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A CHANCE FOR METAL FESTIVAL 6 – Rüsselsheim, FZH Dicker Busch

Konzert vom 06.10.12
Bands: Dragonsfire, Messenger, Iron Fate, Crusher

Homepage:
www.acfm.info

Eigentlich schon ein Pflichttermin, wenn die DRAGONSFIRE-Mannen zu ihrem A CHANCE FOR METAL Festival einladen. So sehen das auch viele Kuttenträger aus der Rhein/Main-Region und mittlerweile auch von weiter weg. Das kleine, gut organisierte Hallenfestival findet mehr und mehr Beachtung. So auch in diesem Jahr, wo man erstmals die magische Besucherzahl von 100 knackte. Respekt und Anerkennung in Richtung Veranstalter für Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen, Marketing und Umsetzung!
(ML)

Den Auftakt des 6. ACMF machten heute CRUSHER. Die Thrasher aus Südhessen sind in diesem Jahr etwas präsenter und gaben auch hier in Rüsselsheim für eingeplante 45 Minuten ihre Visitenkarte ab. Warum man aber mit „Breaking The Law“ und „I Wanna Be Somebody“ als Thrashband mit zwei genrefremden Covernummern eröffnet und beendet, erschließt sich mir jedoch bis heute nicht. Bekennendermaßen bin ich ja kein Thrash-Fan, kann dem 5er aber eine recht ordentliche Bedienung ihrer Arbeitsgeräte attestieren. Auch die Performance auf der recht kleinen Bühne ging in Ordnung und selbst von der Rippenverletzung bei Frontmann Robin Geiß war nicht viel zu bemerken. Ich selbst kenne von CRUSHER nur das Demo „Airfield Tapes“, was etwas melodischer ausgefallen war und wurde heute ob der doch schnelleren, aggressiveren und teilweise auch progressiven Gangart eiskalt überrascht. Dem Publikum schien es jedoch trotz leider wieder mal grenzwertigem Sound gefallen zu haben, denn man zog als Opener schon gut 80 Leutchen vor die Bühne, konnte diese auch halten und viel Applaus einfahren. Ohne großen Wert auf überflüssige Ansagen zu legen, die Ausnahme war hier die Verabschiedung vom Drummer, der seinen letzten Gig spielte, tankte man sich durch den Set und spielte sogar auf Zuruf von vorhandener Fangemeinde den „Song ohne Namen“.
(ML)

Auch die nächste Band hatte ich bis dato noch nicht live gesehen und war deshalb gespannt wie ein Flitzebogen, da die Vorschusslorbeeren hier nicht in einen Korb passten. Und wie zu erwarten war präsentierten sich IRON FATE von einer vorzüglichen Seite. Da der Mischer jetzt auch mal an seinen Knöpfchen gedreht hatte, war der überlaute Bühnensound zwar trotzdem noch wahrnehmbar, aber auch die Saalbeschallung funktionierte jetzt besser. So konnte man das stimmliche Volumen von Goldkehlchen Denis Brosowski fast schon genießen und sich auch an der abgestimmten Bühnenperformance der Herren Harms Wendler (git.) und Jan Abraham (b.) ergötzen. Wie vermutet mutierte die Bandhymne „Iron Fate“ zum Überflieger, heizte die Stimmung hoch und wurde nachhaltig abgefeiert. Wieder mit einem Ersatzschlagzeuger agierend, diesmal mit Kai Ludwig, klappte das aber sehr gut. Man merkte zwar, dass der Kai von einer anderen Baustelle kommt (technischer Deathmetal), aber er passte sich dem musikalischen Bandgefüge gut an. Dass eine Band mit nur einem Album auch Covernummern bringen wird, war zu erwarten und so spielte man eine recht ordentlich eigeninterpretierte Version von „Heaven & Hell“. Zu einem weiteren Showhighlight wurde das Mitsingspielchen bei „Resurrection“, wo wirklich fast alle Zahlenden einstimmten und das FZH zu wackeln begann. Blöd ist dann nur, wenn man zum Abschluss noch ne Covernummer bringt, die bereits von einer anderen Band am Abend gespielt wurde. So gingen dann aber IRON FATE als klarer Punktsieger im Direktvergleich zu CRUSHER mit „Breaking The Law“ nach ebenfalls 45 Minuten von der Bühne. Coole Show, die Lust auf ein weiteres Album und eine weitere Live-Show mit besserem Sound macht.
(ML)

