CHRISTMAS METAL FESTIVAL - Lichtenfels, Stadthalle


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Konzert vom 25. und 26.11.11
mit: HAMMERFALL, SAXON, LORDI, VENOM, IMMORTAL, SIX FEET UNDER, u. a.

Homepage:
www.rock-in-concert.de

Ein mordsmäßig qualitatives Billing hatten sich die Veranstalter der CHRISTMAS METAL FESTIVALS für das Jahr 2011 zusammengebastelt, dementsprechend hoch war die Vorfreude, als ich mit meinen 2 Begleitern um 6 Uhr morgens das heimische Sauerland verließ, um die nächsten 3,5 Stunden auf der Autobahn in Richtung Oberfranken zu verbringen. Nach unkomplizierter Fahrt kamen wir wohlbehalten in Lichtenfels an und bezogen eilig unsere kleine, aber ausgesprochen feine Ferienwohnung und machten uns zu Fuß auf in Richtung Stadthalle. Dort angekommen, machte sich Überraschung breit, denn auf dem Parkplatz vor der Halle herrschte noch gähnende Leere und am Einlass standen und froren vielleicht gerade mal 100 Nasen, während aus dem Halleninneren schon ordentliches Gerumpel zu vernehmen war. So rechnete ich aufgrund des ja nun nicht gerade enormen Andrangs wenigstens mit zügigem Einlass, und der Gedanke an eine wohl temperierte Umgebung in Verbindung mit gekühlter Hopfenkaltschale ließ mich innerlich frohlocken. Doch weit gefehlt, denn aus mir noch unverständlichen Gründen stand man noch locker eine halbe Stunde, ehe es dann langsam, Person für Person, voran ging. Endlich in der Halle angekommen, hämmerten die australischen Thrasher MORTAL SIN gerade ihren letzten Song runter, so dass ich zum Auftritt leider überhaupt nichts sagen kann. Auffällig war direkt der für Hallenverhältnisse enorme Bühnenaufbau. Hier wurde definitiv nicht gekleckert, sondern geklotzt. Ganz großes Lob an den Veranstalter. Nach Besuch von Toilette, Garderobe und Biertheke machte sich dann das erste Mal Ernüchterung breit, denn das, was die Bayern hier als Bier bezeichnen, nennt der Sauerländer eher "u. B." :-) GESCHMACKSSACHE - Ich bin für meinen Teil das ganze Wochenende nicht wirklich mit dem einheimischen Gebräu warm geworden, seinen Zweck erfüllte es natürlich dennoch allemal, hehe.

Die erste Band, die ich nun also sehen durfte, war auch zugleich für mich eine, auf die ich mich mitunter am meisten gefreut hatte. HEATHEN waren zurück und wie immer mit einem denkbar unwürdigen Platz im Billing bestraft. Die Jungs um EXODUS Klampfer Lee Altus stiegen mit „Pray For Death“ in einen - wie ich meine - gekürzten Set ein und die noch relativ hüftsteife „Meute“ von mittlerweile höchstens 300 bis 400 Mann nahm es eher gelassen als begeistert hin. Aber auch die Band schien nicht ihren besten Tag erwischt zu haben, speziell „Lee Altus“ wirkte doch eher lustlos und auch der Rest der Band hat schon deutlich mehr Stimmung gemacht, einzig Sänger David White war agil wie eh. Die Band hangelte sich mit Granaten wie „Goblins Blade“, „Death By Hanging“ und „Open The Grave“ durch einen viel zu kurzen Set und so war der Zauber nach einer guten halben Stunde auch schon wieder vorbei.

