KEEP IT TRUE FESTIVAL XV - Lauda-Königshofen


Festival vom 27. und 28.04.12
Bands: PSYCHOTIC WALTZ, SWORD, OSTROGOTH, OZ, TYTAN, WHIPLASH, MYSTIC FORCE, ANVIL, PORTRAIT, SLOUGH FEG u. a.

Homepage:
www.keep-it-true.de

1. Festivaltag, Freitag, 27.04.2012:

Etwa gegen 10:30 Uhr treffen wir in Lauda-Königshofen beim Campingplatz ein. Das Dorf Königshofen liegt gleich links, direkt um die Ecke; ebenso die auf den ersten Blick schon beeindruckend wirkende Tauberfrankenhalle. Gut gelaunt werden bevor überhaupt die erste Handlung erfolgt gleich mal Parkstelle gesucht, Zelte aufgebaut, und kräftig gefrühstückt!
Getränkepreise in der Halle sind in Ordnung, 2, 50 Euro für einen 0,4 l Becher Cola oder Bier,  liegen im recht angenehmen Rahmen. Das Tonträger und Merchandiseangebot bietet locker eine Menge Auswahl für den gemeinen Metalfan, die Preise für’s Essen sind ebenfalls O.K. 
Bei CAUCHEMAR einige Minuten in der Halle verweilend, beschließen wir zunächst einen Abstecher zum in der Halle befindlichen Metalmarkt zu unternehmen und uns in der Halle zu mit etwas essbarem zu stärken. Für’s leibliche Wohl ist beim KEEP IT TRUE bestens gesorgt. Vom Stand werden Bratwurst, Schnitzelbrötchen, Pommes bestellt, für jeden ist etwas dabei, zum Durst löschen erforderliche Getränke gibt’s gleich an der Bude nebenan. 

PORTRAIT
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Schwedens derzeit vielleicht größte Hoffnung auf dem Traditionellen Heavy Metal-Sektor beweist gleich binnen der ersten Minuten, das hier keine Eintagsfliege am Start ist, sondern eine Band, die den unverfälschten Spirit klassischen Heavy Metals jederzeit zum Leben erweckt. Nicht nur der schwere MERCYFUL FATE –Faktor, den der Fünfer in seiner Musik  deutlich wiederspiegelt, macht diese Jungs so sympathisch, ihre ungemein erfrischende Power, Dynamik, Spielfreude und der Spirit den die Jungs sofort mit Krachern wie „Beast of Fire“ und „The Wilderness beyond“ versprühen, ist sensationell, selbiges gilt für den neuen Sänger, der seinen Vorgänger sogar noch in den Schatten stellt. Je länger PORTRAIT auf der Bühne stehen, desto mehr Neugierige kommen hinzu, desto mehr Mähnen sieht man plötzlich wild kreisend durch die Luft wirbeln. Damit schinden die ziemlich früh im Billing plazierten Jungs aus dem Dreikronenland mächtig Eindruck auf dem KIT, womit ihr Fankreis abermals wächst. Freue mich sehr darauf, die Schweden erneut auf dem RHF zu erleben!

WITCH CROSS
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Diese in den 80ern kurze Zeit existente, dann plötzlich aufgelöste, mittlerweile von den Toten wieder auferstandene Kapelle aus Dänemark war mir bislang überhaupt kein Begriff.
Kernig, dreckig, druckvoll, räudig, direkt schallen erbarmungslos sägende Gitarrenriffs durch die Halle. WITCH CROSS hauen ein solch zentnerschweres, ausnahmslos rotzig, räudig, fett krachendes Pfund aus den Verstärkern, das einem Hören und Sehen vergeht! Binnen weniger Minuten wird zu Metalperlen wie „Fight the Fire“, „Light of a Torch, „Alien Savage“, „No Angel“, „Are you there“ oder „Rockin‘ the Night away“ nicht nur vorne in den ersten Reihen getanzt, gebangt, gegröhlt sogar für den Verfasser dieser Zeilen, der sich mitten im Publikum befindet und wie seine Nebenleute völlig abdreht, weil sämtliche Drähte durchglühen. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Mit einem bunten Mischmasch genannter Aktivitäten wird so immens heftig die ‚wilde Sau‘ rausgelassen, bis der Akku danach fürs erste so richtig leer ist; bei manchen Stücken erinnern mich die über alle Maßen arsch tretend, über sich hinaus wachsenden Dänen dank ihrem gnadenlos bis zum Umfallen rockenden Gebräu aus Hardrock und klassischem Heavymetal plus NWOBHM-Einflüssen an solch unverzichtbare 80er-Größen wie MÖTLEY CRÜE, SCORPIONS, SAXON oder JUDAS PRIEST. „Rockin‘ the Night away!“ ist so eine Oberhammer Hymne...! Nein, - ich kriegs, nicht mehr aus dem Kopf! Keine zwei Stunden später ist die limitierte Anzahl WITCH CROSS-Shirts schon komplett ausverkauft, womit ein klarer Punktsieg auf ganzer Linie für die rotzig das KEEP IT TRUE in Grund und Boden rockenden Dänen WITCH CROSS zu Buche steht! Auf die nach kurzer Pause folgenden ADRAMELCH, (eine Band, die durch ihr 1987 veröffentlichtes Debütscheibchen „Irae Melanox“ im schwermetallischen Underground Bekanntheitsgrad errang), deren Stil unter anderem schwer von erlesenen Vorbildern wie QUEENSRYCHE und FATES WARNING gezeichnet in den 80ern irgendwie völlig an mir vorbeigegangen ist, verzichte ich gern und nehme mir damit meine notwendige Auszeit, um Kraft zu sparen für die finnische Klassikmetal-Institution OZ, - die ist immer ein Muss!