Räumten IRON FATE zuvor schon ordentlich ab, gibt sich die saarländische Epic-True-Metal-Combo MESSENGER danach als dritte Band im Billing die Ehre. Bedingt durch unverständlich längere Spielzeit von CRUSHER, einen überraschend unplanmäßig schwachen Sound, den IRON FATE früh bemerken, um das Manko ihrerseits mit einem Soundcheck auszugleichen, sowie dank eigener Herumtrödelei (!) geht den Saarland-Bombastmetallern MESSENGER knapp eine Viertelstunde flöten, wodurch ihnen die Möglichkeit verwehrt bleibt, keine, von den Fans geforderte Zweitzugabe mehr zu spielen. Davon abgesehen kommen MESSENGER ähnlich gut wie die zuvor schon erfolgreichen IRON FATE beim Publikum an, was bevorzugt für die schwer auf MANOWAR, MAJESTY, WIZARD, SACRED STEEL, STORMWARRIOR-eingeschworene Truemetal-Fanfraktion gilt. Anfangs geht Shouter Siggi's feinfühliges Hochtonorgan an manchen Stellen schon mal etwas unter. Nach kurzer Dauer ist auch dieses Problem behoben, der Sound bessert sich, ebenso die anfangs am frühen Abend noch etwas gewöhnungsbedürftigen Lichtverhältnisse. MESSENGER zeigen ihr Können vor begeistert mitgehendem Publikum, was neben einer flexiblen Gitarrenfraktion der mannschaftsdienlich agierenden Rhythmussektion geschuldet ist. Shouter Siggi versucht pausenlos das ohnehin hochmotivierte Publikum zu pushen. Klischeetriefende Statements für den „wahren Metal“ werden von der anwesenden Metallerschaft dankend entgegen genommen, die auf halbgares Pseudorockgeschwurbel pfeift, stattdessen grundehrlich trendfrei harte, scharfe, unverfälschte Gitarrenmucke bevorzugt, die Eingängigkeit, Hymnenfaktor, Ohrwurmmelodien, Klasse und Wiedererkennungswert en Masse besitzt. Der Auswahl truer Edelstahl/Powermetal Hymnen („See you in Hell“, „The Prophecy“ etc., können sich echte True-Metalmaniacs gar nicht entziehen. Spätestens als die „Vic Tim“ genannte DJ-Puppe demonstrativ auf der Bühne platziert wird (wobei Sänger Siggi den Inhalt per angedeuteter Schwertstreiche symbolisch untermalt), bis ein fett in meine Gehörgänge knallendes Schlagzeug einsetzt, die Anfangssequenz regelrecht dominiert, während ein krachendes Grooveriff unzweifelhaft für Klarheit sorgt, wird jedem im Raum klar, was als nächstes kommt: „Kill the DJ“ (in der Neufassung „Tod dem DJ“ genannt), immer ein Highlight, die kultige Kommerz-Antihymne des MESSENGER-Erstlings, vom Publikum in Rüsselsheim aus heiserer Kehle mitgegröhlt, outet sich als Stimmungsbombe. Das beste heben sich die Schwaben für den Schluss auf: „The Dragonships“ von Shouter Siggi mit den Worten „Hier geht es um unsere schwedischen Freunde: Die Wikinger!“ angekündigt, bildet den bärenstarken Abschluss eines guten, zeitlich leider etwas zu kurz geratenen Sets, dessen sich beständig wiederholender Refrain aus zahlreichen Kehlen mitgesungen wird: „Sail our Ships brothers in Battle, With the Wind, quest for glory waits, See the sign – fearless we fight... Hammers High, brothers in Battle... with the Wind, voice of Victory... See the Sign, reckless we ride... and the Dragonships will return...“ - Zwar entfällt die lautstark von den Fans geforderte Zweitzugabe aus oben genannten Gründen - nichtsdestotrotz - Hammers High!
(MT)

