BETH HART – Mannheim

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Konzert vom 16.11.24

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BETH HART

Im gesetzteren Alter wird man nicht unbedingt ruhiger, man wählt jetzt aber mehr mit Bedacht seine Konzertbesuche aus, und so setzte ich meine Reise zum „Muss-ich-mir-unbedingt-noch-anschauen“ mit dem heutigen BETH HART Konzert in der Mannheimer SAP Arena fort. Bislang hatte ich mich selten im Vorfeld mit Konzertkritiken auseinandergesetzt, aber die Kluft des Erzählten und Erlebten von Bekannten ging mir zu weit auseinander, und da wollte ich schon mal reinlesen, was die Kollegen zu früheren Konzerten so zu berichten hatten. Letztendlich war ich froh, mir mein eigenes Bild von einem BETH HART Konzert gemacht zu haben, und ich verrate es vorweg: ich habe keine der 140 Konzertminuten bereut!

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Punkt 20.00 Uhr startete das Intro, die Band kam danach alleine auf die Bühne und legte mit “Sick” los. Wie zu vermuten war, schritt Beth Hart singender Weise und unter lautstarkem Jubel vom Hallenende aus durch die Reihen, reichte hierbei noch die eine oder andere Hand. Auf der Bühne stellte sie dann zunächst ihre Band vor. Die Musiker, so schien es über das ganze Konzert hinweg, bedeuteten ihr offensichtlich sehr viel, denn am Ende sollte jeder ihre Namen gekannt haben, so oft wurden sie von ihr wiederholt. Bekanntlich haben zum Konzert zugelassene Fotografen nur die ersten 2-3 Songs Zeit, ihre Motive abzulichten. Dies wusste auch die erfahrene Künstlerin und posierte während dem Gitarrensolo von Jon Nichols bei der Blues Ballade „I Love You More Than You’ll Ever Know“ am vorderen Bühnenrand sitzend für den einen oder anderen gelungenen Schnappschuss. So richtig bewusst, dass sie ihre Stücke wirklich lebt, wurde mir erstmals bei ihrer Country-behafteten Hommage an Johnny Cash bei “Wanna Be Big Bad Johnny Cash” deutlich, übrigens der erste von insgesamt sechs Stücken der neuen, grade erschienenen Platte „You Still Got Me“. Auch hatte sie zu jedem Song davor oder danach eine kleine Geschichte zu erzählen, so auch bei “Bang Bang Boom Boom”, wo sie über ihren Faible für Serienkiller erzählte und erneut, von ihrem Ehemann und Tourmanager Scott Guetzkow als „Security“ begleitet, den Gang durch die bestuhlten Reihen bis hinauf auf die Tribüne machte. Danach jagte ein kleines Highlight das andere. Angefangen mit dem Blues Rocker “Bad Woman Blues”, hierzu wechselte das als Backdrop projizierte Bandlogo in eine 3-teilige Videosequenz, was die Stativkameras auf der Bühne erklärte. Es folgte die neue bluesige Halbballade “Sugar N My Bowl” und das lasziv auf einem Hocker sehr emotional intonierte MELODY GARDOT Cover “If I Tell You I’m Love You”.

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Ihre Songs eignen sich natürlich perfekt für eine Begleitung durch ein Klavier. Diesen Part übernahm sie selbst ab dem BOBBY “BLUE” BAND-Cover “I’ll Take Care Of You”, übrigens eine perfekte Umsetzung einer Blues Ballade inkl. einem erneut genialen Gitarrensolo. Das ebenfalls neue Stück “Machine Gun Vibrato” begann mit einer Anmoderation über ihre musikalischen Anfänge und ersten Tränen der Ergriffenheit bei Beth. Beeindruckend auch ihre Klavier-Performance beim schneller als sonst gespielten “Spirit Of God”. Ihr freudiges über die Bühne Hüpfen erklärte dann auch die Angst, die sie vor dem Song hatte.
Die Zeit war jetzt reif für BETH HART’s Klavier Solostücke in Form der gefühlsintensiven Balladen “Mechanical Heart”, einer mit Tränen unterlegten Liebeserklärung an ihren Mann und “You Still Got Me”, wo man sich als Zuhörer fragte, ob sie diesen Lebensmoment gerade eben beim Spielen nochmals durchläuft – Gänsehautfeeling pur! Aber auch die leicht jazzig ausgelegte neue Ballade “Drunk On Valentine” konnte da fast schon mithalten.
Damit es einem nicht zu emotional oder gar eintönig wurde, folgte nun ein Akustik-Set. Hierfür stieg Bassist Tom Lilly auf den Kontrabass um und Schlagzeuger Bill Ransom bekam eigens ein Becken, eine Snare und einige Percussions am vorderen Bühnenrand aufgebaut und verzauberte die Halle gleich mal mit seinem Groove an den beiden Handtrommeln bei “Sugar Shack”. Überrascht war ich zugegeben von der Tatsache, dass sie “Broken & Ugly” von der anfangs ruhigen Originalversion mit ihr an der Akustikgitarre nochmals in einer schnelleren Version spielte und dann vom Publikum abstimmen ließ, welcher Part besser war. Die Mehrheit, mich eingeschlossen, entschied sich für die zweite, fetzigere Version. Noch einmal auf der Bühne kniend und sitzend und vom Kontrabass begleitet erklingt “Leak In This Old” und der letzte neue, schleppende Blues Song “Savior With A Razor”. Mit Standing Ovations ging es nach zwei Stunden in die Zugabe, und die wurde noch einmal richtig emotional. Tilly legte für “Wonderful World” den Bass zur Seite und spielte Keyboard und Beth ging von der Bühne, um einen weiblichen Fan zu umarmen, der zur Bühnentreppe gelaufen kam. Und auch Beth konnte ihre Tränen zum Abschluss von “Thankful” nicht halten, das sie alleine mit Nichols akustisch performt hatte.

Die Halle tobte noch einmal zum Abschluss, und sichtlich gerührte, aber auch freudige Musiker als auch Fans machten sich auf ihren jeweiligen Weg.
Das war mal wieder ein Konzerthighlight, und da bin ich mir sicher, nicht nur für mich.

BETH HART Setlist:
Sick
I Love You More Than You’ll Ever Know
Wanna Be Big Bad Johnny Cash
Bang Bang Boom Boom
Bad Woman Blues
Sugar N My Bowl
If I Tell You I’m Love You (Melody Gardot Cover)
I’ll Take Care Of You (Bobby “Blue” Band Cover)
Machine Gun Vibrato
War Mind / Rub Luck For Luck
Spirit Of God
Mechanical Heart / You Still Got Me
Drunk On Valentine
Sugar Shack
Broken & Ugly
Leak In This Old
Savior With A Razor
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Wonderful World
Thankful