EREMIT - Kassel


Konzert vom 03.10.2024
Support: SPANCER + RAGING SLOTH

Homepage:
EREMIT
SPANCER
RAGING SLOTH

Ein ziemlich ausgefallenes knietiefen Metalunderground repräsentierendes Doom-Dreierpack stellt sich am Tag der deutschen Einheit in der Goldgrube Kassel vor. EREMIT, die ich bereits im letzten Jahr dort bewunderte sind Headliner und stellen ihre neue frisch im Juni 2024 veröffentlichte 2-Song EP 'Rise Of The Ruan Ankh' vor, zunächst spielen zwei Supportbands, deren Stile kaum weniger Spannung versprechen. Pünktlich gegen 20:00 Uhr eröffnen statt RAGING SLOTH die sich seit immerhin einem Vierteljahrhundert auf Sludge-Doom-Terrain bewegenden zu den ältesten Formationen dieser Extrem-Stilrichtung in Brunswick (Niedersachsen) beheimateten SPANCER den Abend. Die Goldgrube ist am 3. Oktober dem Tag der deutschen Einheit trotz solcherart schrägem sein spezielles  Fanklientel versorgenden Band-Line Ups besser als erwartet mit nach und nach eintrudelnden Fans gefüllt. Etwa 140 Nasen sprechen selbst feiertagsbedingt für den Ruf einer bewährten Location!

SPANCER
Obwohl bereits im Vor-Millenniumsjahr 1999 gegründet, sind SPANCER nach wie vor hierzulande recht unbekannt, da ihnen weder Image noch Hype geschweige wechselhaft kommend und gehende Trends völlig schnurzpiepegal sind. Was allein zählt ist die pure Lust am katharsischen Doom – gefühltes Durchleben tiefer Täler von Schmerz, Qualen, Mitleid, Schrecken, Furcht und Schauder – Tragik verbunden mit darauf erfolgender Läuterung der Seele. Die schwerste zugleich emotionalste Form harter Stromgitarrenmusik in ungeschönter Form. Alle Fünf Musiker harmonieren kraftvoll dynamisch als Gesamteinheit wie eine bestens geölte mit kraftvoll pumpenden Motoren laufende Maschine.



Gegen den von SPANCER unmittelbar auf den Punkt komprimierten Druck bei Schwerkaliber-Planierraupen wie „Serpent Blue“ oder „Mermaid Yell“ muten Genreverwandte, deshalb aber keinen Deut schlechtere Acts wie IRON WALRUS geradezu griffig-melodisch an. Frontmann Markus Münz gebärdet sich wie ein Derwisch auf der Bühne, setzt mit extrem gedehnt heißeren Shouts Akzente, an das Level kommen nur wenige heran. Schwere, alles niederdrückende Gitarren, angetrieben durch wuchtiges Drumbeats reißen das spätestens nach etwa fünfzehn Minuten heftig in Bewegung kommende Publikum aus den Schuhen, die Band liefert einen durchweg in die Magengrube hauenden Set inklusive zugehörig dynamischer Bühnenperformance, bei dem sich sagen lässt: „Whimps and Poser – leave the Hall!“

Statt weiter gut in der Zeit zu liegen, kommt es vor dem zweiten Act zu einer das Billing etwa 20 - 30 Minuten im Zeitplan nach hinten schiebenden Verzögerung.

RAGING SLOTH
Der Mittelpart im Billing zwischen zwei Niedersäschischen Bands gehört den Münchener Gästen. RAGING SLOTH seit 2018 als jüngste aller drei Bands aktiv, sind wiederum ein völlig eigenes Ding für sich, die drei erzeugen übelst fiese Zerrbilder des Abgrundes ein brutal räudiger Sludge-Doom-Bastard aus fast schon hypnotischer Trägheit in Fusion zu exzessiver Black Metal-Raserei sowie langgezogen heißerer, menschlichem Urinstinkt freien Lauf lassend heißeren Growls, so lautet das Rezept des im Stil wie eine sich kreuzende Fusion bedrohlicher UFOMAMMUT und knüppelnder Y.O.B. klingenden Münchener Trios. Seit 2018 bestehend, nehmen sie ihr überschaubares Fanklientel mit auf groteskenTrip zwischen Wahnvorstellungen, Fieberträumen, erzeugen Dystopische Zerrbilder und intensive Urgewalt dunkler Kräfte gepackt in Geschichten aus grauer Vorzeit.



All dies bildet einem gewaltig saugenden Moloch beißender Finsternis, der seine Anhängerschaft in Kassel (einschließlich auch schon mal zwischendurch parallel zueinander in der Senkrechten hoch gerissener Gitarren) zweifellos beglückt, was der Gig des effektiv aufeinander eingespielten Trios bestätigt, aber nicht jeden für sich einnehmend Meinungen spaltet.

