IRON MAIDEN - Gelsenkirchen


Konzert vom 11.07.2025
Support: AVATAR

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IRON MAIDEN
AVATAR

IRON MAIDEN – Run For Your Lives World Tour 2025-2026
50 Jahre IRON MAIDEN anlässlich eines halben Jahrhunderts Bandbestehen hegen hohe Erwartungen. Würden IRON MAIDEN ihre im Vorfeld angekündigte Klassiker und Raritäten-Setlist spielen? Im Rahmen umfangreicher Stadien-, Festival- und Arena-Shows kommt in Europa kommt Deutschland in den Genuss von sechs Tourstopps. Die Jubiläumstour startet in Gelsenkirchen, weitere Touretappen sind Bremen, Frankfurt, Stuttgart, Berlin und endet mit dem 2. Auftritt als Zusatzkonzert in der Bundeshauptstadt, (ebenfalls auf der Waldbühne) Berlin.

Gestern war es endlich soweit: 50 Jahre IRON MAIDEN und ich war schon das ganze Jahr gespannt wie ein Flitzebogen... Pünktlich am Veranstaltungsort der Veltins-Arena Gelsenkirchen (= Fußballstadion des FC Schalke 04) eingetroffen, begaben wir uns nach kurzem Einparken und Fahrschein ziehen am Automat direkt dorthin. Wunderte sich meinereiner zunächst erstmal, darüber, dass vorne bei den Eingängen kein Shirt-Stand auszumachen war, fanden wir ihn etwas versteckt auf Hinweis eines Bekannten auf der linken Seite neben dem Getränkestand. Bei der Menschenmasse deren Interesse Shirts, Kapus, Patches und anderem Merch galten, verwundert es nicht, dass man erstmal genauer danach Ausschau halten musste. Etwa 50.000 Leute passen in die gute besuchte Veltins-Arena Gelsenkirchen, bereits am frühen Abend herrscht viel Betrieb, doch bevor das Gelände betreten wird, heißt es zunächst einmal den richtigen Eingang in das große Areal zu finden.

AVATAR
Zunächst heizen gegen 20:00 Uhr AVATAR, ein Supportact als Vorgruppe aus Schweden die Stimmung an. Zwar wusste meinereiner schließlich weder mit der Musik der Schweden einschließlich albernem Gehabe auf der Bühne nichts abzugewinnen, doch einem nicht geringen Teil der Leute gefällts die mehr auf modernere Spielarten des Heavy Metal stehen - für mich echten Oldschooler pures Gift! AVATAR haben seit geraumer Zeit extrem an Bekanntheit zugelegt, bekommen zumindest von einem Teil der anwesenden Besucherschaft Applaus, was trotz überzogener Ansagen plus reisserischer Performance aufgrund hoher Spielfreude einschließlich BühnenHeadbanging nicht unverdient ist, - MAIDEN hatten was den Anheizerjob angeht schon sehr viel schwächere Vorgruppen - der andere Besucherteil wartet nur auf eine - IRON MAIDEN! Der Rezensent gehört definitiv zu letzterem Teil.

Allem voran der (zumindest rein optisch betrachtet) einer Kreuzung aus Marylin Manson trifft Alice Cooper extrem ähnlich sehende Sänger versucht das Publikum permanent durch markige Sprüche und gebrochenes Deutsch einschließlich lustig vergnügter Ansagen zu motivieren, was auf Dauer einschließlich draller Grimassen irgendwann anfängt auf den Zeiger  zu gehen, dazu kommt der einem AVATAR (Rollenspiel-Charakter) wie aus einem per PC abrufbaren Abenteuer-Fantasy-Rollenspiel erscheinend auf modern getrimmte PlastikSound einschließlich markiger Sprüche „We are all Metal Family“ und „wollen alle gemeinsam rocken“ (zu AVATAR? Neee, danke!) so nett das gemeint sein mag - es gibt Unterschiede. Metalheads von meinem Kaliber wollen nicht mit „Metal-Touristen“ im Hawaii-Hemd, Büro-Outfit, Sandalen u. a. Kitsch in eine Schublade gepackt werden... Kurz vor Schluß kommt der vielleicht bekannteste, das Spektakel in fünf Worten auf den Punkt gebracht beschreibende AVATAR-Songerguss „Welcome To The Freak-Show!“ Aha, Oho, und siehe da: Wenige Minuten nach gebrachter Zugabe ist die Freakshow dann auch beendet...

