WUCAN - Kassel
Konzert vom 12.10.2025
Support:BASALT
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WUCAN
BASALT
Gaben WUCAN 2023 vor zwei Jahren ein Hammerkonzert in der Goldgrube Kassel, zieht es die Dresdener im Rahmen der Axioms'-Tour erneut nach Kassel. Etwa 120 Gäste sind an diesem Sonntag anwend. Bevor der Hauptact kommt, darf um 20:00 Uhr eine Vorgruppe den Konzertabend eröffnen und die heißt: BASALT.
BASALT
Basalt ist hartes Vulkangestein, ähnlich zähfließend schwer wie es beispielweise im Brunnenbau zu behauen war, klingen die ins Ambiente gefeuerten Riffs während des ca. 45-minütigen Vorprogramms der 2019 in Kassel gegründeten Stoner-Sludge-Doom-Band. Schwerblütig Monolithischer Stoner-Doom mit deutschen Texten, der spielerisch desöfteren an eine wilde Fusion aus BLACK SABBATH trifft KYUSS erinnert, fesselt das früh eingetroffene schon recht zahlreich bei der Vorgruppe anwesende Publikum.
Die Gitarren wummern kolossal intensiv tonnen schwer fett. Stücke wie „Alltag“ geben aggressiv pröttelnd ein immens breites Sprektrum depressiv-traurig bis hin zum Zorn reichend grundlegend ehrlicher Gefühlsregungen über persönliche Themen und Weltschmerz voller Emotionen erfüllt von Selbstkritik mächtig auf die Glocke, zwischendurch geht schnell die Post ab wenn die Band abrupt das Tempo anziehend eine bretthart im Raum rollende Wall of Sound errichtet, doch über weite Strecken bauen sich die Songs zähfließend langsam auf. Nachdem ich die Band schon einmal unter wesentlich schlechteren Voraussetzungen zu extrem spät nachgeschobener Zeit sah, bleibt festzuhalten, die Jungs haben schwer an sich gearbeitet, Stoner-Doom inklusive deutschsprachiger Texte zu einer völlig eigenständigen Mischung ausgebaut, will heißen ihre Nische gefunden. Nach gedehnt zähfließenden 45 Minuten Stoner Sludge Doom ist Schluß. BASALT werden verdient zu Recht mit kräftigem Beifall verabschiedet, überzeugten wie der Bandname selbst in der Tat - schwer!
WUCAN
Mit ihrem breit gefächerten Stil dessen Vielfalt ein immens breit abgestecktes Feld aus Hippie-Rock, Folk-, Einflüssen von Psychedelic Rock, Jazz, Funk, Kraut-Rock und Classic Rock bewirtschaftet, haben WUCAN seit ihrer Gründung zahlreich Fanherzen von Rockfans unterschiedlichster Coleur erobert, da bilden Oldschool Hard n' Heavy-Fans wie meinereiner keine Ausnahme. Dass WUCAN sich schon wie beim ersten Auftritt 2023 in der Goldgrube Kassel wohlfühlen, zeigt sich an extrem intensiv prickelder Liveatmosphäre. Dafür sorgt auch das auf der Bühne stehende Theremin. Ein Gerät das wie eine Holzbox aussieht, mittels Luftschwingungen Töne in diversen Frequenbereichen erzeugt. Im Fokus der Darbietung steht wie gewohnt Sängerin/Bandgründerin Francis Tobolsky, die mit unbändiger Energie ein Tornado auf der Bühne ist. Ihre unglaubliche Präsenz reisst regelrecht mit. Es ist immer ein phantastisches Erlebnis, in WUCAN'sche Klangkosmen einzutauchen, alles um sich herum auszuschalten, sich in die Musik hineinfallen zu lassen, wobei jeder Song sich vom nächsten unterscheidet. Kunst liegt in der Vielfalt, WUCAN machen reichlich davon Gebrauch. Gitarrist Tim George brilliert öfters mit Soloeinlagen.
Das Dresdener Quartett angeführt von Francis Tobolsky, die neben intensiv ausdrucksstark unter die Haut gehendem Gesang wechselweise Flöte, Gitarre und Theremin bedient, Tim George (an der E-Gitarre), Alex Karlisch (am Bass) und Philip Knöfel hinterm Schlagzeug, hat sein Publikum bereits mit dem starken Opener „Spectres of Fear“ vom aktuellen 'Axioms'-Album vollständig im Griff. Weitere Nummern wie „Irons In The Fire“, „Fette Deutsche“ oder das explosive „Pipe Dreams“ bringen mächtig Stimmung in den Saal.