Auf den folgenden Auftritt von Shock Rocker LIZZY BORDEN hatte mich ganz besonders gefreut, hatte ich den Meister doch zuletzt vor ca. 10 Jahren in Wacken gesehen. Auch wenn sich immer noch nicht viel mehr Leute in der Halle eingefunden hatten, erzeugten Lizzy und seine Sidekicks direkt eine Bombenstimmung. Zwar wirkt der Meister mit seiner Show, die zugegebenermaßen nicht mehr so intensiv wie in den 80ern ist, immer ein wenig wie der kleine Bruder von Alice Cooper und die ständigen Kostümwechsel (Zwiebelprinzip) und Maskierungen haben was von Mummenschanz, aber die mittlerweile viel feierwütigere Menge nahm es dankend an. Was angesichts der genialen Setlist aber auch nicht weiter verwunderlich ist, denn mit Songs wie „There Will Be Blood Tonight“, „Red Rum“, „Tomorrow Never Comes“, „Give Em The Axe“, „Hell Is For Heroes“, „Me Against The World“ oder dem finalen „American Metal“ kann man eigentlich nur siegreich vom Feld ziehen und genau das taten die Jungs auch, was sich auch an den Publikumsreaktionen bemerkbar machte. Ganz große Show!!!

Die folgenden DESTRUCTION stiegen direkt mit dem Hit „Total Desaster“ ein, bevor der „Mad Butcher“ auf die Meute losgelassen wurde. Den Rest der Setlist bestückte man dann der „Thrashfest Classics Tour“ sei Dank weiterhin ausschließlich mit Klassikern wie z. B. „The Antichrist“, „Bestial Invasion“ und natürlich dem großartigen finalen „Curse The Gods“.

Die kanadische Metal Institution ANVIL erlebt ja gerade, nicht zuletzt wegen der großartigen Banddoku „Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft“, sowie des superben aktuellen Albums „Juggernaut Of Justice“, ihren zweiten Frühling. Dementsprechend gespannt war ich, ob das Trio mich diesmal etwas mehr begeistern konnte als damals auf der Tour mit RIOT und AGENT STEEL. Um es vorweg zu nehmen, der ganz große Wurf war es wieder mal nicht, aber gute Unterhaltung allemal. Die Setlist war recht ausgewogen, zwischen vielen Klassiker wie „Winged Assassins“, „Mothra“ (inkl. Vibrator Solo) oder „March Of The Crabs“ mischten sich auch immer wieder neue Songs vom aktuellen Album bevor man mit dem absoluten Classic „Metal On Metal“ abdankte. Eins ist nach wie vor sicher, ANVIL polarisieren. Während die eine Hälfte der Anwesenden die Band abfeierte nahm die andere den Auftritt eher gelassen zur Kenntnis. Eine Tatsache, die sich sicher niemals ändern wird, denn selbst in unserer kleinen Gruppe waren die Resonanzen entsprechend zwiegespalten.

Die nun anrollende Bay Area Dampfwalze in Form von EXODUS hatte es da deutlich leichter. Hatte ich die Band doch nach der letzten Thrashfest Tour komplett abgeschrieben, was nicht zuletzt an Frontassi „Rob Dukes“ lag, musste ich meine Meinung binnen Sekunden überdenken. Denn dieser hatte sich offenbar deutlich besser im Griff oder die Band hat sich was von der doch oft zu hörenden Kritik an ihrem Fronter angenommen. „Dukes“ gab sich echte Mühe seinen ja ansonsten nicht wirklich vorhandenen Gesangsstil an die alten Killersongs wie z. B. „Pleasures Of The Flesh“, „Piranha“, „A Lesson In Violence“  oder das mir ein Dauergrinsen ins Gesicht zaubernde „Metal Command“ anzupassen. Auch „Lee Altus“ war auf einmal wieder wach und ballerte in Kombination mit „Gary Holt“ ein messerscharfes Killerriff nach dem anderen in die bangende Menge. Das finale Triple, bestehend aus „And Then There Were None“, „The Toxic Waltz“ und „Strike Of The Beast“ ließ dann auch den letzten Unkenruf verstummen. Keine Frage, in der Form sind EXODUS eine Macht und wenn „Dukes“ sich mehr auf seinen Gesang und weniger auf sein asoziales Hardcore Gepose konzentriert wird auch ein echter Stiefel draus. Für mich die Überraschung des gesamten Festivals!

