ROCK IN SCHROTH 2012 - Gondsroth, Festplatz


Konzert vom 29.06.2012 und 30.06.2012

Homepage:
im Bericht verlinkt

 

 

1. Tag:

SKULLBOOGEY

Homepage:
www.skullboogey.de

Geschrieben von Robert Kalix 

Nachdem die Musikschulkapelle, welche der Redaktionstross leider verpasste, die Bühne geräumt hatte, hängten am Freitagnachmittag SKULLBOOGEY die Latte für alle folgenden Bands extrem hoch. Die Taunus-Hillbillys mögen es hart und laut mit einer Menge Groove und schaffen es dennoch, eingängig zu bleiben. Sicherlich ist ihr an Bands wie BLACK LABEL SOCIETY, KYUSS und MONSTER MAGNET angelehnter Sound für viele der eingefleischten Rock in Schroth Gänger ein wenig zu „unmetallisch“ und dennoch wippen allerorts die Köpfe, wenngleich diese auch nur in geringer Zahl vor Ort sind. Allen voran Gitarrist und Sänger Stefan Wendling ist bemüht, die noch etwas hüftsteifen „Massen“ in Bewegung zu versetzen, der Promillepegel vor der Bühne ist aber noch zu gering, um in dieser Hinsicht große Erfolge verzeichnen zu können. Dennoch ist der engagierte Auftritt von SKULLBOOGEY als voller Erfolg zu verzeichnen. Die Band agierte ambitioniert und legte eine motivierte Performance an den Tag, die Musiker sind aufeinander eingegroovet und das hochklassige Songmaterial sitzt fest im Sattel, weshalb eine ordentliche „Wand“ von der Bühne geblasen wurde. Zu späterer Stunde hätte die Truppe sicherlich noch mehr reißen können, aber da war ja bereits ein Hochkaräter eingeplant.


[SOON]

Homepage:
www.soonmusic.net

Geschrieben von Robert Kalix 

Nach dem fulminanten und tieftönenden Auftakt standen die Hamburger [SOON] nun vor der Herausforderung, das Energielevel hochzuhalten….und dies mittels melancholischem Dark Rock? Mission Impossible? Nein, zumindest nicht für jene, die sich auf die starken, abwechslungsreichen Kompositionen der Nordlichter einlassen konnten, um deren Tiefgang zu genießen. Zugegebenermaßen bei tagheller und aufgeheizter Umgebung kein Leichtes für die Anwesenden und auch hier reagierte das Gros der Festivalbesucher am Freitag, die sich auf den Headliner MAINTALLICA einstimmen wollten, dankbar, aber wenig euphorisch auf die Überbrückung der Wartezeit durch eine wirklich unübersehbar eingespielte LiveTruppe. Vor der Bühne gähnt noch immer ein Höllenschlund, der für die meisten unüberwindbar scheint. Auch wenn die Band für ihren Stil sehr agil auf der Bühne agiert und Frontmann Eric sympathisch mit dem spärlich vorhanden Publikum interagiert, ist die Musik von [SOON] doch mehr zum stillschweigenden Genießen denn ausgelassenem Feiern gedacht, was an diesem Freitagabend deutlich wurde.

 

MAINTALLICA

Homepage:
www.maintallicats.com

Geschrieben von Robert Kalix
 

Während der Umbaupause ereignete sich on Stage noch ein kleines Lustspiel der Kategorie „Willst du mich heiraten?“, welches das „Rock in Schroth 2012“ zumindest für 2 Menschen zu einem unvergesslichen Event machte. Glückwünsche von der gesamten FFM-ROCK Redaktion gehen an Markus und Sabine. MAINTALLICA schickten sich anschließend an diesen Status auch in der Vita aller anderen Festivalgäste in Stein zu meißeln. Die Wartezeit war vorüber, der durchschnittliche Alkoholfüllstand des Auditoriums stand auf „Attacke!“ und die gähnende Leere vor der Bühne füllte sich mit in METALLICA-Shirts gehüllten Headbangern, die nun endlich erlöst werden sollten. Zöpfe auf und Hemmungen runter – „MAINTALLICA! MAINTALLICA! – Chöre“ kündeten von etwas Großem. Dem Original huldigend, lief AC/DC von Band, bevor „The ecstasy of gold“ allen Verblendeten, die aus dem Bandnamen noch immer nicht ableiten konnten, wem hier und jetzt Tribut gezollt werden durfte, aufzeigte, welcher Sturm gleich über Gondsroth hinweg fegen sollte. Doch leider war es eher ein laues Lüftchen. Zwar wurde jeder Song frenetisch gefeiert und inbrünstig mitgesungen, was allerdings nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass MAINTALLICA heute nicht ihren besten Tag erwischten. Leider galoppierte man allzuhäufig aneinander vorüber oder es spielte jeder sein eigenes Stakkato-Riff, was dann doch nicht mehr so hart klang wie im Original angedacht. Auch einige gedoppelte Leads wollten nicht so recht harmonieren, was bei einer Tribute Band für eine der größten Metalbands aller Zeiten den fatalen Effekt hat, dass es wirklich jedem auffällt, weil das Publikum die Songs in und auswendig kennt. Zu Gute halten muss man der Band, dass sie es verstanden, darüber hinwegzutäuschen und die Stimmung hoch hielten, so dass alle ausgiebig feiern konnten. Das Publikum jedenfalls dankte es den Frankfurtern mit frenetischen Jubelstürmen, die ein mehr als positives Fazit für den ersten Tag RIS 2012 zuließen.

