SUMMERS END OPEN AIR 2011- Andernach, JUZ Live Club


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Festival vom 27.08.11

Bands:
Kreator, Sabaton, Amorphis, Orden Ogan, Adam Bomb, Ruler, The Clinch

Homepage:
www.summersend-openair.com

Beim diesjährigen Summers End Open Air war schon früh der Wurm drin. Zuerst sagte bereits vor Monaten der bereits veröffentlichte und beworbene Headliner Arch Enemy ab. Vor gut einer Woche folgte eine kurze und nicht näher kommentierte Pressemitteilung, dass das diesjährige SOA das letzte sein würde, und am Freitag zerfetzte dann ein Unwetter die gerade im Aufbau befindliche Bühne. Kurzerhand verlegte der Veranstalter das Outdoor-Festival in den angrenzenden Live-Club, was die einzig richtige Entscheidung war, um das Festival überhaupt noch stattfinden zu lassen und den finanziellen Schaden in Grenzen zu halten. Die Frage war jetzt nur, wie passen 700 Gäste mit Vorverkauftickets in eine 500er Halle? Die Antwort ist schnell geliefert. Es passte, da auf dem immer noch recht freizügigen Außengelände um die Halle herum, die heute Angereisten sich weder außen noch innen auf die Füße traten. Bei den einzelnen Bands war die Halle zwar immer kuschelig gut gefüllt, dennoch hatte der Musikfan ausreichend Platz um sich herum.


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THE CLINCH verpasste ich am heutigen Tag gänzlich und zu den letzten Klängen der heimischen Metalformation RULER war Einchecken und Lagepeilung angesagt.
So startet dieser Bericht mit ADAM BOMB. Das Trio um den amerikanischen Gitarristen Adam Brenner, der in früheren Jahren mit Genregrößen wie Geoff Tate (Queensryche) oder Cliff Williams (AC/DC), Chuck Berry und Steve Stevens (Billy Idol) zockte, war mir bis dato gänzlich unbekannt. Ein Platzregen zu Setbeginn in Kombination mit Klängen von 80er Haarspraymetal bewegte das Gros der bereits Anwesenden, sich in die Halle zu begeben, was für die nächsten 50 Minuten nicht die schlechteste Wahl gewesen sein sollte, da die Band im wahrsten Sinne des Wortes einen flotten Dreier hinlegte und auch mit reichlich Pyros und Feuereinlagen etwas fürs Auge zelebrierte. Der Großteil der Setlist bestand zwar offensichtlich aus Cover-Nummern wie „Let There Be Rock“ von AC/DC oder „Rock Bottom“ (UFO), die aber gerade durch die Eigeninterpretationen durchaus auch ihren Reiz versprühten. Auch wenn hier und da kleinere technische Probleme durch Soloeinlagen wie z. B. das viel umjubelte Drum-Solo von Violet Cannibal, die gerade auch durch ihr spartanisches Drumkit in Verbindung mit ihrem powergeladenen Drumming einen Blickfang darstellte, überbrückt werden mussten, riss der Spannungsbogen zum Publikum eigentlich nie ab. Mr. BOMBastic, der mit einem beleuchteten Gitarrengurt unterwegs war, legte gen Setende nach einem Medley noch ein gutes Eddie Van Halen Gitarren-Solo hin, ehe man sich mit feuerspuckendem Bassisten, brennenden Drum-Becken sowie Funken sprühender und brennender Gitarre verabschiedete. Sehenswert, auch wenn es bei der Choreografie etwas haperte.

ORDEN OGAN haben sich über die letzten beiden Jahre hinweg eine treue und wachsende Fangemeinde erspielt, was auch heute wieder festzustellen war, denn bereits beim blitzschnellen Change Over bzw. kurz nach Showstart füllten sich die ersten Reihen vor der Bühne. Nach dem für JUZ-Verhältnisse leider viel zu laut ausgesteuerten Opener begrüßte Fronter Seeb das Publikum mit dem üblichen „Hallo Publikum“, aber die Reaktion darauf war ihm noch zu schwachbrüstig, und so erklärte er kurzerhand, wie sich das Publikum hierbei zu verhalten hatte. In der Folge klappte das mit der Publikumsantwort „Fuck You Pussy“ immer besser und wurde einmal mehr fester Bestandteil der Show. In Andernach war auch ein „neues“ Gesicht im Line Up der Sauerländer zu vermelden. Ersatzdrummer Felix wurde zu „Welcome Liberty“ den Fans vorgestellt. Spiel- und Kontaktfreude, gutes Timing und viel Bewegung auf der Bühne übertrugen sich auf die Zuschauer. Die Stimmung stieg und pünktlich zu „Easten Hope“ begann es draußen wieder zu regnen und bescherte dem Quintett einen zweiten Schub an Zuhörern, wodurch „We Are Pirates“ zum Selbstläufer wurde. Das Quintett hatte zum Setende dann noch eine Überraschung in der Tasche. Mit „Angels War“ wurde ein neuer Song vorgestellt, der zwar recht lang, dafür aber abwechslungsreich und unterm Strich mehr als hörenswert erschallte. Bin mal gespannt, was da nach Seeb’s Aufforderung zum Mitfilmen für ein Video zum neuen Album, welches im Februar 2012 erscheinen soll, an Material rüberkommt und vor allem wie man das verarbeiten wird. Heute hatte die Band während ihrer 40-minütigenn Stagetime wieder mal alles richtig gemacht, jetzt fehlt nur noch ein Bandhit zum endgültigen Durchbruch.

