WINTERNACHTSTRAUM FESTIVAL 2012 - Arnsberg
Konzert vom 24. und 25.02.12
mit: MORGOTH, SUIDAKRA, ACCU§ER, ORDEN OGAN, NIGHT IN GALES, THE VERY END, BURDEN OF GRIEF, ...
Homepage:
www.winternachtstraum.com
Nach einjähriger Pause meldeten sich Seeb und Co. dieses Jahr mit der achten Auflage des Winternachtstraum Festivals in Arnsberg-Oeventrop zurück. Im Vorfeld machte sich allerdings vieler Orten Skepsis breit, ob man mit dem aktuellen Billing an die letzten Erfolge anknüpfen könnte. Schließlich stand mit der Death Metal Legende MORGOTH im Gegensatz zu den vergangenen Jahren nur einziger wirklicher Headliner auf dem Plan, der allerdings u.a. durch SUIDAKRA und ACCU§ER hochkarätig unterstützt wurde. Fans der eher melodischen Ausrichtung schauten dieses Jahr allerdings, wie schon häufiger, in die Röhre. Weiterhin ließ die Informationspolitik der Veranstalter dieses Jahr sehr zu wünschen übrig, z.B. hat man bis heute kein einziges Wort über die Absage von MOTORJESUS verloren, die auf allen Plakaten noch angekündigt waren, jedoch nie in der Running Order aufgetauchten. Hier besteht auf jeden Fall deutlicher Verbesserungsbedarf. Trotzdem war es wieder mal ein klasse Festival mit fast ausschließlich guten Bands, fairen Preisen, netten Leuten und toller Location. Also alles beim Alten.
Aufgrund beruflicher und privater Verpflichtungen schaffte ich es am Freitag erst gegen 19:30 in der Halle anzukommen, zu diesem Zeitpunkt hatte ich leider die Local Heroes „Smith’s Grove“ und „Arson“ verpasst. Gerade über den Newcomer „Smith’s Grove“ hatte man überall im Publikum nur positives zu berichten und die Menge der Shirts der ortsansässigen Band war doch immens hoch. Leider waren zum Zeitpunkt meines Eintreffens auch die Power Metaller JAVELIN gerade mit ihrem Set durch, Ohrenzeugen zufolge sollen die Jungs aus Hamm jedoch mächtig Gas gegeben haben.
So waren meine erste wirklich gesehene bzw. wahrgenommene Band des Tages die süddeutschen WINTERSTORM welche Anfangs ein zweischneidiges Schwert für mich waren. Zwar kam der melodische gut arrangierte Melodic Metal gut im Ohr an, allerdings hatte man auch ständig das Gefühl das alles irgendwie schon einmal gehört zu haben und aufgrund latenter Samples (Akkordeon) erinnert der eine oder andere Song doch massiv an die Schotten ALESTORM oder auch an KORPIKLAANI. Dennoch machten die Jungs eine verdammt gute Figur auf der Bühne und gerade Sänger Alex gab sich massiv Mühe das Publikum auf seine Seite zu bringen, was jedoch leider nur teilweise gelang. An der Darbietung an sich kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn von Song zu Song gefiel mir der melodische Stoff besser und besser. Ich bin gespannt wie das in Kürze erscheinende Zweitwerk der Jungs, namentlich „Kings Will Fall“ in der Szene angenommen wird. Auf jeden Fall sollten Melodic Fans unbedingt ein Ohr riskieren, so viel schon mal vorab.
Zu den folgenden, selbsternannten „Monsters Of Death Rock“ STALINGRAD PUSSIES fällt mir eigentlich nur der leicht abgewandelte Werbespruch „Musik ist nichts, Image ist alles!“ ein. Für meinen Geschmack extrem langweiliges Geknüppel irgendwo zwischen Death Metal, Thrash, Grind und einer Prise Rock’n’Roll gepaart mit ziemlich daneben liegendem Verkleidungsmummenschanz brauche ich persönlich nicht unbedingt. Klar, die Jungs nehmen sich selbst in keiner Weise ernst, leider macht das die Musik und das meiner Ansicht nach recht peinliche Auftreten auch nicht besser.
