BRILON LAUT OPEN AIR - Brilon

08 brilonlaut Flyer

Konzert vom 20. + 21.07.24
ROGERS, ITCHY, LIEDFETT, HI! SPENCER, KAPELLE PETRA, ELFMORGEN, MONSTERS OF LIEDERMACHING, FOCUS, RUSTIKARL, ONE TAPE, FÜR IMMER FREITAG

Homepage:
BRILON LAUT

Bereits zum zweiten Mal stieg am vorletzten Juli Wochenende das „Brilon Laut!“ Open Air. Nach dem Auftakt im Jahr 2022 und der Pause 2023 haben die Veranstalter nochmals ein ordentliches Brikett nachgelegt und das Festival auf 2 (naja, eher 1,5) Tage erweitert. Das unglaublich gut besetzte Line Up des Festivals präsentierte einige der besten Bands des deutschen Punk Rock Sektors und ließ den Camping Platz im beschaulichen sauerländischen Örtchen Brilon zeitweise regelrecht erbeben.

Nachdem sich die Tore des Camping Platzes um 13:30 Uhr bei schönstem Festival Wetter, knapp unter der 30°C Marke, öffneten und den Blick auf das wirklich wunderbare, leicht abschüssige Festival Gelände preisgaben, enterten um 14:10 Uhr pünktlich die Opener und Local Heroes ONE TAPE die Bühne. Die einerseits noch junge, jedoch erstaunlicherweise schon über zehn Jahre aktive Band, konnte um die frühe Uhrzeit schon eine beachtliche Fanschar vor der Bühne versammeln. Und die Jungs um den äußerst agilen und professionell auftretenden Sänger Mathis machte es Fans und sonstigem interessierten Publikum sehr leicht sich einzugrooven. Ihre Mischung aus deutschsprachigem Indie- und Punkrock kam direkt gut an und animierte das bestens aufgelegte Publikum immer wieder zum Mitsingen und Hüftwackeln. Toller Einstand in einen wunderbaren Festivaltag!

Die nun folgende, ebenfalls in Brilon ansässige Band RUSTIKARL erhöhte den Punk Rock Faktor gegenüber den Opener doch ein wenig. Zwar deutlich rumpeliger, jedoch keinen Deut schlechter als ONE TAPE, gingen die Jungs um Sänger und gleichzeitig auch Festival Veranstalter Christian Ester voran. Das örtliche Publikum war bei vielen Sing-A-Long’s wie „Camps Elysees“, „Tequila mit den Engeln“, „Arche Punk’n’Roll“ und vor allem der Lokalhymne „Mein Freund ist Sauerländer“ ausgesprochen textsicher unterwegs und dankte es den Jungs nach etwa 45 Minuten mit weit mehr als nur Anstandsapplaus.

Als nächstes stand nun die Band FOCUS. (ja der Punkt gehört zum Bandnamen ?) auf dem Programm. Da die Jungs aus Riesa in Brilon aufgrund diverser früherer Auftritte, z.B. auch bei der Erstausgabe des „Brilon Laut!“, keine Unbekannten waren, stellte der Auftritt für viele Besucher, mich eingeschlossen, das erste frühe Highlight des Tages dar. Der mit meist gefühlvollen und teils auch melancholischen, zum Teil aber auch lustigen  Texten gezuckerte Punk Rock der Jungs macht mir persönlich unheimlich Spaß und besitzt vor allem aufgrund des etwas speziellen und unkonventionellen Gesangs von Frontmann Eric einen hohen Wiedererkennungswert. Und so kam es dann auch zum ersten richtigen Pogo Pit des Tages, welcher mit der Partygranate „AU“ seinen Höhepunkt fand. Das mittlerweile, auch aufgrund der nicht enden wollenden Wärme (Hitze?), ausgetrocknete Gelände verwandelte sich vor der Bühne schon langsam in eine Staubwüste, was die zahlreich erschienen Fans aber nicht am Tanzen, Pogen und Mitsingen hinderte.