OZ
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Gehören beim KIT ebenfalls zu den Gewinnern. Auf die finnische Kult-Heavy Metalband OZ sind viele gespannt, so dass sich die Halle recht schnell wieder zahlreich mit Leuten füllt. „Gambler“, „Fire in the Brain“,  „Total Metal“, „Searchlights“, oder „Third Warning“ sind echte Underground-Klassiker, - Juwelen, die ihren festen Platz im Herzen traditions bewußter Hardrock und Heavy Metalfans haben. Auch brandaktuelles Material neueren Datums, wie „Dominator“ oder „Burning Leather“ wird von der hungrigen Fanschaar begeistert in der Tauberfrankenhalle aufgenommen. Zahlreich in die Luft gereckte Pommesgabeln, geballte Fäuste, fleißig fliegende Matten, ein frenetisch rockend-abgehendes Publikum, das wie
der imaginär nicht vorhandene, in dem Fall jedoch dauerhaft während des Sets anwesende „sechste Mann“ hinter den fünf Finnen auf der Bühne steht, zeigen, das OZ eine sichere Bank sind, auf die jederzeit stets überall – egal, welches Festival sie bereichern -, Verlass ist!
OZ-Shouter Ape de Martini, der seinem keineswegs schwachen Vorgänger Tapani locker das Wasser reichen kann, wirkt heute in schwarz gekleidet wie ein Prediger auf der Bühne.
Zur vielumjubelten OZ-Überhymne am Schluss – ja, - welcher Song außer „Turn the Cross upside Down?“ könnte es wohl anders sein (???) klinkt die gesamte, regelrecht im Chaos vor der Bühne badende Menge komplett aus, womit fünfundvierzig Minuten „OZ-Manie“ ihr endgültiges, aus Sicht vieler Heavy Metalmaniacs leider etwas zu frühes Ende finden!

MYSTIC FORCE
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Neben WITCH CROSS zweiter Geheimtipp des Tages. Zwar ist mir der Name dieser US-Progressive Powermetalcombo um Keith Menser im Vorfeld locker ein Begriff, doch wann und wo ergibt sich Gelegenheit, eine Band wie MYSTIC FORCE einmal live zu sehen, - wenn nicht, auf ... richtig: wo sonst als auf dem KEEP IT TRUE?!? Und siehe da: MYSTIC FORCE sind tatsächlich das erste Mal nach Europa gekommen! Lediglich der Umstand,
das einem Teil der Gäste diese technisch beeindruckende Progressive Powermetalformation kaum bekannt sein dürfte erklärt, warum es im Publikum so manch offene Lücke in der Halle gibt, obwohl MYSTIC FORCE eine technisch sehr beeindruckende Figur auf der Bühne abgeben, was vor allem die treue, bei Progressive-Powermetal-Granaten wie „Shipwrecking“ eifrig Mähne schüttelnde Fan gemeinde dieses US-Fünfers zu schätzen weiß, wenngleich sich die Musiker, wie sich herausstellt, selbst mehr auf ihre Fähigkeiten an den Instrumenten konzentrieren, statt auf’s ordentlich abgehende Publikum. Zwar gehören MYSTIC FORCE nicht unbedingt zu den fleißigsten Vertretern im Bereich des beweglichen Stageactings, letzten Endes ist es ohnehin völlig wurscht, wenn das Endresultat stimmt! Neugierig geworden, lasse ich die Gelegenheit nicht ungenutzt, wage mich endlich nach etwa einer halben Stunde weit vor die Bühne, um zunächst den Auftritt von MYSTIC FORCE genießend, am Ende sogar noch ein paar Minuten kräftig abzubangen. Danach suche ich schnellstens meine Leute, die sich ebenso tierisch wie ich auf die nächste Band freuen. 

SLOUGH FEG
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Ganz anders als bei MYSTIC FORCE verhält es sich gerade in punkto Stageacting mit den richtig schön durchgeknallten ehemals die Bezeichnung (The Lord Weird) vor dem Namen tragenden SLOUGH FEG, deren Name auf irische Mythologie zurückgeht. Jetzt gibt’s einen mordsmäßig kräftigen Tritt in den Hintern! Ähnlich rotzig, kick ass und direkt rockend bis die Drähte glühen, haben auch die Dänen WITCH CROSS überzeugen können, allerdings gehen SLOUGH FEG wesentlich 70er Jahre rock n‘ roll orientierter zur Sache, deren Wurzeln irgendwo zwischen klassischen Hardrockacts a la THIN LIZZY, TWISTED SISTER oder BLUE ÖYSTER CULT und gestandenen 80er Jahre Heavy Metal Legenden wie IRON MAIDEN liegen. Stageactingtechnisch geben die keine Sekunde still stehenden Amis eine Stunde lang n u r Vollgas! Unter den Fans herrscht permanent Wilde Stimmung gepaart mit melodischem Folk-Einfluss. Innerhalb ihrer Musik gehören diese Attribute zu den wichtigsten Markenzeichen von SLOUGH FEG. Michael Scalzi/Angelo Tringali lassen im Duett virtuos, druckvoll, quietschend rotzig irrsinnig laut und hart, nach allen Regeln der Kunst die Gitarre kreischen, bis die Ohren platzen. Sämtliche Sinne zum Durchdrehen bringend, spalten SLOUGH FEG das Publikum extrem. Wer mit SLOUGH FEG etwas anfangen kann, wird keineswegs von der Scalzi-Truppe enttäuscht. Alle anderen können auch hier das Buch ein weiteres Mal zuklappen. SLOUGH FEG sind einfach, wie sie sind, die ändern sich (gottlob!) nicht. Rock n‘ Roll or not... lautet ihre Attitüde und den bringen sie leidenschaftlich bis zum obersten Limit rockend ungeachtet sämtlicher Kompromisse! Dabei gehören die Amis zu der seltenen Sorte Bands, die live mindestens noch dreimal mehr Qualität besitzen als im Studio – was schon etwas heißen will! Das K.I.T. - insbesondere SLOUGH FEG haben mal wieder gezeigt, wozu eine Band auf dem Livesektor fähig ist, die im Studio schwächer klingt. Im Studio durchaus gut, - Live soviel ist sicher, sind SLOUGH FEG eine gewaltige Macht!

