RAGE – Aschaffenburg, Colos-Saal



Konzert vom 30.03.12
Support: Tyr, Communic, Scar Of The Sun

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www.myspace.com/tyr1
www.communic.org
http://scarofthesun.com

Ein langer, aber durchaus musikalisch abwechslungsreich gestalteter Abend sollte das heute im Aschaffenburger Colos-Saal werden, denn RAGE hatten zur „Metal Firestorm Tour“ geladen. Bei vier Bands ging ich von vollem Haus aus, aber am Ende erreichte man mit knapp 500 Besuchern dann doch nicht die Zuschauerzahlen der vergangenen Jahre.

Um Punkt 19.00 Uhr eröffneten SCAR OF THE SUN. Von dem 5er aus Griechenland hatte ich bislang noch nichts gehört, was sich nach dem Auftritt heute auch nicht ändern wird. Musikalisch und technisch klang der abwechslungsreiche musikalische Mix aus Power-, Thrash- und Dark Metal ja gar nicht so schlecht, aber die Cleanvocals von Fronter Terry Nikas passten irgendwie nicht recht dazu. Zu abgehackt und eigenwillig gebarte sich sein Gesang wie ein Fremdkörper zur Musik. Schade eigentlich, denn bei machen Songs peppte einer der beiden Gitarristen mit Grunts das songtechnisch, leicht progressive Geschehen recht gut auf. Ihre 30-minütige Spielzeit nutzten die Helenen jedoch positiv für sich, und Drummer Thanos Pappas schaffte mit einem mittlerweile fast schon üblichen Band-/Publikumsbühnenfoto beim letzten Song, dem doch schon mehr als zahlreichen Publikum mehr als nur Höflichkeitsapplaus zu entringen.

2005 war es, als COMMUNIC mich mit ihrem Debüt „Conspiracy In Mind“ in ihren Bann zogen. Bei den Norwegern prallen eingängige Melodien und perfekt inszenierte Bass- und Gitarrenläufe auf Metal aus Power-, Thrash-, Progressive- sowie Doom-Elementen. Obwohl man nur als Trio agiert und ihre Platten produktionstechnisch sehr anspruchsvoll sind, funktionieren die bisher vier CD-Wunderwerke auch live, wovon ich mich bereits vor ein paar Jahren überzeugen konnte. Auch heute schafften es die Mannen um Gitarrist und Sänger Oddleif Stensland wieder, mich in ihren Bann zu ziehen. Trotz des etwas zu lauten Drumsounds und der dadurch etwas gekappt klingenden Gitarre, gelang es Stensland bei mir, mit seinem unverwechselbar einfühlsamen Gesang ein ums andere Mal eine Gänsehaut zu erzeugen, wofür auch der Titelmix aus den bisher vier veröffentlichten Alben verantwortlich war. Es fehlte über die 40 Minuten fast keiner meiner Songhighlights der früheren Alben, und auch der aktuelle Longplayer „The Bottom Deep“ (2011) konnte mit „Destroyer Of Bloodlines“ und „Flood River Blood“ mehr als nur überzeugen, zumal gerade bei letzterem Stensland seinen vollen Stimmumfang präsentierte und er durch seine Animationsspielchen noch einmal Bewegung ins Publikum brachte.

„Echte Wikingermusik“ versprechen TYR, deren Bandmitglieder von den Färöer Inseln und aus Norwegen stammen. Fast jeder Song hat seine Wurzeln in färöischer, keltischer oder norwegischer Musik, die das Quartett in einer Art Mischung aus Viking- und Folk (Polka) Metal rüberbringt. Ähnlichkeiten zu ALESTORM sind gegeben, jedoch ohne deren Piratenfaktor auszuleben. Zugegebenermaßen nicht ganz meine Baustelle, aber einen musikalisch hohen Unterhaltungswert hatte das schon, was das Quartett hier bot, was man deutlich an den Reaktionen im Publikum feststellen konnte, denn offensichtlich gab es an diesem Abend eine größere Fanbase, die lautstark Rabbatz machte und sich über Sänger/Gitarrist Heri Joensen’s Späßchen über die Affen (monkeys) im Aschaffenburger Namen gut unterhalten fühlte. Immer wieder interessant klingt es, wenn skandinavische Bands in ihrer Heimatsprache singen, so auch im Fall von TYR bei „Sinklars Vísa“. Und wieder verstrichen die nächsten 40 Minuten Spielzeit wie im Fluge.

Seit 28 Jahren sind RAGE jetzt in der deutschen Heavy Szene aktiv und erfreuen den Fan mit ihrem Mix aus Heavy Metal, progressiven und klassischen Elementen sowie kraftvollen Thrash-Passagen von Album zu Album aufs Neue. Ihr 21. Studioalbum ist das härteste, schnellste und somit auch lauteste Langeisen ihrer Karriere, und eben das galt es heute auf der Metal Firestorm Tour zu promoten. In den folgenden 95 Minuten stellte das Trio Infernale dann auch sechs Songs von „21“ und startete gleich zu Beginn mit einem Block neuer Tracks, die vom Publikum gut aufgenommen wurden. Victor Smolski griff hier bei „Forever Dead“ auch schon mächtig in die Effektkiste und zeigte, was er technisch so drauf hat, was für die Gitarrenfreunde einem Zungenschnalzer gleich kam. Nach „Serial Killer“ verließen einige die Halle, um ihren Ohren etwas Mäßigung zu verschaffen, da die Speaker doch sehr laut aufgedreht waren und verpassten so teilweise „The Crawling Chaos“, das live schon sehr lange auf keiner Setlist mehr stand. Eine andere Form vom Zeigen technischer Fähigkeiten, ohne ein Solo spielen zu müssen, zelebrierten Andre Hilgers bei „No Regrats“ an den Drums und anschließend Smolski bei „Unity“, was durch klasse Lichteffekte schön untermalt wurde. Mein persönliches Songhighlight folgte heute mit der Halbballade „Eternally“, das Peavy Wagner zusammen mit Oddleif Stensland von COMMUNIC performte – Hammer! Nach 75 Minuten verabschiedete man sich mit „The Old Ones“. In der ersten Zugabe stimmte Andre Hilgers an den Drums “Don't Fear the Winter” mit “We Are Gonna Take It” von Twisted Sister an, was vom Publikum ordentlich mitgesungen wurde, ehe man sich mit “Soundchaser” verabschiedete. Alles in allem eine solide Show, wobei die eingebauten Späßchen in Peavy’s Ansagen zwischen jedem Song doch sehr einstudiert wirkten.

Setlists:

Communic:
Wayward Soul
Facing Tomorrow
Communication Sublime
Raven’s Cry
Destroyer Of Bloodlines
Flood River Blood

Tyr:
The Lay of Thrym
Shadow of the Swastika
Sinklars Vísa
Flames of the Free
Hail to the Hammer

Take Your Tyrant 
Hold the Heathen Hammer High 
By the Sword in My Hand 

Rage:
House Wins (Intro) 
Twenty One 
Forever Dead 
Paint the Devil on the Wall 
Feel My Pain 
Serial Killer 
The Crawling Chaos 
Light Into the Darkness 
No Regrets
Unity
Eternally
Refuge 
Great Old Ones 
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Empty Hollow 
Don't Fear the Winter 
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Soundchaser