SWEDENROCK - Sölvesborg - Mittwoch, 05.06.2024

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Mittwoch, 05.06.2024

TALISMAN (Rock Stage)
Wie stark das Billing dann am Ende war zeigt sich daran dass bereits ein illustrer Name eine der großen Bühnen eröffnete. Seit dem Tod von Bassist und Mastermind Marcel Jacob quasi nicht mehr existent, lebt die schwedische Hair Metallegende alle paar Jahre beim SwedenRock wieder auf. Natürlich war der Platz sofort gut gefüllt, als ein eher dünner Sound durch die Bucht wehte. So richtig kam da kein Druck dahinter, auch wenn ein Johan Niemann sicher ein würdiger Ersatz für Jacob ist. Auch die Drums von Jamie Borger wurden im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht.

Doch völlig egal, die Riffs von Fredrik Åkesson schafften es dennoch in die Gehörgänge des Publikums zu schneiden und rockten von Beginn an mit Stücken wie „Break Your Chains“ und „Dangerous“. Zudem wusste der hauptamtliche OPETH-Mann mit seinen fingerfertigen Soli zu überzeugen. Ein bisschen funkigen Groove hatte er mit „If U Only Could Be My Friend“ ebenfalls anzubieten wie die schwereren Töne von „Tears In The Sky“.
Das war einer der wenigen Beiträge von späteren Alben, das Hauptaugenmerk lag klar auf den ersten beiden. Die kamen ihrerzeit zu spät, um in der abebbende Welle noch wirklich Akzente setzen zu können, begründeten jedoch den schwedischen Widerstand gegen die Umwälzungen in der Popkultur, der einem gallischen Dorf gleich kam. Kein Wunder, welchen Stellenwert die Truppe heute noch hat, die bei den paar Auftritten immer noch die Leute zieht.

Dabei ist das Stageacting nicht so ausufernd wie man es von den Vorbildern der Achtziger her kennt, Åkesson und Niemann agieren her gemäßigt wie man es von ihren Hauptbands her kennt. So lag es an Jeff Scott Soto den Laden zu schmeißen, aber ein Mann mit dessen Vita hat damit keine Probleme. Das Mikrofon immer fest umklammert rannte er jeden Winkel ab und zeigte sich ausgesprochen gut bei Stimme, strahlte dabei eine ungemeine Lockerheit aus. Ein Profi wie er verstand es die Menge im Griff zu haben, die ihm nicht nur beim großen Hit folgte.

Als endlich „I´ll Be Waiting“ kam gab es eh kein Halten mehr, der Sänger musste nur die „OhOh“-Passage anstimmen, schon konnte er seinen Job einstellen. Natürlich wurde mit den Melodien noch ein wenig gespielt, das Publikum auf die Folter gespannt, bevor es endlich den Refrain bis ganz nach hinten kollektiv mitsingen durfte. Da stand bei einigen schon das erste Mal Wasser in den Augen, immer ein großer Moment, wobei der Song noch höhere Weihen verdient hätte. Souveräner Auftritt, der anschließend mit „Standin´ On Fire“ sein rockiges Ende fand.

XION (Pistonhead Stage)
Rüber ins Zelt, wo bereits die Nachwuchshoffnung ihr Unwesen trieb und für einen der enormen stilistischen Sprünge sorgte, welche das Billing gewohnt bereit hielt. Thrash Metal der ganz alten Schule kredenzte der Fünfer, der schon optisch „No School Than Old School“ war. Enge Jeans, Bandshirts, Turnschuhe und bei Leadgitarrist Erik Zetterström noch eine weiße Basketballmütze verkehrt herum. Nur Frontmann Robin Björk fiel mit seinem weißen Hemd etwas aus der Reihe, doch schwarze Hosen und Lederjacke waren Credibility genug.

Ihren Stil legten sie recht melodisch an, Björk sang klar, womit man sich deutlich bei ANTHRAX anlehnt. Ähnlich pfeilschnell waren Leads und Soli, wobei sich Zetterström später noch einen kompletten Spot erlaubte. Dabei waren sie für ihr junges Alter sehr tight und fuhren ein hammermäßiges Brett auf, die sechs Saiten hackten wunderbar. Dazu vermochten sie mehr als nur straightes Uffta-Uffta, bauten immer wieder Wendungen ein oder nahmen das Tempo raus, nur um anschließend mit noch mehr Rasanz wieder anzugaloppieren.

Neben der musikalischen Reife überzeugte vor allem das Auftreten, denn die Jungs hatten mächtig Bock. Beim Einstieg in die Songs versammelten sie sich oft um das Kit von Algot Brask, bevor sie dann ausschwärmten und sich vorne aufreihten. Das wirkte sehr mächtig, wie sie geschlossen breitbeinig da standen und ihre Matten schüttelten, während sie ihr Material runterzockten. Das stammte in Form von „Evil Deeds“, „Buried With Love“ oder dem abschließenden „Men Who Play God“ aus dem kürzlich erschienenen Erstling „Between Shadows And Gods“.