Die Winternachtstraum Dauergäste BURDEN OF GRIEF sind eigentlich ein Garant für eine gute Show, so viel stand eigentlich schon im Vorfeld fest, dennoch nimmt mittlerweile mancher die Ankündigung der Band auf einem Festivalplakat doch eher schulterzuckend hin. Zu häufig sind die Melodic Deather in der Gegend unterwegs, trotzdem muss ich zugeben, dass ich positiv überrascht wurde. Der Melodic Death Metal der Jungs kommt hier im Sauerland einfach extrem gut an und die Leute in den vorderen Reihen gingen doch mächtig ab. Spätestens mit dem Maiden Cover „Aces High“ hatte man das vordere Hallendrittel auf jeden Fall fest in der Hand und schnell waren 50 doch relativ kurzweilige Minuten dann vorbei.
Als nächstes waren dann die Gastgeber ORDEN OGAN dran und irgendwie freute ich mich diesmal sogar auf den Auftritt. Viele Konzerte hatte ich in den letzten Jahren gesehen und meiner Ansicht war die dargebotene Qualität nicht unbedingt immer auf gleichbleibend hohem Niveau. Diesmal gab es jedoch nichts zu meckern, die leicht veränderte Bandbesetzung funktioniert prima, erstklassiges Material ist mittlerweile reichlich vorhanden und vor heimischem Publikum gibt’s mit der Fanbase sowieso keine Schwierigkeiten. Wie in jedem Jahr fraß diese Mastermind Seeb Levermann aus der Hand und nahm jede soundtechnische Vorlage dankend an, sodass speziell bei der Running Wild Verbeugung „We Are Pirates“ die Luft kochte. Dazu gab es eine gelungene Setlist mit Material von „Vale“ und „Easton Hope“ sowie dem unvermeidlichen, meiner Ansicht nach mittlerweile aber schwer abgenutzten „Angels War“. Dazu gab es sogar noch einen Song von dem auf Herbst verschobenen neuen Album. Was will man mehr?
Die nun folgenden Death Metaller von NIGHT IN GALES standen (wenn ich mich recht erinnere) mittlerweile auch zum dritten mal auf einer Winternachtstraum Bühne und ähnlich wie bei den vorherigen BURDEN OF GRIEF haute mich die Ankündigung der Band auch nicht gerade aus den Socken, zumal sie heute (wie beim ersten WNT) einen Tagesheadliner Posten besetzten. Nicht das man den Jungs das nicht gönnen würde, aber in den Vorjahren wurden die Slots des Freitagsheadliners an Bands wie z.B. GRAVE, TYR oder EQUILIBRIUM vergeben, nur mal so als Vergleich. Egal, die Jungs gaben auf jeden Fall mächtig Gas und mit dem großartigen „Towards A Twilight Kiss“ hat die Band einfach auch ein As im Ärmel, das auch schwedische Genrekollegen nicht besser hätten schreiben können. Mitten während des großartigen Auftritts meinte allerdings ein etwas übersensibel reagierender Rauchmelder seinen Frust über etwas großzügigeren Kunstnebeleinsatzes mit lautstarkem Piepen kundtun zu müssen, sodass eine kurzfristige Hallenräumung durch die Veranstalter erfolgte. Nachdem die Ursache geklärt war durften dann alle wieder rein und die Band zurück auf die Bühne, dennoch braucht wohl nicht erklärt zu werden das der Auftritt für die Band gelaufen war. Schade drum, aber das nennt man wohl höhere Gewalt.
Die finalen Grind Coreler STILLBIRTH habe ich mir wie viele andere dann auch geklemmt, sodass ich leider nichts über die Jungs schreiben kann.
Am Samstag schaffte ich es dann fast pünktlich vor Ort zu sein, sodass ich nur die schon um 14:20 auf den Brettern stehenden WE ARE DIVINE verpasste. Die anschließenden Briloner HAMMER OF GORE machten allerdings mächtig viel Druck und vertrieben den schon recht zahlreich vertretenen Metalheads mit ihrem Old School Death Metal den zum Teil noch deutlich erkennbaren Hangover. Die Jungs sollte man definitiv im Auge behalten, zumal in Kürze das „Uglified“ betitelte Debut erscheinen wird.
