DANKO JONES - Aschaffenburg, Colos-Saal
Konzert vom 21.04.11
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Bei über 20 Grad an einem Apriltag verspührt man eigentlich mehr Lust, sich in einen Liegestuhl zu hauen oder in den Biergarten zu setzen, als in eine dunkle Halle zu stürmen, weswegen sich der Colos-Saal am Abend des 20. April auch erst kurz vor Beginn um 20 Uhr richtig füllte. Bis zur letzten Minute haben die meisten Besucher wohl noch die Sonnenstrahlen genossen, bevor dann pünktlich die Support Band THE JIM JONES REVUE aus England auf die Bühne kommen. Stilecht mit massig Haargel und Lederjacken bewaffnet, hauen die 5 Jungs puren 50iger Jahre Rock n Roll auf die Bühne. Die Gitarren zeitgemäß etwas heftiger, der Sound etwas lauter und der Sänger mehr am Shouten als lieblich dahinträllernd, dennoch purer Rock n Roll, wie ihn unsere Eltern liebten. Man fühlt sich mehr als einmal auf einem Ball, wie man ihn aus Filmen kennt, wenn man Rupert Orten mit hochgestecktem Kragen beim Gitarrenspiel zusieht. Jede Wette: Gäbe es kein Rauchverbot, hätte dieser Mann auch stilecht ständig eine Kippe im Mundwinkel. Jedenfalls sind die Jungs authentisch und man sieht ihnen an, dass sie den Lifestyle, den sie mit ihrer Musik präsentieren, auch definitiv leben. Negativ dagegen fällt eben Sänger Jim Jones auf, der zwar nicht wirklich schlecht ist, aber doch mehr in sein Mikro brüllt und bei normalen Gesangspassagen dann auch oft nicht richtig zu hören ist. Was der Stimmung auch nicht gerade gut tut, ist die Tatsache, dass der Rock n Roll doch ziemlich eintönig und limitiert mit der Zeit ist. Und wenn eine Band sich diesem Stil verschreibt, ist diese zwangsläufig auch eingeengt und nach einer halben Stunde wird man das Gefühl nicht los, ständig das selbe zu hören. Der Pulk vor der Bühne geht ab, vereinzelt sieht man Leute die nicht aufhören wollen zu wippen und zu tanzen, doch richtig will die Stimmung nicht übergreifen. Wer ähnliche Musik aber eben etwas abwechslungsreicher hören möchte, sollte sich mal die deutschen V8WANKERS anhören. Schlecht waren TJJR auf jeden Fall nicht, doch nach 45 Minuten ist’s dann auch genug.
DANKO JONES glänzen dann erstmal mit Abwesenheit. Normalerweise ist beim Colos-Saal immer Pünktlichkeit angesagt und hier ist auch alles vor dem eigentlichen Beginn um 21 Uhr auf der Bühne erledigt. Doch es erscheint niemand. Um 21:15 gehen dann endlich die Lichter aus und nach einem kurzen Filmmusikintro auch wieder an, um die drei Kanadier auf der Bühne zu präsentieren. DANKO JONES legen direkt voll los und knallen Song an Song ohne Ansprache oder Begrüßung. Als dann als fünfter Song „Sticky Situation“ erklingt, geht dann auch der ganze Saal steil und klatscht und wippt und singt und die ersten Pogos werden angedeutet. Danach ist's Zeit für eine der ausufernden Monologe des Herrn Jones. Er beschwert sich beim Publikum sowie eigentlich bei sich selbst darüber, dass er noch nie zuvor an diesem Ort gewesen war und verlangt sofort, ausgebuht zu werden, was die anwesenden Damen und Herren sich nicht zweimal sagen lassen. Doch danach benötigt der Glatzenträger erstmal wieder einen mentalen Aufbau, den er sich auch gleich selbst verpasst. Jeder anwesende Journalist solle gefälligst schreiben, dass dies die verdammt beste Rock Show des ganzen Jahres sei. Da ich mich selbst nicht unbedingt als Journalist sehe, fühl ich mich jetzt mal nicht angesprochen und sage einfach: Es war die verdammt geilste Rock Show eines Kanadischen Trios, das ich bisher erlebt habe ;-)
Mit „First Date“ geht’s dann musikalisch weiter und auch das sagt dem Publikum wunderbar zu und die Stimmung ist nun wirklich überall ganz oben. Ganz ausverkauft wird der Saal nicht gewesen sein, ich schätze, zwei bis drei Personen hätten noch reingepasst, aber ca. 6000 Personen laut Danko sollte dann doch evtl. etwas überschätzt sein. Er fragt, wer die Dame sei, deren riesiges Porträt an der Wand nahe zur Bühne sei. Als ihm das keiner beantworten kann fordert er, dass sein verdammtes Gesicht verdammt noch mal an die verdammte Wand gehört, wenn sie verdammt noch mal das nächste Mal hier verdammt spielen und präsentiert dazu verdammt lustige Fratzen, wie er darauf posen könnte. Sehr hoher Unterhaltungswert und durch die Ansprache auf die Bilder auch bemerkenswert, dass dies keine einstudierten Reden sind, sondern schön Situationsbedingt und spontan, was eben noch mehr amüsiert. Bei den nachfolgenden Songs werden auch fleißig Mosh-Pits gestartet bevor es mit „Sugar High“ etwas ruhiger zu geht. Danko amüsiert sich noch über einen Typ, der eben nicht so steil geht und meint dann auch, dass er zwar noch Lust habe zu spielen, dieser zugedröhnte Typ ihn aber zu sehr ängstigen würde. Also werden die letzten Songs gespielt und er huldigt mal noch ganz nebenbei viele verstorbene Musiker, darunter CASH oder BON SCOTT und zuletzt noch DIO. Mit einem „This heart goes stronger, this skin gets thicker, this mouth goes louder“ aus dem Song „Bring On The Mountain” verabschiedet sich das charismatische Großmaul mit seinen Bandkollegen schon nach 60 Minuten.
Fünf Minuten gönnen sich die Herren, bis sie sich wieder auf der Bühne blicken lassen und Danko überquert einmal die selbige und erklärt, normalerweise käme er immer von links auf die Bühne und stimmt zu, als ein Besucher meint, er wäre „On the wrong side of the road“. Was dann auch gleich zum nächsten Track „Code of the road“ führt, welchen sicher nicht nur ich für den Favorit in dessen Liederreportoire halte. Es folgen noch zwei Stücke und danach ist dann endgültig Schicht im Schacht. Sicher eine schweißtreibende Show, aber ehrlich: Von jemand, der ständig seine alten Götter verehrt und die Metal Szene preist könnte man schon erwarten, dass er sich auch ein Stück von seinen Helden in Sachen Setlänge abschaut und nicht nach 75 Minuten mit fünf Minuten Pause schon von der Bühne abdampft. Das war dann wohl ein bisschen wenig. Ansonsten hat’s amüsiert, die Leute bekamen auf jeden Fall während der Spielzeit ordentlich rockige Songs geboten und amüsierträchtige Monologe. Bassist JC signierte dann beim Verlassen des Clubs auch fleißig alle Platten und Plakate und posierte noch für Fotos, während es ungewiss bleibt, ob Mr. Jones sich überhaupt noch für die wenigen ausharrenden Autogrammjäger nach fast einer Stunde blicken ließ.