LONG DISTANCE CALLING - Frankfurt, Das Bett


Konzert vom 09.05.2011
Support: NIHILING

Homepage:
www.longdistancecalling.de
http://www.nihiling.de
Myspace:
www.myspace.com/longdistancecalling
http://www.myspace.com/nihiling

Wie mein Kollege Robin Geiß schon bei seinem letzten Live-Bericht feststellte, so ist auch am zweiten Montag des Maimonats "Summer in the city" und die Lust, seinen Feierabend im Freien zu verbringen, deutlich höher, als in einen miefigen Club oder 'ner dunklen Kneipe. Glücklicherweise lohnt sich der Besuch in der "Das Bett" Location dennoch, da der kleine, aber feine Laden weder miefig noch sonst irgendwie ausladend ist. Außerdem tut man als Fan ja so einiges für seine Band, es muss nicht immer gleich Sturm, Hagel und Donner vorherrschen, um seine Loyalität zu beweisen, oder? So ist es letztlich auch nicht ganz so verwunderlich, dass sich an besagtem Abend eine recht stattliche Anzahl Menschen eingefunden haben, die sitzend, stehend und  liegend vor dem Club lungern und mit einem Bierchen dem Sonnenuntergang zuprosten. Während sich die erste Band des Abends, NIHILING, dem Soundcheck hingibt, bewegen sich dann auch die meisten Anwesenden neugierig in den Club und harren der Dinge. Als erstes ist man sicherlich überrascht, dass sich das Durchschnittalter der aus Hamburg stammenden Band gerade mal um die Anfang Zwanzig bewegt. Als diese dann ihren 45 minütigen Gig startet, steigt die Überraschung gleich noch ein Stückchen weiter: gut aufeinander eingespielt, spielerisch und technisch auf hohen Niveau und insgesamt professionell, agiert das aus drei Gitarristen, einer Bassistin und Drumer bestehende Kollektiv. Bisher mit einer EP (Pandora) und dem Album M[e]iosos auf dem Markt, versucht das Quintett mit  atmosphärisch dichten und träumerisch verwobenen Klängen aus dem Progressive-Ambient und Post Rock/Metal Universum die Anwesenden sogleich gefangen zu nehmen. Die Songs werden durch emotional geladene Strukturen ausgezeichnet, die von sanft und leise bis brachial laut reichen, viel Platz für instrumentale Wolkenflüge offerieren und obendrein noch von abwechslungsreichen Gesangseinsätzen gespickt sind. Den Hauptanteil dabei hat Gitarrist Gorka Morales. Meist singt der schmächtige Kerl mit klarer Stimme und butterweich, an anderer Stelle screamt er gegen die Wall of Sound voller Inbrunst an. Ab und dann schaltet sich aber auch Bassistin Sina Fricke mit ihrem glasklaren Organ dazwischen oder flankiert ihren Bandkollegen im Duett. Die drei Gitarristen bemühen sich sichtlich, die Songs auf ihre Weise und damit sich gegenseitig zu ergänzen. Gerade hierbei ist ein guter Livesound vonnöten, um dem Publikum nicht nur einen Soundbrei um die Ohren zu hauen, was dem Mischer am heutigen Abend im Großen und Ganzen auch prima gelungen ist. Wie auch immer: Leute, die regelmäßig Bands wie TOOL, MOGWAI und vor allem OCEANSIZE auflegen, dürften mit NIHILING ihre Freude gehabt haben. Auch wenn sich die Interaktion mit dem Publikum lediglich auf ein kurzes "Dankeschön" nach jedem Song beschränkt, so quittiert die kleine Masse vor der Bühne doch genauso artig jedes Stück mit ruhigen Applaus, welcher sich im Laufe des Auftritts mehr und mehr steigert. Mir persönlich ist das Ganze zwar an mancher Stelle zu schwelgerisch aber wie schon erwähnt, erledigen die Hamburger einen anständigen Job und ich bin sicher, dass man zukünftig noch einiges erwarten darf. So auch beispielsweise das neue Album, welches offiziell noch nicht erschienen ist, am Merchstand aber bereits zu haben ist.
Der grundsymphatische Hauptgang des Abends lässt anschließend, zur Freude aller, nicht lange auf sich warten und legt um Punkt 21:30 Uhr mit einer Lehrstunde in Sachen gesangsloses Entertainment ohne Langeweile los. LONG DISTANCE CALLING konnten sich bisher mit jedem der drei Alben ein Stückchen steigern und der positive Gesamteindruck verstärkt sich in der Live Stituation zusätzlich. Eignen sich die fließenden, nie vertrackt oder verkopften Instrumentalreisen auf Platte hervorragend als Kopfhörermusik zum Entspannen, so gelingt der Truppe auf der Bühne das kleine Kunststück, ihre Musik noch viel lebendiger und spannungsgeladener (auch aufgrund kleinerer Variationen zu den Studioversionen) wirken zu lassen. Hauptanteil daran hat auch die energie- und körperbetonte Performance von David Jordan, Reimut van Bonn und Co., die völlig ausgelassen, dauergrinsend, sich gegenseitig neckend und überhaupt spielfreudig wie kleine Kinder auf der Bühne hin und her hampeln. Das steckt zwangsläufig auch das Publikum an, Das Bett ist mittlerweile kuschelig voll gepackt, die vorderen Reihen moshen und tanzen ab und der Rest genießt wie bedröhnt das Geschehen. Die Setlist ist beinahe perfekt abgestimmt, Satellite Bay, Avoid The Light und sogar die Split EP 090208 (mit dem superben "Metulsky Curse Revisited") wird bedacht, wobei natürlich der Bärenteil der eineinhalb Stunden auf dem aktuellen selbstbetitelten Longplayer fällt, welcher übrigens im Focus den Titel Album des Monats (!) erhalten hatte. Mit Nummern wie "Invisible Giants"(groß!) oder dem harten Monsterriffs von "Arecibo"(größer-er!) kann die Band auch nur gewinnen. Sagte ich eben noch was von beinahe perfekt? Auch wenn man natürlich nie alle Wünsche erfüllen kann, so fehlte dennoch das grandiose "Jungfernflug" vom Debüt. Was soll`s...
Wie man so liest, scheinen bisher alle Auftritte der momentanen Tour, ob bei den Dates in der Schweiz, Österreich als auch hierzulande, echte Volltreffer für die Münsteraner gewesen zu sein. Nicht anders ist es auch in Frankfurt. Die Band ist sichtlich geflasht von den jubel- und applausstarken Reaktionen, machen des Öfteren fassungslose Ansagen ("Frankfurt, ähh...ihr seid doch einfach nur verrückt!") und bedanken sich ebenso frenetisch beim Publikum. So lassen sich die Jungs auch nicht für eine Zugabe ("Black Paper Planes") lumpen, bis sie endgültig von der Bühne verschwinden. Bitte unbedingt wiederkommen!

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