 
2.Tag:

GATES OF DAWN

Homepage:
www.gates-of-dawn.de

Myspace:
www.myspace.com/gatesofdawnmusic

Geschrieben von Thorsten Dieterle
 

Am frühen Nachmittag herrscht auf dem Gondsrother Festivalplatz noch recht wenig Menschenverkehr, dafür aber gefühlte 30 Grad im Schatten. Von diesem gibt es weder vor der Bühne, noch sonst wo auf dem Gelände reichlich, so dass sich die paar Anwesenden unter die Sonnenschirme und die Getränketheke flüchten. Die Hanauer GATES OF DAWN führen derweil einen aussichtslosen Kampf gegen die brüllende Hitze, auch wenn die Truppe professionell und gut eingespielt agiert. Melodischer Gothic Rock mit herbstlich-melancholischem Unterton scheint zu dieser Uhrzeit und bei dem sonnigen Wetter schlicht nicht ins Konzept der frühen Schroth-Besucher zu passen. Der Wechselgesang zwischen Martina Lenz (lieblich) und Matthias Abel (melodisch kraftvoll, selten auch Growls) klingt gut, die „romantische“ Musik dagegen ist größtenteils im mittleren Tempo und lockt kaum eine Menschenseele direkt vor die Bühne. GATES OF DAWN wären heute in einem Club klar besser aufgehoben.

 

A-RISE

Myspace:
www.myspace.com/arisecologne

Geschrieben von Thorsten Dieterle
 

Etwas anders sieht es mit der aus Köln angereisten Gruppe A-RISE aus: Aggressiver Sound, tiefergelegte Gitarren, viel Groove und moderne Thrash wie Death Metal Elemente mit einer räudigen Grindkante - das reißt zumindest eine kleine Schar an Jungspunden umgehend vor die Bühne, während sich die älteren Semester noch interessiert zurückhalten. Der Gitarre spielende Fronter Patrick Fischer betritt die Bretter in einem komplett weißen Papstgewand (!), welches er allerdings bereits nach zwei Stücken wieder auszieht, um nicht im eigenen Schwitzwasser zu ersaufen. Dennoch hat der Bandkopf ne Menge Spaß im Gepäck, belustigt die Anwesenden mit allerlei witzigen Spruchgut („Delay ist geil!“) , motiviert den fidel-moshenden Haufen vor der Bühne sogar zu einer Mini-Wall of Death und holt zum letzten Stück denselbigen direkt auf die Bühne zum gemeinsamen Abschädeln. Die Mucke ist zwar stellenweise arg gehackt und weniger eingängig, dafür aber brutal tight gespielt und absolut bewegungsfreudig. Die Attitüde der Kölner ist leicht sicko-mäßig und erinnert mehr als einmal an einen gewissen schlüpfrigen Knoten aus Iowa, was auch durch die links und rechts trommelnde Saitenfraktion um Markus Hurow und Federico Nicoletti bei einem ihrer Stücke unterstrichen wird. Selten stoßen A-RISE auch in Gefilde der sozialkritischen Grinder von den Japanischen Kampfhörspielen (RIP!) vor, kann aber auch nur Einbildung sein…Egal, den ersten effektiven Weckruf für diesen Samstag haben die Rabauken jedenfalls abgegeben!

