FULL METAL OSTHESSEN FESTIVAL - Niederjossa, DGH
Konzert vom 28.01.12
Bands: King Leoric, Seventh Avenue, Mercury Falling, Dragonsfire, Taste Of Doom, Marc Piras Trio
Homepage:
www.fullmetal-osthessen.de
Am Nachmittag etwa gegen 16:45 Uhr Ortszeit eintreffend, parken wir unser Auto mitten im Dorf, in einer Nebenstraße irgendwo in der Nähe eines Bauernhofs und legen den Weg zum in der Nähe gelegenen DGH zu Fuß zurück. Unser Blick schweift nach links und siehe da, eine Pommesbude darf natürlich auch nicht fehlen. Das ist gut zu wissen, womit das leibliche Wohl schon mal keineswegs zu kurz kommt. Die Preise für die Getränke im DGH verlaufen in einem sehr fanfreundlich günstigen Rahmen. Mein erster Kaffee lässt dementsprechend nicht lange auf sich warten, die Lebensgeister sind kräftig geweckt, Bandmerchandise am Stand ist vorhanden, ebenso sind Tonträger zu angenehm guten, günstigen Preisen erhältlich. Zunächst mache ich’s mir ein wenig an der Getränketheke gemütlich. Eine illustre Schar Leutchens hat sich ebenfalls schon am Nachmittag in der soweit mein Auge reicht, doch sehr geräumigen Location, die eher einer Halle gleicht, eingefunden. MP 3 fangen pünktlich an. MT
Hinter dem Namen MP 3, der kurzerhand Gedanken an ein Digitales Musikabspielgerät weckt, verbirgt sich das MARC PIRAS TRIO. Mit ihrem krachend dargebotenen 70er Rock im JIMI HENDRIX-Stil geht das vom Veranstalter auf dem Flyer allenthalben recht larifari beschriebene Blues(hard)rocktrio gleich kräftig in die Vollen. Vom Soundmischer gut abgemischt, offenbart das Trio auf der Bühne unglaublich exzellentes Potential! Wozu MP 3 in der Lage sind, zeigen die drei Musiker eindrucksvoll auf den Brettern im DGH vor einem zumindest recht neugierigen Publikum, das sich zwar nicht bis direkt vor die Bühne traut, doch zumindest den Saal zu früher Abendzeit schon mal kräftig füllt. Mancher Song erinnert neben bereits erwähnter JIMI HENDRIX-Komponente an die Bluesphase des letztes Jahr verstorbenen Gitarrenvirtuosen GARY MOORE, der dank Stücken wie „Walking by myself“ etc. zu Beginn der 90er dem bis dato fast tot geglaubten Bluesrock-Genre durch seine eigene Interpretation klassischer Blueselemente in Verbindung mit knackigem Hardrock wieder neue Impulse verlieh. Die Resonanz des bunt gemischten Völkchens im DGH Niederjossa bestehend aus Heavy Metal Fans unterschiedlichster Couleur (worunter sich auch ein nicht unerheblicher Anteil Kuttenträger befindet!), schwarz gekleideten Gestalten, bis hin zu am Tresen stehend den Auftritt des Trios genießend, interessiert verfolgenden Motorradrockern sagt alles. Die Gitarren drücken, rocken, rollen und grooven, kernig rau bis der Popo platzt! So unverbraucht frisch und motiviert auf der Bühne vorgetragen, in jeder Note knackefetzig gespielt, kommt diese Musik richtig gut. Meine Stimmung zum Auftakt ist gleich mal völlig losgelöst - ein Zustand, an dem ein gewisses, mir bis dato (noch) völlig unbekanntes Blues(hardrock)trio ein gerüttelt Maß Anteil trägt und somit nicht ganz unschuldig ist... MT
