BÖRSENCRASH FESTIVAL Wuppertal, Die Börse
Konzert vom 30.10.10
Bands: Sacred Steel, Grail Knights, Rebellion, Red Circuit, Messenger, Dragonsfire
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Schon bereits seit 2005 findet in Wuppertal das alljährliche Börsencrash-Festival statt, was gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit (Festivals werden ins Leben gerufen und sind genauso plötzlich wieder von der Bildfläche verschwunden) lobenswerte Anerkennung finden muss. Nachdem bisher in jedem Jahr die Organisatoren selbst, namentlich THE MYSTERY, im Billing vertreten waren, mussten diese allerdings erstmals auf einen Auftritt verzichten, da nach dem Ausstieg der blondmähnigen Frontfrau Korry noch kein passender Shouting-Ersatz gefunden werden konnte.
Eröffnet wurde pünktlich um 17 Uhr durch die südhessische „Spaßtruppe“ DRAGONSFIRE – Spaßtruppe deshalb, weil die Jungs einfach immer gut aufgelegt und ihre Flachsereien untereinander auf der Bühne mittlerweile unverzichtbar geworden sind. So wurde sich trotz der verhältnismäßig frühen Stunde auch gleich ordentlich ins Zeug gelegt, und bereits der zweite Track „Raging Fire“ entzündete beim Publikum die gewünschten ersten Headbanger-Bewegungen, mit angespornt durch den an seiner Klampfe über die Bühne wirbelnden Matthias, der sich dort augenscheinlich richtig zu Hause fühlte. Mitten im Song „Dragonsfire rockxxx“ legte Jan dann einfach mal seine Drumsticks zur Seite, um das obligatorische Fan-Foto zu fertigen, was die Stimmung sogar noch anheizte. Selbst beim letzten Song legten die Power-Metaller noch mal richtig einen Zahn zu und konnten somit bis zum Schluss ein durch die Reihen kontinuierlich zunehmendes Anwachsen der Kopfschüttler vermelden. Das war weitaus mehr, als was ein Eröffnungsact erwarten konnte: Kompliment!
Umbaupause war angesagt, und siehe da, schon gab es die erste Verzögerung. MESSENGER gingen nämlich erst mit ca. zehnminütiger Verspätung auf die Bühne, spielten dafür aber statt der für die ersten drei Bands jeweils zur Verfügung stehenden 40, auch nur 30 Minuten. Hier ein Lob an den Veranstalter, denn jedes verlängerte Auftreten der Vorbands geht schließlich im Endeffekt zu Lasten des Hauptacts. True präsentierten sich die Saarländer einheitlich im geschnürten Leder-Outfit den abfeiernden Metalheads. Die Hände reckten sich nach oben, und vor allem das passend zu H(a)elloween gecoverte „Dr. Stein“ sorgte für riesige - wenn auch den Pegel der Vorgänger nicht ganz erreichende - Stimmung. Lord Siggi poste wie man es von ihm gewohnt ist, die Saitenfraktion holte das letzte aus sich heraus, und die Leute hatten ihren Spaß. Natürlich erfuhr auch das auf deutsch angestimmte „Kill the DJ“ die gewünschte Resonanz, es wurde eifrig mitgesungen – trotzdem kann ich mich mit dem Refrain weiterhin nicht anfreunden. Im Endergebnis jedenfalls wieder mal eine gute Vorstellung – und vielleicht kommt man(n) das nächste Mal ja etwas pünktlicher auf die Bühne.
Mit RED CIRCUIT gab es dann eine leichte Stiländerung zu verzeichnen, da der Power-Metal der Wiesbadener in eine melodiös-proggig angehauchte Richtung geht. So füllten sich die Reihen der aus der Zigarettenpause Zurückkehrenden erst nur zögerlich. Auch bot sich anfangs zum ersten Mal an diesem Abend ein schlechter Sound: Die Vocals waren zu laut im Vordergrund, so dass kaum Gitarren und überhaupt kein Keyboard zu hören waren. Dies änderte sich jedoch glücklicherweise recht schnell, und die Reaktionen des Publikums zeigten, dass das hauptsächlich vom letzten Album „Homeland“ stammende Songmaterial bei diesem sehr gut ankam. Zu beobachten waren vor allem die vordersten Fan-Reihen, die geschlossen jede Textzeile mitsangen und auf diese Weise ihre Hintermänner stimmungsmäßig ansteckten. Die Ausstrahlung des charismatischen Frontmannes Chity tat zudem sein Übriges. Man merkte jedem Einzelnen auf der Bühne seine professionellen Fähigkeiten und den Spaß an ihrem Tun dort oben an, und so fügte sich alles zu einem runden Gesamtbild zusammen, ließ den Funken auf die Meute überspringen. Gerade Songs wie „Homeland“ oder „Absinth“ lassen einen richtig abgehen, und den Dank der Fans bekam der Fünfer am Ende ihres Sets deutlich zu spüren.