 

SOBER TRUTH

Homepage:
www.sober-truth.de

Geschrieben von Robert Kalix
 

Nicht ganz so wild und um ein Vielfaches eingängiger geben sich im Anschluss die Bonner SOBER TRUTH und wecken Erinnerungen an eine kurze Phase in den Neunzigern, in der Bands wie GODSMACK und CORROSION OF CONFORMITY all jenen ein musikalisches Zuhause schenkten, denen der Nu Metal inzwischen zu tief und pseudo-evil geworden war. Wuchtige Gitarren zelebrieren teils wilde teils groovige Riffs und ticken im Einklang mit einem wuchtigen Powerdrumming und ordentlich aufgedrehtem Bass. Darüber singt Fronter Torsten mit tiefer und dennoch klarer Stimme und schafft es auch dann emotionale Highlights zu setzen, wenn es musikalisch allzu Crossover wird. Soll heißen manchmal neigt die Truppe dazu, den Groove ein wenig zu vernachlässigen, was vor allem in schnelleren Passagen recht chaotisch anmutet. Soll nicht heißen, dass dies schlecht wäre, doch insbesondere in Hinblick auf den wirklich eingängigen Gesangsstil funktionieren die langsameren und dadurch wesentlich schwergewichtigeren Songs deutlich besser. In diesen Moment darf man gerne auch mal einen kleinen Querverweis zu den seeligen TYPE O NEGATIVE ziehen. Die Publikumsreaktionen waren entsprechend des frühen Platzes im Billing doch eher verhalten, aber alles andere als desinteressiert.

 

MERCURY FALLING

Homepage:
www.mercuryfalling.de

Myspace:
www.myspace.com/mercury-falling

Geschrieben von Thorsten Dieterle
 

Nach der modern rockenden Vorgängerformation ist nun symphonischer Power Metal mit progressiven Anteilen für die eher traditionellen Metaler im Schroth Publikum angesagt. MERCURY FALLING aus Fulda bestehen seit 1997, haben gerade ihr drittes Werk Into The Void veröffentlicht und sind überdies nach langer Sucherei auch glücklich unter die Haube des von AXXIS Mitgliedern betriebenen Labels Phonotraxx gekommen. Der Fünfer ist selbst bei der immer noch herrschenden Monsterhitze verdammt gut aufgelegt und präsentiert überwiegend neues Material der aktuellen Scheibe. Zu den musikalischen Eckpunkten: Zunächst fallen mir die kräftigen Metalriffs von Tobias Galmarini positiv auf, von nach hinten gemixten Weichspüler-Gitarren wie bei so vielen anderen Pseudo-Power Metal Bands keine Spur. Hier wird so ziemlich bei jedem Stück amtlich gerifft, ähnlich wie bei den superben MYSTIC PROPHECY. Bruder Daniel Galmarini bedient daneben energisch die Keyboards, auch hier schlägt die Kitsch-Nadel weitestgehend selten aus. Speziell die immer wieder schnellen Solo-Duelle der beiden Brüder lassen aufhorchen, wie auch die eingestreuten Instrumental Parts in den Songs auf eine Vorliebe für Prog Metal Bands wie SYMPHONY X oder VANDEN PLAS schließen lassen. Kompliziert oder gar vertrackt ist der Sound der Jungs aber zu keiner Sekunde, hier wird nicht zum Selbstzweck gefrickelt, sondern vielmehr auf eingängiges Songwriting mit Hook-Refrains gesetzt. Einen weiteren Pluspunkt erhält Shouter Michael Pabst. Endlich mal wieder eine Stimme mit der nötigen Rauheit und Kraft und kein Eunuchen Gejaule, bei dem sich die Fußnägel hochdrehen! Insgesamt scheinen MERCURY FALLING auch dem Großteil des gemischten Schroth Publikums zu gefallen, der Applaus nach jedem Song wird jedenfalls lauter und sogar die erste Zugabe des Tages darf die Band für sich einstreichen. MERCURY FALLING können gerne wiederkommen!

 