Die anschließenden CRAVING waren mir bis dato vollkommen unbekannt, allerdings muss ich zugeben, dass deren Mischung aus melodischem Death und Black, angereichert mit leicht Pagan artigen Melodien nicht übel klang und schon für erste vereinzelte „Zwei Mann Moshpits“ sorgte. Nicht übel!
So langsam machte sich bei mir und einigen anderen Anwesenden aufgrund der heute wenig ausgewogenen Stilmischung fast schon etwas wie Langeweile breit. Nicht das die als nächstes spielenden Death Metaller WORDS OF FAREWELL schlecht wären, im Gegenteil, der leicht modern gehaltene und mit Samples angereicherte Melodic Death der Jungs klang eigentlich sogar recht gut. Da ich für meinen Teil aber etwas Abwechslung auf Festivals bevorzuge zog ich mich zugunsten des einen oder anderen Pläuschchens in Verbindung mit einer Hopfenkaltschale etwas zurück, wobei ich leider auch die von mir eigentlich fest eingeplanten HARASAI verpasste. Ärgerlich!
Bei den Gewinnern des Band Battle Contests war ich allerdings wieder am Start. Die Gelsenkirchener Power Metaller GLORYFUL hatten (für mich überraschend und erfreulich gleichermaßen) das Rennen mit deutlicher Mehrheit für sich entschieden, wie sich herausstellte zu recht. Die erst 2010 gegründeten Ruhrpöttler gaben alles und bedienten die (heute natürlich in der Minderheit vertretenen) Power und Melodic Metal Fans mit bockstarken Riffs und großartigen Melodien. Hört euch mal das großartige „Glorful‘s Tale“ an, dann wisst ihr was ich meine. Als Sahnehäubchen on Top gab es noch eine hervorragende Cover Version des Gary Moore Klassikers „Out In The Fields“ welche meine Stimmbänder doch massiv in Mitleidenschaft gezogen hat. Ganz großes Kino und für mich DIE Gewinnerband des Festivals!
Danach freute ich mich auf die Siegener Thrash Institution ACCU§ER, die heute im Gegensatz zu ihrem 2009er Auftritt erwartungsgemäß mehr Gewicht auf aktuellere Songs legte. Die meiner Ansicht nach leicht von dem Bay Area Thrashern EXODUS beeinflussten Songs vom aktuellen Output „Dependent Domination“ sind jedoch keinen Deut schlechter als die alten Klassiker und auch der Ausstieg von Gitarrist Rene Schütz stellte sich lange nicht so negativ dar wie ich befürchtet hatte. Einziges Manko des Auftritts war die mit 40 Minuten viel zu kurze Spielzeit, weshalb leider auf Kracher wie „Fatal Vision“, „Healium“ oder „Double Talk“ verzichtet wurde. Die Jungs hätten eigentlich am Freitag als Headliner auf die Bühne gehört, schade drum!
Die folgenden Melodic Death (hört, hört)/Thrasher THE VERY END kamen zwar beim Publikum recht gut an, gaben mir persönlich aber eher wenig. Ebenso sieht es bei mir allerdings bei den Konserven der Band aus, sodass ich auch nicht viel erwartet habe. Unfair? Möglicherweise, eventuell lag es auch an der schon erwähnten mangelnden Abwechslung. Die Hauptsache ist allerdings jedoch das Band und Fans ihren Spaß hatten und so war es wohl auch.
