APRIL ART – Aschaffenburg

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Konzert vom 02.10.24
Support: GHOSTHER

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APRIL ART
GHOSTHER

Als Ladies Night im Colos-Saal könnte man den heutigen Tourauftakt problemlos bezeichnen, denn auf der Bühne präsentierten zwei ausdrucksstarke Frontdamen die jeweiligen Shows ihrer Bands GHOSTHER und APRIL ART. Dieses Package gab es an gleicher Stelle vor gut zwei Jahren schon einmal, und wem es gefallen oder es verpasst hatte, konnte sich an den Release-Shows der jeweiligen Band erfreuen. Allerdings musste man sich auf etwas Gedrängel und Geschiebe einstellen, denn im Vergleich zur letzten Tour kamen zu den damals gut 400 Gästen jetzt nochmals knapp 100 dazu. Gruppenkuscheln im Colos-Saal war definitiv angesagt.

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Mit dem heutigen Auftritt von GHOSTHER konnte ich in meiner Fehlt-mir-noch-Liste den nächsten Haken setzen. Lange genug habe ich darauf warten müssen, das Familienunternehmen (die Bandmitglieder sind mehr oder weniger miteinander verwandt) aus dem Rheinland endlich mal live erleben zu können. Und das Warten wurde definitiv belohnt. Schon ein Blick im Vorfeld auf die Setlist und über das mitgebrachte Merchandise offenbarte neues Material in Form einer selbstbetitelten GHOSTER EP, deren Release zum kommenden Wochenende angesetzt war. Diese EP war dann auch mit allen vier Tracks auf der Setlist vertreten, und das Konzert begann direkt mit zweien davon. Obwohl vermutlich keiner der zu Konzertbeginn gut 400 anwesenden Gäste diese Songs kannte, brach das Publikum im Kollektiv nach den ersten beiden Stücken („Bleed Me Out“ und „No Tomorrow“) in lauten Jubel aus. Zu Recht. Gerade letztgenanntes Stück war ein melodischer Ohrwurm vor dem Herrn und machte direkt Lust auf mehr davon. Zuvor gab es erst einmal gute Kost vom zweiten Album “Immersion“, das den Schritt der Band vom anfänglichen Alternativ Metal/Post Punk zum Modern Metal/Post Hardcore recht gut rüberbrachte. Gerade auch das zweistimmig unterschiedliche Agieren von Frontfrau Jenny Jansen (Klargesang) und ihrem Ehemann Andy (Shouts) an der Gitarre passte da recht gut zusammen. So war es auch nicht verwunderlich, dass man zu einem der Album Highlights (“Doomed”) den Saal zum Hinknien brachte. Mit “Undertow”, dem Melo-Core lastigen nächsten neuen Kracher und “Mindset Baby” folgten die letzten beiden Debütanten auf der Setlist. Die Uptempo Ramme “Resistance” bildete nach 40 Minuten dann einen für mich gelungenen Auftritt im so genannten zweiten Wohnzimmer in Aschaffenburg. Für mich ein Konzertauftakt nach Maß.

Setlist GHOSTHER:
Bleed Me Out
No Tomorrow
A Beautiful Mind
Afterglow
Doomed
Undertow
Mindset Baby
Resistance

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Nach 25 Minuten Umbau hieß es im wahrsten Sinne des Wortes endlich Vorhang auf (kann mich in den letzten Jahren echt nicht dran erinnern, dass eine Band zum Umbau dort den Vorhang hatte zuziehen lassen), und auch die Mittelhessen starteten ihr Set mit neuem Material. Dem neuen Titeltrack “Rodeo” voran folgte danach mit “Burn” für mich ein erstes Show- und Albumhighlight. Um es den mittlerweile knapp 500 Besuchern nicht allzu schwer zu machen, folgten erst einmal vier bekannte Stücke. „Painkiller” stach hierbei mit starkem Klargesang von Lisa-Marie Watz hervor, von dem ich mir über die 90-minütige Konzertdauer ehrlich gesagt in den Songs mehr gewünscht hätte. Mit ihrer unbekümmerten Lockerheit bei der Bühnenpräsenz, garniert mit dem in der Tat vorhandenen Sex-Appeal und geschickt eingeflochtenen Ansageblöcken zwischen den Songs, ließen die Show, die auch durch einen Akustik-Part zu „No Sorry“ (war übrigens eine live Weltpremiere mit Akustikgitarre), einer kurzen Gitarre/Bass Battle bei „Let Em Go“ und einer „Chill-Session“ (Jam der Musiker mit einzelnen Solo-Parts ohne Gesang) recht kurzweilig werden. Dass der 4er durch all seine Festival Auftritte sich eine Art von blindem Verständnis zueinander erspielt und dabei den Spaß am Geschehen nicht vergessen hat, war stets festzustellen. Das auch nicht nur bei “Rising High”, wo Lisa und ihr Bassist Julian Schütze albernder Weise über die Bühne tobten. Auch die Selbstsicherheit, die das Quartett in der Kürze ihres Bestehens - man feierte nicht nur eine dritte Albumveröffentlichung, sondern nebenbei auch 10-jähriges Bandjubiläum - erworben hat, ist beachtlich. Ich kann mich über mehrere Jahrzehnte hinweg nicht daran erinnern, dass eine Band bei einem Release-Konzert acht von elf neuen Songs auf der Setlist stehen hatte und die auch beim Publikum gleich zündeten, obwohl man einige davon noch nie gehört hatte. Das spiegelt auch den Reifegrad der Band wider, den sie bisher erlangt hat. Die Fans werden ihrer Lisa sicherlich verziehen haben, dass ihre Stimme durch ihren rauen, oft gepressten Gesangstil und die vielen Ansagen zum Ende hin etwas dünner wurde. Aber was macht das schon, wenn man Mitmachparts zu einem längeren Sport-Part ausgestaltet und damit eine ausgepowerte Fanschar glücklich nach Hause schickt, wie mit der Zugabe bei „Not Sorry“ in der Originalversion.

In der Tat ein echt entspannter Konzertabend für Jung und Alt, wie man deutlich feststellen konnte.

Setlist APRIL ART:
Rodeo
Burn
Painkiller
Try
Fighter
Head Up High
Let Em Go
Sky Is The Limit
On your Side
Not Sorry (akustisch)
Not Afraid
Rising High
Chill Session (Jam/ Solo Parts)
Superhero
Break The Silence
Break Out
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Jackhammer
Not Sorry