SWORDBROTHERS FESTIVAL - Andernach, JUZ Live Club
Festival vom 10.09.11
Bands: VICIOUS RUMORS, EXXPLORER, OZ, VANDERBUYST, ASGARD etc...
Homepage:
www.swordbrothers.de
Heute gibt’s die ultimative Truemetalvolldröhnung, auf dem SWORDBROTHERS Festival in Andernach. Nichts für Weicheier, Trendreiter, Trittbrettfahrer und Poser, echte Metaller sind hier gefragt! Allein das aufgefahrene Festivalbilling spricht überdeutlich für sich! Ein Parkplatz mit idyllischer Waldlandschaft ist wirklich schon etwas Feines. Das erste, was uns entgegenkommt ist ein Grüppchen Kuttenträger, die uns nach Feuer fragen. Zwei Mädels lassen auf dem Parkplatz erst mal knackig schön laut MÖTLEY CRÜE laufen, wodurch sich vom Start weg gute Stimmung in unserer kleinen Clique breit macht. Glam(hard)rock als Einstimmung für ein Truemetalfestival? Coole Sache, warum nicht...? Auf dem Gelände angekommen, bietet sich ein Anblick, der unsere Gemüter gleich noch mehr erfreut: Überall mit wenigen Ausnahmen Kuttenträger und echte Metaller, wohin das Auge blickt, - keine Pseudometaller, Alibirockfreaks, Whimps, Poser, Mitläufer und ähnlich geartet lästiges Volk, stattdessen purer Heavy Metal mit allen erdenklich dazugehörigen Klischees: Jeans, Leder, Nietengürtel, Kopftücher, sogar Spandexhosenträger/innen laufen uns über den Weg. Endgeil! Potz Blitz, Hagel und Granaten! Auf solchen Festivals fühlt man sich irgendwie heimisch.Heute sind wir komplett unter Gleichgesinnten. Hier lebt der Geist des wahren Heavy Metals auf; – ein Festival zum Wohlfühlen. Willkommen im PARADIES der TRUEMETALLER!
Die Location ist schön klein, überschaubar. Merchandise und Tonträgerstände bieten für jeden Musikgeschmack hartmetallischer Gitarrenmucke etwas. Verpflegungsbuden sind sichere Garantie dafür, dass auch für’s leibliche Wohl gesorgt ist. Ein großes Lob geht auch an den Getränkestand in der Halle. Alle Gäste werden zügig und höflich, in jeder Weise korrekt bedient. Die Preise bewegen sich im angemessenen Rahmen. Lange Wartezeiten auf Cola, Wasser oder Bier...? Auf manchen Festivals ist dieser Zustand mitunter zu erwarten und gegeben (siehe u. a. beim vor zwei Jahren schlecht organisierten Devilside-Festival, das mir diesbezüglich in reichlich negativer Erinnerung geblieben ist, wo Zustände an den Getränke- pilzen herrschen, über die man sich nur wundern kann, über die ich jetzt besser keineswegs auslassen will) - aber nicht hier! Mit dem Wetter passt’s heute auch, wenngleich es mir heute etwas zu drückend heiß ist (nein, ich bin und werde definitiv kein Sonnenanbeter mehr!). An der Eingangskasse erklären mir zwei freundliche Leutchen des Veranstalters, dass es keinen speziell gesonderten Pressebereich gäbe. Dann scheint dem wohl so zu sein. Nun ja, die beiden lassen sich umringt von stapelweise Flyern unbekümmert ihr Essen munden. Das aus insgesamt neun teils extrem raren Bands bestehende Billing macht Appetit auf ein Festival, wie man es in solcher Form nicht alle Tage erlebt! Horridooo, - auf ins Abenteuer!
WARCRY
Die TrueBlackmetalthrasher WARCRY stehen heute schon als Festivalopener mittags um 13:00 Uhr auf der Bühne und gehen uns heute komplett durch die Lappen (!), was in erster Linie dem Stau bei der Hinfahrt geschuldet ist, der hierfür seinen Tribut fordert. Schade, doch leider nicht zu ändern. Das wird irgendwann zu passender Zeit nachgeholt!