SWORD
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Nach „Metalized“ (1986) und „Sweat Dreams“ (1988) zwei starken Alben in den 80ern, lösten sich SWORD überraschend auf. Den Kanadiern war damals überhaupt nicht bewußt, welchen Ruf sie im schwermetallischen Underground genossen, ehe letztes Jahr die vom eingeschworenen Fanklientel insgeheim recht lange herbei gesehnte Wiedervereinigung erfolgte. Outfittechnisch erinnert mich die Band an 80er Jahre Popband, statt eine tatsächlich ernst zu nehmende Hardrockcombo. Das dieser rein optische Eindruck gewaltig täuscht, zeigen enthusiastische Fanreaktionen auf erlesene Hardrockperlen vom Kaliber „Evil Spell“, „Stuck in Rock“, „Sweet Dreams“ , „The End of the World“ oder „Children of Heaven“
(live genauso hammermäßig wie in Studioversion!) kommen bei einem bestimmten Teil des Publikums das hauptsächlich in den vorderen Reihen ordentlich dazu abrockt. SWORD liefern in der Halle einen beherzten Gig und behalten auch die Ruhe, während ein ziemlich engagiertes Völkchen weit vorn euphorisch auf die Band abgeht, obschon viele staunend zusehen oder überhaupt keine Regung zeigen. Weil mir nach PORTRAIT, WITCHCROSS, OZ und SLOUGH FEG ziemlich viel Kraft fehlt, versumpfe ich irgendwo inmitten der Menge, und genieße das Schauspiel auf der Bühne doch eher stillschweigend, statt heftig abzubangen. Rick Hughes Organ ist einzigartig. Er schreit und kreift nach Leibeskräften, - der Mann besitzt immer noch dieses abgefu**t kratzig rauhe Reibeisenorgan , rebellisch laut, das mich gleich bei den ersten Takten der bis heute unübertroffenen Metalized-LP (an das für meinen Geschmack traurigerweise das etwas zu glatt polierte Zweitwerk Sweat Dreams trotz seines genialen Titeltracks bei weitem nicht mehr herankam!) weshalb der Gig zwiespältige Reaktionen mit seeliger Erinnerung an jüngere Jahre weckt als erster genannte Scheibe sehr oft Rotationen in meinem Plattenspieler auslöste. Die Zeit mag vergehen, die Qualität des Inhalts dieser Traumscheibe bleibt ausnahmslos unerreicht: Perfekter Heavy Metal in Vollendung! Die anderen drei Musiker Mike Plant – Gitarre, Mike LaRock am Bass und Dan Hughes hinter den Drums stehen dem agilen Fronter Rick Hughes, der sein Publikum sicher im Griff hat, keinen Deut nach. Soundtechnisch gut ausgesteuert segeln
die Ahornblätter trotz ihres optisch um nicht zu sagen befremdlich wirkenden Outfits auf sicherm Terrain im grünen Bereich. Das beste hebt man sich bekanntlich bis zum Schluß auf. Mit F. T. W. (Follow the Wheel) der brilliante Opener ihres ‚Metalized‘-Scheibchens - aus meiner Sicht das ultimative Sahnebonbon der Bandhistorie, verabschieden sich die Kanadier zum Schluß von ihrem Auditorium, deren neues Studiowerk wie im Gig angekündigt in sechs Monaten erscheint vom KIT-Publikum, wovon zumindest knapp die Hälfte diesen Auftritt wirklich bis auf jeden Ton genoss, während die andere Hälfte der anwesenden Härtnerschaft danach zumindest eventuell um eine interessante Erfahrung reicher geworden ist. Der Auftritt der wieder vereinten Ahonblätter war keineswegs schlecht, jedoch lange nicht der Bringer, wenngleich die Band vielen zuvor durchaus ein Fremdwort gewesen ist, weshalb das Prädikat „überragend“ welches mancher Enthusiast an dieser Stelle womöglich gern zu lesen erwartet hätte, konkret aus dem Raster fällt. Selbst wenn meine Schlußbetrachtung betreffs dieses Auftritts einige enttäuschen mag, - dafür hätten SWORD schon fast das gesamte Publikum mitreißen müssen. Seien wir ehrlich, das war nicht der Fall! Fünfundsiebzig Minuten Classic Metal alter Schule, mit sehr geteilten Publikumsreaktionen. Nicht mehr und nicht weniger.

