ABIGAIL - Kassel

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Konzert vom 12.11.2024
Bands: ABIGAIL, PERPETUAL WARFARE, BLACK MASS

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ABIGAIL
PERPETUAL WARFARE
BLACK MASS

Ein Internationales Dreiländer-Treffen dreier Kontinente fand um einen Tag vorverlegt in Kassel statt. Drei Extremhärtnerbands aus drei unterschiedlichen Ländern und Kontinenten, den USA, Kolumbien und Japan sprich Nordamerika, Südamerika und Asien trafen sich in der Goldgrube Kassel zum bollernden Thrash und Black Thrash Metal-Kräftemessen. Die Goldgrube ist mit nur etwa 60 Leuten zu 1/3 gefüllt. Fast pünktlich gegen 20:00 Uhr geht es los, die erste Band steht auf der Bühne.

BLACK MASS
geben gleich ca. 60 Minuten kräftig Vollgas. Die seit 2012 besthehenden Ami-Blackened Thrasher aus Bosten sind über weite Strecken stark von der frühen KREATOR/ SEPULTURA/SODOM-Phase sowie DARK ANGEL/ SARCOFAGO-Einflüssen geprägt, so klingt ihr Stil über weite Strecken ruppig, zeitweise gar in Hypergeschwindigkeit ausbrechend. Das Trio bildet ein kompakt aufeinander eingespieltes Team, bleibt stark auf die Instrumente konzentriert obgleich Sänger/ Gitarrist Bendan O' Hare zwischendurch gedehnte Kostproben seiner vielseitigen Soliertechnik gibt, wo er sich fleißig an der Sechssaitigen austobt.

Sänger/Gitarrist Brendan O' Hare schreit sich die Lunge heißer, lässt seine füllige Mähne öfter auch mal fliegen. Bassist Cristian Azevedo post in dezenterer Weise, konzentriert auf seinen Bass, während Schlagzeuger Alex Fevel vom Start weg draufhaut was die Klöppel hergeben. Im kultigen 'Magicians Birthday'-Shirt von URIAH HEEP auf der Bühne stehend, wofür ihm der Preis für das originelleste Bühnenoutfit des Abends gebührt, zeigt sich, dass selbst extremste Härtnerbands unabhängig aus welcher Stilrichtung sie kommen, dem unentbehrlich klassischen 70er Helden-Spirit der großen Hard Rock-Meister gebührend Respekt zollen.Wow!

Überraschenderweise ändert sich gerade bei den letzten drei Songs der Stil, wo u. a. aufeinmal viel MOTÖRHEAD-Einfluss oder mal geile Breaks und schöne Melodien im Stil von MERCYFUL FATE herauszuhören ist, und es zeitweise gar in den klasischen Hard Rock/Heavy Metalbereich geht, lassen es die drei nocheinmal richtig nach allen Regeln der Kunst heftig krachen! BLACK MASS reißen zwar nicht den vollen Supergig, doch für einen äußerst gelungenen Auftakt, der Appetit auf mehr weckt, hat's locker gereicht, was auch die Fanreaktionen zeigen, die ihnen respektvoll Applaus zollen.

PERPETUAL WARFARE
denen die nächsten 60 Minuten gehören, wecken das Publikum stärker und sind nach dem Intro und Outro des zweiten 1987 WHIPLASH erschienenen Zweitwerk 'Ticket To Mayhem' benannt ein ganz anderes Kaliber. Name und Ruf dieses verrückten Thrashkommandos sind Programm. PERPETUAL WARFARE gehören zu den wichtigsten Thrashkapellen des Südamerikanischen Kontinents. Kolumbien leidet seit vielen Jahren unter schlimmen Zuständen (Gewalt, Drogenhandel, Dehumanisierung, Korruption ). Soviel angestauter Frust kann nur mit einer Art Musik ausgedrückt werden: Aggressiv rabiat ungeschliffen roh ballerndem Thrash Metal! Die Band tourte bereits mit 35 jeweils ausverkauft meldenden Auftritten durch Südamerika getourt, wo sie mit großen Acts wie ACCEPT, BEHEMOTH, SLAYER und WASP Bühnen teilte, stand auf der 70.000 Tons of Metal-Kreuzfahrt-Bühne und lieferte heftige Abrisse auf dem Knotfest in Mexico und Columbia. Die Inhaltlichen Einflüsse von PERPETUAL WARFARe erstrecken sich über zahlreiche Thrashacts, reichen vom 80er US-Thrash-Wurzelwerk ANTHRAX, DEATH ANGEL, FORBIDDEN, TESTAMENT, EXODUS, MEGADETH, OVERKILL, NUCLEAR ASSAULT, ganz frühen METALLICA, SLAYER, VIOLENCE, WHIPLASH bis SEPULTURA /RATOS DE PORAO und Europa zu DESTRUCTION, SODOM, KREATOR u.v.m. Soviel Bühnenerfahrung macht sich bei den im Regelfall topsicher auf den Brettern in der kleinen Goldgrube agierenden wegblasenden Kolumbianern bemerkbar.

