W.A.S.P. - Köln, Live Music Hall

Konzert vom 30.10.12, Köln Live Music Hall
Support: Dark at Dawn, Alpha Tiger

 

Homepage:
www.waspnation.com
www.darkatdawn.de
www.alphatiger.de

Kritik:

 

30 Jahre W.A.S.P und eine Setlist, die jeden Altfan in Ekstase versetzen dürfte. Somit einige alte All Time Klassiker, die sicherlich eine Konzertreise rechtfertigen. Mag man der Website glauben, erwartet uns heute die biggest W.A.S.P Show ever. Nach einem Blick auf die recht übersichtliche Setlist, die sogar einige Medleys umfasst, stellen sich die angekündigten zwei Stunden allerdings im Vorfeld als arg geprahlt heraus. Selbiges gilt für die versprochenen Pyros, die heute wohl in einem anderen Land gezündet wurden, nur nicht hier. Warum so auf die Kacke hauen, wenn man in der Vergangenheit schon mit erschreckend kurzen Spielzeiten für negative Furore sorgte? Man mag es der Gesundheit von Mr. Lawless anrechnen, die Schuld ist, dass der Gute nicht mehr über die volle Distanz gehen kann, dann doch aber bitte etwas tiefer stapeln. Was also brachte dieser Abend? Der Einlass, um eine Stunde vorverlegt, dürfte an vielen vorüber gegangen sein. Die Reihe vor der Live Music Hall ist klein, überschaubar und guter Laune. Allerdings heißt es weiter draußen auf dem Vorplatz der Halle in der nasskalten Okoberluft frieren, denn Alpha Tiger und Dark at Dawn tagen noch beim Soundcheck. Stau rund um Köln war wie üblich daran Schuld, dass diverse Herren auf den letzten Drücker anreisen konnten. Nach Betreten der Halle prangt bereits das Banner der ersten Band auf der Bühne. Dark at Dawn dürfen also als erste ran. Der Name auf der Supportliste hatte mich doch angenehm überrascht, hatten sich die Freiberger doch vor gut 5 Jahren einvernehmlich getrennt und quasi aufgelöst. Schön, dass Ihr wieder da seid Jungs, denn gerade das selbstbetitelte Dark at Dawn Album war ein nettes Teil. So enterte man im schwarzen Hosen / weißen Longsleves Look um 19 Uhr die Bühne, um für genau 30 Minuten die noch recht spärliche Masse auf Seite der Band zu ziehen. Die lange Bühnenabstinenz ist der Band aber noch anzumerken. Ein wenig steif spielt man einen 6 Songs umfassenden Set aus alten Klassikern und mit „Fight“ einen brandneuen Song aus der gerade erscheinenden Mini EP. Da der Sound zudem recht mittelprächtig an diesem Abend ist müht sich der Fünfer redlich, kann aber außer höflichen Applaus wenig für Vorheizer-Stimmung sorgen. Zumindest schafft man dies am Ende mit einem hervorragendem Chris de Burgh Cover „Don´t pay the Ferryman“, denn dieses Stück ist live eine echt coole Granate. 30 Minuten also, ein nur solider Gig und eine Halle, die sich langsam weiter füllt.

Setlist Dark at Dawn:

 

(Intro)
Asleep
Hunter
Road
The Sleepwalker
Arabian Fights
Don´t Pay the Ferrymann