TASTE OF DOOM sind die zweite Band im Billing. Schnell, hart und direkt auf die Glocke feuern die Hessen ihren Oldshool Thrash ins erwartungsfrohe Publikum. Das Geschrote liegt irgendwo zwischen SODOM, KREATOR und alten METALLICA und wie im Flyer des Veranstalters richtig festgestellt, hier bekommt jeder seine Packung, vorausgesetzt er bzw. sie steht auf Thrash! Soundtechnisch sind die Instrumente ungeheuer fett abgemischt. Stücke wie „Path of War“ gehen gnadenlos aufs Fressbrett, die Thrashfraktion unter den Festivalgängern heftig in Ekstase versetzend. Ein Teil des Publikums lässt es, während die Band im DGH knüppelt, was das Zeug hält, lieber ruhig und gemütlich im Vorraum oder draußen vor der Frittenbude sich ne Portion Currywurst Pommes in den Gaumen schaufelnd und dabei ein lockeres Pläuchschen haltend, angehen. Dem couragierten Auftritt der Waldhessener Thrasher TASTE OF DOOM tut das jedoch keinen Abbruch. Der kleine extra für diesen Auftritt gekommene Fanblock hat vor der Bühne sichtlich Spaß in den Backen, feiert seine Band ab und bangt kräftig mit den Musikern auf der Bühne um die Wette, während sich dahinter im Publikum die Mischung aus erfreuten und staunenden Gesichtern die Waage hält. Nach Beendigung der regulären Spielzeit werden Zugaberufe laut - und tatsächlich, die Band kommt zurück auf die Bühne und verabschiedet sich, der Situation Rechnung tragend, mit abschließender nicht eingeplanter Zugabe. Prima! Immerhin schon mal etwas. Nachdem TASTE OF DOOM das Publikum spätestens durch satten Oldshool Thrash oberamtlich geweckt haben, beginne ich es bereits zu ahnen: Das könnte ein reichlich abgedrehter Abend mit vielen Überraschungen werden... wenig später soll sich diese Vorahnung bestätigen. Das ist eine andere Geschichte. MT
Zu den letzten Klängen von TOD traf meiner einer dann auch ein. Mit gut 20 Minuten Verzug im Zeitplan starteten die Traditionsmetaller DRAGONSFIRE, was mir noch ausreichend Zeit gab, die Merchstände zu plündern. Mittlerweile Stammgast auf vielen kleinen und mittleren Bühnen der Nation versuchte das südhessische Quartett auch hier in Osthessen zu punkten. Mit viel Nebel, einer überdimensionalen roten Pommesgabel in der Bühnenmitte und einem neuen zweiten Mann namens Oliver Brandt (Ex-The Unchallenged) an der Klampfe, der den ehemaligen Gitarristen Matthias Bludau seit Anfang des Jahres ersetzt, versuchte man, den gut gefüllten Saal musikalisch zu überzeugen. Geboten wurde eine gewohnt agile Bühnenperformance mit bandtypischer Festivalsetlist der Highlights aus den bisher zwei Veröffentlichungen. Mein Augenmerk galt heute also mehr dem „Neuen“, der sich hier sehr gut präsentierte und sich super ins Bandgefüge eingearbeitet hat. Drummer Jan, der nicht nur Felle gerbt, sondern auch wieder den ein oder anderen Spruch ins Publikum drückte, um ein zu Beginn eher scheues Publikum zur Bühne zu ziehen, schien Erfolg zu haben, denn bei „Devil’s Road“, dem dritten Song, enterten zwei Headbanger die Bühne und bangten fleißig mit. Sänger Thassilo warf danach zu „Dragonsfire Roxx“ ein signiertes Drumfell als Eintrittskarte für das selbst veranstaltete „A Chance For Metal Festival“ im Herbst unwissentlich unserem in der ersten Reihe bangendem Kollegen Toschi zu. Coole Idee, Reklame ist alles! Tja, aber der Auftritt hatte auch so seine (unverschuldeten) Tücken. Der Mischer schien offensichtlich in seinen Kopfhörern (!???) einen anderen Sound vorgegaukelt zu bekommen, als die gut 120 Festivalbesucher vor der Bühne. Begleitet von brachial lautem Monitorsound und lautem Brummen aus den Lautsprechern wurde einem in den vorderen Reihen fast schon der Spaß am Konzert vermiest. Schade für Band und Zuhörer, die eben die Mucke noch nicht kannten. Unterm Strich aber 50 souverän gespielte Minuten mit einigen kleinen Gimmicks fürs Auge und Pech für die zwei eingangs erwähnten Stagepiraten, die nach der Show vergeblich versucht hatten, die Pommesgabel als Souvenir mitgehen zu lassen. ML