Alle drei Saitenanschläger springen mit ihren Klampfen wie die Flummibälle auf der Bühne herum, feuern knüppelharte Riffbrecher und Filigrane Leadsoli raus. Bassist Wilson Duvan Munoz liefert sich öfter mittendrin ulkige an Scott Ian erinnernde Tanzeinlagen verzieht sein Gesicht zu irren Fratzen und post mit dem Langholz genauso exzessiv eiw ein Top-Gitarrist, er bearbeitet seinen Bass beinahe wie Tom Arraya und hält ihn des öfternen demonstrativ wie das Vorbild aufrecht in die Luft. Drummer Esteban Diaz gibt soviel Schlagzeugpunch als würde er sein Drumkid jeden Moment im Boden versenken! Sprüche wie: „Kaaassseeellll“ are you ready for us?“, gefolgt von Ansagen zu massiv alles niederreißenden Zerstörern wie „Showbixxx“, „The Magalodon“, „A.C.A.B. (Total Hate“) von Frontmann Camilo der mit Wilson die Band gründete, ehe im Anschluß das Goldgrubenbühnenplateau mächtig bebt, sorgen für zugehörigen Kick Auffordrungen die Arme hochzureißen, stoßen auf heftig Resonanz wie der Auftritt der sich mit jedem Song steigernden Kolumbianer, denen wie vom Teufel besessen, ein totaler Bühnenabriss gelingt!

Zwei Violent Dancer unweit rechts neben uns hätten gerne ihren Moshpit gehabt, müssen sich aber gewaltig bremsen, weil trotz starkem Resonanzpegels keiner entsteht, so deuten sie ihre Art des Tanzes nur dezent an. Merke hierzu: Eine Fanmeute kann auch ohne durchdrehenden Moshpit Spaß haben, was in der Goldgrube geschieht und sich mächtig dazu austoben, das ist bei PERPETUAL WARFARE mit ihrem technisch vieleitigen Thrashgewitter zweifellos der Fall.

Camilo Andres Munoz hat den irrsinnigen Blick des in jeder Hinsicht völlig durchgedreht Wahnsinnigen auf der Bühne, der einem direkt ins Gesicht springend mitteilt: - Wir machen keine Gefangenen! Technisch auf aberwitzigem Niveau reißen die Kolumbianer die Hütte mit einem durchweg energiegeladenen Auftritt brutal ab! Nach der fetten Session darf sich der Headlining Act warm anziehen. Würde der Headliner diesen Abriss noch toppen?

ABIGAIL
Dröhnen mir bereits im Einspiel von uralte VENOM-Einflüsse entgegen (der Black Metal-Backpatch) auf seiner schwarzgrauen Jeansweste sagt alles (!) kommt dieser Einfluss der bösesten (the Most evil) Band in Japan Live on Stage amtlich zur Geltung. Daneben röhren beim ohrenbetäubend laut rumpelnden 3-Akkorde Oldschool Black-Thrash Geprügel neben VENOM Anteile von MOTÖRHEAD, SODOM, WHIPLASH, EXCITER und BULLDOZER durch's Ambiente, was eine räudig schreddernde Oldschool-Mischung ergibt, deren Abfahrt das verbliebene Restfanklientel eingangs zunächst noch nicht wie gewohnt aus der Reserve lockt, klaffen noch einige Lücken im Ambiente, woran der bärenstarke Abriss PERPETUAL WARFARE deutlich Anteil trägt, weil die Diehardbangerschaft mittendrin Kräfte spart, doch spätestens nach etwa knapp zwanzig Minuten, je länger und wärmer sich die Japaner in den für die 80er art typisch kompromisslosen Rumpelrausch hinein spielen, in aller Regel abholt. Damit retten ABIGAIL ihren anfangs etwas verloren wirkenden Gig gut über die Runden und bringen das Ambiente zum Schluß noch in Zugabeforderungsmodus!

Zwar geht das Trio angeführt vom schwarzmähnigen Frontmann/Bassist Yasujuki Suzuki wesentlich filigraner als die frühen VENOM oder SODOM zur Sache, was raffinessenreich varibler Leadgitarrenarbeit einschließlich heftigem Posing von Axeman Jero zu verdanken ist, doch die Basis bleibt stets gleich. Es rumpelt ausnahmlos flott, räudig Oldschool und wenn das Tempo gebremst wird, animiert es zum Faustrecken. Sicher nicht weder sonderlich neu, noch originell mögen sich einige denken, dafür mit urgewaltiger Kraft aus dem Land der aufgehenden Sonne mit unwiderstehlich schmissiger Dynamik packend vorgetragen, dass es mitreisst!

