke Fangemeinde.
Mein heutiges persönliches Highlight und das erste livehaftige Aufeinandertreffen überhaupt mit dieser derzeit megastarken Band startete um 16.45 Uhr, da begannen nämlich DARK TRANQUILLITY ihr 45-minütiges Set. Mit dem wohl lautesten Soundgewand aller Bands am heutigen Tag begeistern die Schweden ab dem zweiten Song die jetzt gut 500 Leute vor der Bühne und auf den Rängen. Frontmann Mikael Stanne nutzte die komplette Bühne incl. Laufsteg und stand ständig im Kontakt mit dem Publikum, was dem gut eingespielten und über die Jahre echt unterbewerteten Sextett weitere Sympathien einbrachte. Die Setlist gestaltete sich ausgewogen, wobei das aktuelle Werk „We Are The Void“ jedoch im Vordergrund stand. Angelehnt an den aktuellen Album-Sound wirkten auch die älteren Songs heute eine Spur thrashiger und stachen mitten ins Herz der Rübenschüttler. Klasse Show, davon hätte ich gerne mehr gehabt.
18.05 Uhr nächstes Highlight mit ENSIFERUM. Nachdem die Jungs noch in Straßenklamotten ihr Equipment selbst aufgebaut hatten, stürmten sie in Kilt und Kampfbemalung die Bühne und präsentierten ihre Pagan Metal-Polka dem jetzt gut 700 Köpfe zählenden Auditorium. Der Sound, um einige Dezibel leiser als noch bei DT, war ansprechend und man konnte die von der letzten Tour bekannten Songhighlights der Finnen in der langsam sich neigenden Sonne genießen. Als Aktivposten in Sachen Posing gestaltete sich mal wieder Basser Sami Hinkka, da Sänger Petri Lindroos durch seinen Doppeljob an Gitarre und Gesang fast nur ans Mikro gebunden war. Sofern seine Soloparts aber Spielraum ließen nutzte auch er den Laufsteg zu einem Ausflug ins geifernde Publikum. Alles in allem eine unterhaltsame und kurzweilige 45-minütige Show.
NAPALM DEATH und ihr permanent zappelnder Frontmann Barney waren noch nie meine Baustelle. Vielleicht dachten auch viele Hunderte andere so und so schrumpfte die Zuschauerzahl schnell auf 300 Interessierte zurück, die jedoch ihren Spaß hatten und mit allerlei Old Stuff konfrontiert wurden.
Für mich der Zeitpunkt Essen zu fassen und Blaze Bayley einen Besuch bei seiner Autogrammstunde abzustatten, was sich als Traurigkeit des Tages entpuppte. Ganze (5 !) Nasen wollten Autogramme und Fotos von einem Ex-Iron Maiden Frontmann. Was ist nur aus unserer Szene geworden?...
Nun fangen auf der iMusic-Stage KRYPTERIA an, die mir gut für 1-2 Songs waren und auch hier und heute nicht meine Aufmerksamkeit erregen können. Nicht dass sie schlecht sind oder waren, das ist einfach nur nicht meine Mucke.
Auch SODOM sind das nicht, aber was die Mannen um Tom Angelrippen da heute wieder abzockten, war schlichtweg genial mit hohem Unterhaltungsfaktor. Man muss wahrlich kein Thrasher sein, um so ein Live-Set gut zu finden. Das fanden wohl auch knapp über 1000 Musik- oder Showliebhaber und lauschten u. a. Tom’s Gedenken an die Hinterbliebenen der Love-Parade in Duisburg und die Prosa auf die Organisatoren des RockArea Festivals. Musik gab’s aber auch. Hier muss ich mich aber auf die üblichen Verdächtigen wie „Agent Ornage“, Stumme Ursel“, „Ausgebombt“ oder das Udo Jürgens Cover „Aber bitte mit Sahne“ beschränken, da ich mehr nicht von Sodom wissentlich kenne. SODOM so wie heute – immer wieder!
22.00 Uhr Bühnenwechsel. Ich musste zur iMusic-Stage, denn hier spielte ein weiteres Fave von mir: BLAZE BAYLEY. Dieser kleine Mann mit der großen Stimme spielte heute definitiv auf der falschen Bühne, und man schenkt ihm auch sonst, meiner Meinung nach, zu wenig Beachtung. Das sah wohl auch der Mischer so, dessen Soundeinstellung der Anlage die Vocals einfach mal weg blies. Und das bei den Openern „Madness And Sorrow“ und „The Man Who Would Not Die“ incl. Animationen wie beim alten OZZY, einfach genial. Genügend Anschisse aus dem Publikum rund um den FOH schafften es dann, den Mischer zu einer Soundkorrektur zu bewegen und ab dem 5. Song wurde es dann endlich besser. Blaze wollte, die Fans forderten und so entstand eine musikalische Symbiose zu der Mr. Bayley bei „Blood And Belief“ und einer Hommage an Veranstalter und Publikum nahezu alle Hände im Publikum oben hatte. Ich hab's genossen. Thx 4 this Show Mr. Bayley!
Leider zeitüberschneidend begannen auf der Mainstage um 22.40 Uhr APOCALYPTICA. Da ich die finnischen Cello-Metaller auch noch nie gesehen hatte, machte ich mich auf den Weg dorthin. Nahezu alle Festivalbesucher an diesem Tage folgten meinem Vorhaben und so sah man die Steinstufen des Amphitheaters heute zum ersten Mal gänzlich gefüllt. Der Großteil des Sets bestand aus den bekannten Metallica-Coverversionen, aber auch Sepulturas „Refuse/Resist“ wurde zum Besten gegeben. Es ist schon erstaunlich, wenn man sieht, was die drei Burschen aus ihren Celli rausholen und dabei noch actiongeladenes Stageacting beisteuern. Neu für mich war jedoch, dass man bei den neueren Stücken einen Sänger mit an Bord hat. Der heutige Sangesbarde auf der Bühne entpuppte sich dann als der Slipknot Sänger Corey Taylor.
Gute 80 Minuten orchestrale Rockband waren dann aber auch genug für mich Ungeübten und so machte ich mich musikalisch voll bedient und satt so langsam auf den Heimweg.
In Planung auf das nächste RockArea Festival erreichte mich Wochen später dann diese Meldung vom Veranstalter:
Wir brauchen eure Hilfe! Werde ROCK AREA SUPPORTER!
Nachdem nun das 4. Rock Area ein paar Wochen zurückliegt und wir alles soweit erledigt haben, müssen wir euch leider mitteilen, dass wir das 5. Rock Area, also unser Jubiläum, alleine nicht stemmen können. Daher sind wir auf eure Hilfe angewiesen.
Folgende Gründe sind wohl hauptsächlich für das Finanzloch verantwortlich:
- zu hohe Müll- und Entsorgungskosten , inkl. Reinigung etc
- Zusatzkosten durch die 2. Bühne
- schlecht gewähltes Datum
- schlechte Wetterprognosen und somit kaum Tagesgäste
- zu viele Konkurrenzveranstaltungen in der Nähe
- zu hohe Werbekosten
- zu wenig Unterstützung von den großen Medien
- keine finanzielle Unterstützung durch Sponsoren, Gemeinde oder Land in 2010
- zu wenig Händler auf dem Metalmarkt
Direkt Spende
Mehr dazu auf www.rockarea-festival.com