Dass MERCURY FALLING nicht nur als Lokalmatadoren auf der Bühne standen, stellten die Mannen um die Galmarini-Brüder (Daniel, key. u. Tobias, git.) mit dem donnernden Opener „Into The Void“ vom gleichnamigen neuen Album gleich mal klar und zogen das Gros des im Saal anwesenden Publikums vor die Bühne. Leider dröhnte und fiepste es bei den Osthessen auch wieder aus allen Speakern. Und so wurde mein persönliches Highlight „Queen Of Pain“ trotz wirklich geiler musikalischer Perfomance vom Mischer versaut. Der grottenschlechte Sound tat der wirklich guten Stimmung offensichtlich aber keinen Abbruch, und so war zu beobachten, dass bei „Undertow“ so gut wie alle Mädels im Saal mächtig in Bewegung gerieten, was ich eher bei der Hammerballade „Sacred Love“ vermutet hätte, die aber ebenso einschlug wie der vorgenannte Song. Dass die Musiker alle ihre Instrumente beherrschten und auch an ihrer Bühnendarstellung gearbeitet haben, stellten die Prog Metaller eindeutig zur Schau, wobei Sänger Michael bei „Revolutions“ mit seiner Gesangsleistung zusätzlich noch mal ein i-Tüpfelchen raus haute, dafür aber seine Ansagen fast durchgängig versemmelte, da er sich permanent verzettelte. 50 Minuten Playtime vergingen wie im Fluge und mit einem powermelodischen Arschtritt namens „Pandorra’s Box“ vom Debüt verabschiedete sich der 5er genauso eindrucksvoll, wie er heute gestartet war. Dieser Auftritt alleine war meine Reise nach Osthessen wert! ML
Resonanzmäßig betrachtet füllt sich nach den Lokalmatadoren, den Progressive Metallern MERCURY FALLING, die Halle bei SEVENTH AVENUE spätestens jetzt beträchtlich mit Leuten. Klassischen Melodic Heavy/Powermetal nach bewährtem Produktionsschema zwischen HELLOWEEN, EDGUY und STRATOVARIOUS hat sich diese beherzt auf der Bühne abrockende Combo auf ihre Fahnen geschrieben und sie beherrscht ihr Metier perfekt! Kein Wunder, schließlich verfügt die seit immerhin zwanzig Jahren bestehende und somit schon lange im Geschäft erfahrene Band über ausreichend Erfahrung, um das Publikum schon nach kurzer Zeit für sich zu gewinnen. Alle Musiker agieren traumhaft instrumentensicher. In den ersten Reihen vor der Bühne sieht man folgerichtig kräftig wirbelnde Langhaarmähnen im Dutzend rotieren! Der stark an Tobias Sammet erinnernd heroische Gesang ist auf Dauer gesehen eher nicht so mein Fall, dem Großteil des Publikums hingegen sagt die Mischung zu. Melodiöse Leadgitarren, scharfe Riffs und fettes Doublebassgebolze dröhnen durchs DGH (auch hier hat der für den Sound zuständige Mischer ein ganz dickes Extralob verdient!), dies sollte ganz nebenbei in aller Deutlichkeit Erwähnung finden. SEVENTH AVENUE strotzen vor Spielfreude, die Musiker machen ihren Job wirklich ausgezeichnet (das Publikum geht verdientermaßen auf die Band ab). Obwohl SEVENTH AVENUE mit ihrem hochgradig sauber gespielten Melodic Powermetal die Herzen eines Großteils des anwesenden Publikums nahezu im Sturm erobern und somit einen verdienten Headliner abgeben, wenngleich sie im Vorfeld ihren eigenen Fanblock mitbrachten, haben die Traditionsmetaller DRAGONSFIRE dank mitreißender Bühnenperformance zumindest mich insgesamt weitaus mehr überzeugt. MT
