ERRORHEAD - Frankfurt a.M., Nachtleben

 

Konzert vom: 19.09.2012
Homepage:
www.errorhead.com

Das letzte Gastspiel der musikalischen Supergroup um Ausnahmegitarrist Marcus Deml in der Region FFM fand noch im Colos-Saal zu Aschaffenburg statt und war beschämenswert schlecht besucht. Kein Wunder also, dass dieses Mal eine kleinere Location gebucht wurde. Das Nachtleben im Herzen Frankfurts drückte sich also förmlich auf. Nicht zuletzt deshalb, weil der Weltenbummler und heutige Wahl-Hamburger Deml unweit dieses Auftrittsortes einen Großteil seiner Jugend verbracht hatte und auch Bassist Frank Itt ein echtes "Frankfurter Wörschtche" ist. Der Kellerclub hätte also aus allen Nähten platzen sollen, unfassbarerweise war dem jedoch wieder nicht der Fall. Vielmehr war es ein Stelldichein der Frankfurter Musikszene sowie von Freunden und Bekannten Demls. Ein gemütliches Beisammensein sollte es aber dennoch nicht werden, dafür ist die Musik des Quartetts einfach zu mitreißend und wenn das Publikum dann schon mal überwiegend aus Musikern besteht, darf man die Instrumental Passagen auch an einem Mittwoch Abend gerne mal etwas strecken. Eine gesunde Mischung der beiden Scheiben "Modern Hippie" und "Organic pill" steckte die Bandbreite von spärisch ambienten Klängen, über Blues und stellenweise Jazz bis hin zu hart rockenden Momenten ab. Dabei war allen Beteiligten zu jeder Sekunde die enorme Spielfreude anzumerken, die den ansonsten vornehmlich als Studio- und Tourmusikern aktiven Akteuren ihre wenig ertragskräftige Band ERRORHEAD beschert. Diesem Umstand wohl bewusst, nimmt man sich in den Spielpausen gerne einmal selbst aufs Korn und amüsiert das Publikum mit illsustren Zwiegesprächen auf der Bühne. Was allerdings auffällig war, ist dass viele Gags sich im Laufe der letzten Tour etabliert zu haben scheinen und nun fester Bestandteil des Programms sind. So z. B. die von Frank Itt zum Besten gegebenen Zukunftsaussichten der Band ERRORHEAD als Stammband der MS AIDA im Jahre 2030 oder der Rückblick von Marcus Deml auf seine sommergesprosste, rot behaupthaarte Jugend in der er zu wenig erfolgsträchtiger Spielkunst in Hinblick auf das weibliche Geschlecht neigte. Wirkt dann als Wiederholung nicht mehr ganz so spontan, aber weiterhin sehr unterhaltsam und auflockernd. Gleiches gilt für spielerische Elemente des Sets. Das Drumsolo von "Zacky" Tsoukas z. B., bei dem er zwischenzeitlich den Anschein erweckt Justierungen an seinem Drumkit vorzunehmen beispielsweise ist zwar bekannt, aber der gute Mann hat so viel Energie und verfügt über eine versierte Technik, dass man sich dieses Solo auch 20 mal in einem Jahr anhören könnte ohne es langweilig zu finden von daher legitim. Auch bei der sensationellen Coverversion der Hendrix Nummer "Little Wing" bleibt die Band dem Stilelement treu im instrumentalen Mittelpart so ruhig und leise zu werden das man schon den Anschlag auf den Saiten von Deml und Itt zu hören vermag. Selbst die Barfrau im Nachtleben musste kurzzeitig ihre Arbeit einstellen damit das Klingen von Gläsern nicht die Stimmung zerstörte....und der spontane mit einem Schlag auf voller Lautstärke und voller Intensität genommene Wiedereinstieg kam im kleinen Nachtleben so dicht an der Bühne noch gewaltiger als noch im Colos-Saal und lässt einen Energiestoß durch den Körper fahren, auch wenn man auf diesen Moment bereits gefasst war. Das Energielevel war ohnehin hoch und Gänsehautmomente gab es zu Hauf. "Tata" wie immer dem Vater von Marcus Deml gewidmet öffnete die Tore zu folkloristischen Elementen und Dr. Deml war dieses mal sogar höchst selbst vor Ort um seine Widmung zu genießen auch wenn Marcus diese spöttisch als Erbschleicherei abtut. Dennoch eine Nummer mit jeder Menge Herz. Ebenso durchfährt es einen bei dem seiner zu früh von uns gegangenen Schwester gewidmeten "Alice has just left the building". Wunderschöne Nummer! Ebenfalls zu früh von uns gegangen ist ein großes Idol Demls, Mr. Gary Moore. Auch diesem wird eine Nummer gewidmet "Song for Gary" birgt Stilelemente eines Gary Moores, die auch Deml in sein Spiel integriert hat und klingt auch beim ersten Hören sofort vertraut. Eine gewollte Hommage an den Großmeister und ebenfalls sehr gelungen. Neben Gary Moore zählen sicherlich Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan zu den Gitarristen die Marcus Deml am meisten inspiriert haben und so blitzen stilistische Mittel dieser Herren immer wieder durch. Doch letzten Endes ist Marcus Deml heute selbst eine stilprägende Ikone der seinen auf klassischen Blues und Rock basierten Stil gerne jazzige Skalen beimischt und durch gekonnte Arpregios zusätzlich verfeinert. All dies gibt er an diesem Abend zum Besten und tobt sich auch mit seinen Effektgeräten aus, was ebenfalls zu faszinieren weiß. Selbstverständlich darf auch ein Basssolo des Slappingkönigs Frank Itt nicht fehlen, bei welchem er seinen 5Saiter mit schier roher Gewalt maltretiert und ihm nächsten Moment wieder sanft streichelnd zauberhafte Töne entlockt. Auch während der Songs jammt er sich mit Deml häufig in wahre Rauschzustände die auf das Publikum übergreifen. Selbstverständlich darf man bei all dieser instrumentalen Spielkunst den wirklich phänomenalen Leadsänger Andrew Gräser nicht vergessen, was wären Songs wie "Heaven" oder "Watch my cloud" ohne seine soulige Stimme. Bei dieser Band passt wirklich alles außer der Anzahl zahlender Gäste auf ihren Konzerten. Dabei ist die Musik nicht ausschließlich für Musiker konstruiiert und keineswegs kopflastig. Zudem darf man der Truppe einen hohen Unterhaltungswert zusprechen. Es bleibt zu hoffen, dass dies künftig auch außerhalb von Musikerkreisen Gehör findet und die Band gefeiert wird so wie sie es verdient hätte.

FOTOS