PRIMAL FEAR + BRAINSTORM - Kassel, Fiasko
Bands: PRIMAL FEAR, BRAINSTORM und PALACE
Konzert vom 11.04.12
Homepages:
www.primalfear.de
www.brainstorm-web.net
www.palace-music.de
PALACE
stehen während wir mit leichter Verspätung gegen 20:00 Uhr Ortszeit im Fiasko eintreffen, zum Glück noch nicht lange auf der Bühne. Das gewöhnlich Verwirrung stiftende Planungschaos bringt mich in die günstige Situation, den Großteil des PALACE-Gastspiels noch rechtzeitig mitzubekommen. Ich sehe die Band heute zum ersten Mal live, obwohl sie mir aus der Vergangenheit durch die Arbeit für mein ehemaliges Zine gut in Erinnerung ist. Meine im Vorfeld gehegte Erwartung erfüllend, bringt die Truppe mit ihrer kompromisslos ehrlich rauhen, zwischen ACCEPT, VICTORY, JUDAS PRIEST und RUNNING WILD liegenden Mischung traditionellen Heavy Metals sofort kräftig Stimmung ins Haus. Zwar ist der Saal
im Fiasko nicht allzu sehr, doch wenigstens schon ausreichend mit Leuten gefüllt. Leider stehen den Metallern aus Speyer nur spärliche 30 Minuten Spielzeit zur Verfügung, die sie konsequent zu nutzen wissen. Stücke vom Kaliber „Woman in Leather“ „The Healer“ und „Machine Evolution“ zeigen eine bissige Band, mit mächtig Dampf auf dem Kessel, deren klassischer Heavy Metal auf Anhieb den Nerv des Publikums trifft und die Stimmung
schon vor dem später kommenden Headliner PRIMAL FEAR sowie den davor auftretenden BRAINSTORM kräftig anheizt. Schade, dass so früh Schluss ist, - PALACE hätten gern mindestens noch eine weitere halbe Stunde und länger spielen dürfen, wie mir Thomas & Thomas, Jana, Markus und viele andere hinterher bestätigen. Okay, es hat eben nicht sollen sein. Nachher plauschen wir in lockerer Runde draußen mit der Band, ach ja, und ehe ich’s vergesse, an dieser Stelle ein dicker Gruß von Palace-Vocalist HP an meinen Kollegen Jochen.
BRAINSTORM
bewegen sich in der Schnittmenge zwischen klassischem Hardrock, Heavy Metal und Powermetal, wenngleich andere Stimmen BRAINSTORM gern als Powermetalband bezeichnen. Unabhängig davon, was tatsächlich stimmt oder nicht: Nach kurzer Auszeit draußen an der frischen Luft gibt es anschließend nur schwer ein Durchkommen im kleinen Hauptsaal des Rock-Liveclubs. Kein Wunder, wenn man wie Andy B. Francks Truppe seine fest eingeschworene treue Fanschar hinter sich stehen hat, die vielerorts, auch in Kassel, weiß, was sie von ihren Faves bekommt. Immerhin füllt sich der Saal bis in die hintere Ecke bei Kicker und Billiardtisch, wo der Merchandisestand platziert ist, sogleich beträchtlich mit Leuten. Die Stimmung im Publikum beim Auftritt der Stuttgarter BRAINSTORM ist so weit das Auge reicht, hervorragend! Chorgesänge und fleißiges Mitklatschen unter Regie eines gewohnt souverän sein Publikum dirigierenden Andy B. Francks, der sein Publikum vielfach zum Arme und Hände in die Luft strecken auffordernd auf seine Art locker mit dem Publikum zu kommunizieren versteht - ein Fronter mit Format, der kein abgehoben-eitles Getue oder nervtötend zeitraubendes Pseudogelaber nötig hat, (wie so einige Mikrophonakrobaten mancher Bands hierzulande, wobei mir auf dem Livesektor ohne angestrengtes Überlegen unweigerlich die Kürbiscombo und das Quintett mit dem Joker in den Sinn kommen), sondern ehrlich und von Herzen auf der Bühne agiert, geben ein passendes Bild von einem Gig, bei dem Band und Publikum gemeinsam miteinander harmonieren. BRAINSTORM können heute im Fiasko kräftig punkten. Songs wie „Shiva’s Tears“, „Shadowland“ „Below the Line“ vom neuen Album und „Highs without Lows“ entfachen heute prächtig Stimmung im Publikum.
Kurz vor Beendigung der Performance bedankt sich Fronter Andy B. Franck hocherfreut bei der gut mitgehenden Audienz mit den Worten: „Es ist uns eine Ehre für euch zu spielen“, woraufhin der prächtig aufgelegte Fronter verspricht, gern wieder nach Kassel zukommen – eine Ansage, die mit kräftigem Applaus vom Kasseler Publikum quittiert wird. Nach der Show sieht man beim Großteil des Publikums ein zufriedenes Lächeln im Gesicht aufblitzen. BRAINSTORM haben das Stimmungslevel enorm hochgeschraubt. Umbaupause! Mein Durst steigt ebenso schnell, wie die innere Freude auf den darauffolgenden PRIMAL FEAR-Gig...
PRIMAL FEAR
Nachdem PALACE vielversprechend begonnen und BRAINSTORM recht gut im Fiasko abgeräumt haben, ist die Messlatte für den Topact des Abends schon ziemlich hoch gelegt.