Anschließend waren SEPULTURA dran und ich war gespannt wie die Brasilianer in dem „Thrashfest Classics“ Gesamtpaket funktionieren. Immerhin sollten nur Songs von „Beneath The Remains“, „Arise“ und „Chaos A.D.“ gespielt werden, aus dieser Bandphase sind allerdings mittlerweile nur noch Bassist „Paulo Jr.“ und Gitarrist „Andreas Kisser“ am Start. Das Fehlen der beiden Cavalera Brüder, welche für die Entwicklung des typischen SEPULTURA Sounds ja nun nicht gerade unwichtig waren, gab mir etwas Anlass zur Sorge. Und wie sich schnell rausstellte, war das auch nicht ganz unberechtigt. Ich kann mit dem aktuellen Shouter „Derek Green“ nach wie vor nicht allzu viel anfangen. Relativ monotones Geschreie in Verbindung mit „Hartmaxe Posing“ kommt bei mir persönlich nicht wirklich gut an und viele andere sahen das wohl genau so, denn soooo wahnsinnige Stimmung kam meiner Ansicht nach nicht auf, zumal die Band als Headliner der „Thrashfest“ Classics Tour fungiert. Vielleicht sollte man für den Rest der Tour lieber mit EXODUS tauschen. Songmäßig war alles im grünen Bereich, keine großen Überraschungen. „Beneath The Remains“ , „Dead Embryonic Cells“, „Territory“, „Refuse-Resist“, „Slave New World“, ”Inner Self”, sowie eine ganze Latte weiterer Semi  Klassiker und zum Abschluss “Arise”. Über die Dauer sicher nicht ununterhaltsam, der große Kracher war es meiner Ansicht nach aber nicht.
Vielleicht lag es auch daran, dass sich bei mir langsam erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar machten. Möglicherweise haben es die Veranstalter mit der Anzahl der Bands an einem Tag auch ein wenig übertrieben, zumindest machte ich mir zu diesem Zeitpunkt das erste Mal leichte Sorgen bezüglich meiner Ausdauer, denn drei Headliner sollten ja noch folgen.

Den Auftakt zu diesem furiosen Triple machten die finnischen Grand Prix Gewinner LORDI. Nach dem Intro des aktuellen Albums „Babez For Breakfast“ stieg die Monsterhorde auch direkt mit dem Titelsong in den Set ein und hatte die Menge sofort auf ihrer Seite. Endlich mal anständige Partystimmung in den ersten Reihen. Die Meute fraß Obermonster Lordi aus der Hand, Luftgitarren wurden gerockt, Fists geraist und gegröhlt das die Kehle blutete. Bei Killersongs wie „Blood Red Sandman“, „The Devil Is A Looser“, „Would You Love A Monsterman“, “Rock Police”, “Who’s Your Daddy”, “This Is Heavy Metal”, “Bringing Back The Balls To Rock” und natürlich dem Überhit “Hard Rock Hallelujah” kein großes Wunder. LORDI haben die Lichtenfels Festung jedenfalls im Sturm erobert, zumindest hab ich das ganze Wochenende keine vergleichbare Partystimmung mehr erlebt. Eins der absoluten Highlights!

