H.E.A.T.- FESTIVAL 2010 - Reichenbach/Fils, H2O
Festival am 16. und 17.10.10
Homepage:
www.heat-festival.de
Mitten im nasskalten Oktober ging das fürs Wetter unpassend betitelte HEAT FESTIVAL in die dritte Runde und vollzog auch gleich einen Location-Wechsel. Wurden vorher mit AOR und Glam Rock Bands die Rockfabrik Ludwigsburg beglückt, so fand das diesjährige Event zum ersten Mal in Reichenbach/Fils (ca. 20 km von Stuttgart entfernt) im H2O statt. Parkplätze für diese Halle sind zwar kostenlos, jedoch etwas ungünstig an einer Abzweigung vorher eine Straße entlang zu finden. Wer also früh anreiste, hatte nur 5 Minuten zu gehen, spätere Besucher mussten entsprechend der Länge der Straße weitere Wege in Kauf nehmen, was sich bei dem Wetter als unangenehm erwies. Glücklicherweise waren in der Halle aber die ganzen Tagen angenehme Temperaturen vorzufinden, weder fror das Publikum, noch musste man in Schweiß baden, um danach wieder in die Kälte zu gehen.
Am Freitag startete eine kleine Warm-Up Party mit SHOTGUN EXPRESS, DOWNSPIRIT und der Cover Rock Band THE WOODPECKERS. Diese legten sogleich mit „The Wicker Man“ von IRON MAIDEN los, köderten einen hungrigen Metaller wie mich aber damit auf eine falsche Fährte, denn nachfolgend wurden eigentlich weniger Metal Songs, als Radio taugliche, rockige Chart-Musik oder Rock Klassiker gespielt. Dennoch machte die Truppe ihre Sache gut, jedoch waren mit grob geschätzten 60 oder 70 Leuten nicht viel Publikum anwesend. 10 Euro Eintritt für solch eine Cover Band und zwei unbekannte Vorbands ist auch nicht unbedingt angebracht, zumal Festivalbesucher mit ihrem Ticket anschienend keinen freien Eintritt hatten, aber fraglich ob durch niedrigeren Eintritt mehr Leute gekommen wären.
Samstags sah die Sache schon anders aus. Direkt bei der ersten Band MARKONEE fanden sich mindestens ebenso viele Leute vor der Bühne ein wie noch am Vortag und das mittags um 14 Uhr. Die nachfolgenden PUSSY SISTERS, die für die abgesprungene BAI BANG kurzfristig aushalfen brachten dann noch ein wenig mehr Stimmung ins zahlreicher werdende Publikum. Aus allen (Bundes)Ländern zusammengewürfelt brachte die aus dem Fernsehen bekannte Glam Band ihren Rock gut an den Mann und belustigte mit Mannheimer Dialekt in den Ansagen. Posen will gelernt sein, die PUSSY SISTERS machten ihre Aufgabe auf jeden Fall gut. Als einziger Essensstand fungierte eine Würstchenbude außerhalb. Auch wenn dies kein Riesenfestival war und evtl. auch die Nachfrage etwas dürftig war, so finde ich einen Essenstand mit nicht übermäßig viel Auswahl doch etwas dürftig. Ab 17 Uhr öffnete dann wenigstens noch ein im selben Gebäude durch separaten Eingang erreichbarer American Diner, in dem man für angemessenes Geld üppiges, sehr gut schmeckendes Essen ergattern konnte. So konnten wir leider BANGALORE CHOIR überhaupt nicht mitverfolgen. Danach kamen BAD HABBIT auf die Bühne, eine schwedische Truppe, die zuvor noch nie in Deutschland gespielt hatte. An sich brachte die Band auch guten erdigen Rock hervor, jedoch wurde dieser auch nach zwei oder drei Songs etwas langweilig, weil mir irgendwie die Power fehlte. Seichter AOR Rock, der aber dennoch seine Freunde im Publikum fand. Bei SOUL DOCTOR blieb das Publikum zwar gleich, jedoch kam schon etwas mehr von der Band rüber. Sänger Tommy glich von seinem Aussehen her etwas dem kürzlich verstorbenen GOTTHARD Sänger Steve Lee, den nicht wenige im Publikum mit einem Shirt ehrten und für den auch an der ein oder anderen Stelle vom Veranstalter oder Bands Widmungen rüber kamen.
Mit H.E.A.T. kam dann eine echte Überraschung auf die Bühne. Vom Stil her eher nicht allzu harten Glam Rock vertretend, powerte die Truppe auf der Bühne recht flott los aber am meisten staunte man über Sänger Neuzugang Erik. Erinnerte er etwas an Billy Idol in jungen Jahren, so powerte dieser aber trotz schmächtiger Figur mit viel Selbstbewusstsein über die Bühne, ohne aber dabei arrogant zu wirken. Die Stimme brachte die Songs gut rockend rüber auch wenn es optisch eigentlich nicht passte. Aber gerade das sorgte mit dafür, das H.E.A.T. im Gegensatz zu manch anderen, später noch im Gedächtnis blieben.