20 Uhr – vom Essensstand gab es die Hiobsbotschaft, dass die Bratwürste ausgegangen waren und lediglich Pommes zum Angebot standen, doch erwies sich dies nur als ein vorübergehender Zustand. Nachschub war geordert!
Die mittlerweile über 400 Zuschauer zog es indessen vor die Bühne zur nächsten aus dem schönen Hessenland angereisten Band: REBELLION präsentierte ihre Viking-Saga – und musste gleich in ihrem ersten Song gegen die Tücken der Technik kämpfen. Deutlich sah man Michael Seiferts Mundbewegungen, doch wo war der Ton? Während seine Bandkollegen den Song erfolgreich instrumental zu Ende brachten, erwies sich dann endlich das dritte Mikro als tauglich, und so konnte das nachfolgende „War“ den Metallern erstmal pannenlos um die Ohren geschmettert werden. Powergeladen donnerten „Odin“, „Bolverk“ und Co. der tobenden Menge entgegen, wenn auch leider mit kleinen technischen Problemen. Der Stimmung tat es keinen Abbruch. So turnte Basser Tomi, der sonst gerne mal einen Ausflug ins Publikum unternimmt, heute stattdessen auf den Boxen herum, und auch Uwe Lulis, der nach seinem schweren Motorradunfall vor knapp zwei Jahren leider noch immer nicht wieder ganz hergestellt ist („Uwe, du schaffst das!“), hielt es heute kaum auf seinem Hocker. Keiner wollte die Band nach einer Stunde gehen lassen, und als schließlich spontan „The Clans Are Marching“ als allerletzter Song angestimmt wurde, stürmten sogar noch die letzten draußen befindlichen Banger schnell heran, um unter den fordernden Zugaberufen der begeisterten Menge mit abzufeiern.
Die nächste Verschnaufpause war angesagt, während sich die Retter des heiligen Grals für ihren Auftritt zurechtmachten. Wieder einmal rüsteten sich die GRAIL KNIGHTS für ihren erbitterten Kampf „Gut gegen Böse“ – inzwischen mit einem neuen Mitstreiter, dem Baron van der Blast, der den Duke of Drumington nun an der Schießbude ersetzt. Für 2010 sollte dies dann die letzte Schlacht gewesen sein, denn ein neues Album soll geschmiedet werden. Das selbstironische Konzept verheißt also weiterhin Erfolg: Und so stand auch an diesem Abend der huldigende Battlechoir geschlossen hinter seinen bunt kostümierten Superhelden, während der bucklige Morph durchs Publikum schlich, das Fässchen Bier seine Runde machte und letztlich der böse Dr. Skull besiegt wurde. Technische Probleme gab es hier zwar auch wieder, doch was letztlich zählte, waren zufriedene Fan-Gesichter nach einer Stunde „Metal-Theater“.
Und was soll ich sagen? Nach dieser Vorstellung leerte sich die Halle zusehends, obwohl noch der Hauptact SACRED STEEL auf dem Programm stand. Trotz dem sich auch nach der Umbaupause an der geringen Zuschauerzahl nicht mehr viel änderte, ging es bei den verbliebenen Anwesenden jedoch stimmungsmäßig weiter. Allerdings bekam ich selbst nicht mehr allzu viel mit. Zum einen bin ich zugegebenermaßen in Sachen „Sacred Steel“ nicht so sehr bewandert, zum anderen hatte ich einen langen Tag hinter mir – und den Heimweg nach Hessen noch vor mir.
Deshalb abschließend mein kurzes Fazit des Tages: Geile Bands, geile Mucke, geile Fans – c u next year!!