Ganz ehrlich, langsam fiel es mir und wohl auch einigen anderen merklich schwerer, noch alle Sinne beisammen zu halten, so bestehen bei mir hinsichtlich des Auftritts des britischen Metal Flagschiffs SAXON doch einige Erinnerungslücken. Vielleicht liegt es aber auch an der übermäßigen Präsenz der Jungs um Obersympath Biff Byford. In den letzten Jahren ist es ja gar nicht mehr so einfach ein Festival zu besuchen, auf dem SAXON nicht spielen. Andererseits, wer will das schon, denn schließlich ist die Band ein Garant für erstklassige Auftritte und einem Haufen partytauglicher Klassiker. Auch heute die Jungs eine relativ gute 50/50 Mischung aus aktuellem Material („Hammer Of The Gods“, „Chasing The Bullet“, „Back In 79“, „To Hell And Back Again“, „Demon Sweeny Todd“, …) und alten Gassenhauern („Never Surrender“, „Heavy Metal Thunder“, „Wheels Of Steel“, „Denim And Leather“, „Motorcylce Man“, …) gefunden und mit „Solid Ball Of Rock“ und „Rock The Nations“ hatten sich sogar zwei kleine Überraschungen in den Set eingeschlichen. Als Zugabe gab es dann noch „Power And The Glory“ sowie das unvermeidliche „Princess Of The Night“. Als Die Hard Fan mag man vermutlich das Fehlen einiger unsterblicher Songs wie „And The Bands Played On“, „747 – Strangers In The Night“, „Strong Arm Of The Law“, „The Eagle Has Landed“ oder „Crusader“ beklagen, aber auch eine Band wie SAXON möchte nun mal auch seinen aktuellen Stoff an den Mann bringen, also sei es ihnen gegönnt.

Dankbar, dass es langsam dem Ende entgegen ging, freute ich mich nun noch auf HAMMERFALL. Unglaublich, was diese Band in den letzten 15 Jahren für eine Entwicklung durchlaufen hat. Von der belächelten „Kaspertruppe“ in einer Zeit, als der Metal am Boden lag, zur Speerspitze des europäischen Metals. Dass die Jungs diesen Titel zu Recht beanspruchen können, bewiesen sie an diesem Abend wieder einmal mit einer eindrucksvollen Show. Mit Ausnahme von „Threshold“ wurde jedes Album bedacht, doch ähnlich wie bei den Kollegen von SAXON wurde der Schwerpunkt auf das aktuelle Album, in diesem Fall namentlich „Infected“ gelegt. Gleich fünf Songs davon wurden im Laufe des locker 90 minütigen Sets gespielt, und nach dem schwer an den Ego Shooter Klassiker „Half-Life“ erinnernden und mit ausschließlich rotem Warnlicht unterlegten Intro, stieg man mit dem Opener „Patient Zero“ ein. Die Meute begrüßte die fünf sympathischen Schweden frenetisch und die Band dankte es auf ihre Weise mit extremer Spiellaune und hervorragender Leistung. Speziell Sänger Joacim Cans hat sich in den letzten Jahren doch extrem verbessert und singt mittlerweile doch auf sehr hohem Niveau. Weiter ging es mit dem Klassiker „Heeding The Call“ und spätestens hier war das Eis gebrochen und die Meute fraß der Band aus der Hand und nahm dankbar jede dargebotene Einladung zum Mitgrölen („Blood Bound“, „Renegade“, „Riders Of The Storm“, „Last Man Standing“, „The Templar Flame“, …) und/oder Bangen („Bang Your Head“, „Steel Meets Steel“, „The Dragon Lies Bleeding“, „Let’s Get It On“, „Dia De Los Muertos“, …) an. Erstaunlich übrigens wie gut sich die ja doch teils etwas anders aufgebauten, neuen Songs in die Riege der Bandklassiker einfügen, hätte ich in der Form nicht erwartet. Dankenswerterweise beschränkte man sich auf eine einzige Ballade, dass man sich aber ausgerechnet „Always Will Be“ aussuchte, ist für mich nicht nachvollziehbar, denn der Song geht meiner Ansicht nach gar nicht. Da wäre „Glory To The Brave“ eine andere Hausnummer gewesen, aber wahrscheinlich sie die Jungs das nach jahrelanger Dauerrotation einfach leid, kann ich auch nachvollziehen. Als Zugabe und Rausschmeißer gab es dann noch die aktuelle Single „One More Time“ sowie das unvermeidliche, aber immer wieder geile „Hearts On Fire“ aus tausend Kehlen, bevor man sich nach einem furiosen Auftritt verabschiedete!