Auf die anschließenden Winternachtstraum Dauergäste SUIDAKRA freute ich mich besonders. Diesmal hatten die Jungs um Sänger Arkadius auch einen Dudelsackspieler dabei, was für authetischeren Sound sorgte. Die Band stieg mit „Dowth 2059“ dem Opener des aktuellen Albums „The Book Of Dowth“ in den besten Set den ich bisher von Jungs gesehen habe ein. Natürlich lag auch bei SUIDAKRA viel Gewicht auf aktuelleren Songs vom besagten Neuling „Crogacht“ und „Caledonia“ jedoch wurde auch der eine oder andere Klassiker untergemischt, speziell erinnern kann ich mich da an den unvermeidlichen Rausschmeißer „Wartunes“. An Songtitel kann ich mich aktuell aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit (und der in direktem Zusammenhang damit stehenden Menge an Kaltgetränken) nicht wirklich.“The IXth Legion“, „Stone Of The Seven Suns“ und „Isle Of Skye“ waren auf jeden Fall auch dabei, sowie das großartige Instrumental „Dead Mans Reel“. Was mit Sicherheit gesagt werden kann ist, dass es bei keiner Band an diesem Wochenende dermaßen ab ging wie bei SUIDAKRA (mit Ausnahme von MORGOTH vielleicht), oder auf neudeutsch „So muss Moshpit!“. Die Band hat hier im Sauerland einfach einen massiven Stein im Brett, sodass man auch das Fehlen von „Darkane Times“ ausnahmsweise verzeihen konnte. Ganz, ganz groß!!!
Nun folgte der Headliner des Wochenendes in Gestalt der ursprünglich im Sauerland heimischen Death Metal Institution MORGOTH. So hatte sich also die Hoffnung vieler sauerländischer Metal Fans bestätigt, dass die Band auf den Brettern der Oeventroper Schützenhalle stehen würde, das dumme an der Sache war nur … die Band war einfach ein Jahr zu spät dran, denn jeder der MORGOTH live sehen wollte hat das mittlerweile getan. Keine Festivalsteckdose die die Jungs um Marc Grewe im vergangenen Sommer ausgelassen hätte und so blieb der „Aha“ Effekt ein wenig aus. Nichtsdestotrotz gab die Band alles und zerlegte die Bühne der Schützenhalle sprichwörtlich in Schutt und Asche. Ur-Mitglied Harry Busse sowie ex-Basser und aktueller Gitarrist Sebastian Swart jagten zu den donnernden Drums von Mark Reign (welcher sich tags zuvor schon als ausgesprochen unterhaltsamer Zeitgenosse erwies) und den Basslines von Neuzugang Sotirios Kelekidis ein Götterriff nach dem anderen durch die Halle und Sänger Marc Grewe (welcher mit seinen grün leuchtenden Kontaktlinsen meiner Ansicht nach jedoch etwas albern aussah) veredelte diese mit einem Organ, das noch genauso dermaßen fies klingt wie zu „Resurrection Absurd“ Zeiten. Verdammt geil! Sehr angenehm finde ich übrigens, dass es bisher kein neues Material zu hören gab, sodass die Fans ausschließlich in den Genuss alter Klassiker wie „Suffer Life“, „Body Count“, „Isolated“, „Burnt Identity“, Pits Of Utumno“, „Sold Baptism“ oder auch „Under The Surface“ kamen. Ganz großer Auftritt, auch wenn ich persönlich den vom Rock Hard Festival 2011 noch stärker fand! Nach dem Sortieren der Knochen war das diesjährige Winternachtstraum Festival dann auch leider schon fast wieder vorbei.
Allerdings folgten noch die Thrasher ERADICATOR welche als Ersatz für die kurzfristig verhinderten VICTIMS OF MADNESS einsprangen und mit einem Special Set angekündigt wurden. Schnell stellte sich das heraus was im Vorfeld bereits vermutet wurde, ERADICATOR hauten im Wechsel jeweils ein eigenes und ein Cover Stück heraus, wobei ich mich diesbezüglich noch an Megadeth’s „Symphony Of Destruction“, Metallica’s „Master Of Puppets“ sowie „War Is My Shepard“ von Exodus erinnern kann. Nach einem kurzen Abstecher zum Merch Stand von MORGOTH wurde es für mich allerdings auch höchste Zeit nach Hause zu kommen.
Rückblickend bleibt ein sehr positiver Eindruck eines wie immer ausgesprochen gut organisierten Festivals mit fanfreundlichen Preisen und tollem Publikum. Wünschenswert wäre jedoch für das nächste Jahr auf alle Fälle wieder ein „echter“ Freitagsheadliner sowie etwas mehr Abwechslung im Billing mit etwas mehr Augenmerk auf den Power Metal Bereich. Aber man kann es ja nun auch nicht jedem Recht machen und so gehe ich davon aus, dass Seeb und Co. das Baby schon schaukeln werden.