MORTICIAN
Nicht zu verwechseln mit den Blackmetallern selbigen Namens kriegen wir gerade, soeben angekommen, Bändchen am Eingang besorgt, gleich was gegessen, ein Getränk besorgt, wenigstens eine knappe Viertelstunde noch mit. Die Alpenjungs ballern das volle Brett dynamischen Powerspeeds mit deutlicher NWOBHM-Referenz durch die Boxen, welches tierisch laut durch’s Gebäude dröhnt. Bei der Gelegenheit treffe ich sogleich Markus und Jana. Meine seit den frühen Morgenstunden anhaltende Müdigkeit ist so gut wie verflogen.
ASGARD
Für ARRYAN PATH (die laut Hinweis des Veranstalters aus familiär bedingten Gründen dem SBF eine Absage erteilen mussten), kommen die Italiener ASGARD ins Spiel, weshalb sich logischerweise auch deren Name auf der aushängenden Running Order wieder findet. Da die Italiener bisher ein noch relativ neues, völlig unbeschriebenes Blatt sind, schaue ich sie mir böckehalber auch gleich mal an. Zunächst füllt sich der Saal noch spärlich, doch je länger ASGARD spielen, desto mehr Metalheads zieht es in den Raum vor die Bühne. Kein Wunder, wenn man sieht, wie agil Shouter Mace seine Mitstreiter permanent zu Höchstleistungen pusht! Die satte Volldröhnung klassischen NWOBHM-Metals plus US PowerSpeed Richtung AGENT STEEL, OMEN und TOKYO BLADE setzt heute gewaltige Kräfte im Publikum frei und somit den ersten Höhepunkt des Festivals! Blieb dieses frische Undergroundjuwel zum eigenen Erstaunen bisher leider unbekannt, wird mir spätestens zur Mitte des Auftritts klar, dass hier eine Bildungslücke in meiner Sammlung besteht, die es dringend zu schließen gilt! Obwohl ich diese mir bislang allenthalben vom Hörensagen namentlich bekannte Band nun zum ersten Mal on Stage erlebe, bin ich wie viele andere im Saal von der mitreißenden Darbietung restlos begeistert! Druckvoll, hart, direkt, schwindelerregend schnell und auf den Punkt genau legt sich der Fünfer so beeindruckend ins Zeug, das mit Powerspeedganaten wie „The Age of Steel“, „I Spit on your Hands“, „With Your Shield or On it“, „Fury of the Night“ sowie der Bandhymne „Asgard Invasion“ die Sympathien des frenetisch abgehenden Publikums gleich mal soeben im Sturm erobert werden! Jeder Song dieses außergewöhnlich spektakulären Topnewcomers, der schon jetzt Ausnahmestatus besitzt, stellt eine Hymne für sich dar. Bezeichnenderweise findet meine zuvor angedeutete stilistische Einschätzung durch ein traumhaft sicher, schnell und beeindruckend hart umgesetztes Cover des AGENT STEEL-Meisterwerks „The Unstoppable Force“ Bestätigung. Ungeheuer powervoll, derbe rotzig druckvoll schnell, erfrischend natürlich zugleich, fräsen die ein ums andere Mal schwer ans US-Vorbild AGENT STEEL erinnernden Italiener kaum in Worte fassbarer Präzision gnadenlos alles weg, was sich keine neun Millimeter unter der Grasnarbe liegend bewegt! Ansonsten regieren textlich gesehen überwiegend auf nordische Mythologie abzielende Inhalte das Geschehen. ASGARD erzählen und berufen sich auf Götter, Helden, Drachen, Amazonen, glorreiche Schlachten.... wobei sie ihrem generell megaschnell kompromisslos in die Gehörgänge reinhämmernden Powerspeed weder Backgroundchöre noch Soundeffekte, Keyboards, Akustikgitarren, Flöten, Piano und ähnlich geartetes Beiwerk hinzufügen. Fordernde Zugaberufe werden laut, steif in die Luft gereckte Fäuste, Pommesgabeln und ein exzellent die Bühne freiblasendes Quintett, das dem Swordbrothersvölkchen kompromisslos das gute Dutzend Powerspeedkracher entgegen schmettert, hinterlassen gewaltig Eindruck. Zur Belohnung werden die Italiener gnadenlos abgefeiert, das man dem Gefühl fast nachgibt, sie würden zu den eigentlichen Headlinern auf dem SWORDBROTHERS gehören, nähren zunehmend den Eindruck das die Entscheidung, sich diese völlig blitzsauber die Bühne zerlegende Band vorbehaltslos anzuschauen, goldrichtig war! ASGARD haben bleibenden Eindruck hinterlassen und zahlreichen Fans mit einem beherzten Auftritt Freude bereitet. Sollte irgendwann erneut die Möglichkeit bestehen, sich diese Band zu geben, steht dieser Entschluß von vornherein außer Frage. So mitreißend brachial, spielfreudig und über die Maßen „true“ präsentieren sich nur wahre Metalbands von echtem Schrot und Korn, für deren treue Fans ein solches Festival wie des SWORDBROTHERS ausschließlich gedacht ist! Mein True-Metal-Spirit ist durch diese beherzte Performance bis auf weiteres geweckt!