Mit einem mächtigen Schädel und verkorkstem Magen erwachte ich dann nach nur ca. 4-5 Stunden am Samstagmorgen. Wie bereits erwähnt, stand ich mit dem sogenannten Bier in der Halle auf Kriegsfuß und jetzt bekam ich die Quittung für den möglicherweise etwas zu ausgeprägten Konsum desselben. Naja, meinen beiden Kompagnons ging es wenigstens auch nicht besser und außerdem waren wir nicht zum Vergnügen in Bayern. Also wieder zur Halle, aber diesmal mit dem Taxi. Der Einlass war heute kein Problem, da wir ja schon Bändchen hatten und somit auch den Rauchereingang benutzen konnten. Schön vom Veranstalter gelöst. Als wir ankamen, waren sowohl ENEMA OF DEATH, VALKYRIA als auch WOLFCHANT schon mit ihren Auftritten fertig, man bedenke es war gerade mal 12 Uhr. Ziel war es allerdings auch in erster Linie pünktlich zur Death Metal Kriegsmaschine DEBAUCHERY vor Ort zu sein, welche deutlich zu früh im Billing platziert wurden. So hatte es natürlich nur eine Handvoll hartgesottener Fans und einige Interessierte vor die Bühne geschafft, um das schwäbische Death Metal Dreigestirn zu empfangen. Welchen Song  der Herr „Bloodgod“ als erstes ins Mikro bölkte, kann ich nicht mehr genau sagen, könnte der Opener des aktuellen Albums, nämlich „The Unbroken“ gewesen sein. Sicher bin ich aber wie gesagt nicht. Im Verlauf des mehr als gelungenen Auftritts servierte die Band in erster Linie neueres Material wie „Zombie Blitzkrieg“ oder „Animal Holocaust“ sowie zwischendurch gelegentlich auch alte Kracher u. a. das allseits beliebte „Blood For The Bloodgod“ oder „Kill, Maim, Burn“. Das ganze Wochenende gab es kaum eine Band bei der mir das Zuschauen mehr Spaß gemacht hat. Sänger und Gitarrist Thomas „Bloodgod“ Gurrath wirkt mit seinen waldschratartigen Klamotten und seinem (wie auch alle anderen Bandmitglieder) kunstblutverschmierten Gesicht wie direkt aus einem Slasher Film wie „Wrong Turn“ entsprungen, Bassistin Juli „Murderdoll“ Paul setzt optisch mehr als ansprechende (wenn auch ebenfalls blutverschmierte) Akzente und Drummer Andreas „Wargrinder“ Donadel verdrischt sein Kit mit einer Wonne, dass man fast Angst hat das Teil fällt gleich in sich zusammen. Zu dem AC/DC mäßigen Groover „Warmachines At War“ vom aktuellen Album „Germany’s Next Death Metal“ gibt’s dann noch als Weihnachtsgeschenk eine (hört hört, ebenfalls blutverschmierte) Stripperin serviert bevor der Auftritt dann mit „Death Metal Warmachine“ ein glorreiches Ende findet. Das noch recht spärlich vertretene Publikum inklusive des Rezensenten feiert die Band würdig von der Bühne, Death Metal Herz - was willst du mehr?

Die folgenden SOLSTAFIR boten nun sowohl musikalisch als auch optisch ein massives Kontrastprogramm. Zu ausgesprochen stimmungsvoller Beleuchtung servierten die Isländer dem allerdings sehr spärlich vertretenen Publikum ihre schon zugegeben ziemlich geniale Mischung aus Doom, Viking Metal und Postrock, wobei das Hauptaugenmerk auf den Songs des noch aktuellen Outputs „Köld“ lag. Leider konnten wohl nur wenige der Anwesenden viel mit den melancholischen, meist überlangen Songs anfangen und so blieb es doch eher bei einem Gig für Fans und Eingeweihte und so hatte man das Gefühl, dass draußen an den Gastroständen teils mehr los war als vor der Bühne. Schade, denn SOLSTAFIR bieten wirklich innovative Musik mit erhöhter Halbwertszeit, was heutzutage ja eher selten ist.