Der Headliner, auf den viele Powermetalfans geduldig warten, betritt nach kürzer als erwarteter Umbaupause die Bühne. PRIMAL FEAR machen gleich mächtig Dampf, lassen es zu Beginn mit dem treibenden Powermetalbanger „Jaws of Death“ ordentlich krachen, wobei es der Band gelingt, mühelos die Herzen ihres Publikums für sich zu gewinnen, ehe es zur Mitte hin zeitweilig schon mal etwas ruhiger zur Sache geht. „Metal is Forever“ die PRIMAL FEAR HYMNE von Metalheads für Metalheads darf in Kassel ebensowenig fehlen, wie manch anderes Juwel; halbballadeskes Kraftfutter des Typs „Seven Seals“ vom Fanvolk keine Unze weniger euphorisch aufgenommen wie die Powermetalnackenbrecher, gehört ebenso zum Programm. Des früheren TYRAN PACE-Frontsängers Ralf Scheepers Organ, (der eine Klasse Gesangsleistung abliefert) steht hinter seinem großen Idol, keinem geringeren als JUDAS PRIEST-Sangesikone Rob Halford kaum eine Unze zurück. Die Gitarrenfraktion mit Alex Beyrodt und seinem neuen griechischen Partner Constantine, der den aufgrund familiärer Angelegenheiten ausgestiegenen Magnus Karlson im Fiasko würdig ersetzend vom Publikum freudig wie ein alter Bekannter aufgenommen und gefeiert wird- erzeugt immens Druck auf dier Bühne, während Randy Black auf dem Drumhöckerchen herzhaft auf Kessel und Becken klatscht, das es eine Wonne ist! Bassist Matt Sinner eine nicht wegzudenkende Konstante beherrscht sein Instrument aus dem FF. Der sympathische als Produzent und Musiker bekannte Schwabe singt zwischendurch immer mal wieder Backgroundvocals ein und hat dank seines enormen Erfahrungsschatzes mächtig Spaß auf der Bühne. Neben sechs Songs vom neuen Album „Unbreakable“ werden von der ihrem Publikum im Fiasko äußerst zugetanen Band auch wieder zahlreiche Standards und Klassiker gebracht, wenngleich deren Anzahl aufgrund der etwas begrenzten Spielzeit heute ein wenig mehr eingeschränkt ist. Dem hochkarätigen Inhalt einer sicher miteinander auf der Bühne harmonierenden Crew, die wie man es von PRIMAL FEAR gewohnt ist, alles aus sich und ihrem Publikum herausholt, tut dieser Umstand keinerlei Abbruch. Immer wieder kommen die Fans, (denen an dieser Stelle wirklich eine unglaubliche Ausdauer bescheinigt werden muss), der wiederholten Aufforderung zum Arme Heben, in die Hände klatschen fröhlich nach. Wie schon bei BRAINSTROM, herrscht auch diesmal phantastische Hochstimmung im Rock-Liveclub Fiasko. Fast alle Texte werden auswendig mitgesungen, das Publikum rockt wie Sau und bangt volle Kanne auf Teufel komm raus zur Musik ab. Ralf Scheepers‘ erfreut über das wie die Band selbst mehrfach betont, unglaublich tolle Publikum, präsentiert sich wie seine vier Mitstreiter auf der Bühne in ausgezeichneter Verfassung, wodurch das Fiasko ohne viel Widerstand im Sturm erobert wird. Neben den genannten „Sevent Seals“ und „Metal is Forever“ kommen „Fighting the Darkness“ „Black Sun“, „Metal Nation“ – eine Hymne, bei der bezeichnender weise zahlreiche Hände, Fäuste und Pommesgabeln in die Luft gereckt werden, das schwer groovende, abgesehen vom Songaufbau durch sein markantes Gitarrenriffs gewissermaßen deutlich an eine zeitlose irische Hardrock Legende namens THIN LIZZY erinnernde „Bad Guys wear Black“ und zum Schluß ein gnadenlos powerspeediges „Chainbreaker“ wirkungsvoll zur Geltung. Lautstark hallt verdienter Applaus inklusive minutenlanger Zugaberufe restlos begeisterter Fans durch den Saal, die den Fünfer selbst nach dem Zugabeteil nicht von der Bühne lassen wollen, - die anwesende Jung und Altmetallerschaft rockt heftig vor der Bühne ab, zusammen mit der Band eine feuchtfröhlich ausgelassene Metalparty im Fiasko feiernd, wie man sie in dieser Location immer wieder gern erlebt. Nach dem Auftritt verteilt die Band zum Dank noch einige Plektren an ihr treu ergebenes Publikum. Grund genug, das Kapitel des heutigen Abends mit der Endbetrachtung, das PALACE, BRAINSTORM und PRIMAL FEAR on Tour immer einen Besuch wert sind, zu schließen. Zur Krönung der fetten PRIMAL FEAR-Vorstellung hat einzig „Mindmachine“ gefehlt. Ok, man kann nicht alles haben . Ansonsten war der Auftritt eines Headliners absolut würdig; daher verwundert es auch nicht, dass die seit ihrer 1997 erfolgten Gründung aktive Combo bestehend aus gestandenen Musikern erwiesermaßen mit Recht, wie das Gastspiel im Fiasko deutlich gezeigt hat, zu den besten Powermetalbands auf nationaler Ebene gehört!
Fotos © 2012 Jana Brepohl