SOEN – Aschaffenburg
Konzert vom 05.10.24
Support: ODDLAND, TROPE
Gehen Wünsche mit diesem Konzertabend im Colos-Saal Aschaffenburg in Erfüllung? Diese Frage muss ich mit ja und leider auch nein beantworten. Das Positive vorangestellt: mein erstes SOEN Konzert wurde tatsächlich wahr, und ich konnte einen weiteren Haken setzen in meiner Konzertreihe „wollte-ich-immer-schon-mal-sehen“. Interessant war hierbei der Aspekt der Supportbands, die ich ebenfalls live nicht kannte.
Den Anfang machten TROPE aus Hollywood L.A. Eigentlich sollte nach meinen Informationen da ein Quintett auf der Bühne stehen, aber es war ein Duo, das eine 25-minütige akustische Darbietung aus einem Mix aus atmosphärischem Alternativ Prog Rock mit gefühlt leichtem Folkanteil rüberbrachte. Die erst 2016 gegründete Kombo hat in den USA bereits einen Namen, hierzulande bis auf die Veröffentlichung des Debütalbums „Eleutheromania“ (2021) und einem angekündigten neuen Werk namens „DYAB“, jedoch wenig Reputation. Die Songs standen im Fokus der Sängerin Diana von Studenberg, die stimmlich definitiv zu den besseren ihres Faches gehört. Anfänglich klang das auch alles sehr interessant, verflachte trotz recht gutem Sound aber nach dem dritten Song etwas. Es fehlte einfach etwas an Spannungsaufbau und Wiedererkennungswert.
Auf den Auftritt von ODDLAND war ich gespannt. Der Prog Metal 4er aus Turku/Finnland hatte mit „Origin” (2016) und „Vermillion“ (2022) neben dem Debüt „The Treachery of Senses“ (2012) eigentlich zwei gute Studioalben am Start. Leider wurden die sechs Stücke, welche die Setlist umfasste, so dermaßen langweilig performt, dass sich viele die Frage stellten, was das sollte, und nicht wenige verließen kopfschüttelnd und fast schon frustriert den wie bei der ersten Band schon sehr gut gefüllten Saal. Der Live-Gesang von Frontmann Sakari Ojanen war, man muss hier faktisch einfach sagen, kraftlos, monoton und uninspiriert. Selbst seine kurzen Ansagen klangen einstudiert und ohne Leben. Gut, ihre Art von Prog Metal ist an sich schon sehr vertrackt, auf Platte aber durchaus leicht konsumfähig. Hier allerdings hatte man das Gefühl, dass der Sänger nicht der gleiche sein kann, denn die Unterschiede waren einfach zu groß. Selbst die gerade erst neu veröffentlichte Single „Eternal Erode“ hatte live nicht viel Gemeinsames mit der im Video zu vernehmenden Stimme. Nicht nur ich war erleichtert, als nach 30 Minuten die Darbietung ein recht schnelles Ende fand, denn man verschenkte wohl auch fünf Minuten seiner zugedachten Spielzeit.
Auch wenn die heutige Setlist keine Überraschungen für den SOEN-Fan hergab, für mich beinhaltete sie fast alles von dem, was ich von den schwedischen Prog Rockern live hören und sehen wollte. Im Vorfeld wurde mir bereits gesteckt, dass ich mich auf einen lauten Schlagzeugsound, gegen den Frontmann Joel Ekelöf Mainvocals anzukämpfen hätte, einstellen sollte. Dem war dann zumindest im ersten Konzertdrittel auch so. Ok, Schlagzeuger Martin Lopez (Ex-OPETH, AMON AMARTH) ist zwar Bandmitbegründer, aber man tut ihm, dem Sänger und vor allem den Fans ob dem doch teilweise sehr lauten Drumsound keinen Gefallen. Nach dem stimmungsvollen Auftakt mit „Sincere“, wo Ekelöf erstmal seine gesanglichen Fähigkeiten unter Beweis stellte und das Publikum zum Toben brachte, folgte eben diese Ernüchterung durch den zu lauten Drumsound mit „Martyrs“. Zweifelsohne gesanglich erneut klasse mit seinem melodisch tiefgängigen Timbre performt, aber eben auch kaum zu hören. Der Beginn von „Savia” war neben dem Bass-Solo dann der Moment, wo ich den Rhythmus Gitarristen Lars Åhlund, der neben dem Keyboard auch den Background Gesang und eben hier die Percussions bediente, ob seiner Vielseitigkeit mehr und mehr in meinen Fokus nahm. Unfassbar vielseitig und dabei gut der Mann, wie auch beim Slow-Groover „Lascivious“ mit seinem Hammond Orgel Sound-Part. Im Grunde könnte man jeden Song rausgreifen und auf seine Art beschreiben, ich versuche es abzukürzen und beschränke mich auf meine wahrgenommenen Highlights wie das melancholisch, sphärische, unter die Haut gehende „Memorial“; „Unbreakable“, das den im komplett dunklen Saal von hinten mit weiß angestrahlten Gitarristen Cody Ford bei seinem Anfangssolo in eine andere Dimension zu beamen schien, der Song wurde übrigens mit einem grandiosen Publikumschor beendet; „Deceiver“ mit einer erneuten Hammer Gesangsperformance; die Ballade „Ideate“ mit einem ordentlichen Gitarrensolo von Åhlund, und jetzt muss ich einfach den Tour-Light-Jockey und sein pompöses Lichtspektakel erwähnen. Ein Mann, der definitiv sein Handwerk verstand, indem er oft Musik und Licht zu einer Einheit werden ließ, wovon auch „Lotus“ zehren durfte und dem Song eine unglaubliche Atmosphäre bereitete; und eben auch die Halbballade „Illusion“ – einfach zum Niederknien gesungen von Ekelof.
Der 5er hatte nach 70 Minuten im Hauptset aber sein Pulver noch nicht verschossen. Es gab mit “Antagonist” den rockigsten Song des Abends, den das Publikum stellenweise mit gut 600 Stimmen alleine sang und mit “Violence“ den gefühlt größten Publikumsliebling des Abends.
Ganz ehrlich, mir hat dieses Konzertdebüt gefallen, auch wenn eingefleischte Fans mit einem „Naja“ auf den Lippen den Colos-Saal verließen.
Setlist SOEN:
Sincere
Martyrs
Savia
Memorial
Lascivious
Unbreakable
Deceiver
Ideate
Monarch
Illusion
Modesty
Lotus
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Antagonist
Violence
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Werner Knorn und Ulrike Schmidt (Metal Werner)