G3 - Offenbach, Stadthalle

Konzert vom 21.07.12

Homepage:
www.satriani.com/G3

Ein Happening der besonderen Art ereignete sich am 21.07.2012 in der Offenbacher Stadthalle. Für alle Musiker und Musikbegeisterte der Region fielen Weihnachten und Ostern auf einen Tag....und das im Sommer. Doch wenn Joe Satriani unter dem Banner G3 tourt, dann immer in hochkarätiger Begleitung. Neben Dauergast Steve Vai war in diesem Jahr DEEP PURPLE Axeman Steve Morse mit von der Partie und was soll man sagen? Das hier geschnürte Package passt. Seit 1996 dieses Tourkonzept von Mr. Satriani aus der Taufe gehoben wurde, zündet es von Jahr zu Jahr mehr und erfreut sich immer größerer Begeisterung. Warum das so ist? Wann bekommt man schon einen Steve Morse als Opening Act geboten? Keine Frage, das alleine relativiert bereits den Eintrittspreis von jenseits der 50 € Grenze. Steve Morse tritt mit seiner Band im gewohnten Trio-Konzept auf und bietet somit seinen Mitstreitern genügend Raum, selbst zu brillieren. Dies nutzt allen voran Dave LaRue. Der Basser nutzt jede Pause von Morse, um selbst zu solieren und das tut er in wahnwitziger Geschwindigkeit oder mit unglaublichem Gefühl. Funkiges Slappen und Poppen gefolgt von wilden jazzigen Läufen und dann wieder "a little bit of blues". Besonders schön sind die Duelle, welche er sich mit Steve Morse liefert, bei denen Unisono oder im Wechsel gezaubert wird. Steve Morse selbst präsentiert sich gewohnt gut aufgelegt und schafft es, seine doch schwere kompositorische Kost filigran einfach und leicht verdaulich zu präsentieren, so dass auch die wenigen Nichtmusiker im Saal dem Geschehen folgen können. Im Großen und Ganzen lässt sich jedoch festhalten, dass die Publikumsreaktionen an diesem Abend aus Applaudieren und ungläubigem Staunen besteht. Auch wenn der hier schreibende Rezensent sich gerne mal über die Zurückhaltung des Auditoriums auslässt, ist es an diesem Abend erlaubt, einfach nur geplättet zu sein. Zurück zum Geschehen auf der Bühne und der stilistischen Vielfalt von Steve Morse die spielerisch zwischen Metal, Rock, Funk, Fusion und ein wenig Klassik wechselt. Dieser selbst geschaffene Umstand erlaubt Morse, selbst seine manigfaltigen spiel- wie soundtechnischen Möglichkeiten auszuleben. Gekonnt bendet, quält und liebkost er die Saiten, schüttelt pfeilschnelle Arpreggios aus dem Ärmel und modelliert seinen Sound je nach Bedarf. Der tosende Applaus nach seiner Performance ist sein verdienter zwischenzeitlicher Dank. Mit einer Überdosis Energie und Spielfreude entert dann Steve Vai mit seinen Mannen die Bühne. Der Sound ist im Vergleich zum Trio-Vorgänger sehr viel breiter durch die Addition von Rhythmusgitarre und Keys. Was hier allerdings nicht passiert ist, dass auch nur eines der Instrumente dadurch untergeht. Auch Steve Vai hat ein Allstar-Ensemble an Musikern im Gepäck, die zu brillieren wissen. Solieren tut hier zwar nur einer: Steve Vai! aber die Begleitung birgt mehr als nur kleine Schätze der Spielkunst für Schlag-, Saiten- und Tasteninstrumente. Doch das Wesentliche ist der Mann mit den wechselnden Gitarren der sich durch die Songs soliert und dabei die Saiten singen und kreischen lässt wie kein Zweiter. Viele Gitarristen im Publikum müssen erkennen: Dieser Mann kann unmöglich vom selben Planeten stammen! Wenn seine Finger über das Griffbrett fliegen, hat man das Gefühl, der Mann habe an jeder Hand gleich 10 davon. Dies ist nun mal auf sein brilliantes Legatospiel zurückzuführen bei dem er durch viele schnelle Hammer ons und pull offs den Hörer glauben macht immer 2 Töne mehr zu spielen als anatomisch überhaupt möglich. Doch auch sein irrsinniges 64stel Picking trägt zu diesem Eindruck bei. Wenn es mal ruhiger wird, verzaubert er das Publikum durch seine alternierende Pickingtechnik bei der er Finger und Plektrum gleichzeitig einsetzt und so einen unvergleichlich schönen Klang erzeugt. Gerne und häufig quält er auch das Tremolo und lässt Jubelstürme in der Offenbacher Stadthalle losbrechen. Mit eben solchen wird er dann vorerst auch verabschiedet, bevor der Initiator des G3 Joe Satriani die Bühne entert. Etwas weniger aufdringlich in Präsenz und Stil als sein Vorgänger verzaubert Satch das Publikum von Neuem. Seine Songs sind weniger schwierig zu fassen als die von Steve Morse und seine Soli setzen Highlights und durchziehen nicht jeden Song so wie bei Steve Vai. Wenn man so will, ist Satrianis Performance die ausgewogene Zusammenfassung seiner Vorgänger. Der kommerzielle Erfolg gibt ihm Recht, weiterhin große Teile seines Songmaterials auf bluesigem Fundament zu bauen mit eingängigen Melodien zu umhüllen, welche den Hörer einladen, in ein sicheres Bauwerk einzusteigen, sich wohlzufühlen und erst dann die wahre Magie und den Wahnwitz eines Joe Satriani zu ergründen. Seine Songs sind allesamt gespickt mit Kabinettstückchen aller höchster Gitarrenkunst und seine solitischen Fertigkeiten sind über alle Maße erhaben doch das größte Talent eines Joe Satriani liegt darin, all dies nicht in den Vordergrund zu stellen, sondern schön songdienlich zu verpacken. So hat sich auch Dave LaRue, der auch in seiner Band den Bass maltretiert, ein wenig zurückzuhalten und kann nicht mehr ganz so extrovertiert zaubern wie noch im Steve Morse Trio. Doch letzten Endes hat jede Performance seinen eigenen Zauber gehabt und zu guter letzt bittet Satch die beiden Steves noch zu einem abschließenden Jam auf die Bühne, bei dem noch eine Handvoll Gassenhauer mit gesanglicher Unterstützung (Steve Vai und auch Dave LaRue überzeugen hier auch als Vokalisten auf ganzer Strecke) geschmettert werden, bevor Neil Youngs "Rockin in a free world" standesgemäß das bunte Treiben mit Joe Satriani als Sänger beendet.

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