Eddie hat befohlen: Keine Handy's zücken, Konzert mitnehmen, den Wunsch der Band respktieren. Die meisten halten sich dran, ein Teil Idiotenvolk fällt negativ aus dem Rahmen... deshalb ist man zwischendurch gezwungen da auch mal ein Machtwort zu sprechen, um dies zu unterbinden, schließlich will man was vom Konzert sehen/ bzw. mitbekommen, erforderlichenfalls auf Teufel komm raus rocken! Hier das offizielle IRON MAIDEN-Band-Statement dazu: „Wir möchten wirklich, dass die Fans die Konzerte hautnah genießen, anstatt sie nur auf ihren kleinen Bildschirmen zu sehen. Das Ausmaß der Handynutzung heutzutage mindert den Spaß – für die Band genauso wie für andere Konzertbesucher. Wir hoffen, die Fans haben Verständnis und lassen die Handykameras aus Respekt vor der Band und ihren Mitfans einfach mal stecken.  Diese Show ist ein Gesamtkunstwerk – mit Musik, Eddie, Storytelling und jahrelanger Maiden-Welt. Bitte seid dabei. Echt, laut, mit Herz. Nicht durchs Display. Und habt die Zeit eures Lebens. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt, oder?“ Sympathisch freundlicher lässt sich ein solcher Hinweis nicht formulieren. Ein Konzert Live miterleben heißt bewusst mal auf's Handy verzichten, damit Bilder und Gedanken einprägsam in Erinnerung bleiben. Die Maßnahme erfüllt über weite Strecken ihren erforderlichen Zweck, ist aber nicht durchweg realisierbar.

IRON MAIDEN
etwa gegen 21:30 fällt endlich der Vorhang! Die Veltins-Arena ist prächtig gefüllt, allerdings nicht komplett ausverkauft. Zunächst läuft der zeitlose Klassiker der englischen Hard Rockpioniere - UFO „Doctor, Doctor“ als Appetizer vom Band,  anschließend folgen mit „The Ides of March“ das Eröffnungsintro zu „Murders in The Rue Morgue“ sowie der gleichnamige in staubige Hinterhof-Gassen Englands führende Klassiker. sorgt auf Anhieb für Riesenstimmung. Eine mit Klassikern, Gänsehautmomenten gespickte, tief in die Schatztruhen der 80er Bandhistorie greifende Setlist erwartet zahlreich der Band Aufwartung machende Fans. Da ist alles drin, was IRON MAIDEN ausmacht: Spannungsgeladene Musik, Band-Maskottchen Eddie, Storytelling, raumgreifend mystische Atmosphären-Epik, alles verbunden mit der kraftvollen Dynamik des Gitarrenbetonten Heavy Metal...

Ehe es richtig losgeht folgt kurze Vorstellung des neuen für Nicko McBrain als dessen Nachfolger auf dem Drumhocker sitzende Drummer Simon Dawson den Fans kurz vorgestellt, der in der NWOBHM-Combo DEEP SWITCH seine ersten Schritte machte, etwa 20 Jahre bei der Rockband THE OUTFIELD seine Klöppel schwang, bei der Thrashband DEARLY BEHEADED und auch schon bei Steve Harris' außerhalb von IRON MAIDEN aktiv gewordenen Zweitband BRITISH LION als Drummer präsent gewesen ist. „Wrathchild“ und „Killers“ legen auf "The Ides Of March/Murders In The Rue Morgue" fett nach! Binnen weniger Minuten verwandelt sich die Veltins-Arena in einen kochenden Hexenkessel was absolut wörtlich zu nehmen ist – Videoaufzeichnungen belegen es ganz deutlich! „Phantom Of The Opera schlägt als faustdicke Überraschung mächtig im Ambiente ein, der zu späterem Zeitpunkt drei weitere in puren Ecstaserausch versetzende Longtracks folgen... Bei Top eingestelltem Licht & Sound liefern IRON MAIDEN vor etwa mehr als 50.000 Leuten in der Veltins Arena Gelsenkirchen die mit bestens für Konzerte solcherart geeigneten Voraussetzungen zu den sichersten Adressen in Deutschland gehört ein Konzert der Superlative, im riesiegen XXXL-Breitbandkinoformat! So bärenstark habe ich die eisernen Jungfrauen von denen mir kein schlechtes Konzert untergekommen ist ebenfalls noch nie gesehen - Weiter geht es mit gewissem Sprech-Intro „The Number Of The Beast“ kündigt sich an... danach sägen röhrende Gitarren! Jedes Bühnenbackdrop - egal um welchen Song es sich auch handelt, wirkt optisch beeindruckend IRON MAIDEN bieten eine grandiose Show vom Allerfeinsten mit zugehöriger Auswahl an Bombasteffekten, die ihrem 50. Band-Jubiläum mit jeder Sekunde vollauf gerecht wird! In der Veltinsarena herrscht wie es sich für ein pickepackevolles Stadion selbst außerhalb Fußball gehört - Megastimmung!