Den guten Robin hielt es nicht einmal hinter den Frontmonitoren, er suchte den engstmöglichen Kontakt zum gut besetzten Zelt. Dabei waren es nicht nur die mitgereisten Fans, die richtig Alarm an der kleinsten Bühne machten, der Zuspruch war redlich verdient. Unterstützt wurde der Sänger von den Gangshouts seiner Kollegen, die ebenfalls das hohe Maß an Energie und Raffinesse wiederspiegelten. XION sollte man auf jeden Fall im Auge behalten, da könnte in Zukunft richtig was gehen, so authentisch bringen das erfahrenere Mucker auch nicht rüber.

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BIOHAZARD (Sweden Stage)
Übten sich die Jungspunde gerade noch gekonnt in Gangshouts, so war nun eine Kapelle an der Reihe, welche das Stilmittel perfektioniert hat. Sowas kann nur aus Brooklyn, NYC kommen, dem Mutterherd des Hardcore. Nach vielen eher mageren Jahren sind die Veteranen in Originalbesetzung wiedervereint, was sie mit einer Europatournee feiern.
In den Neunzigern stilprägend verlor sich die Band im Kampf zwischen Attitüde und Anspruch, in der Tat könnte man ihren Tagesablauf grob als „Get Up-Go To Gym-Make Noise-Go To Bed“ beschreiben. Billy Graziedei ist etwas kräftiger geworden als früher, dafür Evan Seinfeld drahtiger, sein komplett schwarz gefärbter Arm sticht kaum noch von der sonnengegerbten Haut ab.

Fit müssen die Herren auch sein, denn die Bühnenaction verlangte einiges ab. Bobby Hampel machte auf der rechten Flanke den Ein-Mann-Circle Pit, hüpfte dabei unentwegt. Die beiden Frontleute zogen bei ihren Sprüngen gleich ganz die Knie hoch und von überall runter, was ihnen auf der Bühne gerade vor die Füße fiel. Bassist Seinfeld stand im Laufe des Sets breitbeinig auf den Brettern und röhrte ins Mikro, der Rhythmusgitarrist bellte lieber aufrecht.
Wobei das nicht nur Straßenköterattitüde war, sondern auch vom Spiel sehr zu gefallen wusste, gerade die Soli vom Hampel hatten Klasse. Hinten gab Danny Schuler den Takt vor, der mal ins jazzige, mal in den Hip Hop hinein groovte und weit mehr zu bieten hatte als stumpfes Gedresche. Rumpeln ja, aber mit Niveau und Verve, wonach es beim aggressiven Traktieren der Instrumente nicht unbedingt aussah, auch das ist eine Kunst.

Wie bei vielen Reunions steht natürlich die glorreiche Vergangenheit im Blickpunkt, so gab es ausschließlich Nummern der ersten drei Scheiben auf die Ohren. Bereits „Shades Of Grey“ regelte zu Beginn alles, und auf der sandigen Düne wurde sich analog zur Bühne ebenso wunderbar im Takt auf und ab bewegt, was für die ersten Staublungen sorgte.
„Five Blocks To The Subway“, „Down For Life“ oder „Tales From The Hard Side“ erzählen vom harten Leben, in dem die Straße nie weit war. Bei den Ansagen wurde immer wieder die Kämpfernatur heraus gekehrt, dass unter der rauen Fassade aber auch viel Menschlichkeit steckt zeigten die „Peace“-Symbole zu „Black And White And Red All Over“.

So wie die Recken über die Bühne turnten war es ein Wunder, dass immer jemand beim Mikrofon war, als es galt mit dem Gesang einzusetzen. Front-Iro Billy und der auch mit Glatze Bandana tragende Evan brüllten sich gegenseitig an und ergänzten sich dabei gut. Oft war Hampel im Background mit dabei, was zu den berüchtigten Gangshouts führte, die auch vom Publikum gerne beantwortet wurden.
Beim BAD RELIGION-Cover „We´re Only Gonna Die“ war der Band die Interaktion nicht genug, weswegen sie einfach mal den Song abbrachen. Um zu zeigen wie ein richtiger Circle Pit geht stieg Graziedei hinunter in die Menge und rannte einfach mit, während er weiter spielte. Derart aufgewärmt durfte natürlich mit „Punishment“ die Hymne schlechthin kommen, bei der endgültig alle Kräfte entfesselt wurden.

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MICHAEL SCHENKER GROUP (Festival Stage)
Von der ganz rauen Bollo-Attitüde rüber zum Gegenteil, dem virtuosen und gepflegt melodischen Spiel des deutschen Ausnahmesaitenhexers. Sowas gibt es auch nur hier und geht teilweise noch krasser. Dabei hatte dieser mit seiner Gruppe keinen guten Start, der Sound war zwar druckvoll und laut, leider viel zu basslastig, weswegen zu Beginn einige Feinheiten verflogen. Ob seiner Klasse muss man trotzdem fragen, ob es eine gute Idee war mit einem Instrumental einzusteigen, weswegen MSG nur langsam auf Touren kamen. Das bekam auch Robin McAuley mit, der sich zu Beginn merklich zurück hielt, zumal das Ensemble auch in der Folge mit Hits geizte.