KING LEORIC gehen den zum Aufwärmpart umfunktionierten Soundcheck kurz vor Beginn ihrer Show betont locker an, was eignet sich da nicht besser als ein lässig gezocktes Cover des JUDAS PRIEST Jahrhundertklassikers „Breaking the Law“? Cooler Auftakt! Selbst wenn die Reihen sich im Niederjossaer-DGH um Mitternacht überraschenderweise stark lichten, harren die hart gesottensten Fans tapfer bis zum Schluss aus, um der Performance dieser einzigartigen Band beizuwohnen, deren Stil über soviel Wiedererkennungswert wie bei kaum einer anderen Combo hierzulande verfügt. Obwohl die musikalischen Vorbilder IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, METALLICA, DIO und MANOWAR heißen, kupfern die Wolfenbütteler nicht blind ab, sondern verknüpfen diese Einflüsse mit ihrem Stil auf einzigartige Weise zu etwas eigenem, worin auch der Unterschied zu einer Combo wie SEVENTH AVENUE besteht. SEVENTH AVENUE mögen deutlich mehr Fans haben. KING LEORIC verfügen, soviel ist sicher, über ihr festes, eingeschworenes Fanpublikum (einschließlich Manager Jens!), welches der Band unabhängig, ob massig viele Leute anwesend sind oder nur ganz wenige, eisern die Treue hält! Die Truemetaller liegen mit ihrer Auswahl von Klassikern goldrichtig, wenngleich der Sound im DGH zur ersten halben Stunde ruhig ein wenig besser sein könnte. Dieses Manko relativiert sich irgendwann mitten während der Show. Haare fliegen, die Stimmung steigert sich im Laufe der Show, die Fans gehen beherzt auf die ohne lange Ansagen Band ab und alles wird gut! Wer trotz gerade mal zwei Alben über ein solches Klassikerniveau verfügt - Nummern wie „King Leoric is Rising“, „Guardians of the King“ „Last Words“, „Thunderforce“, „Stranded in Time“ sprechen für sich -, kann nicht viel falsch machen! Zum Ende verabschieden Wolfenbüttel’s Finest ihr frenetisch vor der Bühne schwitzendes, gröhlendes, wild abtanzendes, ausgelassen feiernd headbangendes Publikum mit zwei unentbehrlichen Hymnen. „Gods of Heavy Metal“ und der unverzichtbare „Warriors Tune“ werden ihrem Titel gerecht, wobei KING LEORIC ein letztes Mal alle Register ihres Könnens ziehen, womit das Die-Hard Fanklientel zum Schluss selig und restlos ausgepowert auf die Heimreise geschickt wird. Thomas und ich können ein Liedchen davon singen... MT
Abschließend bleibt Folgendes festzuhalten: Neben diesem tollen Billing waren vor allem die hiesigen Heavy Metalfans der Region die Gewinner. Ein solches Sechserpackage zum topgünstigen Preis ist nicht selbstverständlich. In der Hoffnung, dass es eine Fortsetzung des FULL METAL OSTHESSEN-Festivals geben wird, beschließe ich hiermit diese Zeilen. Einen Dank noch einmal ans freundliche Thekenpersonal. Gelungen war auch das Markensystem, einschließlich der freundlichen Preise für Essen und Getränke sowie die Location selbst (0,33er Licher, Cola etc 1,50 €). Angenehmerweise wurde für ausreichende Belüftung gesorgt (Fensterklappen an der Decke waren im Spalt geöffnet). Der Sound und die phantastischen Lichtverhältnisse im DGH ließen wirklich nichts zu wünschen übrig! Mit einem dicken fetten DANKE für einen tollen und erlebnisreichen Abend ans Veranstalterteam soll der Bericht endgültig beschlossen sein. Das FULL METAL OSTHESSEN-Festival ist - sollte es denn wieder stattfinden - gedanklich bereits fest in meinem Terminkalender vermerkt! MT
Ich schließe mich im Großen und Ganzen den Worten meines Kollegen Toschi in Sachen Organisation und Preisgestaltung an, kann jedoch seine Meinung bzgl. des Mischers und des „guten Sounds“ nicht teilen. Die Soundverhältnisse auf und vor der Bühne waren bei Bands wie DRAGONSFIRE und MERCURY FALLING weniger als bescheiden, was u. a. diverse Musiker als auch Fans bestätigen können. Wieso das schlagartig bei SEVENTH AVENUE mit gleichem Mischer besser wurde bleibt wohl ein Geheimnis, das nur der Mann mit den Mickey Mäusen auf den Ohren klären kann… Ich freue mich ebenfalls schon auf eine Fortsetzung des FULL METAL OSTHESSEN! ML
Es berichteten und fotografierten vor Ort: Michael Toscher (MT) und Mike Langer (ML)