Bevor EREMIT in den Abend einsteigen, gibt es erbeut eine unnötig sich hinziehende 30 Minütige Umbaupause. Am Anfang ist der mit zusätzlichen Verstärkern erzeugte Gesamtsound noch nicht wie gewünscht optimal eingestellt. Mit viel Verspätung etwa gegen 11:20 Uhr starten EREMIT endlich, womit sich für meinereinen mehr als nur andeutet bereits früher als normal ursprünglich beabsichtigt die Location verlassen zu müssen, um noch zeitig heimzukommen, es heißt Abschlußvorbereitungen für's KIT RISING treffen..!

EREMIT
bleiben ihrem Konzept auch bei den zwei neu vorgestellten Stücken des aktuellen 2-Tracklings in aller Konsequenz treu. „As Two Armies Converge“ und „To Face an Enemy Unknown“ beinhaltet wieder alles was den Sound von EREMIT prägt: Bedrohlich erdrückend von Beklemmung, Schwermut, Einsamkeit verbunden mit Erforschung unbekannten Terrains, wenn der aus Ozeantiefen entstammende sein Leben dort zunächst verbringende Eremit noch nie dagewesen unbekanntes Land erreicht. Spirituelle Reise zu den Abgründen der Seele eines rast- und ruhelosen Einsiedlers, der ständig auf der Suche nach sich selbst neue Welten erforscht. Nahtlos an alles bisherige von EREMIT aknüpfend hinterlässt das neue Songmaterial ein ergriffennes, restlos überzeugtes und staunendes Publikum.

Als Zugabe gibt’s noch ein drittes weitere etwa 30 Minuten umfassendes Stück, da die neue EP sich auf nur ca. 35 Minuten Spielzeit erstreckt, die anschließend völlig reichen, um einen Headlinerset auszufüllen, das tun die seit 2015 bestehenden Osnabrücker Psychedelic-Sludge-Doomer EREMIT zur Genüge. Verstärkt durch Christian „Walli“ Wallenstein der auch bei den Thüringer Stonerdoomern VAST PYRE hinterm Schlagzeug sitzt, erzeugen EREMIT neben bleischwerer Atmosphäre enorm Druck, genau davon lebt dahinter stehendes Konzept. Der gesamte Saal ist dichte, sich zähfließend langsam auflösende Nebelsuppe gehüllt, wie sich die Musik erst nach geraumer Zeit ihrer Anhängerschaft nun dafür allmählich umso mehr öffnet. Ein kleiner Planet im Weltall wird zur gewaltigen-kosmischen Supernova!

10 Eremit1

Als echte Neuerung findet ein Saxophon Aufnahme in den Set. An den Trompeter wurde auch gedacht, der einzeln wie synchon zusammen mit Sänger/Gitarrist Moritz Fabian harmonisch disharmonische Töne und Klangstaffetten erzeugt. Gesanglichen Gegenpart steuert Gitarrist Pascal Sommer als Gegenüber von Moritz Fabian bei. Des letzter genannten auffällig hippylike gemustertes Hemd inklusive Gesamtoptik sorgt für den Hingucker des Abends. Schräg und irgendwie passend.

Nach zwei Songs ist es bereits 23:55 Uhr. Fett durch's Ambiente dröhnender Applaus bestätigt den Sonderstatus von EREMIT. Ein Blick auf die Uhr, zeigt es wird spät. EREMIT geben noch Zugabe, 30 weitere Minuten sind hierfür  mit einzurechnen. Da es zeitlich fast schon viel zu weit nach hinten verschoben wenig Sinn macht viel länger und gedehnt später als nötig zu bleiben, fällt die Entscheidung, das Ambiente schleunigst gegen 0:07 Uhr zu verlassen...

Schlussresumeé:
Zurück bleibt ein Konzert gemischter Gefühle, das mit SPANCER einen guten Opening Act beinhaltete, in RAGING SLOTH speziell dafür geeichtes Fanklientel ansprechend einen über weite Strecken oft gleichförmigen Mittelact zur Entfaltung kommen ließ, während beim zeitlich überzogenen Headliner Auftritt von EREMIT auch ohne schleichend in die Nasenporen dringendes Grastütchenaroma tonnen schweres durch den Raum wummerndes Psychedelic Sludge-Doom-Feeling überwog, das seine Anhängerschaft betäubend hypnotisierte, mit bitterem Beigeschmack, was durch lange  verzögerten Soundcheck und technische Ungereimtheiten zu ungewollt früherer Abreise zwang. Dieser schräge Konzert-Abend mit drei ganz seltenen Doomacts in Kassel bleibt als kurios-nebulöser nicht  vollständig zufriedenstellender im Gedächtnis.

Fotos und Bilder: Michael Toscher

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.