Besondere Ereignisse am Rande:
Diesel heißt in Andernach Spezi. Thomas bestellt sich ein Diesel, im Volksmund eigentlich als Cola/Bier bekannt und staunt nicht schlecht weil er eine Spezi (Cola/Fanta) statt Cola/Bier in die Hand bekommt, was nicht nur bei ihm für viel Erstaunen sorgt, zumal man uns erklärt, das heiße in Andernach „Diesel“. Nun ja, andere Bundesländer, andere Sitten. Hätte Thomas ein „Dreckiges“ gesagt, müsste es wohl an einem Tresen in Hamburg bestellt werden. Coole Leutchens und während der gesamten Zeit herrschte fast überwiegend waschechtes Heavy Metal-Flair Insgesamt verlief das gesamte Festival ausgesprochen abwechslungsreich, locker und interessant. Beim SWORDBROTHERS empfehlen sich übrigens Ohrenstöpsel, soviel sei gesagt, weil der Sound in der Location in gewaltiger Lautstärke aus den Boxen kommt und Hörsturzgefahr durchaus gegeben ist. Wer glaubt, meint und denkt, er bräuchte das nicht, ist nicht zu bemitleiden und muss mit den Konsequenzen leben, - die Meinungen gehen hier, wie sich im Laufe des späteren Abends in einer größeren Gesprächsrunde herausstellt, doch ziemlich weit auseinander. Ich für meinen Teil bin froh, meine gelben Earprops dabei zu haben. Trotz Ohrstöpseln hämmert der Sound immer noch infernalisch laut ins Gehör und man nimmt ebenso alles wahr, doch das Gehör nimmt keinen Schaden. Spaß kostet, durchaus richtig, aber muss man, nur um des eigenen Vergnügen willens zu frönen, auf solch wichtige Utensilien komplett verzichten? Definitiv nein! Bei aller Liebe zum Heavy Metal: Diese Musik heißt nicht ohne Grund so, wie auf dem SWORDBROTHERS doch sehr deutlich wird! Wir treffen Musiker von VICIOUS RUMORS, OZ und VANDERBUYST, die sich durchweg sympathisch und zu Fotos bereit präsentieren, wenngleich sie heute teils unter Druck stehend nicht viel Zeit haben und vor dem jeweiligen Auftritt ihr eigenes Merchandise verwalten, eine gut nachvollziehbare Geschäftspraktik, die allen Bands faire Chancen bietet, ein wenig Merchandise zu verticken um dabei gelinde bemerkt, die eigene Kasse etwas aufzustocken. Im Rahmen des überraschenden Aufeinandertreffens mit einem Kollegen von Powermetal.de entwickelt sich ein lockerer Plausch, ehe Thomas und ich immer noch bös fertig wie Hund und klatschenass geschwitzt vom VANDERBUYST-Fieber weiter ziehen, um noch einiges im Auto zu verstauen. Der Weg zum Auto führt an einer Pizzeria vorbei, wie sich im weiteren Verlauf des langen Tages herausstellt, bleibt das für unsere kleine Gruppe nicht ohne Folgen...
