THRASH OF THE TITANS - Wiesbaden
Konzert vom 17.10.2025
TESTAMENT, OBITUARY, DESTRUCTION, NERVOSA
Homepages:
TESTAMENT
OBITUARY
DESTRUCTION
NERVOSA
Im Rahmen der THRASH OF THE TITANS-European Tour statteten zwei FFM-Rock-Mitarbeiter (Fotograf und Redakteur) dem Schlachthof Wiesbaden einen Besuch ab. Auf dem Gelände ist bereits zu früher Abendstunde ordentlich was los. Im Schlachthof der mit etwa 2.300 Leuten am Freitag Abend mehr als gut gefüllt jedoch nicht ausverkauft ist, herrscht reger Betrieb.
NERVOSA
beginnen püntklich um 18:30 Uhr. Die Brasilianerinnen haben wie in Hannover gutes Licht, bei etwas leiser als erforderlich eingestellten Sound, geben 30 Minuten Vollgas. Die von Frontfrau/Gitarristin Pryka Amaral und Bassistin Hel Pyre (die u. a. KING DIAMOND bei Liveauftritten als Teammitglied unterstützt) angeführte Brasilienerinnen-Riege legt eine straight auf's Fressbrett gehende Abfahrt hin, die gut bei den schon am frühen Abend anwesenden Fans harter Gangart ankommt.
Ihren Dank, in diesem Tourpackage zu sein geben die Brasilianerinnen angeführt durch Bandleaderin Pryka zum Ausdruck, was aus folgendem Grund nicht weiter verwundert: Alle drei Bands, mit denen sie gerade auf Tour sind, gehören zu ihren Einflüssen. Wenn die hübsche Blondine mit der Arschlangen Wallemähne ihr Bedauern darüber bekundet, das NERVOSA beim letzten Song angelangt sind, verspricht sie gleich im Gegenzug: Wir kommen wieder! So gut hat es ihnen in Deutschland (zuvor waren sie in Hannover) bei den Thrash/Death Metalfans hierzulande gefallen. Nach dem Gig bestätigt kräftiger Applaus den fünf
Ladies: Ihr habt einen verdammt starken Job gemacht - Bitte wiederkommen!
DESTRUCTION
liefern im Anschluß einen Gig der Sonderklasse obgleich ihnen nur 40 Minuten effektiver Gesamtspielzeit zur Verfügung stehen. Die nutzen Schmier & seine Crew konsequent bis auf die letzte Minute mit sieben Songs in voller Länge. Das Eingangsdoppel „Curse Of The Gods“/“Nailed To The Cross“ markiert den gelungenen Einstieg.Spätestens bei „Mad Butcher“ dritten Song ist man endgültig drin im Geschehen. DESTRUCTION haben heute richtig Bock. Die gesamte Band bestehend aus dem verbliebenen Bandurgestein Sänger/Bassist Schmier, Drummer „Randy Black“, sowie den Gitarristen Damir Eskić /Martin Furia präsentiert sich vom Start weg als top aufeinander eingespieltes Team.
„Mad Butcher“ war nicht nur „das erste Riff, das wir jemals spielten“; wie Schmier stolzerfüllt in bester Laune bekannt gibt, sondern auch erster Song mit dem ich in den 80ern als Teenie mit DESTRUCTION in Berührung kam. Semester die den 80er-Zeitgeist mitbekamen, dürften sich an den 'Power of Metal-Hammer-Doppelsampler 1985 erinnern – hatte ihn damals auf Kassettentape. „Mad Butcher gehörte zu den drei härtesten, darauf vertretenen Songs, dessen Urgewalt unmissverständlich zeigte, das DESTRUCTION geradliniger dem Namen vollauf gerecht werdenden Thrash Metal-Mucke frönen. Der ultimativen Thrash-Klassiker lässt die Stimmung im Saal abrupt hochschnellen, die zwei folgenden Zerstörer „No Kings, No Masters“ (aufgrund entsprechender Lyrics bezüglich der Weltlage aktueller denn je!) und „Bestial Invasion“ können das vorgelegte Stimmungslevel halten bei „Thrash, Til Death“. Kurz vor Schluß sorgt Schmier top aufgelegt noch für eine fette Ansage. Danach gehts weiter mit OBITUARY und TESTAMENT... - die kommen gleich,,, - doch jetzt gibt's nocheinmal richtig auf die Mütze!" Jubil im Schlachthof! Spätestens zur von Backing Vocals unterstützten Signaturbandhyme „Destruction“ wo ein Fan mit Kutte, die Bandleader Schmier gefällt, der ihn in den Pit holt, geht’s nocheinmal richtig derb zur Sache! Da tobt der Mob, dass es kein Halten mehr gibt. Verdient laustarker Applaus, Zugaberufe und Saal wo die Stimmung brodelt zeigen, DESTRUCTION haben einen exzellenten Anheizerjob gemacht mit begrenzter Spielzeit das bestmöglichste herausgeholt, hätten gerne allerdings noch mindestens 15 Minuten länger auf der Bühne stehen dürfen...
