AXEL RUDI PELL - Saarbrücken
Konzert vom 16.10.2024
Support: FIGHTER V
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AXEL RUDI PELL
FIGHTER V
Bei dem Bochumer läuft alles streng getaktet, so auch die Tourlegs nach dem Release jedes zweite Frühjahr. Wie üblich stand die saarländische Hauptstadt im zweiten Teil an, durch die Corona - Verschiebungen gastierte AXEL RUDI PELL in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in der dortigen Garage. Und wer so sein Programm durchzieht, der nimmt auch mal in Kauf auf Aushilfsmusiker zurück greifen zu müssen, doch pünktlich zu der Rundreise wurde BOBBY RONDINELLI der im Sommer pausierte wieder fit. Mit dem seit zehn Jahren eingespielten Ensemble konnte wenig schief gehen. Oder doch, EVERDAWN mussten ihren Supportslot canceln, so dass die Chance für FIGHTER V gekommen war, die beim letzten Mal kurz davor selbst absagen mussten.
FIGHTER V
Für die Schweizer wurde der Support Slot fast schon zur Tragik, weil dieser während Corona mehrfach verschoben wurde und als es nach drei Jahren endlich ging, musste die Band passen. Für diese Tournee waren zuerst EVERDAWN angedacht, doch das eigene Schicksal erwies sich hier als Zufall, der den Fünfer doch noch auf die Tour spülte. Da muss man klotzen, nicht nur kleckern, was sich schon am Bühnenbild bemerkbar machte, überall Glasgehäuse mit Bandlogo, darunter Ventilatoren für den besseren Haarflug. Und die zwei weißen, innenbeleuchteten Keyboardhalterungen in V-Form machten ordentlich was her und zeigten schonmal die Attitüde.
Die war nämlich knietief in den Achtzigern verhaftet, tiefer als es der Headliner je schaffte. Klar waren die Tastenklänge cheesy, aber dadurch sehr authentisch und steigerten die Zugänglichkeit der Stücke. Bestes Stadionfutter, das auch in der Art und Weise dargeboten wurde. Optisch setzen die Jungs dem Bühnenbild noch einen obendrauf und agierten alle in geöffneten Oberteilen, besonders bei Sänger Emmo Acar sprießte das Brusthaar.
Der hatte als gebürtiger Saarländer an dem Abend ein Heimspiel und auch einige Fans im Publikum. Mittlerweile ist der frühere MAD MAX-Mann überall unterwegs. Das nicht nur karrieretechnisch, sondern auch auf den Brettern, als Frontmann wusste er die Bühne mit seiner Präsenz zu füllen. Ob mit oder ohne Mikroständer, das Register an Posen beherrschte er komplett und war durchgehend um Draht zum Publikum bemüht.
Bassist Roman Stadler stand dem in nichts nach und ging mit breitem Schritt tief in die Hocke, während er sein Arbeitsgerät in allen erdenklichen präsentierte. Mit den mitgebrachten Kästen wusste er auch einiges anzufangen, neben Matte nach hinten blasen lassen, konnte man sich da auch wunderbar drauf stellen. Das tat auch Sechssaiter Valentin Lobe, doch in Sachen Stagacting hielt er sich etwas zurück. Seine Riffs kamen zwar punktgenau und in den Soli wusste er sehr zu gefallen, aber dabei hielt er seine Axt recht hoch geschnallt eng am Körper und war deutlich auf sein Spiel konzentriert.
Da bot Schlagzeuger Lucien Engloff wesentlich mehr Schauwerte, zwischen jedem jedem Schlag auf sein Kit ging der jeweilige Arm weit hoch. Da durfte die Stöcke auch gern mal rotiert werden und seine Positionierung erlaubte es seinen Mitstreitern viel gemeinsam mit ihm zu zocken, während die meisten Drummer eher hinter der Band sitzen. Mit „Eye To Eye“ von „Heart Of The Young“ legten FIGHTER V los, gefolgt von Debüttiteln wie dem programmatischen „Can´t Stop The Rock“.
Als größer Stimmungstreiber erwies sich „Here I Go Again“, das Acar trotz Erkältung gut rüber brachte, schließlich singst er ja nebenher bei COVERSNAKE. Danach hatte man mit weiteren Auszügen aus dem neuen Werk leichtes Spiel laute Reaktionen, gerade weil das folgende „Speed Demon“ das Pedal gut durchdrückte. „Run N´ Hideaway“ konnte am meisten überzeugen und am Ende sang bei Radio Tokyo“ jeder mit.
AXEL RUDI PELL
Punkt 21 Uhr gingen die Lichter aus, das Intro fiel für die Verhältnisse recht noisig-modern aus, und sofort steigerte sich die Stimmung, als die Herren nacheinander die Bühne betraten und los ging es mit dem Opener vom aktuellen Album. Das könnte man fast schon als Blaupause bezeichnen, funktioniert aber wie immer wunderbar. Die Truppe war sofort in ihrem Element, noch vor dem ersten Chorus kippte Ferdy Doernberg zum ersten Mal seinen vorderen Synthesizer, den er im Verlauf des Sets auch mal umher trug und vorne an der Rampe aufbaute.
Das zeigte die Spielfreude, welche die kompletten fast zwei Stunden auf der Bühne spürbar wurde. Was der Fünfer da abzog war einfach unglaublich, das Grinsen war jedem einzelnen nicht aus dem Gesicht zu kriegen. Da wurden Späße miteinander getrieben, wie das Duell der Publikumsreaktionen auf den jeweiligen Seiten oder die genüsslichen Plaudereien von Axel mit Sänger Johnny Gioeli. Jener lief von Mitmusiker zu Mitmusiker und ließ sich an deren Instrument instruieren und steuerte ein paar Töne bei. Das Phantastische war, dass sie dabei stets den Song hielten und unbeirrt weiter zockten.