Ein anderes schräges Erlebnis mit VICIOUS RUMORS-Shouter Brian Allen, den ich bei einer Gruppe Fans, die gerade auf den Kirmesbänken sitzen und fleißig am Essen sind, ist mir in Erinnerung zurück geblieben:. Er trägt ein GHOST-Shirt, wir kommen über die Musik ins Gespräch. Plötzlich unterbricht uns ein Typ mit AEROSMITH-Shirt, fällt uns kräftig ins Wort und quatscht uns damit voll, AEROSMITH sei die beste Band der Welt... was uns - weder Brian, noch mich die Bohne interessiert. Auf meine Frage, wer das eigentlich wissen will, schaut er zunächst belämmert aus der Wäsche. Dann meint der Typ, wir wären Klassik-Metaller, als ihn ein auf der Bank sitzender Fan aufklärt, das sei schon fast richtig, aber nicht ganz, weswegen wir ihm deutlich zu verstehen geben: „Wir sind keine Klassik-Metaller, wir sind Okkultmetaller!“ Brian und ich biegen uns vor Lachen...Der Typ ist völlig perplex, weiß nicht mehr, was er sagen soll und bleibt endlich mal für’n Augenblick still. Hmmm, der scheint wohl auf dem falschen Festival zu sein oder hat sich irgendwie verirrt...? Der Kerl ist hartnäckig, lässt nicht locker - meint, uns inmitten angeregter Unterhaltung unter brechend ein Gespräch über Steven Tyler aufzwingen zu müssen. AEROSMITH oder nicht AEROSMITH lautet die Frage. Ich gebe dem Typ zu verstehen, das AEROSMITH Geschmackssache sei und ich der Spezies Mensch angehöre, die sich nicht für AEROSMITH begeistern können. Er schaut mich fassungslos an, deutet im nächsten Augenblick dreist mit dem Zeigefinger auf mich, fragt ob ich die Band jemals schon irgendwo live gesehen hätte. Mindestens ein halbes Dutzend Leute auf den nächsten zwei Bankreihen richten ihren Blick auf mich. „Bielefeld, Seidensticker-Halle. Stell‘ dir vor, die können sogar spielen...“ antworte ich kurz angebunden grinsend und wende mich ab, um die Unterhaltung mit Brian fortzuführen, der nun ebenfalls breit grinsend mein MERCYFUL FATE-Shirt betrachtet, darauf deutet und meint, das wäre echter Okkult-Metal wie GHOST und für ihn die beste Okkult-Metalband der Welt. Ich nehme das Kompliment mit Freuden zur Kenntnis. „Mr. AEROSMITH“ meldet sich glatt erneut zu Wort, meint, das wäre in Bielefeld in einer schlechten Halle gewesen und blökt mir lauthals ins Ohr, die Bielefelder würden so schlecht Fußball spielen, dort könne man sich eine Band wie AEROSMITH nicht ansehen. Ich denke mir, was hat denn das damit zu tun? Noch ehe die nächste Chance bekommt, mich weiter zuzutexten, drehe ich mich um und lasse den mir unsympathischen Zeitgenossen, der auf meine Reaktion hin lautes Gelächter von der Bank erntet, stehen, worauf es ihm endgültig die Sprache verschlägt. Fakt ist: AEROSMITH waren noch nie wirklich eine Heavy Metalband und werden‘s auch nie sein, die Amis gehören eindeutig in den Bereich des klassischen 70er Hardrocks, diesen Stil spielen und beherrschen sie bis heute in unveränderter Weise, Punkt. Brian grinst mich über