DEEP IMPACT 2004 - München, Kultfabrik


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Bands: GOTTHARD, TNT, PRIMAL FEAR, DARE, KINGDOM COME, FATE, MIDNITE SKY, ROUVIAN FLAVE
Festival vom 24.07.04

Homepage:
www.deep-impact2004.de

Irgendwie war an diesem Wochenende der Wurm drin. Ich musste ausgerechnet schon am Freitag zum Urlaubsbeginn von Opel und Ford gen Süden fahren. Vier Stunden durchstauen bis zu meiner Zwischenstation bei Radio Melodic in Filderstadt, wurde mir nur „versüßt“ durch den Stau auf der A 6 direkt entlang der Haupttribüne des Hockenheimrings, wo gerade ein freies Training der Formel 1 Piloten stattfand. Zu Hause bei Frankfurt war dafür gerade ein Unwetter dabei, meinen Keller unter Wasser zu setzten. Das Mistwetter begleitete uns beide dann am Samstag auf der Fahrt nach München und was soll ich sagen auch während des gesamten Festivals.
Das Festivalgelände des Deep Impact Festivals, die Kultfabrik, war schnell gefunden. Es handelt sich hier um einen Industriepark. Die Bühne befand sich direkt am dortigen Rockclub Garage, der auch als Backstage- und Dressingroom diente. 
  
Unser „einchecken“ um 12.30 Uhr ging am Eingang relativ schnell von Statten. Dann erst mal ab in den Pressebereich, wo uns eine überaus freundliche Promotorin empfing und uns gleich über die um 13.00 Uhr anstehende Pressekonferenz mit TNT, Fate, Dare und Primal Fear informierte.
Und da war er auch schon, der erste Interessenkonflikt. Wollte ich doch unbedingt die Heavyrock Newcomer Midnite Sky sehen, die nach der Absage von Skew Siskin ins Billing gerutscht sind.
O. k., durch meine Entscheidung der Pressekonferenz beizuwohnen, habe ich letztendlich die beiden Opener Rouvian Flave und eben Midnite Sky verpasst, sorry Jungs! Bei den letztgenannten soll ich trotz gekürztem Set richtig was verpasst haben, Shit happens!
 
Auf der Pressekonferenz in einem gesonderten Raum der Nachtkantine, einem New Art Restaurant unweit der Bühne, gab’s dann erst mal eine kleine Ernüchterung.
Zur angekündigten Pressekonferenz erschienen neben Mario Lehmann vom Label MTM nur eine handvoll Schreiberlinge und auch „nur“ Pete Steiner (b.) von Fate und Ronni Le Tekro (g.) mit Diesel Dahl (dr.) von TNT. Das Fehlen von Dare und Primal Fear löste selbst bei der Promoterin fragendes Erstaunen aus.
Ebenso das schnelle Ende der Presseshow, da nach 10 Minuten alle Fragen gestellt und beantwortet waren.
Neben ein paar Worten zur Reunion gaben Fate u.a. bekannt, dass man derzeit an neuen Songs für eine CD arbeiten würde. TNT gaben u. a. Auskunft über die Wichtigkeit von Festivalauftritten. 
 
Der Presseraum leerte sich danach recht schnell, als erneut die Tür aufging und alle drei Bandmitglieder von Dare im Raum standen und nach der Pressekonferenz fragten. Franky von Radio Melodic und ich nahmen natürlich kurzerhand das Angebot eines jetzt quasi exklusiven Interviews an.
Zurück an der Bühne stand bei den ersten Klängen von Fate schon das nächste Interview für uns an.

Ein sichtlich genervter Lenny Wolf (voc.) von Kingdom Come empfing uns Backstage in der Garage und gab bereitwillig Auskünfte über vergangenes und zukünftiges.
(Anm.: Auszüge von allen unserer geführten Interviews sind zu hören bei Radio Melodic in Sendung 64 bzw. die kompletten Interviews von Midnite Sky, Dare und Kingdom Come sind bei uns nachzulesen).
 
So und jetzt zu den Shows.

Begonnen hat mein Live Erlebnis am heutigen Tag mit Fate, die ich während des Interviews schon angefangen hatten. Anlässlich der MTM Classix Re-Release Serie wurde das 86er Album „ A Matter of Attitude“ der Dänen neu aufgelegt.
Dies hat die Band offensichtlich zu einer Reunion animiert, die hier auf dem Festival offiziell stattfand.

Die Show an sich hatte einen guten Sound zu verzeichnen. Die Band zeigte sich gut aufeinander eingespielt, wobei der Sänger aber des öfteren etwas daneben lag. Ob es an seinem agilen Stageacting lag, kann nur er sagen.
  