MANETORY

Homepage:
www.manetory.de

Geschrieben von Robert Kalix
 

Den Award „Spaßvogel von Schroth 2012“ werden sich wohl A-RISE Sänger Patrick Fischer und MANETORY Frontsau Matze teilen. Ähnlich wie bei vorgenanntem Vertreter seiner Zunft zeigt sich auch der bekennende Schwoab von seiner heiteren und symphatischen Seite. Auch wenn die musikalische Darbietung keine Gefangenen macht, ist er nie um einen dummen Spruch verlegen um die Stimmung zu lockern und das Publikum für den modernen Trash/Death seiner Mannen einzunehmen. Dieser ist aber aufgrund seines hohen Melodieaufgebots gut verdaulich und bleibt trotz eines nicht zu verleugnenden Core-Anteils jederzeit eingängig und in gewisser Weise gemäßigt. Die Band verfällt nicht in Moshpartmonotonie und beschränkt sich auch keineswegs auf ein längst überholtes langsam/schnell-Schema der jüngeren Generation ähnlich gearteter Bands. Die gestandenen Mucker haben ihre Einflüsse noch deutlich hörbar bei den Originalen wie SLAYER, MACHINE HEAD, PANTERA oder METALLICA verschlossen gegen Ende der Neunziger ihre Ohren auch nicht vor SLIPKNOT oder KORN und haben auch keine Scheu in ihren ansonsten eher brutalen Sound Traditionelles à la ICED EARTH, JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN einzustreuen. Die Band meistert diese Gratwanderungen mit Bravour und hält so die Abwechslung in den Songs hoch. Verneigen sollte man sich an dieser Stelle neuerlich vor Fronter Matze, der trotz eines nicht zu überhörenden und zu übersehenden hohen Alkoholpegels problemlos von Screams und Shouts in Growls wechselt und dann immer wieder mit cleanen, aber auch wirklich hoch gesungenen Passagen überrascht. MANETORY waren eine echte Überraschung und rechtfertigten ihre späte Platzierung im Billing mit Nachdruck.


ODIUM

Homepage:
www.odium-metal.de

Geschrieben von Thorsten Dieterle
 

Als die Mitveranstalter des Rock in Schroth Festivals ODIUM die Stage entern, herrschen endlich angenehme Außentemperaturen, das Festivalgelände ist besuchertechnisch ebenfalls endlich richtig belebt und das Thekenpersonal am Bierstand rotiert erstmals auch im Akkord, der Durst der Menge ist jetzt groß. Verständlich, ODIUM zelebrieren nicht nur ihren gewohnten alljährlichen Co-Headliner Auftritt, sondern feiern sich selbst und 20 Jahre Bandgeschichte. Wer den Trupp um Gitarrist und Szeneoriginal Rochus Pfaff kennt, weiß, was jetzt in etwas mehr als 75 Minuten geboten wird: Power Thrash Metal mit ausgewogener Balance zwischen Melodie und Arschtritt, in etwa so, als hätten ONSLAUGHT und RAGE ein Kind gezeugt. Die Gruppe ist neben TANKARD wohl die bekannteste lokale Hausnummer für krachigen Heavy Metal und macht auch immer wieder ähnlich viel Laune. Egal ob Stücke vom immer noch aktuellen Album Stop My Anger („Burn Your Idols“ / „Warleader“!!) als auch Material früheren Datums wie „Beast By Society“ oder „Tomorrows Gone“ werden von der Meute begeistert angenommen. Wie es zu einer amtlichen „Special Anniversary Show“ nun mal gehört, treten auch ehemalige ODIUM- Recken wie die beiden Fronter Dirk Berge und Reinhard Runkel als auch Ex-Bassist Christoph Reiber für ein paar der älteren Kamellen auf, sehr zur Freude der Fans! Zum Schluss gibt es dann noch einen „Gang-Bang“ aller heute anwesenden ODIUM Mitglieder auf der Bühne, dazu gesellt sich noch der Reaper in rot mit Sense und eine Geburtstagstorte gibt`s auch noch obendrauf. Spätestens jetzt geht es auf den Brettern etwas chaotisch zu - aber was soll`s? Bei welcher anständigen Geburtstagsparty geht es zu vorgerückter Stunde schon normal ab? Wir wünschen jedenfalls ebenfalls alles Gute, hoffentlich rattert und veranstaltet ihr noch viele Jahre weiter!

Ach ja, ehe ich es vergesse: Ein aus tiefsten Herzen kommendes FUCK OFF an den Spacken, der inmitten des Gedränges während der ODIUM Show Pyro-Feuerwerk abgezündelt hatte und damit nicht nur den Gig abrupt unterbrach, sondern auch einigen Besuchern „nette“ Verletzungen als Erinnerung bescherte. Die Premium-Mitgliedschaft im Doof e.V. ist gesichert!

 

