ROCK AM TÄNNCHEN - Weiterstadt
Festival vom 16.07.11
Weiterstadt
Homepage:
www.rock-am-taennchen.de
Leider war es dem FFM-Rock Tross am ersten Tag des diesjährigen ROCK AM TÄNNCHEN Open Airs nicht vergönnt am bunten Treiben in der Weiterstädter Idylle zwischen Minigolfplatz und Kinderspielplatz teilzuhaben. Auch am Samstag trafen wir erst zu Band 3 ein. Diese war das Sahrstädter Quartett ENGRAINED welches jede Menge Spaß, Rock'n'Roll und eine Brise Punk in die Weiterstädter Nachmittagsruhe pustete. Reibeisen Fenne und seine Truppe lieben ihren Rock'n'Roll straight und goovig. Leider kommt das Publikum noch nicht so recht aus der Hüfte so das sich die Band zwar redlich müht aber auch mit CD's for free niemanden vor die Bühne zu locken vermag. Das konnte auch die Rasselbande SPEED BOTTLES in der Folge nicht ändern. Nicht ganz so lautstark wie ihre Vorrocker und zugegebenermaßen auch ein wenig schüchtern präsentieren sich die 5 Jungs mit einem ausgeprägten Faible für alte Stonerscheiben der Marke KYUSS und QOTSA. Wenngleich musikalisch ohne Fehl und Tadel schienen sie leider etwas irritiert ob der gähnenden Leere vor der Bühne. Wesentlich routinierter zeigten sich da hingegen JAMIES BACKYARD. Ihnen schien der Publikumsbereich schon öfters als menschenleerer Raum erschienen zu sein (das soll absolut keine Wertung ihrer Musik sein, Musiker in lokalen Bands und deren wenige Anhänger werden diesen Fakt jedoch leider zu bestätigen wissen) und sie ließen sich dadurch überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Insbesondere Sänger Sami weiß auf seine symphatische lockere Art den Spaßfaktor trotz überwiegend nachdenklicher und melancholischer Töne hochzuhalten. Dank Funkmikro war es ihm gestattet bis zu den Fressbuden vorzudringen wo sich zu dieser Zeit noch der Großteil des Publikums tummelte. Auf seinem Weg zurück zur Bühne nahm er einen lockeren Sprung über eine Bierzeltgarnitur, blieb hängen, legte sich lang hin, riss sich die Hose auf, schlug sich das Knie auf und sang unbeirrt weiter. Dieser martialische Einsatz heimste seiner Mannschaft noch zusätzliche Symphatiepunkte ein welche die abwechslungsreichste Band des Abends wahrlich verdient hatte. Die Musik von JAMIES BACKYARD ist progressiv und dennoch eingängig. Es wird zwischen Melancholie und Wutausbrüchen gewechselt als wäre es nichts. Ebenso sind fließende Taktwechsel und Breaks kein Hinderniss für eine gelungene Live Performance. Bereits während der Umbaupause füllte es sich vor der Bühne und noch während des Soundchecks werden die lokalen Helden von ihrem Publikum gefeiert. Jede Ansage von Fronthynen Bill wird aufgesogen wie die Predigt eines Sektenführers. Die Musik ist doomig und düsterer als der wolkenbehangene Weiterstädter Himmel. Das Publikum ist nicht nur zahlreich vor die Bühne getreten sondern feiert auch kräftig mit und somit haben BUSHFIRE die Stimmungsmesslatte sehr hoch gehängt. Diese zu halten liegt nun in der Aufgabe von INHUMAN aus Dreieich und diese haben sich um diese Aufgabe umzusetzen einiges ausgedacht. Der Platz im Billing ist natürlich hart direkt nach 45 Minuten düsteren Hasses sollen INHUMAN nun mit gute Laune Pop Punk a la GREEN DAY das überwiegend aus Rock'n'Rollern und Metalheads bestehende Publikum bei Laune zu halten. Ob da Hello Kitty Wasserbälle der richtige Weg sind und die Aufforderung zum rhytmischen Klatschen zündet blieb unbeantwortet. Die mitgebrachten Fans hatten ihren Spaß an der Darbietung aber der Altersschnitt des übrigen Publikums war für die Musik von INHUMAN so professionell und sauber diese auch sein mag und so gut performed diese auch wurde schlicht und ergreifend 10 Jahre zu hoch. Respekt an die Band für ihren starken und engagierten Auftritt doch nun war es an der Zeit für das Headliner Doppelpack. Den Anfang machten THE OTHER welche mit einem seit den MISFITS immer wieder gern gesehenen Horror Punk Konzept aufwarteten. Hübsch maskiert und nach den einem kurzen Wink an den Lichttechniker in düstere Atmsophäre gehüllt machte die Band doch einiges her und auch gute Stimmung. Anstelle von Hello Kitty Wasserbällen gab es nun aufblasbare Augen zum Spielen und in Alkohol eingelegte Augen zum Verputzen. Das kam beim Gro des Weiterstädter Publikums deutlich besser an. So amüsant das Konzept auch sein mag auf die volle Distanz von 1,5 Stunden sind 3 Akkorde und Texte über Untote dann aber doch zu wenig um die Meute bei Laune zu halten. Die Stimmung ebbte nach der anfänglichen Euphorie merklich ab. Leider konnte der Zeitplan nicht exakt eingehalten werden so dass den Offenbacher Rauhbeinen der V8 WANKERS nicht die vollen 1,5 Std. Spielzeit zugesprochen werden konnten. Diese nutzten sie jedoch in vollen Zügen aus. Auch wenn die Stimme von Lutz Vegas auf die Dauer etwas nervig erscheint weil häufig nur in einer Tonlage und die Uptemporhytmen zeitweise in atonales Gebolze ausufern wissen die WANKERS ihren dreckigen Rock'n'Roll gut zu verkaufen. Gelegentliche songwriterische Experimente in düstere oder auch mal einschmeichelnde Gefilde lockern ihr Konzert deutlich auf. Hinzu kommen die amüsanten Ansagen von Lutz und die solistischen Eskapaden von Saitenwixxer Blind Ference. Zwar sorgte der einsetzende Regen für eine Teilräumung des Geländes doch die hartgesottensten und die betrunkensten unter den Festivalgästen feierten jede der gefühlten 15 Zugaben der WANKERS weiter mit und beschließen somit ein nettes kleines und für die Zukunft hoffentlich Bestand habendes Festival.
Bilder vom Festival gibt es >hier<