Jetzt schickten sich die Mannen von Kingdom Come an, die Scharte vom diesjährigen Bang Your Head auszumerzen, wo Lenny’s Stimme gänzlich versagte hatte.
Schon nach den ersten Takten wurde klar, warum er vor dem Gig u. a. sehr ungehalten war. Er selbst musste diesmal die Rhythmusaxt in die Hand nehmen, da sein etatmäßiger Gitarrist in den Staaten weilte. Zudem bereitete ihm seine Stimme mit laufender Spielzeit wieder einige Probleme.
Die anfänglich gute Stimmung in den ersten Reihen wurde dann aber offensichtlich durch den sich ankündigenden Regen etwas abgekühlt. Zwar versuchte Lenny das Publikum durch einige Ansagen, u. a. den live übertragenen Geburtstagsgruß für Oma Lotti, weiterhin zu animieren, was jedoch nicht so ganz gelang. Ob es vielleicht auch an der mit wenigen Highlights gespickten Setlist lag?
Direkt nach den letzten Takten öffnete dann der Wettergott seine Schleusen.
   
Die Schleusentore wurden auch nicht für Dare geschlossen, die hier ihren wohl einzigen Europagig in diesem Jahr spielten und den auch noch mitfilmen wollten.
Hatten sich die Fans in den ersten Reihen ein Plane besorgt, um sich vor der Sintflut zu schützen, erlebten die Fans dahinter einen kleinen Weltuntergang. Das tat der Megastimmung während des gesamten Sets aber keinen Abbruch.
Irgendwie bekam man das Gefühl, als wären die Leutchen heute nur wegen dieser Band gekommen. Bei besten Soundverhältnissen, einer absoluten Spiellaune und einem immer lächelnden Darren Wharton (voc.) in Bestform legte man den Schwerpunkt des Gigs auf das aktuelle Album „Beneath the shining Water“.
Selbst ich als nicht unbedingt der Dare-Fan, muss hier sagen: eine der besten Vorstellungen des Tages.
    
Und jetzt gab es den nächsten, aber letzten Interessenkonflikt für diesen Tag.
War ich doch hauptsächlich nach München gekommen, um mir Primal Fear nach der verpassten Wacken Road Show anzuschauen, musste ich jetzt wählen zwischen der Pressekonferenz von Gotthard und eben den Mannen um Sinner und Scheepers. Mein Kompromiss lautete beides.
Für die ersten beiden Songs ab in den Fotograben, Pics schießen was das Zeuge hält und dann langsam zu den Schweizern, um möglichst viel noch zu hören. Das, was geboten wurde, war bis auf eine Songumstellung die Setlist von Balingen. Langeweile, nee. Druckvoller Sound, eine spielfreudige Band und ein Ralf Scheepers (voc.) in Topform. Tja, leider bekam ich nur die ersten drei Songs mit. Laut Pressekollegen soll der Gig aber sehr gut gewesen sein, auch wenn ein wenig gesampelt wurde und so.
Die „härteste“ Band des Billings gab seinen Fans bei leichtem Nieselregen also das, was man vor ihr gewohnt ist – das volle Brett.
 
Ganz anders als bei der ersten Pressekonferenz des Tages, war es bei Gotthard in der Nachtkantine brechend voll.
Ein nicht enden wollender Fragenkatalog prasselte auf die Band ein, die dazu bereitwillig und in ihrer bekannt lockeren Art Auskünfte erteilte. Zudem wurden gegen Ende die vier neuen Songs des in Kürze erscheinenden Best of Albums „One Team, one Spirit“ vorgestellt. Bei dem ersten Song „Fire & Ice“ handelt es sich um einen genialen Midtempo Stampfer, quasi wie aus alten Zeiten. Song No. 2 und gleichzeitig Namensgeber des Albums wurde als offizielle Hymne der Schweizer Olympioniken vorgestellt. Für mich ein reiner Schunkelsong, der eigentlich nicht zu Gotthard passt. Der dritte Song „Inside Out“ hatte es dann wieder in sich. Ein richtiger Hardrocker mit einer geil gespielten Hammondorgel.
Zum Abschluss dann die nicht fehlen dürfende typische Ballade „What about Love“.
    