PAUL DI`ANNO

Homepage:
www.pauldianno.com

Geschrieben von Thorsten Dieterle
 

Der Abschluss des erstmals zweitägigen Rock in Schroth Festivals nahte und damit auch für viele der Höhepunkt in punkto Running Order: PAUL DI`ANNO und seine derzeitige Begleittruppe Phantoms Of The Opera. Im Vorfeld des mit spürbarer Spannung erwarteten Auftritts des ehemaligen IRON MAIDEN-Fronters schnappt man so einige Diskussionen auf, welche zwischen „der Mann melkt die Kuh, solange er noch stehen kann - aber egal, is` schließlich das legendäre Maiden-Paulchen!“  bis zu Erfahrungsberichten, die sich nicht sicher waren, ob der Kerl bei vergangenen Auftritten überhaupt noch etwas mit dem jungen Di`Anno (stimmlich wie optisch) gemein hatte, oder ob es sich hierbei nur noch um eine schlechte Karikatur handelt. Zudem ist Herr Di`Anno in den letzten Jahren nicht gerade in musikalischer Hinsicht aufgefallen, sondern vielmehr mit negativen medialen Berichten (immer wiederkehrender Drogenmissbrauch, Knastaufenthalt, zweifelhafte Aussagen gegenüber Steve Harris). Wie auch immer, die Wahrheit liegt für die Fans und allgemein Interessierte heute eindeutig nur auf der Bühne- und natürlich die Frage, welche Klassiker Paul von den Scheiben Iron Maiden und Killers zum besten geben wird. Die Realität sieht so aus: Ja, Di`Anno erscheint körperlich angeschlagen, er humpelt zum Mikroständer, bewegt sich durch sein Beinleiden nur sehr eingeschränkt, sieht müde und abgekämpft aus, schafft stimmlich gewisse hohe Tonlagen nicht mehr, wie er überhaupt so mancher Textstelle eher kurzatmig hinterherjapst oder gleich ganz das Publikum übernehmen lässt und schwitzt bereits nach zwei Songs wie ne`ganze Fußballmannschaft. ABER: hat man den ersten Schrecken über die Verfassung des 54-jährigen runtergeschluckt, so trägt die schlichte Erkenntnis des überragenden Songguts und die allgemeine Faszination, dass man es hier wahrhaftig mit dem Original-Sänger zu tun hat, über alles andere hinweg. Die Euphorie der Menge spricht Bände, jeder verdammte Maiden-Klassiker wird inbrünstig mitgebrüllt und abgefeiert! „Wrathchild“, „Prowler“, „Remember Tomorrow“ (G-ä-n-s-e-h-a-u-t vom Allerfeinsten!), „Charlotte The Harlot“, „Murders In The Rue Morgue“ oder das epische „Phantom Of The Opera“ (ich dreh durch!!), um mal ein paar Zungenschnalzer zu nennen. Klar, die Maiden-Stücke machen den Hauptteil des Sets aus, alles andere wäre ja auch unverzeihlich gewesen, dennoch muss man zugeben, dass die immer mal wieder eingestreuten Songs seiner Soloscheiben („The Beast Arises“, was ein fettes Riff!) alles andere als schwache Kost darstellen. Interessant dabei ist auch, dass seine Stücke eine starke ACCEPT-Schlagseite innehaben, diese wird durch den raueren Gesang des Fronters noch verstärkt. Auch wenn seine Begleitband tight und souverän aufspielt, die Augen sind wenig überraschend mehrheitlich auf Paul gerichtet. Der wiederum hat trotz angestrengter Miene Laune am Gig, macht zwischen den Songs seine Späßchen mit Band und Publikum, lässt augenzwinkernde Sprüche ab und freut sich merklich über die Resonanz, ja wirkt sogar gerührt. In diesen Momenten blitzt der typische bekannte Di`Anno-Schalk durch, wirklich erwachsen ist der Frechdachs wohl doch nicht, was er auch selbstironisch zugibt. Tja, und dann öffnet der Himmel lautstark seine Pforten und gibt dem Schroth Festival seine verdiente Abkühlung - dummerweise fünf Stunden zu spät. Der Wolkenbruch nässt in Windeseile jeden Anwesenden bis auf die Knochen durch und setzt zudem die Bühne zur Hälfte unter Wasser. Eine Zeitlang kratzt das weder vor noch auf der Bühne jemanden, dennoch muss die Bühne irgendwann vorzeitig geräumt werden, da die Gefahr eines Stromschlags durch die nasse Technik zu groß scheint. Glücklicherweise kann die Band bis auf zwei, drei Stücke alles abfeuern, bis der Stecker gezogen wird. Somit ist der Verdruss über den Guss wohl auch nicht allzu groß und so manches Stück der eisernen Jungfrauen hallt den nassen wie geschafften Fans noch in den Ohren nach. War schön mit dir, Paul! Sollten die Gerüchte wahr werden, könnte dies auch einer der letzten Möglichkeiten gewesen sein, den Engländer live zu sehen. Angeblich will er 2013 seine letzten Gigs spielen, um anschießend aufgrund der unübersehbaren gesundheitlichen Probleme zurückzutreten, was letztlich nur vernünftig erscheint.

Zum Schroth Festival bleibt nur zu sagen: Ich freue mich schon auf`s nächste Jahr, natürlich am gleichen Ort! Wie wäre es dann mal mit ROSS THE BOSS? Auch eine nette Nostalgie-Reise…

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.