Als nächstes standen die mir bis dato unbekannten MAERZFELD auf dem Programm, für deren Platz im Festivalbilling nur die wenigsten Besucher Verständnis hatten. Einigen wird die Band eventuell als RAMMSTEIN Cover Truppe STAHLZEIT bekannt sein, da diese jedoch nicht in mein Beuteschema passen, hatte ich auch davon bisher nichts gehört. Wie auch immer, als MAERZFELD spielt die Band nur eigenes Material, wenn auch im selben Stil und man muss zugeben, dass der dem Berliner Original schon wirklich sehr nahe kommt. Leider ist man in Sachen Songwriting nicht mal ansatzweise auf Augenhöhe mit dem Original und so machte sich doch recht schnell latente Langeweile im Saal breit. Musikalisch haben es die Jungs ohne Frage voll drauf und gemäß den Vorbildern bot man eine ordentliche Show mit riesigem Backdrop und ein paar Pyros, dennoch zog sich der ganze Auftritt wie Kaugummi und ich war ganz froh, als das Ganze dann nach gut 45 Minuten ein Ende hatte. Nicht meine Baustelle!

Genau so sehe ich das eigentlich auch bezogen auf die Iren PRIMORDIAL. Sicherlich war mir die Qualität des recht anspruchsvollen Metals der Band bewusst, dennoch hat mich bisher kein Album wirklich vom Hocker gehauen und live war mir die Band bisher nicht untergekommen. Der Einstieg erfolgte mit „No Grave Deep Enough“ vom aktuellen Album „Redemption At The Puritans Hand“ und nach ca. 30 Sekunden musste ich diese Meinung vollständig über Bord werfen, denn live kommen die folkig angehauchten und vollkommen unpeinlichen Pagan Metal  Songs episch as fuck rüber und Sänger Alan „Nemtheanga“ Averill ist einer der charismatischsten Frontmänner die ich je erlebt habe. Auch die auf mich anfangs etwas albern wirkende „Kriegsbemalung“ des Shouters passt einfach zu seinem Bühnenauftritt, der Mann wirkt wie ein wahnsinniger Heerführer der eine heidnische, mordlüsterne Armee in die letzte Schlacht kommandiert! Und diese Schlacht gewannen PRIMORDIAL natürlich mit wehenden Fahnen bzw. Killersongs wie „The Coffin Ships“ oder dem großartigen „As Rome Burns“ und die an diesem Tage bisher deutlich größte Fancrowd dankte es Ihnen mit entsprechender Hingabe. Überraschung mehr als gelungen!

Nun sollte die Death Metal Dampfwalze VADER folgen. Mir persönlich gefällt der brachiale Sound der Polen ja ziemlich gut, wenngleich es ihm meiner Ansicht nach etwas an Abwechslung mangelt. Eigenständig sind die Jungs aber allemal und mal ehrlich … einen Vader Song erkennt man innerhalb der ersten 3 Sekunden. Gut so! Live geht die Rechnung ebenfalls verdammt gut auf und es versammelt sich eine ordentliche Menschenmenge vor der Bühne die Sänger und Gitarrist „Piotr“ und seine in den letzten Jahren ständig wechselnden Bandkumpanen entsprechend abfeiert.  Da ich persönlich heute eher wenig an vorderster Front gekämpft habe, kann ich so aus dem Gedächtnis leider nicht mit Songtiteln aufwarten, einzige Ausnahme ist hier „Hellelujah!!! (God Is Dead)“, welchen ich als einen der besten Death Metal Songs aller Zeiten sehe. Als Rausschmeißer gab man zum Schluss noch „Raining Blood“ von SLAYER zum Besten, was den ohnehin schon recht ordentlichen Stimmungspegel nochmals anhob. Gelungener Auftritt, meine Herren.