beide Backen an, gibt dem AEROSMITH-Fan in seinen eigenen Worten deutlich zu verstehen, das AEROSMITH auch nicht zu seinen Favoriten gehören. Danach entfernen wir uns galanten Schrittes, weg von dem Schwätzer. Auf die Frage, ob Brian vielleicht noch einen weiteren Augenblick Zeit hat, meint er ganz trocken lächelnd „Yes“. Ein schönes Erinnerungsfoto bleibt als Ergebnis zurück, ehe der sympathische VICIOUS RUMORS-Shouter sich mit kräftigem Händeruck von mir verabschiedend, ein breites Grinsen auf den Backen völlig relaxt seiner Wege zieht. GHOST und MERCYFUL FATE – die geballte Macht Okkultmetal im Doppelpack, dagegen kann ein alteingesessener, felsenfest überzeugter AEROSMITH-Fan kaum anstinken...,zumal die „Luftschmiede“ in jüngster Vergangenheit allenthalben durch rechtliche Querelen und Auflösungsgerüchte glänzend ihre besten Zeiten weit hinter sich haben, letzteres gilt für eine weltbekannte Hardrockband mit W und eine seit den 80ern permanent auf den US-Markt schielende Combo der die Initialien D. L. gehören, - (des Themas kundige Härtner wissen, welche Combos an dieser Stelle gemeint sind), weshalb sich das Thema von selbst erübrigt. :-)
VANDERBUYST
Schlagen zu bester Nachmittagszeit auf. Mit dem knalligen UFO-Cover „Rock Bottom“ röhrt das gut aufgelegte Oranjetrio ohne viel Federlesens konsequent beherzt drauf los, weitere Perlen des Kalibers „To Last Forever“, „Stealing Your Thunder“ „Tiger“ oder „From Pillar to Post“ bringen das Publikum bei stechender Luft in der Halle zum Toben! Literweiße perlt der Schweiß von meiner Stirn herab, das Feeling im Publikum stimmt. VANDERBUYST sind erneut eine sichere Bank. Legte das Trio bereits auf dem ROCKHARD-Festival eine astreine Performance auf die Bretter, bleibt es auch in Andernach seiner wohlgesonnenen Fangemeinde nichts schuldig. Der holländische Senkrechtstarter des Jahres zählt soweit ein geübter Blick reicht, auch beim SWORDBROTHERS-Festival klar zu den Gewinnern. Wer den Spirit des erlesenen 70er Jahre Hardrocks so grundehrlich und hart arbeitend auf der Bühne verkörpert, hat es auch verdient, derart abgefeiert zu werden, das die Hütte tobt.Zahlreich erhobene Pommesgabeln, Fäuste und ein geradewegs unbändig abgehendes, nach Strich und Faden heftig ausklinkendes Fanklientel im bestens gefüllten Saal sprechen Bände! VANDERBUYST verlangen ihren Fans alles ab. Der drückenden Hitze in der Halle nunmehr überdrüssig, verlassen Thomas und ich kräftig schwitzend flott den Raum, um an die frische Luft zu kommen. Der Nachmittag wird mit gutem Essen in einer Pizzerria gekrönt. Keinen Bock auf Currywurst, Pommes oder Bratwurst, lassen wir’s entspannt gemütlich angehen, entfernen uns dezent vom Gelände, verpassen die nicht so prickelnden Spanier CENTINELA, die handwerklich okay, aber jederzeit austauschbar sind wie auch die nächst folgende Band KILLERS, um uns in vertrauter Runde Pizza und Rigatoni al Forno-Nudeln zu gönnen.