Dass aber das ganze Publikum auf den Headliner WIGWAM wartete, merkte man spätestens beim Intro. So voll war es den ganzen Tag nicht und die Band wurde begeistert empfangen. Und keiner wurde enttäuscht. Seit 2005 nicht mehr auf deutschen Bühnen stehend, präsentierte sich die Band so, wie man sie von den Fotos oder Videos her kannte: Schillernd, überdreht, und mit selbstironischer Arroganz. Sänger Glam hatte etwas an muskulöser Körperfülle zugenommen (was bei ihm nur heißt, dass er jetzt normal und nicht mehr total schlaksig aussieht) und stolzierte mal mit zweifarbiger Sonnenbrille, mal mit Bruce Dickinson Gedächtnis Maske und mal mit Indianer Federschmuck über die Bühne und sang so wie man es von den Schieben gewohnt war. Egal ob neueres wie „non Stopp Rock n Roll“ oder alte Klassiker wie „Bless the Night“ oder „Hard to be a rock n roller“, es war einfach ein Fest den überdrehten Norwegern zuzusehen und die Band wurde ihrer Hauptrolle mehr als gerecht. Auch wenn die Spielzeit angemessen war, jeder hätte gerne das Doppelte gesehen und immer noch nicht genug gehabt. Es steht fest das diese Band viel zu selten hier unterwegs ist und man kann nur hoffen, dass der nächste Longplayer wieder etwas mehr zulegt und der Truppe somit wieder die Aufmerksamkeit zukommt, die sie zweifellos verdient hat.
Aufgrund einer viel zu kurzen Nacht, ein mangelndes Hotelzimmer für eine weitere und beruflichen Verpflichtungen fiel die Abreise am Sonntag sehr früh aus. REDLIGHT BALLERINA wurden angesagt und es sei der erste Auftritt der Band überhaupt. Stirnrunzeln war angesagt, denn trotz anfänglicher Soundschwierigkeiten posten die jungen Leute gekonnt über die Bühne und machten ihre Sache eigentlich ganz gut. Vor allem rockte man eindeutig mehr in Richtung WASP oder LIZZY BORDEN, was auch am Sänger lag. Wobei ich mir bei diesem nicht ganz sicher war, ob sein Gesangsstil so extra angelegt war, oder ob er doch einen schlechten Tag erwischt hatte und ihm öfter die Stimme abbrach. Aber für solch ein junges Stadium einer Newcomer Band wahrlich ein gekonnter Auftritt. WICKED TEMPTATION hingegen, die rein nix mit den holländischen Within Temptation zu tun haben, legten dann mit „Keep on rocking in a free world“ los, jedoch fehlte mir hier gänzlich die Power. Ich fühlte mich eher an einen Tanzabendauftritt erinnert als auf einem Hard Rock Festival zu sein. Stageacting war auch nicht viel zu sehen und die restlichen Eigen Lieder waren zwar nicht schlecht gespielt und gesungen, aber solche Musik hör ich mir dann doch lieber an, wenn ich mein Rentenalter erreicht habe, denn mitreißend geht anders. Da irgendwie die einzige Würstchenbude gänzlich abgesperrt war und der American Diner auch erst um 17 Uhr seine Pforten öffnete, eine Heimreise sonntags auf Deutschlands überfüllten Autobahnen anstand und einem frühen Montagmorgen mit schrecken entgegen gesehen wurde, war dies dann auch leider die letzte Band die ich mir ansah.
SUBSIGNAL und SUBWAY mussten leider weg bleiben, ebenso wie der aus Aschaffenburg stammende HARTMANN, der Anfang des Jahres noch einige Konzerte im Vorprogramm von URIAH HEEP absolvierte. OHRENFEINDT, die deutschen ROSE TATTOO und der Sonntag Headliner AXXIS, die für die aufgelösten (?) BABYLON BOMBS eingesprungen waren, mussten leider auch ohne meine Anwesenheit auf die Bühne. Wobei meine Vermutung dahingeht, dass an diesem Tag ungefähr nur die Hälfte der Leute wie Samstag anwesend waren. Es waren eben keine so zugkräftigen Bands mehr am Start, denn wer heutzutage AXXIS oder OHRENFEINDT sehen möchte braucht eigentlich nicht lange zu suchen. Entweder man wohnte in der Gegend, oder man verbrachte die Nacht in einem der zwei Hotels im Ort, Pensionen oder ähnliches waren keine zu finden. So ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass das Publikum etwas fern blieb, zumal die Stilistische Ausrichtung eh schon eine große Limitierung darstellt. Ich selbst muss auch sagen, dass ich eher auf Festivals mit Abwechslung stehe, anstatt mir ein ganzes Wochenende nur eine Richtung zu geben. Doch an sich war es ein nettes kleines Festival mit normalen Getränkepreisen, sehr sehr freundlichem Personal und Security (dickes Lob!), einer großen Auswahl an ausgefallenem Merchandise und Bänken hinter dem Mischpult zum Ausruhen. Lediglich die Essensituation war wirklich mangelhaft. In die Halle kommen und den Catering Geruch für die Bands bzw. für die 150 Euro Bezahler mit all inclusiv Band zu riechen und dann kein Essen überhaupt für normale Besucher anzubieten, grenzt eigentlich schon ein wenig an Frechheit. Aber, wie gesagt, der Rest war für das angesprochene Klientel ein nettes ruhiges Festival. Ob es sich aber finanziell gelohnt hat und somit 2011 in Runde vier geht, stelle ich jetzt mal in Frage.
Offizielle Anmerkung des Veranstalters zum Catering:
Die
Essenssituation ist uns nicht entgangen. Leider waren wir vertraglich an die
Hallenbetreiber gebunden, die eigentlich für das Catering der Gäste sorgen
sollten und wollten. Wir haben viel zu spät gemerkt, dass sie den Imbiss vor
der Türe meinten. Dass dieser dann gegen später am Samstag nichts mehr hatte
und am Sonntag gar nicht erschienen ist haben wir erst so spät erfahren, dass
wir nicht mehr reagieren konnten. Wir geloben Besserung und werden uns beim
nächsten Mal selber darum kümmern.
Eddy
Freiberger/ H.E.A.T Festival