Spätestens wenn Francis die Flöte nimmt, hochreisst und ihr exzessiv Töne entlockt, schwebt ein Hauch von magischem CLANNAD/JETHRO TULL-Feeling durch den Raum, wenn sie im Wechsel dazu die Gitarre bedient wird hart in die Saiten gehauen, während Gitarrist Tim George seiner vielseitigen Solierkunst freien Lauf lässt sich erforderlichenfalls zusammen mit seiner Bandleaderin packende Gitarrenduelle liefert. Bassist Alex Karlisch in einem optisch interessanten fast schon an einen US Schauspieler welcher das nun sein könnte, fällt mir nicht ein, - erinnernden Look und Philip Knöfel, der seinem Schlagzeug mächtig saures gibt bilden eine sicher kraftvoll und straight agierende Rhythmussektion. Bei mancher Soundsilhouette zeigt sich PINK FLOYD-Atmosphäre, Spacelastige Soundeffekte bauen Spannung auf, geben HAWKWIND-Essenz hinzu, Progressive KANSAS-Anteile fließen ebenso mit ein auch LUCIFER'S FRIEND, FRUMPY (ist diese zwischen 1969 – 1972 aktive Band heute überhaupt noch jemandem geläufig?) und noch vieles mehr. Markige Sprüche von Frontfrau Francis gehören zum Set u. a. "Schön dass wir wieder in Kassel sind. Und das Beste ist: Hier gibt es Äppler."
Dass WUCAN sich klar gegen rechtspopulistische Tendenzen aussprechen, hat den Grund: Kein Verbot für Kunst und Kultur sowie deren Freiheit. „Holz auf Holz“ lautet die Absage an Naziterror, den weder eine gesund funktionierende Demokratie noch dessen soziokulturelle Bevölkerung braucht. Dagegen muss verpflichtender weise Widerspruch eingelegt werden! Für die Ansprache erntet man zu Recht lautstark Beifall der im Saal anwesenden Fangemeinde. Im Zuge der Pandemie-Zeit spiegelte sich die Misere in allen Branchen deutlich wieder: Ohne Kunst & Kultur wird's still! „Wicked, Sick and Twisted“ kündigt Francis als völlig aus dem sonstig rockigen Rahmen des Dresden-Vierers fallenden Popsong an und fragt augenzwinkernd freundlich mit sarkastischem Unterton, ihren Blick zur Metallerschaft schweifen lassend: „Haben wir deshalb unseren Headbangerstatus abgegeben?“ Ein lautes „Nein!“ aus deren Reihen bestätigt - haben sie nicht! Alle vier tadellos aufeinander eingespielten Dresdener nehmen trotz ungünstiger (im weiteren Verlauf nicht besser werdender) Soundverhältnisse ihr enorm technisches Repertoire voll ausschöpfend, wie schon 2023 die mit ca. 120 Anwesenden am Sonntag gut besuchte Location auseinander. Kraftvoll durch den Raum hallende WUCAN, WUCAN, WUCAN, WUCAN Rufe signalisieren, das Publikum will mehr! Am Schluß gibt’s lautstark geforderte Zugabe in Form eines gedehnten Songs, wo Francis kurz zuvor die Bühne verlässt, während ihre männlichen Mitstreiter an Gitarre, Bass und Schlagzeug zeigen können, was sie drauf haben; abermals tobt der Saal, ehe der letzte Schlagzeugbeat und ein leiser werdenes Leadgitarrensolo verklingt. - WUCAN haben die Goldgrube wieder nach allen Regeln der Kunst gerockt!
Nachwort:
Eines gibt es doch zu bekritteln, was aber nicht der Band geschuldet ist: Der Sound an diesem Abend war schwankend abgemischt, was Schlagzeuger Philip nach dem Auftritt zu recht kritisiert. Die Frage, warum der zuständige Soundmensch das nicht richtig hinbekommt ist berechtigt. Bei anderen Liveloctions klappt es ja auch...? Unabhängig der Tatsache, gaben WUCAN erneut eine Wahnsinnsvorstellung in kampferprobter Kleinlocation die das Publikum vollständig mitgerissen hat.
Im Anschluß des Gigs haben Fans die Möglichkeit, Tonträger, Buttons, Anstecker und Shirts zu erwerben alle Formate (CD, Vinyl, Kasettentape) sind vertreten, sich Tonträger und Poster signieren zu lassen und mit der sympathischen alle Fragen bewantwortenden Band in relaxter Atmosphäre noch ein paar Worte und angeregte Diskussionen über diverse Theman am Stand zu wechseln. WUCAN kommen - wie der Dresdenvierer während und nach dem Konzert mehr als einmal bekannt gibt – gern nach Kassel, fühlen sich von der dortigen Musikszene angenehm wohlwollend empfangen. Das hat dieser prächtige Abend erneut in aller Form gezeigt.
War das wieder ein feiner Abend in der Goldgrube Kassel! Mein Dank geht an WUCAN und BASALT, - zwei phantastische Bands, - Booker Markus Maifeld, Kasseler Punkrock Kollektiv eVk Kollektiv e. V. und ein tolles, diesen Abend zum Erlebnis machendes Publikum das jeden Song ihrer Faves gebührend feierte. Nachdem ich mir Button sowie aktuell mir noch fehlendes WUCAN-Album 'Axioms' per Vinyl zulegte und im Anschluß von der sympathischen Dresdner Band unterschreiben ließ, wird gegen 23:30 Uhr mit einem gewaltigen Strom kraftvoll positiver Gefühle der Heimweg angetreten. Apropos Kunst & Kultur: Zwecks Erhalt der Goldgrube und Ermöglichung von Livekonzerten sind Spenden weiter herzlich willkommen!
Bericht und Fotos: Michael Toscher