OZ
lösen einen wahren ‚Dezibelsturm‘ aus, eines ihrer Alben heißt ebenso und macht der Band auch tatsächlich alle Ehre. Die wie angestochen auf die skandinavische Truemetal-Legende abgehende Fangemeinde ist gleich vom ersten Takt völlig außer Rand und Band! Die lange Zeit kaum bis gar nicht mehr live aktiven Skandinavier räumen komplett ab! Es scheint als hätten die meisten Fans den Auftritt der Skandinavier förmlich herbeigesehnt. Nicht nur die Musiker spielen wie entfesselt auf, auch die Fans bangen sich volles Rohr ihre Rübe weg, als gäbe es keinen Morgen danach mehr, bis das Gesicht von lauter schweißverklebten Haaren umgeben ist. Nach dem Gig haftet das wohlriechende Aroma eines rattenscharfen Gigs der diensteigenen Kutte an, von dem man sich unheimlich gern beim Truemetalstelldichein auf dem HOA (Headbangers OPEN AIR), KIT (KEEP IT TRUE)oder im darauffolgenden Jahr auf dem SWORDBROTHERs erzählt. Das Fachkundige SWORDBROTHERS-Publikum singt treffsicher jede Textzeile mit. Wahre Insider wissen eben, was sie wollen! Während der Dauer des Auftritts ist Shouter Tapani des Öfteren von mehreren Fans umgeben, die es sich nicht nehmen lassen, die Bühne zu entern, in halsbrecherischer Manier bangend Luftgitarre zocken, dabei munter um die Wette posend, nahezu alles um sich herum vergessend...! Wie irre ist das denn? Auf welchem Festival sind Sondereinlagen dieser Art erlaubt? Wohl nur auf einem: Dem Swordbrothers! Beim K.I.T. wurde dieser Brauch mittlerweile eingestellt. Den ultimativen Höhepunkt markiert der von zahlreichen Truemetalheads geforderte OZ-Übersong „Turn the Cross upside down“ (!) , dessen Spannung erzeugender Refrain sogar Metalheads aus den entferntesten Ecken und Winkeln vor die Bühne lockt, womit es den Skandinaviern im Handumdrehen gelingt, gewaltige Hochstimmung im Saal nun kochenden Saal auszulösen. Massenhaft Leute flippen aus, auf der Bühne findet sich über ein Dutzend headbangender Fans um deren lässig in Turnschuhen und Shorts auf der Bühne stehenden Shouter Tapani ein um gemeinsam Luftgitarrenwettbewerbe auszutragen, Chaos regiert! Die Anzahl der auf die wackelnde Bühne kletternden Fans bei OZ erhöht sich im Laufe des Sets. Immer mehr metalverrückte Kuttenträger stürmen plötzlich die Bühne, bis man nur noch Langhaarmähnen und überkreuz Luftgitarre spielende Fans zu sehen bekommt, die beinahe die Hälfte der gesamten Fläche einnehmend verdecken. Gut, das bei der Aktion niemand zu Schaden kommt und alles friedlich ausgeht. Ein gewisses nicht unbedenkliches Risiko besteht seitens des Veranstalters dennoch immer, vor allem wenn die Bühne derart wackelt das man die Vibrationen beim Heraufsteigen spürt. OZ bringen wortwörtlich die ganze Bude zum Wackeln (!!!),machen sich nichts daraus, teilen die Begeisterung der Fans mit Freuden, bis zum Ende kraftvoll straight rockend, das hinterher nur ein Fazit bestehen bleibt: Weltklasse! Mehr lässt sich dazu nicht sagen. Besser geht’s wirklich kaum! Ein ziemlich bescheuerter volltrunkener Typ neben mir meint alle zwei Minuten den Stagediver markierend, auf die Bühne zu klettern, damit ihn das Publikum auffängt und weiter trägt. *Ratlos Kopfschüttelt* Manche übertreiben‘s wirklich! „Fire in the Brain“ ist auch so eine Granate, deren Riff ohne weitere Ansage sofort sämtliche Matten im Takt in Rotation versetzt, auch meine Wenigkeit gibt sich zu OZ die volle Headbangkante in vorderster Front an der Bühne bis er sich nass gebadet vor Schweiß kaum noch auf den Beinen hält, um anschließend gleich mal drei Becher Flüssigkeit (1 Liter Wasser) benötigt, um seinen beim OZ-Spektakel heftig aufkommenden Durst in den Griff zu bekommen! Völlig verklebt, muss die klatschnass geschwitzte Mähne schnellstens unter den Wasserhahn, der fälligen Spülung unterzogen werden. Danach darf sie gern im Laufe der Co-Headlinervorstellung trocknen. In der Pause finden drinnen und draußen angeregte Unterhaltungen statt, ehe die US-Classicmetaller EXXPLORER zum Tanz bitten. Nach dieser kaum noch zu überbietenden Supershow heißt der Tagessieger wohl ein deutig OZ , wenngleich die beiden Festivalheadliner schließlich erst noch kommen sollen... :-)