PSYCHOTIC WALTZ
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Welchem eingefleischten Progmetaller, der etwas auf sich hält, sind Göttergaben wie „Into the Everflow“, „Bleeding“., „A Social Grace“ und „Mosquito“ kein Begriff? Gerade rechtzeitig direkt vor Showbeginn der Progressive Legende PSYCHOTIC WALTZ haben Jana, Markus und ich unsere Plätze auf der Tribüne eingenommen, um der 2 ½ Stunden Offenbarung – einer Legende, die eine beispiellose Lehrstunde in Sachen Prog inklusive  erteilt, mit allen Einzelheiten zu genießen. PSYCHOTIC WALTZ bieten d i e Headlinershow (einschließlich Lichteffekten) der Superlative! Uns erwartet ein Gourmethäppchen in Sachen Progressive metal, das den Begriff ‚Kunst‘ auf ureigene Weise interpretierend Form und Gestalt gibt. Zunächst ist die Bühne in Rotlicht und Nebel getaucht. Nach langem schleppend düsterem Sakralintro reißt eine mächtige Gitarrensalve den Statisten mit der zerstörerischen Wucht eines Stahlhammers einschlagend, aus allen Träumen! PSYCHOTIC WALTZ gießen meisterhaft virtuos, vielseitig flexibel vertrackte Klangmonumente, deren Substanz das gesamte Auditorium in Staunen versetzt. „Into The Everflow“ , „Morbid“, „Nothin“, „I of the Storm“. „Another Prophet Song“, - die US-Progster bieten ein quer durch ihre Meisterwerke führendes Programm, das mit Seltenheiten nur so gespickt bis letzten Song eine unglaubliche Jubelarie im Auditorium auslöst. Düsterintros, ineinander verschachtelte Soundcollagen, wechselnde Stimmungsbögen getaucht in einen zweckmäßigen Rahmen, wie er besser für eine solche Performance nicht sein könnte. Den unglaublichen Höhepunkt einer nahezu perfekten Show markiert für uns das in Grünlicht getaucht, ungemein magische Atmosphäre durch’s Hallenrund verströmende „My Grave“ JETHRO TULL-Feeling pur, in dessen Rahmen Devon Graves (aka Buddy Lackey) der die silberne Querflöte perfekt beherrschend auf der Bühne seinem vielleicht wichtigsten musikalischen Vorbild in Person von JETHRO TULL Bandkopf Ian Anderson in ehrenvoller Weise huldigt. Gesanglich ist der PSYCHOTIC WALTZ-Leader sowieso über jeden Zweifel erhaben. Dan Rock und der seit 2011 ins Line-Up zurück gekehrte (selbst im Rollstuhl sein Instrument zu 100 % beherrschende Brian Mc Alpin (Hut ab vor dieser Topleistung!) bearbeiten ihre Gitarren meisterhaft! PSYCHOTIC WALTZ spielen wie gewohnt in ihrer separat eigenen Liga, präsentieren ein auf 2 ½ Stunden ausgedehntes Programm, das sind 150 Minuten (!). Die gesamte Band agiert in Topform. Die PSYCHOTIC WALTZ-Show übertrifft locker alles, was zuvor auf der Bühne stand,-  2 ½ Stunden reine Magie! Bot schon das erlesene Hauptprogramm reichlich hochkarätiges, hat es der Zugabeteil nicht weniger gewaltig in sich. Das phantastische „Spiral Tower“ beschließt diesen unvergesslichen Abend würdig. womit ein geniales 15. KEEP IT TRUE-Festival seine meisterhafte Krönung erfuhr, wie sie in dieser Form zukünftig kaum noch zu überbieten ist!

An dieser Stelle die    g e n i a l e    Setlist einer nicht mehr zu überbietenden Live-Show:

Sleeping Dogs
Ashes
Out of Mind
Tiny Streams
In This Place
Mosquito
Faded
Locust
Northern Lights
Haze One
Into the Everflow
Hanging on a String
My Grave
I Remember
Morbid
Cold
Shattered Sky
Drift
Freedom?
Freakshow
All the Voices
Mindsong

Zugabe Teil 1:
Another Prophet Song
Halo of Thorns
Nothing

Zugabe Teil 2:
I of the Storm
...And the Devil Cried
Spiral Tower


2. Festivaltag, Samstag, 28.04.2012

Schon seit dem frühen Morgen knallt die Sonne erbarmungslos auf den Zeltplatz! Gut, dass ich diese Nacht lange durchschlief, womit der Akku für den 2. Festivaltag gut aufgeladen ist.
Ehe es uns gegen Mittag zur Halle zieht, wird zunächst nach dem Aufstehen in lockerem Einvernehmen gefrühstückt. Kaffe, Eier, Milch und Toastbrot reichen für den Anfang.
Zwar bekomme ich wenigstens noch die letzten Minuten vom Auftritt der stark NWOBHM beinflußten US-Metaller VOLTURE draußen vor der Halle (indem ich mir kurz vor Ende ihres Gigs noch Zeit für einen Blicks durch’s Tor nehme), mit, jedoch nicht für lange. Pünktlich um 12:45 schweigen Gitarren und Verstärker. FUELED BY FIRE stehen gleich als nächstes auf dem Programm - was mich erwartet, dessen bin ich mir allzu gut bewußt!

FUELED BY FIRE
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Mein Start in den Tag beginnt mit knallhartem Brutalothrash der Marke FUELED BY FIRE. Zunächst ist es wieder mal ziemlich leer vor der Bühne. Innerhalb fünf Minuten ändert sich das Bild komplett; es strömen zunehmend mehr Leutchens vor die Bühne um sich FUELED BY FIRE zu geben. Die Band aus Kalifornien besitzt nicht nur optisch ins Auge fallende Instrumente, - allein der Firmenname hält, was er verspricht! Massive Gitarrenwände drücken brachial auf’s Geweih. FUELED BY FIRE erinnern etwas an eine klassische Bay Area Mischung aus FORBIDDEN, EXODUS und TESTAMENT. Kompromisslos brachial, häufig schnell, direkt auf die Glocke plus knackig groovender Midtempoparts hobelt das Quartett geradlinig ruppig drauflos, als gäbe es nach dem Gestern keinen Morgen mehr! Spätestens nach fünf Minuten bildet sich ein kontinuierlich während der gesamten Spieldauer im Kreise wirbelnder kleiner Circlepit, in dessen Zentrum Headbanger, Arme und Mähnen nur so fliegen! Vor der Bühne gibt’s reichlich Gedränge. FUELED BY FIRE geben erbarmungslos alles, - Feuer frei, von Anfang bis Ende heißt ihre Devise! Eine Riffattacke jagt die nächste, während die beständig größer werdende Fanmasse vor der Bühne reihenweise gegenseitiges Propellerheadbanging zelebrierend eifrig die Mähne zum Rotieren bringt! Nach Beendigung des guten FUELED BY FIRE-Gastspiels blickt man reihenweise in zufriedene Gesichter. Die US-Thrasher haben alles richtig gemacht und verlassen kaum weniger zufrieden mit sich und ihrer Welt die Bühne. Nach Thrashattacke Nummer eins atme ich zunächst eimal tief durch, welch ein Hölleninferno (!), dem im Laufe des Tages ein zweites, weitaus größeres folgt...! 