Alle drei Gitarristen Adrian Smith/Dave Murray/Janick Gers sind hervorragend aufgelegt harmonieren mannschaftsdienlich und sind wie Bandmentor Steve Harris ständig in Bewegung – die Saitenfraktion soliert, rifft, lässt die Äxte nach allen Regeln der Kunst kreischen, quietschen, rotieren. Bandurgestein Steve Harris mit kraftvollen Bassläufen und pumpenden Rhythmen am Viersaiter und der neue seinen Job hervorragend ausführende Drummer Simon Dawson mit kraftvollem Powerpunch bilden eine bestens aufeinander abgestimmte Rhythmusfraktion. Wem es jemandem so präzise gelingt, den 42 Jahre Drumsticks für IRON MAIDEN schwingenden Nicko McBrain zu ersetzen, verdient es volle Anerkennung treu ergebener Fans! Die Sangesqualitäten von Stimmbandästhet Bruce Dickinson, dessen Bühnencharisma schlüft in verschiedene Rollen, einschließlich zugehörigem Outfit - scheinbar nicht von dieser Welt ist, sind über jeden Zweifel erhaben. Der quirlige IRON MAIDEN-Frontmannhüpft wie ein Flummi über die Bühne, ist ein Energiebündel sondergleichen, feuert die Masse samt ausdrucksstarkem Gesang pausenlos an! Überall im Ambiente wohin das Auge blickt, brodelt und gärt es mächtig!

Nach soviel Früh80er-Klassikeralarm ebnen stimmungsvolle Keyboardsilhouetten den Weg für„The Clairvojant“ - erneut tosender Jubel! Danach reist die Zeitmaschine wieder weit zurück zu den 80ern, genauer ins Jahr 1984 zur World-Slavery Tour als Bruce Dickinson zugehörige Maske tragend das Schicksal eines als Göttergestalt verehrten Pharaos in Ägypten erzählend besingt. „Powerslave“ entwickelt hochgradig Spannung – Bruce ist in Topform, hat wie alle Maiden's massiv Bock auf den Deutschlandtourstart in Gelsenkirchen. IRON MAIDEN reissen die gesamte Veltins-Arena bei jeder Songperle durchweg am Stück unwiderstehlich mit! Ausfälle gibt’s keinen, das nicht so pralle „Can I Play With Madness“ wird außen vorgelassen, „Running Free“ auch nicht schmerzhaft vermisst. Bruce Dickinson strahlt über beide Backen, gibt sich zwischenzeitlich vor einer staunenden Fankulisse mit Feldflasche in der Hand immens redselig, sprüht geradezu vor Laune, mit unübertroffenem Charisma bei ständig die Fans pushenden Ansagen, sowie Arme in die Luft reissenden Anfeuerungsaufforderungen „Come On, raise your f....in' Hands!“ und threatralischem Stimmbandvolumen erobert Sir Bruce stimmlich völlig over the Top - die Herzen der großen Fanmasse im Sturm! Aus dem unerschöpflichen Fundus der sieben ersten Alben schöpfend, werden alle Anwesenden Metalfans Zeuge einer denkwürdigen Darbietung.

Was geschieht um 2 Minuten vor Mitternacht? Dann wird es Zeit für den Riffrocker „2 Minutes To Midnight“ danach es ersteinmal ruhig. Bruce schreitet anschließend mit Feldflasche auf die Bühne, spätestens wenn die Rede von Wasser, See und Albatros ist, wird klar, was kommt: Das überlange Monumentalepos „Rime Of The Ancient Mariner“ löst Gänsepelle bis unter die Decke aus. „Run To The Hills“ rockt nach soviel Bombast geradlinig direkt, das gesamte Ambiente singt den Refrain des bekannten Gassenhauers mit (!) dass einem alle Nackenhaare zu Berge stehen (!), nur um einem gigantischen zeitlos viel Magie ins Ambiente verteilendem „Seventh Son of a Seventh Son“ zu weichen. - WOW!