Am Rande notiert:
Eine sich vielseitig präsentierende Merchauswahl an den Ständen lässt nichts zu wünschen übrig, allein die Jubliaumsshirts von OBITUARY.... sind erste Sahne! Auch die anderen drei Bands haben tolle Shirtfundus anzubieten, ebenso Patches, Anstecker, Tonträger und anderes... demzufolge fällt die Wahl nicht leicht...
OBITUARY
Nach der sauberen DESTRUCTION-Vorstellung wird’s bei der Florida-Death Metal-Institution aufeinmal brechend voll im Ambiente, dass es nach vorne kein Durchkommen mehr gibt. Was anschließend folgt ist der ultimative Abriss in kampferprobter Konzertlocation! Beginnend bei „Redneck Stomp“ über „A Lesson in Vengeance“, „Body Bag“, „Cause Of Death“ lassen OBITUARY mit zentner schwer bedrohliche Stimmung erzeugenden Riffkaskaden keinen Stein auf dem anderen. Wenn EXODUS auf dem Thrashsektor bekanntermaßen „A Lession in Violence“ geben, verteilen OBITUARY „A Lesson In Vengeance“. Natürlich gehört auch der CELTIC FROST-Klassiker „Circle Of The Tyrants“ in die Songauswahl.Der Schlachthof wird spätestens nach den ersten drei Songs zum Hexenkessel, zahlreiche Langhaarmatten fliegen und es wird auf Teufel komm raus gemoscht!
John Tardy growlt aus dem Bauch die Lunge heißer. Das bewährte Gitarrentandem Trevor Peres/Kenny Andrews schüttelt zusammen mit der Rhytmussektion bestehend aus Bassist Terry Butlerund Tardy-Bruder Donald arschtight ein ruppig rauesKiller- Death Metal-Brett aus dem Ärmel das durchweg oldschool rumpelt! Nebeldunst und kaltes Schummerlicht sorgen zeitweise für Gespensteratmosphähre. Die passt optimal zum garstig knüppelhart-knochentrockenen alles wegmähenden Oldschool-Death Metal-Brett.
Natürlich gehört auch der CELTIC FROST-Klassiker „Circle Of The Tyrants“ mit in die Songauswahl rein. Hier stellt sich keine Frage ob dieses Stück nötig sei?!? „Circle Of The Tyrants“ gehört (Widerspruch zwecklos!) zu jedem OBITUARY-Auftritt. Ohne prägenden Einfluss der Schweizer-Extremmetalgarde hätten OBITUARY ihren Stil nicht so entwickelt, wie ihn Death Metal-Fans seit Gründung des einst unter dem Namen EXECUTIONER gegründeten, danach unter XECUTIONER firmierenden, sich ab 1988sOBITUARY nennenden Todesbleikommandos kennen.Bis auf zwei Stücke ist das gesamte 'Cause Of Death'-Album vertreten, was den Grund hat, dass dieser OBITUARY-Genremeilenstein 35jähriges Jubliäum feiert!
Im starken Schlußfinisch „Chopped In Half“, „Turned Inside Out“ und „I'm In Pain“ machen die Oldschool-Deathmetal-Haudegen erneut keine Gefangenen und welches Stück darf als von den lautstark Zugabe fordernden Fans bei diesem restlos überzeugenden keine Fragen aufwerfenden Totalabriss nicht fehlen? „Slowly We Rot!“ Danach werden noch Plektren ins Publikum geworfen, ein Foto gemacht und OBITUARY verlassen mehr als zufrieden die Bretter. Oldschool-Death Metal in essentiellster Form intensiv tonnenschwer brutal alles zerlegend verabreicht.
Mit dieser fetten Setlist rissen OBITUARY den Schlachthof Wiesbaden ab:
1. Redneck Stomp
2. Sentence Day
3. „A Lesson in Vengenace“
4. „The Wrong Time
5. Infected
6. Body Bag
7. Dying
8. Cause Of Death
9. Circle Of The Tyrants (CELTIC FROST-Cover)
10. Chopped In Half
11. Turned Inside Out
12. I'm In Pain
13. Slowly We Rot!
Danach wartet alles auf TESTAMENT, doch bevor Nachlese hierzu erfolgt noch etwas Archivkosmetik. TESTAMENT waren 1990 schon beim Clash Of The Titans als Vorband der Doppel-Headliner MEGADETH/SLAYER sowie den ebenfalls den Rang einer Vorband einnehmenden SUICIDAL TENDENCIES. Damals waren sie noch Vorgruppe hinter zwei großen Genretitanen, diesmal agieren sie als Headliner! TESTAMENT haben sich hierzulande in den vergangenen zehn Jahren alles andere als rar gemacht. Nach diversen Gastspielen in Deutschland (u. a. erst vergangenes Jahr in der Jahrhunnderthalle Frankfurt) wo sie „nur“ als Vorband für ANTRHAX und KREATOR anheizten, fällt ihnen berechtigtermaßen die Headliner-Rolle zu.