SENTINAL BEAST

Haben die A.....-Karte gezogen. Nach den mörderisch Eindruck hinterlassenden Thrashern FUELED BY FIRE auf die Bühne zu müssen, ist ein undankbares Los. Nach ihrer Auflösung im Jahre 1987 gibt die 1984 gegründete US-Powerthrashformation SENTINAL BEAST seit erfolgter Bandneugründung im Jahre 2007 mit einem guten Vierteljahrhundert Verspätung (!) endlich ihren Europaeinstand auf dem KEEP IT TRUE, im Original Line-Up wieder vereinigt mit Female Frontsängerin Debbie Gunn. Handwerklich geht das vorgetragene Material der US-Powerthrasher in Ordnung. Sängerin Debbie tut sich zu Beginn beim Singen doch ein wenig schwer, was nach so langer Pause auch gar nicht verwundert, das die Band zunächst  nervös ist. Nach den ersten zehn Minuten findet Sängerin Debbie mit ihrer Band allmählich besser in den Rhythmus. Insgesamt zieht sich die alles gebende Band noch einigermaßen achtbar aus der Affäre, aber eines ist ganz klar – gegen die noch wenige Minuten vor ihnen alles in Grund und Boden lärmenden FEUELED BY FIRE kann eine viel zu lange von der Bildfläche verschwundene Truppe, der soviel Spielpraxis fehlt, gar nicht ernsthaft anstinken! Bemerkenswerter weise schwingt ein kleiner Tross eisern treuer, Mark und Bein auf die Band schwörender Fans vor auf der linken Seite unablässig die Mähne zu Powerthrashnummern wie „Dogs of War“ oder „Beyond the Walls“. Bemerkenswert! Da sich aufgrund steigender Hitze zunehmend Kräfteschwund, Hunger und Müdigkeit einstellen, beschließe ich nach der Hälfte des Sets den Umständen Rechnung tragend, das Gebäude zu verlassen, um meine Gedanken an der frischen Luft wiederzufinden. Zeit für Currywurst mit Pommes und Cola!

OSTROGOTH
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Belgiens ewiger Insidertipp in Sachen klassischer Heavy Metal gehört zu den Raritäten des Billings. Die seit 1976 bestehende (!) gut aufgelegte Band war bereits für letztes Jahr auf dem K.I.T. eingeplant, musste jedoch wegen eines Arbeitsunfalls ihres Drummers dem Festival eine Absage erteilen. Gut, das es dieses Jahr geklappt hat, so komme ich in den Genuß einer perfekt harmonierenden Band, die wirklich in allen Belangen eindrucksvoll zeigt, was am Heavy Metal so einzigartig ist. Die Belgier lösen ein intensives Gefühlsbad in mir aus, ganz nebenbei bemerkt, sämtliche Träume wahrer Anhänger des klassischen Heavy Metals erfüllend! In der Tauberfrankenhalle ist es jetzt rappelvoll bis auf den letzten Platz, der sich bietende Anblick legt mir den Satz: „Das ist der Stoff aus dem Legenden gewoben sind“ unweigerlich in den Mund. Selbst oben auf den Treppen ist kein Platz mehr frei, wofür es einige vollauf berechtigte Gründe gibt: OSTROGOTH gehören zu den Formationen die duch ihre lange Zugehörigkeit zum Heavy Metal ungeheuren Stellenwert bei der klassischen Heavy Metalfangemeinde besitzen, sie profitieren zum anderen auch von ihrer günstigen Position im Billing, nach einer Thrash, Powerthrash und vor einer weiteren Thrashcombo zu spielen, was sich deutlich an der großen Zuschauerresonanz, die der sechsköpfigen Mannschaft aus Gent (Ostflandern) entgegenschlägt, zeigt. Ein weiteres Kriterium besteht in der Tatsache, das die Belgier über mindestens ein Dutzend echter Undergroundklassiker verfügen, auf die sich der schharenweise das behaarte Haupt schüttelnde Fanpulk beim KIT mächtig freuen darf! Dicht gedrängt, vom hintersten T-Shirtstand bis zum WC, sogar von draußen vor’m Hallentor bis vorn am Bühnenrand steht ein beeindruckendes Heer staunender, hocherfreuter und kräftig Headbangender Leute Spalier, um den Belgiern die Aufwartung zu machen. Laute, druckvoll, flüssig aus einem Guß gespielte Leadgitarren, mitreißende Rhythmus- und Tempowechsel, krachende Riffs, Bass und Schlagzeug dröhnen wunderschön fett. Peter de Wint’s tiefkehliger Gesang hallt geradezu beschwörerisch durch’s Ambiente, den Spirit des wahren Metals unverfälscht verkörpernd, das Keyboard verleiht dem dunkel gefärbten, mystischen Material der Belgier den exakten Rahmen, wobei sie während ihrer Show nie den Faden verlieren.
D a s    ist   H e a v y    M e t a l    in Reinkultur! Ehrlicher und Truer geht’s nicht! Kompaktes Epic Metalfutter im Hymnenformat („Full Moon‘s Eyes“, „Stormbringer“, „Paris by Night“ und ein fett grovendes „Ecstasy and Danger“ lassen eine riesige Woge Langhaarmatten fliegen – welch faszinierendes Bild!) wird von den sich in einen wahren Rausch bangenden Fans komplett, angesichts dieser Wahnsinnsatmosphäre verdientermaßen abgefeiert, während des gesamten Gigs herrscht eine so unglaubliche Stimmung, die sich kaum beschreiben läßt! Jede Sekunde des faszinierenden Ereignisses dankbar aufsaugend, welches mich auf reichlich Erinnerungsbehaftete Reise in die „goldene Epoche“ des Heavy Metals der Mid-80er zurück versetzt, trauere ich am Ende lediglich der etwas zu knapp bemessenen Spielzeit hinterher.