Um 19.50 Uhr entert dann die Spandex Fraktion von Alpha Tiger die Bühne. Mit ihren 80´er Jahre Tribut Sound wirkt der Fünfer in den grellbunten Klötenhosen sowie Sänger Stephan in seinem nietenbesetzten Lederoutfit anfangs eher wie eine Karikatur einer feinen Zeit, doch mit Beginn des ersten Songs stellt sich schnell heraus, dass die Jungs aus Osterode mächtig Stimmung aufbauen. Die Mischung aus ur-deutschem Metal und US Metal / Rock mit Frickelsoli und hohem Gesang kommt auf jeden Fall deutlich besser an, als bei Dark at Dawn. Haben mich das ein oder andere Mal an ganz alte Helloween erinnert, die Burschen. Zwar ist der Sound immer noch nicht wirklich prall, aber der Auftritt kommt an. So wird mächtig geposed und der Set nach 35 Minuten ebenfalls mit einem Cover beendet. In diesem Fall „Flight Of The Warrior“ von Riot. Danach heißt es erst einmal warten, denn der für 20.45 Uhr angekündigte Auftritt verschiebt sich um sage und schreibe 25 Minuten. Der Grund ist auch schnell ausgemacht. So werden kurz vor Beginn noch 4 Hardcore Fans und Autogrammjäger in den Backstage Bereich eingelassen, um sich ihre alten LPs unterzeichnen zu lassen. Eine feine menschliche Geste der Band, die für alle anderen Anwesenden allerdings zur Geduldsprobe wird. Erste Unruhe und Pfiffe durchziehen die Halle. Und genau dieses Vorkommnis führt zum krassen Gegensatz der W.A.S.P Show. Kurz vor dem Auftritt noch Menschenfreund und Musiker ist der Wandel auf der Bühne nahezu perfekt. Unterkühlt und zurückhaltend steckt wohl doch mehr von Blackies imaginären Songakteuren in ihm, als im selber klar ist. Die Songauswahl des ersten Sets ist superb, die Stimmung dementsprechend von der ersten Minute an perfekt. Und wo wir gerade das Wort perfekt benutzen. Dies trifft nämlich nicht wirklich auf den Sound zu. Das Schlagzeug ist ohrenbetäubend, fast alles übersteuert. Laut = gut? Nicht wirklich, Leute. Da dürfte sich so manche Plombe in der ersten Reihen losgewackelt haben. Musik, die man nicht nur hören, sondern auch gleich spüren durfte. Wie schon von vergangenen W.A.S.P Show gewohnt, spielt man während der kompletten Show Videos über drei vorhandenen Leinwände ein. Schade, dass man allerdings die ersten drei Stücke zu einer Art Medley verknüpft, deutlich an Spielzeit beschneidet. So ist Part 1 nach genau 40 Minuten und dem frenetisch gefeierten „I Wanna Be Somebody“ auch schon vorbei und einen Besuch definitiv wert. Doch spätestens mit dem rein von Band (und ebenfalls unfassbar übersteuerten) „The Titanic Overture“ legt sich ein wenig die Stimmung. Ist „The Crimson Idol“ ein absolut geniales Konzeptalbum, verliert sich der Reiz auf der Bühne ein wenig. Thematisch wird die Story des „Idol“ filmisch wiedergegeben. So fällt das Medley überschaubar aus und nach genau 27 Minuten ist auch dieser Setpart beendet. Part 3 wurde von einem, wie ich finde, völlig überflüssigen Drumsolo eingeleitet (der Meister brauchte wohl eine Pause), das mit Indie Car Racing und Dragster Videos untermalt wohl so mancher Zahnfüllung den Rest gegeben haben dürfte. Zudem hievte man Blackies überdimensionalen Skelett Mikroständer auf die Bühne, auf dem Mr. Lawless ein wenig wippen durfte. Leider wurde das geniale „Chainsaw Charlie“ an diesem Abend aus dem Set gestrichen (Skandal) und durch das völlig unscheinbare und auch deplatziert wirkende „Heaven's Hung In Black“ ersetzt. Auch der Rausschmeißer „Blind in Texas” konnte mich als Höhepunkt absolut nicht überzeugen. Für mich ist „Blind in Texas” mit einer der schlechtesten W.A.S.P Songs ever und ich frage mich schon länger, wo hier die Live-Faszination an diesem Stück liegen soll, dass man ihn so eifrig und oft präsentiert. So findet nach sehr knappen 90 Minuten ein höllisch lauter und bandtechnisch recht unspektakulärer Gig sein Ende, der aber immerhin sein Publikum zufrieden gestellt haben muss. Zufriedene Gesichter nach dem eher klanglosen Abgang der Band.

Fazit: 90 Minuten yeah. Heute wurde der Fan deutlich verwöhnt. Grundsolider Gig, dessen Feier und gute Laune Potential klar im ersten Teil des Sets lag.

 

Setlist W.A.S.P:

 

On Your Knees
The Torture Never Stops
The Real Me
L.O.V.E Machine
Wild Child
Sleeping in The Fire
Forever Free
The Headless Children
I Wanna Be Somebody
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The Titanic Overture
The Crimson Idol Medley
The Idol
The Great Misconceptions Of Me
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Heaven's Hung In Black
Blind in Texas

Fotos: Martin Bothmann
weitere Fotos vom Konzert findet Ihr >HIER<