TESTAMENT
Ob die Bay Area-Thrashgiganten TESTAMENT in der Lage sein würden, dieses vorgelegte Level zu toppen? Zunächst füllt sich wie schon bei OBITUARY das Ambiente brechend mit Leuten. Gleich die ersten Minuten zeigen, den Reifeprozess von TESTAMENT, deren Songmaterial melodischer, dennoch packend klingt. Chuck Billy ist gut bei Stimme, die Saitenfraktion Alex Skolnick/Eric Petersen brilliert auf hohem Niveau, der nicht übervoluminös eingestellte Sound ist ok. Stücke jüngeren Datums „World War III“ oder „Infanticide A. I.“ und „Shadow People“ vom frisch heraus gebrachten 'Para Bellum'-Release halten sich mit alten Band-Klassikern vom Typ „Practice What You Preach“, „Sins Of Omission“ die Waage, eine gut ausbalanciert die Bandhistory beleuchtende Setlist lässt für die meisten Anwesenden nicht viel zu wünschen übrig, während langjährige Fans schon seien wir ehrlich die richtig harten Bretter vom Debüt vermissen. Bis auf das von einem Drumsolo eingeläutete „First Strike Is Deadly“ bleibt das 'The Legacy' Debüt unberücksichtigt. Weitere Bringer wie „Apocalyptic City“, „Over The Wall“, „Alone In The Dark“ oder „C.O.T.L.O.D“ bleiben außen vor, was trotz guter Gigs bei der seit geraumer Zeit vermehrt Traditionellen Heavy Metal mit Thrash kombinierenden Bay Area-Kapazität bei einem Teil der Thrashlunatics für Ernüchterung sorgt. Betreffs Melodieführung sind TESTAMENT was der Top-Gitarrenfraktion Skolnick/ Peterson geschuldet ist, vielen Genreacts meilenweit voraus, die Rhythmussektion Steve Di Giorgio/Chris Dovas lässt am Bass bzw. hinterm Schlagzeug nichts anbrennen. Auf dem kleinen der Bühne vorgelagerten Absatz gibt Alex Skolnick zeitweise Visitenkarten seines Könnens,dennoch entwickelt sich der Auftritt zum guten keineswegs vollständig überragenden. So reizvoll eine seltene Setlist vielleicht sein mag - vermisst man da nicht doch etwas?
Zwischendurch ab Hälfte der Setlist verlassen Teile der Fans den Schlachthof, möglicherweise aus beruflichen Gründen oder Anreisebedingt, was durchaus nachvollziehbar ist. Das bis zum Schluß gebliebene den Thrash-Giganten bis zum Schluß abfeiernde Publikum hat ungeachtet größerer Lücken in der Konzertarena sichtlich Freude am Gig. „More Than Meets The Eye“, die Halbballade „Return To Serenity“ wo Sympathieträger Chuck das Publikum vermehrt auffordert Krebs demonstrativ den Stinkefinger mit den Worten „Fuck Cancer!“ zu zeigen sorgen für Hochstimmung, ehe ein Drumsolo vor dem einzigen das unerreichte 'The Legacy'-Debüt streifende Killer „First Strike Is Deadly“ Ernüchterung bringt. Warum nicht lieber noch einen Song mehr vom Debüt? Nach der Hithymne „Electric Crown“ sowie dem erneut mächtig Stimmung auslösenden „Into The Pit“ verabschieden sich die Herren Billy/Skolnick/Peterson/Dovas/Di Giorgio zum Schluß fröhlich dem Publikum zuwinkend von ihren anwesenden Fans, bis die Lichter angehen ehe ein Foto folgt.
Ein Blick auf die Uhr zeigt 23:32, damit wird es Zeit, den Heimweg anzutreten.
Mit dieser Setlist schlugen TESTAMENT im Schlachthof Wiesbaden kräftig auf:
1. D.N.R. (Do Not Resucitate)
2. WW III
3. Infanticice A. I.
4. Shadow People
5. Practice What You Preach
6. Since Of Omission
7. Native Blood
8. Trail Of Tears
9. Low
10. More Than Meets The Eye
11. Return To Serenity
12. Drum Solo/First Strike Is Deadly
13. Electric Crown
14. Into The Pit
Fazit: Was für ein Gipfeltreffen! Alle vier Bands wurden ihrem Status gerecht. Als Sieger beim THRASH OF THE TITANS gingen Floridas Death Metal-Lunatics OBITUARY wenn auch nur knapp mit größter Publikumsresonanz hervor, die das Ambiente durch brutal derben Abriss in einen kochenden Hexenkessel verwandelten! Das konnten selbst die danach einen bunt gemischten in jeder Hinsicht vielseitigen Gig auf die Bretter legenden Bay Area Thrash-Giganten TESTAMENT nicht mehr toppen. Mit dem brasilianischen Tropensturm NERVOSA und der gestandenen Thrash-Großmacht DESTRUCTION hatte man darüber hinaus ein bärenstarkes Supportband-Doppel, dass sich auch für kleinere Konzertlocations jederzeit empfiehlt! Ein dickes Lob von meiner Seite gebührt Frank Hameister für exzellente Fotos zum Bericht. - Bei Gelegenheit gern wieder!
Geschrieben von: Michael Toscher
Fotos: Frank Hameister