Zurück an der Bühne ging es auch gleich nahtlos weiter mit TNT.
Eines vorweg, der angekündigte Livemitschnitt den Norweger dürfte auch ins Wasser gefallen sein, da es auch hier wieder zeitweise regnete.
Bei ebenfalls wieder bestem Sound legte das Quartett den für mich besten Gig des Festivals hin, ohne den anderen Bands jetzt zu nahe treten zu wollen.
Wirkte Ronni Le Tekro (g.) beim Interview noch recht verhalten, gab er hier richtig Gas. Zusammen mit Tony Harnell’s Vocals hatte man das Gefühl, dass sich die Band von Auftritt zu Auftritt zu steigern vermag. Vom Songmaterial her gab es eine ausgewogene Setlist aus alten Klassikern und Songs vom aktuellen Album „My Religion“. Angesteckt von den Reaktionen der Fans vor der Bühne, ging auf der selbigen auch die Post ab. Oder war’s umgekehrt...
Mit dem Auftritt von TNT erklärte sich auch die Anwesenheit von Hells Angels Members aus München im Pressebereich, da Schlagzeuger Diesel Dahl ein norwegischer „Engel“ ist.
 
Nach kurzer Umbaupause, die überhaupt nach jeder Band zu bemerken war, war es dann Zeit für den Headliner des Abends.
Gotthard stürmten im wahrsten Sinne des Wortes auf die Bühne und zeigten von Anfang an geballte Spiellaune. Bei fast gleicher Setlist wie in Balingen, also die „härtere“ Gangart, hatten sie auch gleich leichtes Spiel mit dem Publikum.
Bei dezentem, aber effektiven Licht gaben die Schweizer, dem bis dahin doch immer wieder nach stimmungsgeladenen Gigs der „Vorbands“ und durch den Regen wieder abgekühlten Fans, den Rest. Irgendwie hatte Onkel Petrus da aber auch wieder kein Einsehen mit den Fans, denn er öffnete zur Mitte des Sets noch einmal so richtig seine Tore, um die Jünger vor der Bühne erneut gewaltig abzukühlen.
Da hatte er seine Rechnung aber ohne alle Beteiligten gemacht. Im Kollektiv gaben alle auf der Bühne und davor jetzt erst richtig Gas. Gotthard stellten erneut unter Beweis, das man in der Schweiz die No. 1 und auch hierzulande ein Topact in diesem Genre ist.
    
Bei der anschließenden Aftershow-Party im Rockclub Garage Deluxe befanden wir uns schon wieder auf dem Heimweg, so dass ihr euch an anderer Stelle darüber Infos einholen müsst.

Mein Fazit:
Ein gut organisiertes Festival, ein ausgezeichnetes Hardrockbilling und ein bei allen Bands hervorragender Sound, der bewiesen hat, dass es auch trotz angenehm kurzer Umbaupausen so funktionieren kann.

Für das Mistwetter und das Nichterscheinen der beiden Imbissbetreiber kann man dem Veranstalter keinen Vorwurf machen. Getränke gab es zu zivilen Preisen und ohne lange Wartezeiten. Zudem war auf dem mit insgesamt 90000 qm großen Gelände der Kultfabrik das Parken für 2 €  unweit des Festivalgeländes möglich.
Man kann nur hoffen, dass im nächsten Jahr dieses Festival wieder statt findet und diesmal mehr als nur 800 bis 1000 Rockfans den Weg dort hinfinden, um auf ihre Kosten zu kommen.
  
Setlist:
 
Rouvian Flave:
Liegt nicht vor

Midnite Sky:
Rock the Planet
Web of desire
Go
Let’s talk about me
Goodby to Yesterday

Fate:
Liegt nicht vor
 
Kingdom Come:
Only Rainbows
I Can feel it
Should I
Mother
Do you dare
Didn’t understand
Always on the run
Hope is on fire
Living out of touch

Dare:
Sea of Roses
Srorm Wind
Where Darkness ends
Silent Hills
Someday
Silent Thunder
Abandon
Into the fire
Return the Heart
King of Spages
White Horses

Primal Fear:
Intro
Angel in Black
ChainbreakerSuicide and Mania
Running in the Dust
Heart of a Brave
The Healer
Under your Spell
Metal is forever
Final embrace
Nuclear Fire
 
TNT:
Invisible Noise
As far as the Eye can see
Downhill Racer
She needs me
Seven Seas
Caught between the tigers
Intuition
Listen
Shine on
10000 Lovers
My Religion
Everyone’s Star

Gotthard:
Standing in the Light
Make my day
Come along
Still I belong
Hush
Cheat n’ hide
Let it be
Sister Moon
Human Zoo
Top of the World
Mountain Mama
Movin’ on

One life one Soul
Heaven
Firedance
Mighty Quinn

Foto Mike Langer