WHIPLASH
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Das US-Trio aus New Jersey gehört zu den kompromisslosesten Thrashmaschinen des klassischen 80er Jahre Oldshooldthrashs. Hier werden gar keine Gefangenen gemacht, stattdessen von Beginn an gnadenlos Vollgas gegeben, bis alle Nackenwirbel zerspringen!
Die zweite Thrashvollbedienung des Tages (und was für eine) - hat es gewaltig in sich!
WHIPLASH toppen die starke FUELED BY FIRE Vorstellung sogar fast doppelt! Schon nach den ersten fünf Minuten bilden die Fans in der Halle einen großen Moshpit in dem es genauso brutal dreckig wie auf der Bühne zur Sache geht! Dagegen verblasst der kleine Circle Pit bei FUELED BY FIRE wie ein laues Lüftchen. Wer da reingerät, bekommt im Groben eine (lediglich recht kleine, um ein vielfaches abgeschwächte) Vorstellung, davon, wie es sich anfühlen muss, in einen Wirbelsturm (!) hineinzugeraten. So zerstörerisch druckvoll rotzig räudig brutal geradlinig direkt, in aller Regel effektiv(!) gehen nur wenige Thrashbands zur Sache. WHIPLASH entfachen einen gewaltigen Wirbelsturm. WHIPLASH-Fronter Tony Portaro ist ein wahrer Bastard auf der Bühne, eine Rampensau, ein Kerl der Art vor denen unsere Eltern, wie es in dem Spruch so treffend heißt, uns immer gewarnt haben! Er brüllt, krächzt, gröhlt und schreit ins Mikro wie ein Tier. Der Mann beherrscht sein Instrument blind, er bearbeitet es nicht einfach nur, sondern spielt mit der Klampfe! Er hält seine Leadgitarre oft die Beine Eng nebeneinander stehend, gern auch mal gebückt losrockend, ähnlich im Anschlag, wie Lemmy es in bewährter Manier mit seinem berühmten Rickenbacker Bass tut, auch rein optisch wirkt Portaro dank seines auffälligen Bärtchens und dem schwarzen mit Federn bestückten Hut dem unverwüstlichen Motörhead-Fronter zumindest ein wenig ähnlich.
Jeder Zweifel ist ausgeschlossen: Der hat das Rock n’Roll Einmaleins von der Pike auf gelernt! Rich Day am Viersaiter und Fellverdrescher Joe Cangelosi bilden im Dreieck mit Fronter Tony Portaro ein beständig pulsierend in Bewegung befindliches Rhythmus-Uhrwerk, das sich selbst und den Fans keine Sekunde lang Pause gönnend, mit jeder Note pures Adrenalin verströmt! Nummern wie „Snake Pit“, „Respect the Dead“, "The Burning of Atlanta", "Stage Dive" oder „Walk the Plank“ hauen pausenlos non stop krachend fett auf’s Geweih! Allein beim Gedanken an die Titelseite der Aprilausgabe des größten internationalen Heavy Metalmagazins (zwei Worte die jeder Metalhead kennt), schüttelt’s mich vor Lachen. Wenn „OVERKILL „die Motörhead des Thrash“ sein sollen, (guter Witz!) handelt es sich hier um ein Gerücht! Obwohl ich selbst schwerer OVERKILL-Fan bin, sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn ich so etwas lese. Spätestens wenn man den Auftritt von WHIPLASH beim KEEP IT TRUE-Festival in der ganzen Art und Weise zurückverfolgt, wie sich das Trio auf der Bühne gibt, wird deutlich, das dieser Vergleich extrem stark hinkt! Hinzu gesellt sich die Tatsache, das WHIPLASH wie MOTÖRHEAD auch nur drei Mann auf der Bühne sind (keine Fünf), deren Lärmorgie für eine ganze Kompanie ausreicht, die ebenfalls derart kräftig in den Punk und Rock n‘ Roll Bereich driftet, (zwei von mehreren ungemein prägenden MOTÖRHEAD-Einflüssen, an denen kein Fan, der glaubt sich mit Lemmy und Co. auszukennen, vorbeikommt), dafür kann man schon eher die Bezeichnung „die Motörhead des Thrash“ als Vergleichsattribut heran ziehen, zumal Overkill immer noch aus dem Speedmetal kommen, was am hohen Gesang ersichtlich wird, obwohl sie auch Thrashanteile in ihrer Musik verarbeiten) während es sich wie auf dem Keep It True eindrucksvoll zu sehen ist, bei WHIPLASH um eine Thrashcombo reinsten Wassers handelt! Nach dem WHIPLASH-Gig sitze ich noch einige Minuten lang völlig fassungslos in der Halle, und mir wird bewusst, das ich soeben gerade „die Motörhead des Thrash“ live gesehen habe... Jau! So wird eine Bühne amtlich in Schutt und Asche gelegt!