Die Blackies GORGOROTH hab ich mir dann gespart, leider nicht meine Baustelle und es wäre mir echt schwer gefallen, mir das eine ganze Stunde zu geben. Was ich mitbekommen habe, klang zwar überraschend gut und differenziert, aber man muss sich auch mal eine Pause gönnen, denn schließlich sollte ja noch einiges kommen!

Zum Beispiel die schwedische Death Metal Institution UNLEASHED, welche wohl auf immer und ewig zu meinen Genrehelden gehören werden. Die sympathischen Jungs um Frontkampfschwein Johnny Hedlund gaben auch direkt mal wieder alles und ich hoffte auf eine unterhaltsame Stunde, schließlich hatte ich ja noch einen verkorksten Gig nachzuholen (siehe mein Review vom Winternachtstraum Festival 2010). Enttäuscht wurde ich in keinster Weise, wenngleich auch meiner Ansicht nach viele Klassiker dem neueren Stoff wie „This Time We Fight“ oder „Wir kapitulieren niemals“ zum Opfer gefallen sind. Aber okay, in einer Stunde kann man nicht alles spielen und auch UNLEASHED möchten trotz ihres enormen Repertoires an Classics auch mal neueres Zeug vorstellen, sei es ihnen gegönnt. Gut gelaunt und spielfreudig wie immer servierte man dann noch neben vielen weiteren jüngeren Songs wie „Hammer Battallion“ und „This Is Our World Now“ auch einige alte Granaten in Form von „Into Glory Ride“ oder „Before The Creation Of Time“. Vielleicht sollte man eventuell auch mal mit auf den aktuellen Zug aufspringen eine Tour nur mit Songs der ersten 4 Alben zu spielen, könnte interessant sein, wobei der neuere Stoff ja keineswegs schlechter ist. Wie auch immer, auch UNLEASHED können sich in die Gewinnerriege des Festivals einreihen, wenngleich auch hier wieder nicht unbedingt riesigste Menschenmengen vor der Bühne standen. Die Jungs haben aber eines mal wieder unter Beweis gestellt. UNLEASHED gehen immer!!!

Langsam machten sich bei mir erste Müdigkeitserscheinungen breit und die Aussicht auf 4 Stunden Autobahn am nächsten Tag ließ die eh schon nicht gerade wohlschmeckende Brühe names Bier zur Nebensächlichkeit verkommen, was jedoch natürlich für meinen Stimmungspegel nicht gerade förderlich war. Dennoch war ich gespannt, ob die extra aus den USA eingeflogenen Deather SIX FEET UNDER den ruhmreichen Auftritt bei der „Satans Convention 2009“ (dort hatte ich die Jungs zuletzt gesehen) noch mal toppen könnten. Und wie sie konnten! SFU wissen scheinbar ganz genau um die spezielle Wirkung ihrer älteren Alben, welche auch meiner Meinung nach deutlich qualitativer sind als die Outputs der letzten Jahre, und bedienten sich entsprechend oft in der Mottenkiste. Speziell das Killeralbum „Haunted“ kam recht häufig zum Einsatz und so bollerte man der rasenden Meute Granaten wie „Suffering In Extasy“, „The Enemy Wihtin“, „Revenge Of The Zombie“, „Murdered In The Basement“, „Victim Of The Paranoid“ und viele weitere Nackenbrecher entgegen, welche von den Fans dankbar angenommen wurden. „Chris Barnes“ kommunizierte viel auf seine eigene, etwas prollige Art mit dem Publikum und ließ die Dreads kreisen und auch Neudrummer „Kevin Talley“ durfte mehrmals zeigen, dass er würdig ist den groovigen Gitarrensounds von „Steve Swanson“ und Neuzugang und Ex-Chimaira Gitarrero „Rob Arnold“ den entsprechenden Teppich auszulegen. Als man die Meute dann nach ca. 75 Minuten mit dem CANNIBAL CORPSE Klassiker „Hammer Smashed Face“ entließ, sah man allerorts nur in strahlende Gesichter und die anwesenden waren sich einig, dass es sich hier um eines der Festivalhighlights gehandelt hat! Ganz großes Kino!