Ein kleiner Teil des Publikums tritt, aus welch unerfindlichen Gründen dies geschehen sein mag, vor Mitternacht den Heimweg an, obwohl der Headliner erst noch kommt. Ungeachtet dessen, wer bis zuletzt ausharrt, wird nicht enttäuscht, sondern kriegt noch mal ordentlich was auf die Mütze! Als letzte Band und Headliner des eigens ins Leben gerufenen Festivals betritt die wohl nicht nur spieltechnisch aus meiner Sicht stärkste Band des Billings die Bretter. DRAGONSFIRE geben sich keine Blöße, donnern vor frenetisch headbangender Kulisse das gute Dutzend klassischer Heavy Metal und Powerspeedgranaten durch die Verstärkertürme, gewaltig Stimmung im ganzen Saal entfachend, bis die Bude wackelt! Während des Sets vor einer wie entfesselt aufdrehenden Headbangerschaft, die wild in alle Richtungen ihre Mähnen rotieren lässt, zeigt sich, das mit DRAGONSFIRE ein Headliner auf der Bühne steht, der sich seit geraumer Zeit eine grundehrliche, durch harte Arbeit erworbene Liveroutine erworben hat. Jahrelanger Fleiß durch intensives Touren fördert eine sich nun verdientermaßen auszahlende Liveroutine. Faible und Fanreaktionen, die vollmundig aus heiserer Kehle den Großteil der Texte mitgröhlen, stimmen. DRAGONSFIRE fahren erwartungsgemäß ein geradliniges, häufig powerspeediges Brett, das mächtig Arsch tretend keinerlei Wünsche offen lässt. Permanent sämtliche Nackenmuskulaturstränge in Bewegung versetzend sind wuchtige Abrissbirnen vom Kaliber „Blood For Blood“, „Devil’s Road“, „Raging Fire“ oder „Wings Of Death“ eine Klasse für sich. Im Sinne des Mottos „Burning For Metal“ (mit anderen Worten ausgedrückt „Die with a Pommes-Gabel in your Hand“) bekommt ein Fan bei selbiger Hymne zu seiner Verblüffung die große Papppommesgabel überreicht, die er solange behält, bis er nach erfolgter Performance anschließend zum Fototermin geladen wird. Feine Sache! Am Ende des amtlich fetten Gigs setzt das der Band selbst als Hommage gewidmete „Dragonsfire Rockxxx“ sämtliche Energien frei und ist wie immer Garant für die ultimative Vollbedienung! Am Ende bekommt neues DRAGONFIRE-Kraftfutter ebenso Premiere. Drummer Jan kündigt weitere Konzerte unter dem Jubel der zahlreich im Raum befindlichen Härtnerschaft sowie das nächste im folgenden Jahr in gleicher Location wieder stattfindende A CHANCE FOR METAL (ACFM-Festival) an. Mit zufriedenem Lächeln verlasse ich einige Minuten später nach Ausklingen des letzten Tones, nicht ohne mich von einigen Leuten gebührend zu verabschieden, die Location.
(MT)

Schlusswort:

Abschließend sei der als Ausrichter hinter dem ACFM-Festival stehenden Powermetalband DRAGONSFIRE von meiner Seite ganz herzlich für diesen lockeren Heavy Metalabend im „Dicken Busch“ gedankt, einer urig kleinen Location mit passablen, in vernünftigem Rahmen liegenden Getränkepreisen, welche den erneuten Besuch gegebenenfalls rechtfertigt. Ein dickes Lob für ein orgatechnisch gelungenes Kleinevent im gemütlichen Rahmen, das trotz Regenwetters den Gästezuspruch zahlenmäßig deutlich übertraf. Heavy Metalfans, die's gern stressfrei, gemütlich, preisgünstig, überschaubar und (hinsichtlich Nahrungsaufnahme qualitativ wollen und auch bekommen - original Berliner Currywurst ist immer ein Argument!), dürfen sich nächstes Jahr aufs A CHANCE FOR METAL-FESTIVAL Nummer Sieben in gleicher Location freuen!
(MT)

Vom Festival berichteten Mike Langer (ML) und Michael Toscher (MT)

Fotos by Mike Langer