Jetzt folgten nicht nachvollziehbare 60 Minuten Umbaupause für AMORPHIS, aber für was? Es gab keine extra Bühnenaufbauten, keine großartigen Umbauten bei der Backline etc. So hieß es ausharren und den guten Platz verteidigen, denn die Halle wurde voller und voller. Selten habe ich ein so geduldiges Publikum erlebt, keine Pfiffe oder ähnliches. Als dann um 19.45 Uhr endlich die ersten Klänge zu „My Enemy“ erklangen gab es kein Halten mehr. Die Finnen wurden riesig aufgenommen. Das Soundgewand, anfangs noch etwas undefiniert, wurde schnell eingepegelt und erschallte dann glasklar. Es kam einem so vor, als ob viele Fans zusammen mit den Protagonisten bei den sphärisch, melancholischen Dark Metal-Klängen, eingehüllt in düstere und spartanische Lichtspiele, in andere Welten abzutauchen schienen (nein, hier waren meines Wissens keine Drogen im Spiel!). Ausdrucksstark und bestens aufgelegt bildete Sänger Tomi Joutsen wieder das Zentrum des Geschehens, was nicht nur auf seine knielangen Dreadlocks und sein eigenwilliges Mikro zurückzuführen ist. Die Songauswahl war zu Beginn des 60-minütigen Sets auf das aktuelle Album „The Biginning Of Times“ favorisiert, bildete aber einen repräsentativen Querschnitt aus allen Schaffensphasen und hatte mit „Castaway“ auch mal wieder eine alte Perle vom „Tales From The Thousand Lakes“-Album (1994) am Start. Erwartungsgemäß wurde der Refrain von „House Of Sleep“ lauthals vom Publikum mitgesungen und eine klasse Show beendet. Mein persönliches Festival-Highlight.

Während der nächsten gut 40 Minuten Umbaupause ging es dann nicht mehr so ruhig zu. Fast jeder Handgriff auf der Bühne wurde umjubelt (Hochziehen des Backdrops), der Line Check beklatscht bzw. Songs lautstark angestimmt. Die Halle füllte sich wieder ebenso schnell und im Bereich vor dem Mischpult herrschte dichtes Gedränge. Warum und vor allem für wen das alles? Schnell erklärt – SABATON standen als nächstes auf dem Programm. Der Hype um die Schweden wird von Show zu Show, von Album zu Album größer. Man kommt kaum noch an den symphatischen Jungs auf Festivals vorbei. Sie sind allgegenwärtig und das zu Recht, denn Stimmungsgaranten wie sie braucht die Szene, wenn sie überleben will. Zum Showbeginn fiel auf, dass die Jungs ohne ihr Tarnoutfit und den obligatorischen Sixpack von Sänger Joakim aufliefen, was dieser mit Gepäckproblemen beim Flug von Zypern nach Deutschland schnell erklärte. Auch kam Joakim den Fanrufen „noch ein Bier“ nur zögerlich nach, weil sein „Sixpack“ langsam zum 5 Liter Fass mutiert. Da die Setlist die üblichen Verdächtigen inne hatte und es somit von daher keine Überraschungen gab beschränke ich diese Zeilen auf eine kleine Einlage an der Bühne zu „Primo Victoria“, welche offeriert, warum sich die Band immer mehr Sympathien erspielt. Direkt vor der Bühne stand der 8-jährige Pascal bei seinem ersten SABATON-Konzert (hat aber seit seinem 3. Lebensjahr schon einige Konzerte auf seinem noch kleinen Buckel, wie er stolz nach dem Konzert erzählte). Auf Joakims Frage, was sich der Junge denn wünsche, meinte dieser brottrocken „deine Sonnenbrille“ – nun, neben der Brille bekam er auch noch eine CD, einen Drumstick und ein Plektrum, natürlich alles von der Band während der Show unter großem Beifall der Fans signiert und seinem Wunsch nach dem Song „Panzerkampf“, der nicht auf der Setlist stand, kam man auch spontan nach. Coole Sache!

Erstaunlich aus der Sicht des neutralen Beobachters war zum Showende von SABATON, dass sich die Die Hard KREATOR Fans vor dem Haupteingang formierten, um sofort nach dem Abgang der Sabatonen vor die Bühne zu begeben. Das hatte echt was von einem Schichtwechsel. Aber auch für diesen benötigte man dann gut 40 Minuten, bis die Band auf der Bühne ihre Thrash-Attacken auf ihre geduldig wartenden Jünger niederprasseln ließ. Da ich nicht ansatzweise mit den deutschen Urgesteinen dieser Musikrichtung vertraut bin, fällt ein ausführlicher Bericht an dieser Stelle meiner Heimreise zum Opfer. In den gut 30 Minuten, die ich mir aber angeschaut habe, war ich nicht sonderlich überrascht über die Perfektion, welche das Quartett auf der Bühne an den Tag legte, da ich diese bereits vor ein paar Jahren schon einmal erleben durfte. Erstaunt war ich allerdings, dass Frontmann Mille schon nach 3 oder 4 Songs zu einem Moshpit, Circle Pit und einer Wall of Death innerhalb eines Songs aufrief, welchem aber gottlob nur wenige Fans nachkamen. Ich halte solche Aufrufe in einer kleineren und recht vollen Halle wie das JUZ Andernach sehr fragwürdig.

Dann schauen wir mal, wie es mit dem Summers End Open Air weitergeht. Bleibt zu hoffen, dass die Stadtoberen sich besinnen und nicht unbedingt beim SOA den Rotstift ansetzen. Wie man hört, soll in diesem Fall eine Petition folgen. FFM-Rock bleibt am Ball und wird hierzu nachberichten….