Ein weiterer Festivalhöhepunkt stand nun für viele mit den folgenden Norwegern von IMMORTAL auf dem Programm. Ich muss für mich persönlich sagen ... ein zweischneidiges Schwert. Zwar gehen den auf Frost und Boshaftigkeit getrimmten Songs der Pandas ganz gut ins Ohr, dennoch sind IMMORTAL vom Black Metal mittlerweile so weit entfernt wie ich vom Besuch eines Lloyd Webber Musicals. Und verkommt der Auftritt meiner Ansicht nach zu einer Zirkusvorstellung. Aufgrund des Anfangs extrem matschigen Sounds ist kaum ein Song rauszuhören und bei 3 Personen die vornehmlich in dunkles Licht getaucht sind passiert auf der Bühne natürlich auch nicht sonderlich viel. Die meisten Anwesenden sahen das allerdings vollkommen anders und feierten jeden Song ab. Nach einigen Minuten wurde der Sound allerdings deutlich differenzierte, so dass der schneidende Gitarrensound von Fronter „Abbath“ ausgesprochen klar zur Geltung kam. Granaten wie „Sons Of Northern Darkness“ oder „Tyrants“ (begleitet von massivem Pyroeinsatz) sind zugegeben schon bockstarke Gassenhauer, dennoch wollte der Funke (obwohl es davon auf der Bühne mehr als genug gab) bei mir nicht wirklich überspringen und nach einer knappen Stunde machte sich doch Langeweile bei mir und meinen Kollegen breit. Auch der mehrtägige massive Schlafmangel, sowie die Auswirkungen des Bieres forderten mittlerweile massiven Tribut, weshalb wir uns doch schweren Herzens entschlossen auf den Rest von IMMORTAL und dummerweise auch auf die nachfolgende Legende VENOM zu verzichten. Im Nachhinein ärgere ich mich zwar zu Dreck, aber in dem Moment war meine physische Konstitution mehr als im Eimer, so dass wir mächtig angeschlagen den Heimweg antraten und mir somit nur die Erinnerung an einen großartigen Wacken Auftritt 1999 von Cronos und Co. bleibt. Naja, ich hoffe nach wie vor noch auf eine VENOM Bestätigung für das Rock Hard Festival 2012, vielleicht hab ich ja Glück, hehe.

Unterm Strich hat sich die 400 km lange Anreise auf jeden Fall gelohnt und bei ähnlich gutem Billing sind wir alle drei nächstes Jahr gern wieder am Start. Eine angenehme (wenn auch Samstag gegenüber dem Freitag etwas aggressivere) Atmosphäre, korrekte Preise, freundliches und flottes Thekenpersonal, eine großartige Bühnenkonstruktion, tolle Pyros, im Großen und Ganzen sehr gute Ablauforganisation, sowie nicht zuletzt eine herausragende Bandauswahl lassen die Rückkehr nicht allzu schwer erscheinen. Wünschenswert wäre - für mich persönlich - allerdings ein anderes Bier (naja, Bayern halt, hehe) sowie eine Mischung der harten und soften Bands an den einzelnen Tagen, das würde das ganze doch etwas auflockern. Drücken wir dem Veranstalter die Daumen, dass die Publikumsresonanz für den zweiten Teil der Veranstaltung in Geiselwind etwas besser ist, denn von annäherndem Ausverkauf kann in Lichtenfels leider absolut keine Rede sein. Sehr schade und für mich völlig unverständlich!

Also Leute, wenn ihr Bock auf ein TOP organisiertes Festival habt, macht euch am übernächsten Wochenende auf nach Geiselwind und rockt mit ICED EARTH, BLIND GUARDIAN, GRAVE DIGGER, ARCH ENEMY, MORBID ANGEL und vielen anderen! Vielen Dank für ein saugeiles Wochenende an die Veranstalter! STAY HUNGRY!!!

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