Weiter ging es mit den großartigen ELFMORGEN. Erstaunlich wie drei Hessen es schaffen, jedes Festivalpublikum innerhalb kürzester Zeit abholen und auf ihre Seite ziehen. Eigentlich aber kein Wunder, denn ihr locker flockiger Punkrock, welcher zwar auch immer mal wieder sozialkritische Themen bedient, weiß stets gute Laune zu verbreiten. Der Dreier aus Wetterau konzentrierte sich deutlich auf das zuletzt erschienene tolle Album „Zuhause“ und wusste mit Songs wie der Party Hymne „Tanz“, dem an die Terrorgruppe erinnernden „Bei aller Liebe“, dem romantisch verklärten Kracher „Junger Mann“, der Punk Rock Granate „Kapitän“ und dem Megahit „Oberlippenbart“ zu begeistern. On Top gab es mit „Eskalieren“ auch noch einen neuen Song zu hören. Erwähnenswert übrigens weiterhin, dass die Jungs die Menge permanent zum Crowdsurfen aufforderte, was diese dankbar annahm. Dank dem supersympathischen „hauseigenen“ Graben Security Mitarbeiter Martin war dies sogar für Vorschulkinder möglich. Nie habe ich einen Grabenmitarbeiter gesehen, der derart viel Einsatz bei der Starthilfe und dem auffangen gezeigt hat. Richtig geiler Typ! Der jüngste Crowdsurfer war gerade mal vier Jahre alt. Nicht nötig zu erwähnen, dass die Menge ihn wie ein rohes Ei behandelte. Leider war die Spielzeit meiner Ansicht nach mit gut 45 Minuten viel zu knapp bemessen, ich hoffe daher auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Ich bin mir sicher, alle anderen Anwesenden auch, denn die Meute verabschiedete die Jungs mit allen gebührenden Ehren. Für mich einer der besten Gigs des Wochenendes.

Mit den nun folgenden HI!-SPENCER werde ich einfach nicht warm. Mir versprüht der zugegeben supersauber interpretierte Indie-/Punk Rock einfach zu wenig Freude und Fröhlichkeit. Den zahlreich anwesenden Fans gefiel der Auftritt aber offensichtlich extrem gut, sodass ich mit meiner Meinung etwas alleine dastehe. Ist manchmal so. Selbst zum Ende des ca. 60 minütigen Gigs wollte der Funke bei mir einfach nicht überspringen und daher skippe ich das hier einfach mal, weil ich offenbar mit meiner Meinung nicht die gefühlte Fan Realität abbilde und einfach mal davon ausgehe, dass der Auftritt deutlich besser war als ich ihn empfunden habe.

Aber jetzt … Die großartigen Pop-Punk Granaten Itchy luden zum Tanz und hatten dazu ein fettes Bühnenbild in Form eines übergroßen LED Leucht-Schriftzuges im Gepäck. Man bemerkte direkt es hier mit einer superprofessionellen Band mit über 20 Jahren Bühnenerfahrung zu tun haben. Und so kam es, dass Sibbi, Panzer und Max ein Hit Feuerwerk von der Kette ließen, dass seinesgleichen suchte. Sicherlich war das neue Album „Dive“ gut vertreten, das 90 minütige Set bildete allerdings auch fast alle anderen Epochen ihrer Karriere ab, sodass neben Hits des aktuellen Albums wie „Thoughts & Prayers“, „No One’s Listening“ oder dem Titeltrack „Dive“ auch altes Zeug wie „The Lottery“, das poppige „Dancing In The Sun“ oder das deutschsprachige „Faust“ vom Album „Ja als ob“ den Weg in die Setlist fand. Ein absolutes Highlight für die Fans war sicherlich der Moment als Panzer und Sibbi ihre Gitarren und Mikros einpackten um diese direkt vor der Bühne inmitten der Fans aufzubauen und dort das tolle „The Sea“ zu intonieren. Ganz geile Aktion! Nach dem großartigen „Danger!“ beendete die Band das reguläre Set mit dem ICONA POP Cover „I Love It“, kredenzte mit dem Mega Hit „Why Still Bother“ und dem nicht weniger tollen, wenngleich auch weniger punkigen „Down Down Down“ zwei Zugaben, bevor man sich mit breitem Grinsen in den wohlverdienten Feierabend verabschiedete. Fans und Band hatten sichtlich Spaß an diesem wirklich famosen Gig, was vielleicht auch daran lag, dass die Band auf der aktuellen Festivaltour wenig bis keine weiteren Headliner Gigs spielt. Wie auch immer, meiner Ansicht nach der beste Auftritt des gesamten Wochenendes.