EXXPLORER
Das reichlich verschachtelte, von zahlreichen Rhythmus-, Tempowechseln und diversen Breaks gezeichnete Material der US-Truppe auf der Bühne bringt das neugierig im Raum versammelte Publikum nicht annähernd zum wilden Headbangen, sondern vielmehr ins Staunen. Spieltechnisch erste Sahne, reißen die Amis das Groß der Fans kaum wirklich mit, begeistern statt dessen durch filigrane Gitarrenarbeit, diverse Stimmungswechsel und gutes Stehvermögen, das ihnen die auf immerhin stolze achtzig Minuten hoch geschraubte Spielzeit abverlangt. Mangelnder Abwechslungsreichtum schließt sich bei der Band vollkommen aus. Das nicht leicht verdauliche Gemisch klassischen Heavy Metals Powermetal und Progressive Anteilen inklusive schwerem Epic Touch verlangt der anwesenden Truemetallerschaft immens großes Durchhaltevermögen ab. Während des Sets erntet der auf der Bühne hart ackernde Fünfer viel Respekt vom toleranten SWORDBROTHERS-Publikum. Alte Fans lauschen der Darbietung aufmerksam. EXXPLORER zeigen sich ihres Co-Headliner-Status durchaus würdig, können heute trotz verstärkter Anwesenheit zahlreicher Oldshoolfans trotzdem keine neuen mehr hinzu gewinnen. Ähnlich wie MANILLA ROAD gehört diese abwechslungsreich in Eingemachte gehende Formation mit großem Seltenheitswert zu den um so ausgefalleneren Vertretern klassischer Heavy Metal Schule der 80er deren Musik nur für ein bestimmtes recht begrenztes Fanklientel interessant, das ihr eisern die Stange hält, während alle anderen sich den Fünfer ansehen, die Band zur Kenntnis nehmen und es dabei letzt endlich auch belassen, was allerdings das Können der Amitruppe keineswegs schmälert, die spieltechnisch überzeugt hat, das muss einmal in aller Deutlichkeit festgehalten werden!
Gegen den Abräumergig der als Drittletzte Band im Billing platzierten Skandinavier mit dem zauberhaften Namen bestehend aus zwei Buchstaben, wirken die Amis insgesamt eher blass.
VICIOUS RUMORS
entfachen das erwartete Powermetal-Inferno um die linientreuen Fans nach Strich und Faden musikalisch zu verprügeln. Stageactingtechnisch gibt der US-Fünfer wie gewohnt alles! Zahlreiche Fans stürmen in die Halle, obwohl ein Teil schon früher die Heimreise antritt. Mörderisch drückende Gitarren, ballernde Doublebassdrums und Brian Allen, - ein famoser Sänger, der über das nötige Charisma verfügt, die Fanreihen komplet in Exstase zu versetzen, lassen Kracher des Formats „Digital Dictator“, „Minute to Kill“, „Razorback Killers“ „Lady took a Chance“, „Soldiers of the Night“ usw. so druckvoll und schweinefett durch den Saal dröhnen, das einem fast der Schädel platzt! VICIOUS RUMORS gehören neben LIZZY BORDEN und den leider oft sträflich unterbewerteten ARMORED SAINT zur Top-Elite des US-Metals, woran an diesem Abend gar nicht erst der geringste Zweifel aufkommt!
Meine Bilanz vom SWORDBROTHERS-Festival fällt wie folgt aus: Klein, überschaubar, gemütlich, heftig laut, in schöner landschaftlicher Umgebung gelegen und wirklich in erster Linie Truemetallern und -rinnen angedacht. Dieses kleine aber geniale Festival kämpft für den Geist des wahren, echten Heavy Metals; es lebt und atmet das, wofür Heavy Metal eigentlich in seinen Ursprüngen steht: Harte Musik, ein Hauch von Freiheit, Rebellion, Abenteuer und massiv zum Ausdruck gebrachter Kritik gegen das Spießbürgertum unseres bestehenden Gesellschaftsbildes weitab dröger Standardnormen ohne Sinn, Zweck und Wert. ASGARD, VANDERBUYST und VICIOUS RUMORS beeindruckten auf der Bühne, der klare Sieger beim 10. SWORDBROTHERS Festival im JUZ Andernach waren ohne wenn und aber: OZ! Man darf schon jetzt sehr gespannt sein, welches Billing die Veranstalter zum nächst jährigen 11. SWORDBROTHERS-Festival auffahren, - Only the Strong will Survive!
Fotos © 2011 Michael Toscher