DORNENREICH & AGRYPNIE - Frankfurt, Nachtleben


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Konzert vom 28.10.11

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Die poetischste und emotionalste deutschsprachige Wald, Nacht und Nebel Band lädt zum kollektiven Dahinschwelgen ein. Mit im Gepäck sind wieder die deutschen AGRYPNIE, dem Betätigungsfeld von Torsten "der Unhold" Hirsch aus der ehemaligen und nun wiedervereinigten Avantgarde Black Metal Band NOCTE OBDUCTA. War der erste Teil der Tour im Februar dieses Jahres schon vielversprechend besucht worden, so verspricht auch der zweite Teil der Flammentriebe-Tour einen starken Zulauf. Liegt´s am fairen Eintrittspreis von 13,20 € (Abendkasse), beziehungsweise 16,- Euronen an der Abendkasse? Der Vorplatz und die obergeschossige Bar des Nachtlebens sind jedenfalls mit durchweg jungen Publikum gut gefüllt. Pünktlich zum Beginn um 19:30 Uhr erlebe ich dann auch eine nicht gerade alltägliche Konzertsituation: 99 Prozent des eben noch dagestandenen Jungvolks pilgert schlagartig in den Keller des Clubs und lässt meine Kumpels und mich mit halbgeleerten Bieren stehen. Nun aber schnell geschluckt und rein ins Getümmel! Kuschelig ist es demnach im Club, bis zum doppeltürigen Eingang stauen sich die Anwesenden und feiern AGRYPNIE vom ersten Ton an gut ab. Der charismatische Fronthühne Hirsch und seine vier Schwarzheimer knallen ihren Dark-Post-Black Metal mit sichtbaren Spaß ins Rund, die ersten Reihen kopfschütteln sich fit durch das 45 minütige Set und der Großteil applaudiert der bisher nicht gerade häufig aufgetretenen Truppe ordentlich zu. Bei "Morgen" stapft dann noch DORNENREICH´s Jochen "Eviga" Stock auf die Bretter um ein paar Gastvocals zu krächzen, was natürlich auch nicht ohne Reaktion bleibt. Der Sound ist relativ klar und nicht zuu laut, was im Nachtleben ja auch nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist. Hirsch schnappt sich beim instrumentalen Zwischenspiel zum Exit Stück "Fenster Zum Hof" noch eine dritte Klampfe, ärgert sich anfangs aber gestenreich Richtung Mischer über soundtechnische Probleme. Spätestens beim letzten Stück "Schlaf" klappt`s dann aber mit der Dritten, was zu einer atmosphärischen und vollen Gitarrenwand führt. Einen passenderen Support hätten DORNENREICH wohl nicht mitnehmen können, da das Publikum AGRYPNIE anhand der positiven Reaktionen beinahe wie den Hauptakt abfeiert. Chappeau!
DORNENREICH selbst entziehen sich seit geraumer Zeit gängigen Schubladen, reichern ihren im höchsten Maße durchdachten wie intensiven Black/Dark Metal mit musikalisch anspruchsvollen Zutaten wie dem vermehrten Einsatz der Violine durch Thomas "Inve" Riesner an, oder reduzieren sich gleich ganz auf düster-mystische Singer/Songwriter Gerüste mit neo-folkigen Akustikgitarren. Das aktuelle Flammentriebe Album ist allerdings eine Rückbesinnung auf die metallischere Seite der Österreicher und wird nicht von Wenigen als das beste Werk seit dem kongenialen Her Von Welken Nächten gehandelt. Wer sich im Vorfeld ein wenig schlau gemacht hat, überrascht die etwas andere Show dagegen nicht: Eine knappe Viertelstunde nach dem aggressiven Gewitter von AGRYPNIE betreten DORNENREICH zunächst als Duo die Bühne. Jochen, lediglich mit einer Akustischen in der Hand und Viollinist Thomas, präsentieren ausgewählte Stücke nach dem "Eigenwach" Intro in ergreifend ruhigem Gewand. Kein Knall, sondern höchst intim und atmosphärisch beginnen die beiden ihre Akustik-Show. Sänger Jochen besticht mit unheimlich emotionalen und dynamischen Gitarrenspiel als auch seiner faszinierenden Flüsterstimme während Thomas ihn stets gekonnt begleitet. Wie auch schon auf der Nachtreisen DVD anzusehen, funktioniert dieses ruhige Set erstaunlich wunderbar. Das Publikum berauscht sich regelrecht an den sanften Klängen von "Freitanz" oder "Meer", auch wenn es natürlich einige Flüchtige gibt, denen diese DORNENREICH-Version nach wie vor ein Dorn im Ohr ist. Klar, wer auf heftiges Schwarzmetall zum Abreagieren und Abhassen steht, kommt entweder gar nicht mehr zu DORNENREICH oder schleicht sich erst zum zweiten Teil, der Metal-Show, in den Club zurück. Bis dahin streicheln "Dem Wind Geboren" und "Drang" die Seelen. Zum Dahinschmelzen!
Das vom reinen Akustikalbum stammende "Jagd" läutet dann aber langsam aber sicher den harten Teil des Gigs ein. Drumer Moritz "Gilvan" Neuner komplettiert DORNENREICH zum Live-Trio, Jochen greift zur elektrischen Klampfe und die Vertärker werden ab sofort aufgedreht. Egal wie begeistert das Nachtleben bisher war, der ohnehin schon gespannte Stimmungspegel steigt nun um ein paar Meter. Immer noch wahnsinnig emotional (Jochen lebt seine Texte inbrünstig!), noch intensiver, ekstatischer und mitreißender gerät der Metal-Part. "Der Wunde Trieb", "Erst Deine Träne Löscht Den Brand", "Der Hexe Flammend Blick", nun brechen die Dämme! Bei "Trauerbrandung" flippt das Publikum dann völlig aus, singt/kreischt frenetisch mit und beendet einen definitiv packenden Auftritt mit viel Applaus.
DORNENREICH sind streitbar und vieldiskutiert, ja. Niemand kann allerdings ernsthaft behaupten, dass die Österreicher nicht authentisch seien. Außerdem sind die Jungs musikalisch so wertvoll gerade aufgrund der Tatsache, dass sie eben in einem von vielen festgefahrenen Konventionen geprägten (Black)Metal Genre einzigartig und individuelle Akzente setzen konnten und immer noch können. Zusätzlich symphatisch machen sich Jochen und Thomas im Anschluss der Show an ihrem Merchstand. Sehr nahbar, nett alle Fragen der Fans beantwortend und letztendlich sogar regelrecht schüchtern sind die Herren!

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