Puuh … Keine leichte Aufgabe für die ROGERS da nochmals nachzulegen und den ITHCY Gig zu toppen. Klar hatten die Düsseldrofer den Headliner Status (zusammen mit ITCHY) völlig zurecht und die vier Jungs rissen die Bühne auch mächtig sympathisch ab. Allein schon der Opener „Rambazamba & Randale“ reicht eigentlich aus um jeden alternativen Laden zum Kochen zu bringen. Zusätzlich hatte man noch weitere Gassenhauer wie „Die Nachbarn von oben“, „5 Sterne, gerne wieder“, „Einen Scheiß muss ich“ und natürlich die Hymne vom vorletzten Album „Mittelfinger für immer“, „Komm wir sterben aus“ oder „Geh mir nicht mehr auf die Eier“ im Gepäck. Spätestens mit dem GEBRÜDER BLATTSCHUSS Klassiker „Kreuzberger Nächte“ hatte man zum Ende des wirklich coolen Gigs das gesamte Festivalgelände im Griff und ein nicht enden wollender Chor aus dem Publikum grölte die bekannten Zeilen minutenlang in den sauerländischen Nachthimmel. Mit dem Ohrwurm „Einen letzten Abend“ endete als eine von drei Zugaben dann ein weiterer großartiger Auftritt und gleichzeitig ein wahnsinnig toller erster Festivaltag mit ausschließlich großartigen Bands, mega coolem Publikum und erstklassiger Organisation. Musikalisch ein haarscharfer Sieg nach Punkten für Itchy, knapp gefolgt von ELFMORGEN, ROGERS und FOCUS. auf Augenhöhe. So viel Spaß hatte ich schon ewig nicht mehr!

Tag 2 des Festivals stand unter keinem all zu guten Stern. Die Wetterprognose verhieß nichts gutes und irgendwie fehlte mir eine richtige Punk Rock Band im Billing. Ebenso der frühe Curfew von 17:30 Uhr fühlte sich eigenartig an. Aber gut, also eine Sonntags- Matinee. Vielleicht war das Line Up dafür ja auch besser geeignet als gedacht, schließlich ließen es alle Bands des Tages vermeintlich etwas ruhiger angehen.

Die erste Band FÜR IMMER FREITAG, die via Fanvoting aufs Billing rutschte, habe ich leider aufgrund des frühen Beginns um 10:00 Uhr (WTF!?) verpasst, sodass ich dazu leider gar nichts sagen kann. Immerhin schaffte ich es pünktlich zu den MONSTERS OF LIEDERMACHING aufs Gelände, deren Soundcheck allein schon recht unterhaltsam war. Die sieben (?) Musiker welche ihre Songs namensgemäß ausschließlich auf Akustikgitarren, dezentem Keyboard und diversen Rhythmusinstrumenten darbot, stiegen mit ihrer ureigenen Version des Uriah Heep Klassikers „Lady In Black“, namentlich „Marzipan“, und dem folgenden „Laterne“ ausgesprochen spaßig in ihren Set ein. Die Bande kommt extrem sympathisch und spontan rüber. Auch ein kleiner Assi Faktor umgibt die Band auf eine nette Art permanent. Songs wie „Prädikat Punk“, welcher eine klare Ansage an die ganzen Facebook Wutbürger Deppen darstellt, „Auflaufform“ oder „Die Zwerge“ sind wirklich ulkig und machen live ordentlich Spaß. Weniger spaßig war allerdings das heftige Gewitter, welches unaufhaltsam auf das Sauerland zurollte und mitten im Gig der Monsters für eine Festivalunterbrechung, samt Gelände Räumung, sorgte. Nachdem wir uns eine halbe Stunde im nahegelegenen Bushaltestellenhäuschen untergestellt hatten und dennoch nass wie die Katzen waren, wurde das Festival fortgeführt, allerdings natürlich mit verkürztem Set der MOL. Da heute alle drei „großen“ Bands einen Zeitslot von üppigen 90 Minuten hatten, war dies jedoch verschmerzbar. Natürlich ließ die Band es sich aber nicht nehmen ohne den Evergreen „Cola Korn“ von der Bühne zu gehen und somit war das größtenteils klatschnasse Publikum auch wieder glücklich.