TENSION
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Geben ebenfalls ihren Europaeinstand auf dem K.I.T. . Ein deutliches in der Schnittmenge zwischen klassischem NWOHBH beinflußtem Heavy Metal, durchsetzt von Progeinflüssen, in der Regel häufig geprägt von Power und flotten Speedmetalattacken wucherndes Gemisch lassen die Amis auf ihre Fans in der Tauberfrankenhalle los, die sich ebenfalls nach nur einem Album und einer damals angekündigten EP aufgrund mangelnder Unterstützung ihres Labels Torrent-Records in den 80ern frustriert auflösten und somit waren die aus Fronter/Gitarrist Tom Gattis erster Vorgängerband DEUCE hervorgegangenen TENSION trotz ihres ungemein innovativen seinerzeit sehr einzigartigen Progressive-Powerspeedmetals schnell Geschichte.
Auffälligstes Merkmal dieser bereits nach einem Album (Brekin‘ Point) im Jahre 1986 und einer im Gespräch befindlichen EP die den Titel ‚Epitome‘ trug, zu deren Veröffentlichung es 1988 traurigerweise nicht mehr kam) in der Versenkung verschwundenen Amitruppe sind hervorstechende Gitarrenriffs, virtuose Soli und ein kennzeichnend-charakteristischer Gesang.
Nackenbrecher vom Schlage „Angels from the Past“, „One Nation“ und „Downfall of Evil“ sind eine Klasse für sich. Das überwiegend aus Insidern bestehnde Publikum (einschließlich mir) ist durchaus angetan von der Combo. TENSION überzeugen, und gewinnen am Ende neben zahlreichen alten so manch neuen Fan hinzu, - am Merchstand gibt‘s keinen Grund zur Klage, der Shirt-Absatz läuft erfreulich gut. Meine Vorfreude auf TYTAN steigt allmählich...! 

TYTAN
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Vor der Bühne ist es zuerst recht leer als die Band bereits vollständig einsatzbereit erscheint und auch im Laufe des Sets relativ leicht überschaubar, danach kommen permanent Leutchens hinzu, die Halle füllt sich allmählich doch man hat immer noch gut Platz. „Blind Men and Fools“ die TYTAN Überhymmne markiert einschließlich ihres herrlich majestätisch-mystischen Intros den Anfang. Jetzt ist TYTAN-Time! Klassischer NWOBHM-Sound der simplen, auf kernigen Rhythmus and Beat orientierten Hardrock und klassischen Midtempo-Heavy Metal zugeschnitten ist, bringt mein Blut vollständig in Wallung. Für mich heißt es ab nach vorn, flink ein gutes Plätzchen vor der Bühne gesucht, Luftgitarre im Anschlag, Faust geballt, Pommesgabel aus’m Halfter gezogen und geheadbangt, bis die Schwarte kracht!
Bei der „Ballad of Edward Case“ laufen mir angenehm prickelnde Schauer über den Körper, sogar ein deutlich A.O.R.-angehauchtes Stück wie „Money for Love“ löst entgegen meiner gewöhnlichen A.O.R.-Antipathie heftige Abgrooveaktivität bei mir aus. Unglaublich!
Parallel zur Band steigert sich auch das plötzlich zunehmend stärker mitgehende Publikum.
Der schnelle im TWISTED SISTER- Format aus den Verstärkern dröhnende Rock n‘ Roll Smasher Dont’t Play their Way versetzt danach wieder sämtliche Körperteile in Bewegung.
Am meißten freue ich mich jedoch über die Tatsache, das all meine Leute nach und nach schrittweise während des TYTAN-Gigs eintrudeln, Thomas, Thomas, Finn, der Micha und seine Crew, Jana, Markus und mehrere Bekannte, die man auf dem Festival so trifft, neben mir eintrudeln, plötzlich alle wie an der Schnur gezogen in einer Reihe stehend, gemeinsam einem rundherum gelungenen Gig einer vergessenen NWOBHM-Legende beiwohnen, deren Bekanntsheitsgrad nach dem Keep it True-Festival auch hierzulande durchaus zumindest ein wenig steigen könnte! Höre just beim Schreiben dieser Zeilen meine „Rough Justice“ CD der Briten und bin wie schon vom Konzert restlos hin und weg von der Band – Yeah, Tytan rules!

ANVIL
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Irgendwo zwischen Rock n‘ Roll, klassischem Heavy Metal und Speedmetal führt das musikalische Schaffen dieser einzigartigen Truppe aus Kanada um ihren charismatischen Fronter Lips, dementsprechend viele zieht’s rechtzeitig zum Beginn der bevorstehenden Show in der Halle. Das sind ANVIL, ganz wie man sie kennt! Nicht nur der Film “The Story Of Anvil” und das neue Studioalbum “Juggernaut Of Justice”, welches zu den besten Alben der Bandhistory zählt, haben ANVIL international bekannt gemacht. Dazu gehörten in erster Linie immer schon dynamische Liveaction auf der Bühne wofür ANVIL schon immer seit jeher fester Garant waren. Unverzichtbare Klassiker wie „Metal on Metal“, „666“ oder „Hard n‘ Heavy“ gehören zum festen Inventar der Holzfällercrew um Fronter Lips – die seit ihrer Gründung ausnahmslos Kult-Status genießt. ANVIL sind gewohnt bestes Rock n‘ Roll Entertainement auf allerhöchstem Niveau. Schlagzeuger Rob Reiner haut gewohnt kräftig auf’s Schlagzeug, das es nur so scheppert und kracht. Sal Italiano (Gründungsmitglied der Progmetaller THE NIGHTMARE STAGE/ 2011 noch in der IRON MAIDEN-Tribute Band LIVE AFTER DEATH als Viersaiter aktiv und ex-Mitglied der 80er Metaller Cities)ersetzt den letztes Jahr nach sechzehn Jahren Bandzugehörigkeit völlig überraschend bei ANVIL ausgestiegenen Glenn Five (bürgerlich heißt der Mann Glenn Gyorffy), hervorragend. Frisch, unbeschwert dynamisch kickass rockend zu Werke gehend, lassen ANVIL nichts anbrennen. Frontsänger/Gitarrist Lips, einmal mehr auf die Unterhaltung seines Publikums bedacht, glänzt mit virtuosem Gitarrenspiel und erstklassigen Entertainerqualitäten. Eigentlich wäre damit alles beim alten, mit einer geringfügigen, keineswegs negativ zu Buche schlagenden Änderung: Lip’s Organ klingt ausgereifter und klarer als früher, längst nicht mehr so kratzig rauh, was dem hochkarätigen Inhalt der Musik jedoch nicht schadet, die riesige Publikums resonanz in der geräumigen Tauberfrankenhalle sagt alles. ANVIL sind und bleiben ein wichtiger Bestandteil der Heavy Metal Historie, den man unabhängig, ob man das kanadische Heavy Metal-Urgestein mag oder nicht, zumindest einmal live gesehen haben sollte!