Natürlich war der Frontmann der Chef im Ring wie immer in den mehr als 25 Jahren, die er mit dem Blonden durch die Welt zieht. In der Rolle einfach eine Naturbegabung, dem das Spiel mit dem Publikum ebenso lag wie das mit den Stimmbändern. Was er da heraus holte lässt einem den Mund nicht mehr zukriegen. Weit und kraftvoll röhrte er seine Vocals raus, sein raues Timbre ging unter die Haut und oft hielt er den Ton ewig lang. Sicherlich hat er optisch ein hohes Lungenvolumen, aber das war schon beeindruckend, vor allem weil Gioeli alles perfekt phrasierte und jeder Note ihren Charakter verlieh.
Seine Entertainerqualitäten standen da wenig nach, schon wenn er wie ein hechelndes Hündchen mit heraus hängender Zunge auf die Bretter stürmte. Dieses Augenzwinkern kam ihm nie abhanden, ebenso das Tempo mit dem er am Rand entlang hetzte, dabei immer die Zuschauer anfeuerte. Bei ein paar war das leider nötig, andere hingegen gaben ebenbürtig Gas, sehr zur Freude des Sängers.
Natürlich fraß ihm die volle Halle aus den Händen und lieferte die entsprechenden Reaktionen. Es war ihm auch hoch anzurechnen, dass er sich bei seinen Anhängern ausgiebig bedankte, dass sie ihm das Leben auf Achse ermöglichen, wo er das tun kann, was er so liebt. Glaubwürdig kamen die Worte rüber, bevor er mit allen Anwesenden den LEONARD COHEN-Klassiker anstimmte.
Vor allem Volker Krawczak folgte ihm auf dem Weg nach vorne, wo auch der Bassist immer viel Blickkontakt mit den Zuschauern hielt. Der ewige AXEL RUDI PELL-Mitstreiter lieferte wieder ein solides Gerüst und ließ seinen Viersaiter mächtig pumpen. Gerade in den Solopassagen übernahm er die Riffs, um noch mehr Druck dahinter zu bringen. Weiter hinten war auch sein Rhythmuspartner ein Blickfang, sicher einer der versiertesten Drummer. Mit welcher Lässigkeit er die Breaks raushaute und die Lieder antrieb war unglaublich, das sah so leicht aus und doch krachten die Becken richtig, und gerade bei der Tom-Arbeit verfügte er über einen schönen Ton.
Zwischendurch durfte er auch solotechnisch ran, was sich sogar sein Bandchef selbst nicht erlaubt. Wie weiland Tommy Aldridge trommelte er streckenweise mit bloßen Händen, aber eben mit seiner legeren Art um am Ende den großen Gong zu schlagen. Dem Grinsofanten an den Tasten war ebenso ein Solo vergönnt, bei dem er zwischen seinen drei Geräten hin und her pendelte. Er war einfach ein Zeichen der gute Laune, die in dieser Formation steckt und wob dazu einen feinen Teppich auf dem sich die Klänge ausbreiten konnten. Gerade wenn Orgelklänge gefragt waren konnte er sich auch innerhalb der Kompositionen in Szene setzen.
Der gute AXEL selbst spulte sein Soloprogramm innerhalb der Songs ab, mit Begleitung und dafür auch ausgiebiger. Ob der Mann die Finger flott über das Griffbrett gleiten ließ oder mit wunderbar weichem Anschlag den Emotionen freien Lauf ließ, er war stets eine Klasse für sich. Mittlerweile recht hager war aber sein Energielevel umso höher, einen Spaziergang durch den Fotograben hätte man früher nicht bei ihm gesehen. Da wirkte er noch introvertierter, heute unterhält er sein Publikum mehr und konzentriert sich nur auf sein Spiel. Was sicher auch mit dem angesprochenen blinden Verständnis der Musiker untereinander zu tun hat.
Beim Programm setzte man zu großen Teil auf die altbewährten Kracher, die eben immer noch am meisten Stimmung bringen. Unverzichtbar sicher die Zugaben, der Showeffekt mit dem gelöschten Licht funktioniert immer wieder. Ein paar Klassiker rotieren auch, so gab es nichts aus dem Frühwerk, dafür ein weiteres Stück von „Oceans Of Time“. Aus dem aktuellen „Risen Symbol“ kamen zwei Kostproben und ein Beitrag zum Medley, ansonsten nur noch ein Song seit „Mystica“.
So stark seine Coverversionen auf den „Diamonds Unlocked“-Scheiben sein mögen, ob es wirklich zwei hätten sein müssen, sei dahin gestellt, und dann keiner von ABBA. Egal, das Publikum zeigte sich geschichtsbeflissen und feierte diese mächtig ab wie auch die eigenen Songs. Am Ende stand die Uhr bei fast zwei Stunden Spielzeit, so lange hat es AXEL RUDI PELL schon lange nicht mehr in der Garage ausgehalten, die sich an dem Tag auch klanglich in starker Verfassung zeigte.
Setlist AXEL RUDI PELL:
Forever Strong
Wildest Dreams
Strong As A Rock
Voodoo Nights
Hallelujah
Oceans Of Time
Mystica
-Drum Solo-
Darkest Hour
Carousel
-Keybaordsolo-
The Line
Beautiful Day
The Masquerade Ball/Casbah/Ankhaia
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Fool Fool
Rock The Nation
Alle Bilder von Denise Albert