Danach waren KAPELLE PETRA aus Hamm an der Reihe, die doch trotz dem vergangenen Wolkenbruch noch recht zahlreich anwesenden Besucher mit ihrer Mischung aus Indie Rock, Pop und einer Prise Punk Rock zum Tanzen und singen zu animieren. Definitiv hatte die KAPELLE auch die meisten Fans am heutigen Tag im Publikum, was sich auch an den zahlreich vertretenen Bandshirts erkennen ließ. Der Platz vor der Bühne war zwar aufgrund des Regens mittlerweile ein einziges Matschloch, dies hinderte das Publikum jedoch in keiner Weise daran Songs wie „Mittelmäßiges Leben“, „Weltkulturerbe“, das ausgerechnet im Sauerland doch textlich gewagte „Befund“ (Thema Schützenfest), „Freibad Pommes“ oder „An irgendeinem Tag wird die Welt untergehen“ abzufeiern und lautstark mitzusingen. Ich persönlich bin mit dem Material dieser (zugegebenermaßen) Kult Band nicht gut vertraut, jedoch war der Auftritt äußerst unterhaltsam. Man merkte zu jeder Zeit wie viel Herzblut und Seele in dieser Band steckt und mit den abschließenden Songs „Geht mehr auf Konzerte“ und dem mit großartiger Message versehenen „Keine Lieder für böse Menschen“ beendete die Band ihre 90 Minuten unter furiosem Beifall der Fanschar. War echt gut!

Die das Festival beschließenden LIEDFETT hatte ich eigentlich auch unter akustischer Musik abgespeichert, umso überraschter war ich eine komplett typische Backline auf der Bühne zu sehen. Und jau, die Band rockte. Und zwar wie Sau. Kein harter Punk, klar. Aber eine gesunde Mischung aus Punk Rock, Hip Hop, etwas Ska und Pop. Unkonventionell, aber äußerst effizient. Partystimmung machte sich noch einmal auf dem Platz breit und auch die Sonne schickte wieder teils heftig warme Strahlen vom Himmel. Sänger (und übrigens auch erfolgreicher Schauspieler) Daniel Michel ist schon eine massive Rampensau und Entertainer und erinnerte mehr als einmal an den Hamburger Kollegen Swiss. Zwischen den Songs stand er ständiger Kommunikation mit dem Publikum und schaffte es immer wieder das letzte bisschen Saft aus den mittlerweile bei einigen Besuchern arg verschlammten Körpern zu holen. Die Meute fraß ihm buchstäblich aus der Hand und gab noch einmal alles, hüpfen, springen, grölen und einer Schlammschlacht mittels mittlerweile komplett versifftem übergroßem Strandball (welchen natürlich so recht keiner fangen wollte). Die Band gab allerdings auch gar keine Möglichkeit zur Verschnaufpause, viel zu sehr ging ihr Partysound ins Gebein. Die gespielten Songs kann ich ehrlicherweise gar nicht zuordnen, da ich im Vorfeld auch nicht viel mehr als den Bandnamen kannte. Eine Empfehlung sich die Jungs (um den Chef der GmbH Lucas Uecker, meine Damen und Herren … ?) mal live anzuschauen kann ich aber auf jeden Fall geben, auch wenn das Studio Material vielleicht nicht jedem ganz so straight reinläuft. Für mich haben LIEDFETT den besten Auftritt des Tages abgeliefert („LIEDFETT, LIEDFETT, ASOZIAL!!!“) und nach dem abschließenden „Kommst Du Mit?“ verließen viele, viele glückliche Gesichter gegen 18:00 Uhr langsam aber sicher das Festivalgelände!

FAZIT: Unfassbar, was die Veranstalter der zweiten Auflage dieses herzallerliebsten Festivals hier zwei Tage auf die Beine gestellt haben. Ausschließlich großartige Bands, ohne jeglichen Lückenfüller. Das ganze zum moderaten Preis in einer super Location und toller Atmosphäre. Schöner wäre vielleicht das Event künftig eher Freitag und Samstag steigen zu lassen. Ein weiterer Kritikpunkt ist vielleicht noch die Auswahl der Speisenversorgung. Die versprochenen veganen Gerichte konnte ich mit Ausnahme von Pommes nicht erkennen, das sollte auf einem alternativen Festival so nicht sein. Auch auffällig war, dass am ganzen Wochenende nicht eine einzige weibliche Künstlerin auf der Bühne stand. Klar ist das Zufall und der Bandauswahl geschuldet, dennoch kann man ja künftig evtl. mal schauen ob das nicht auch anders geht. Somit bleibt mir nur ein dickes DANKESCHÖN für das tolle Wochenende rauszuhauen und mir für die nächste Auflage SWISS & DIE ANDERN und DEINE COUSINE zu wünschen. Da zumindest der Samstag vollständig und der Sonntag nahezu ausverkauft waren, besteht ja vielleicht die Möglichkeit nochmals ein wenig zu wachsen. Zu wünschen wäre es den Veranstaltern in jedem Fall!

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.