N.W.O.B.H.M. – (Special, ROXXCALIBUR mit Gästen!)
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ROXXCALIBUR, die unumstrittenen NWOBHM-Coverkönige sind bereits eine Zeitlang einschließlich diverser bekannter Gastmusiker die zeitweise auf die Bühne geholt, der ungemein zahlreich versammelten NWOBHM-Fangemeinde alte Klassiker zusammen mit den Musikern von ROXXCALIBUR servierend, am Spielen. Gerade wird SAVAGE – Let it loose auf’s Publikum losgelassen. Nachdem noch vor Einbruch der Dunkelheit das Gepäck verstaut und die Zelte abgebaut wurden, begeben wir uns in Richtung Halle, um noch unseren Teil dieser besonderen Show der Superlative mitzunehmen. Gerade rechtzeitig zum SAXON-Double Motorcycle Men/Princess of the Night treffen wir in der Halle ein, wo bereits eine im wahrsten Sinne des Wortes irrsinnige Stimmung herrscht, deren Atmosphäre regelrecht in Hysterie ausartet! In der gesamten Halle herrscht solch ungeheure Stimmung, das sie einem brodelnden Hexenkessel gleichkommt! Für die drei selten in dieser Form zu hörenden IRON MAIDEN-Kronjuwelen „Prowler“, „Remember Tomorrow“ und „Iron Maiden“, kommt niemand geringeres als Dennis Stratton, ehemaliger Axtschwinger auf dem ersten schlicht auf den Bandname gemünzten IRON MAIDEN-Album „ Iron Maiden“ auf die Bühne und gibt das Triple alter MAIDEN-Raritäten vor einer überall komplett in der Halle sowie auf den Sitzplätzen durchdrehenden Fanmasse zum besten! Für den Gesangspart wird Tom Gattis von TENSION auf die Bühne geben, der einen Bombenjob macht und die alten MAIDEN-Klassiker in wundersamer Weise neu aufleben lässt, während die Fans in Schaaren bangend kollektiv ausrasten! Danach ist Schicht im Schacht, wir verabschieden uns von unseren Freunden, treten die Heimreise mit der Gewissheit und dem positiven Eindruck an, ein cremiges Event mit haufenweise guten Erinnerungen und Begebenheiten, das dem einzig wahren Spirit des Heavy Metals in jeder Form huldigend vollauf gerecht wird, erlebt zu haben! Passender hätte der Abschied vom KEEP IT TRUE für uns kaum sein können. 

Abschließend noch die ROXXCALIBUR-Setlist, - ein Fest für jeden NWOBHM-Fan:

Jameson Raid – Seven Days of Splendour
Gaskin – I’m no Fool
Fist – Turn the Hell on
Hollow Ground – Flyin‘ High
Persian Risk – Ridin‘ High
Trespass – One of These Days
Holocaust – Heavy Metal Mania
Holocaust – Death or Glory
Praying Mantis – Captured City
Praying Mantis – Panic in the Street
Savage – Let it Loos
Saxon – Motorcycle Man
Saxon – Princess of the Night
Iron Maiden – Prowler
Iron Maiden – Remember Tomorrow
Iron Maiden – Iron Maiden

ARCH/MATHEOS müssen wir schweren Herzens durch eine etwas vorzeitigere Abreise aus zeitlichen und privaten Gründen die uns früher als gewollt heimschicken, sausen lassen. Schade! Immerhin kam ich in den kompletten Genuss einer genialen PSYCHOTIC WALTZ-Show von 2 ½ Stunden, das ist mindestens ebensoviel wert, wie ein ARCH/MATHEOS-Gig! 
Obwohl mit Anvil, Ostrogoth, Tension (!), Slough Feg, OZ, Sword, Mystic Force usw., eine Reihe feinster Edelstahlelitecombos in Königshofen aufschlug, war der PSXCHOTIC WALTZ-Gig ein Traum. FATES WARNING sind mir live bestens von einem anderen Festival in Erinnerung, weshalb dieser Verlust im Nachhinein gesehen, zu verkraften ist.  

Hell Yeah!!! Was für ein schweine-geniales Festival! Karten für nächstes KEEP IT TRUE XVI sind bereits sicher, wir kommen wieder... und beim Gedanken ans Billing im kommenden Jahr 2013, (ein Blick darauf genügt, mich vor Freude im Dreieck springen zu lassen, ) bekomm‘ ich allein beim bloßen Gedanken daran schon jetzt knallrote Backen... !!!
Ein dickes   D a n k e (!!!)   an die Veranstalter Oliver Weinsheimer und Tarek Maghary für dieses, nicht mehr zu überbietende Festival, wo der Spirit des echten Heavy Metals zu Hause ist! TRUE/CLASSIC METAL ROCKS !!!

Fotos © 2012 Michael Toscher und Jana Brepohl