Die England-Flagge mit Eddy als Schwertschwingendem aus allen Kämpfen als Sieger hervorgehendem Soldaten signalisiert: Zeit für „The Trooper“ derart druckvoll rausgefeuert brechen wieder sämtliche Dämme, der Hexenkessel brodelt über! Eddie erscheint auf der Bühne, liefert sich ein Gefecht.... doch er bekommt es mit gleichwertigen Gegnern zu tun! Da zieht selbst das Bandmaskottche keine freundlichen Grimassen mehr - denn Eddie ist voll gefordert! Bruce schwenkt majestätisch den Union Jack! Das Gitarrentriple Adrian Smith/Dave Murray/Janick Gers neben Bassist Steve Harris zielt so manchesmal andeutungsweise auf Eddie brilliert einschließlich phasenweise folgender Seitenwechsel als eingespieltes Team, taktsicher-punktgenau, währenddessen die Meute rockt, headbangt, Arme in die Luft reisst, tanzt, Luftgitarre spielt, alles tobt! Medieval-Klänge in epischer Struktur verbunden mit lauten Glockenschlägen kündigen „Hallowed Be Thy Name“ an, der nächste unverzichtbare (!) Klassiker, wo das Publikum erneut mächtig im Dreieck springend ausklinkt und es kein Halten mehr gibt! Spätestens wenn Bruce ins Mikro brüllt: „Scream for meeee, Gelsenkirchen!“ kommt die treibend schnell rausgefeuerte Band-Signaturhymne „Iron Maiden“.„Oh Well, wherever, wherever you are,Iron Maiden's gonna get you, no matter how far!“

Den Zugabeteil eröffnet Sir Winston Churchill's berühmte Rede, danach tobt (per Videoleinwand gezeigt) die berühmte Luftschlacht über England zum Speedinferno „Aces High“ (Erinnerungen an jene Ära im II. Weltkrieg, als England sich gegen den deutschen Angriff verteidigen musste, verbunden mit warnendem Unterton bleibt das Anti-Kriegsstatement heute aktueller denn je!), entsprechend lautstark und wild headbangend, faustreckend wird das Stück abgefeiert! Der Blick auf die Leinwand zeigt, was passierte: Spitfire's holen deutsche Kampfflugzeuge vom Himmel, während Eddie als einer der Piloten im Cockpit Jagd darauf macht. Danach kommt das treibende „Fear Of The Dark“, eine hübsche Blondine neben mir (von ihrem Lover festgehalten) kann's kaum noch erwarten, dann ist es soweit, abermals gerät das Publikum außer Rand und Band – ohne langes Gerede folgt der unverzichtbare Rausschmeißer „Wasted Years“ wo die gesamte Arena komplett durchdreht! Ein schönes noch einige Minuten verbleibend futuristisches Sci-Fi-Backdrop, der Monty Python-Song „Always Look On The Bright Side Of Life“ und das Angehen der Lichter beenden einen wahrhaft denkwürdigen Abend. - Schicht im Schacht!

Fazit: Was für ein gewaltiger Abriss! Grandios-episch mit gewaltigen, alles niederreisendem Sound! Gelsenkirchen erlebte ein Konzert der Extra-Klasse. Daran gibt es nichts zu rütteln. Wer anschließend nach Haaren in der Suppe sucht, sollte nächstes Mal besser zu Hause bleiben... IRON MAIDEN röhrten druckvoll bis unter's Stadiondach, heavyer und besser denn je! Es war megaphantastisch! Über 50 Euro für ein T-Shirt ließe sich streiten, wem wirklich etwas an der Band liegt, weil 50 Jahre kein Pappenstil sind, für den ist ein Jubiläumsshirt Pflichtanschaffung! Eine sehr vielseitige, neben aktuellem Tourshirt reichlich gelungene Motivauswahl am Merchstand macht die Entscheidung demzufolge schwer.

Wenn IRON MAIDEN es schaffen innerhalb der nächsten Dekade gesund und fit zu bleiben, ist vielleicht auch das 60jährige Jubiläum möglich... es wäre ihnen von Herzen zu gönnen, wünschen und kräftemässig zuzutrauen. Somit steht ein gelungener Tourstart als gewaltiger Triumphzug im Zechenzentrum meiner seit den 80ern unangefochtenen Helden zu Buche. - Glückwunsch zu diesem traumhaften Auftakt! IRON MAIDEN haben's wieder allen gezeigt. - Up, The IRON'S! - Screeeeam For Meeee... - Geeeelseeeeenkiiiircheeeen!!!

Mit erlesener Traum-Setlist feierten IRON MAIDEN und Fans 50jähriges Bestehen:
Intro Doctor, Doctor (UFO-Song)
1. The Ides of March/Murders in the Rue Morgue
2.Wrathchild
3.Killer
4. Phantom of the Opera
5.The Number of the Beast
6. The Clairvoyant
7. Powerslave
8. 2 Minutes to Midnight
9. Rime of the Ancient Mariner
10. Run to the Hills
11. Seventh Son of a Seventh Son
12. The Trooper
13. Hallowed Be Thy Name
14. Iron Maiden
 
Zugabe:
15. Churchill’s Speech/Aces High
16. Fear of the Dark
17. Wasted Years
Outtro: Always Look On The Bride Side of Life (Monty Python-Song)

Fotos und Bericht: Michael Toscher