Was Gene Hoglan für DARK ANGEL war, ist Drummertief Youhai für ABIGAIL. Der Schwarzharige Drummer zieht sich bereits nach dem zweiten Song locker das Shirt vom freien Oberkörper, haut bei jedem Song beständig wie ein Berserker mit gewaltig viel Wumms auf Schlagzeug und Becken dass es scheppert und kracht! Dabei macht er seiner Gitarrenfront soviel Druck unterm Hintern, dass die schon alles aus sich heraus holen muss, um ein sattes Gitarreninferno zu verursachen, das tun sie mit immer besserem Stageacting bei gekonntem Posing das den Originalen ziemlich nahe kommt. Gitarrist Jero post nach allen Seiten, seiner schwarzen Flying V massiv donnernd rumpelige Oldschool-Riffkaskaden entlockend, gegen Ende leistet er sich sogar fettes Propellerheadbanging, wie es im Death Metalbereich Standard ist, gibt häufig Kostproben seines Könnens und lässt sich von Bandmotor Bassist Yasuyuki Suzuki dessen Takte wie aus einem Guss kommen, richtig mitreissen. Das Duo posten im klassischen Stil, agiert als eingespieltes Saitenteam auf der Bühne, Yasujuki's rotzig Krächzend heißeres Organ ist passend eingeölt, spätestens ab der Hälfte der im Regelfall zumeist nur etwa drei bis vier Minuten liegenden Stücke wird auch das anwesende Fanklientel in der Goldgrube spätestens nach den ersten fünfzehn Minuten mit dem infernalischen Japan-Trio warm, das mir neben ihren bereits vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls in klassischer Dreier-Besetzung in Kassel aufschlagenden Landsleuten SABBATH richtig gut gefällt. Je länger die Band spielt, desto mehr wird auch das Publikum mit dem pröttelig verschroben ruppig oldschool rumpenden Songmaterial warm. Stumpf ist Trumpf! Als Schlußabfahrt genau das richtige um nocheinmal voll auf Touren zu kommen.

Am Ende will das Publikum die Band so schnell nicht mehr von der Bühne lassen und echte „Heavy Metal Mothterfuckers“ sollen auch erst dann heimgehen, wenn das Konzert vorbei ist, was allerdings bei einer Zeit um 23:30 Uhr sowie danach (!) mit Zugaben was etwa mindestens weitere 10 Minuten umfasst, realistisch gesehen, unmöglich ist, zumal Gäste von außerhalb zusehen müssen, dass sie noch rechtzeitig die letzte Straßenbahn oder ihren Zug erreichen, mit dem Auto den Heimweg antreten oder gegebenenfalls ein Taxi nehmen um nicht zu spät ins Bett zu kommen, falls am nächsten Tag die Pflicht (Arbeit) ruft!

Rücblickend auf dieses dynamische Triplebilling bleibt festzuhalten:
Die Amis BLACK MASS lagen in der Hypgergeschwindigkeit ganz weit vorne, gingen konzentriert zu Werke, blieben lediglich in Sachen Stageacting stellenweise blass. PERPETUAL WARFARE waren das mörderische Abrisskommando in der Location, spieltechnisch auf allerhöchsten Niveau lieferten die Kolumbianer ein krasses Extrembrett mit entgegen gesetzt zum Opening Act irrsinnig heftigem Bühnenaction, einschließlich halsbrecherischem Stageacting, während ABIGAIL den Begriff Oldschool-Black Metal-Thrash im wahrsten Sinne des Wortes bis zum letzten Ton gefühlt auslebend ins Ambiente trugen – es hat garstig sick gerumpelt!

Feiner Abend in der Goldgrube mit drei unterschiedlichen Bands, die sowohl heftig Thrashend, mörderisch Abreissend und kompromisslos Oldschoolig rumpelnd für jedes Fanklientel der extremen Gangart etwas bereit hielt... So muss das! Am meisten haben trotz massiver Gitarrenwände alle drei mächtig energiegeladene Leistungen bietenden Drummer überrascht. Lob und Danke geht wieder an das freundlich zuvorkommend hilfsbereite Team in der Goldgrube an der Garderobe, Kasse und hinter'm Getränktresen. Diese Livelocation ist und bleibt schlicht unschlagbar, selbst wenn sich an dem Abend nicht soviele Gäste wie gewohnt dort aufhielten, was auch schon mal vorkommt, die circa 60 Anwesenden hatten ihren Spaß.- Knochenhartes und verdammt geiles  Dreierpackage!

Fotos und Bericht: Michael Toscher

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