Eine Stunde Spielzeit für so ein Kaliber ist einfach zu wenig, gerade das Minimum für Acts beim SwedenRock. Michael Schenker machte daraus, was eben Schenker so macht und beschränkte sich rein auf seine Solokarriere. Das war überraschend wie interessant, weil in den letzten Jahren SCORPIONS – und UFO – Songs teilweise die Überhand hatten. An dem Nachmittag bestand das Set bis auf einen Titel seines aktuellen Drehers und von „Built And Destroy“ nur aus Beiträgen der ersten drei Soloalben. Da kamen denn auch Schätzchen zum Zuge, die selbst auf der langen Setlist der letzten Tour keinen Platz fanden.

Im Prinzip kann er spielen was er will, großartig ist es immer, eher möchte man das erneute Fehlen von MC AULEY SCHENKER GROUP – Stücken monieren, jetzt wo der Mann das Mikro wieder schwingt. Was er vorzüglich tat und wie zuletzt auf verschiedenen Alben mehrerer Projekte prima bei Stimme war. Als dann Mitte des Sets die Kracher kamen und sich das Klangbild besserte, war auch die Laune der Musiker blendend, wobei das Gitarrenass seit Jahren endlich mal auf der Bühne lacht und mit dem Publikum kommuniziert, teils mit Ansagen.
Viel Bewegung brachte er nicht auf die Bretter, dafür war sein Spiel wie immer ein Genuss für alle Sinne. Seine Finger haben nichts von ihrem Fluss verloren, mit dem sie über das Griffbrett glitten und mit der anderen Hand die Saiten mit dem unverkennbaren Ton anschlugen. Auch bei den Riffs hatte er diese Schärfe, die sofort in die Menge trafen. Zu seiner größeren Offenheit gehört auch, dass er nicht nur typisch seine Flying V in die Hüfte stemmte, sondern ordentlich poste und sein Arbeitsgerät über dem Kopf spielte.

Hinten gab ihm Bodo Schopf genau die perfekt getimten Breaks, welche alles noch explosiver machte. Genau das richtige bei den etwas verspielteren Liedern, damit sich der Meister richtig austoben konnte. Sein Rhythmuspartner Barent Curbois, der einzige ohne Bandvergangenheit war sehr aktiv, hielt sein Langholz nach vorne gestreckt und auch seine Augen immer gen Auditorium. Mit Steve Mann bearbeitete er die linke Bühnenseite, wobei der Brite im Gefüge alleine wegen seiner Doppelanstellung an den zweiten sechs Saiten und den Tasten viel Meter gehen musste. Am Ende ging es voll auf Angriff, der verrückte Axtmann rockte das Feld, so dass die „Schenker, Schenker“-Rufe lange nicht verhallten.

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Setlist MICHAEL SCHENKER GROUP:
Into The Arena
Cry Of The Nations
Looking For Love
Red Sky
Emergency
On And On
Armed And Ready
Rock You To The Ground
Let Sleeping Dogs Lie
Desert Song
Attack Of The Mad Axeman
Assault Attack

VICIOUS RUMORS (Pistonhead Stage)
Nun ging es zu einer Band, die stilistisch sicher ein wenig bei dem deutschen Gitarrengott abgeschaut hat, nicht umsonst wurde einer der ehemaligen Axtschwinger sein Nachfolger bei UFO. In den Nullerjahren, als der traditionelle Metal eine Renaissance feierte waren sie oft zu Gast in den Clubs und Festival, doch die Relevanz ließ in den letzten Jahren, auch aufgrund vieler Besetzungswechsel nach.
Nachdem Brian Allen zu gefühlt siebzehnten Mal bei den Mannen aus der Bay Area anheuerte schien es etwas besser zu werden, doch dann machte der Langzeitmitglied Larry Howe Platz auf dem Schemel. Somit ist nur noch Geoff Thorpe von der glorreichen Ära übrig, aus der so viele Kapellen wie JAG PANZER, ARMORED SAINT oder METAL CHURCH unter ihren Möglichkeiten blieben.

Wenn man denkt, dass hier das letzte Aufbäumen einer stark verjüngten Formation kommt, vergisst man die Frische der neuen Männer. Die zahlt sich aus, da musste sich Mastermind Thorpe mal umschauen, dass er nicht den Rang abgelaufen bekommt. Auch kein Wunder, haute man mal eben gerade die erste Hälfte vom Debüt heraus, da konnte im Prinzip nichts schief gehen. Old School geht es auch danach weiter, ein Stück vom vierten Album ist das Neueste was angeboten wurde. Angestaubt klang da gar nichts, vielmehr wurden die Klassiker mit einer sprühenden Energie gefüllt.

Die Gitarren voll auf Anschlag gedreht sägten sie sich durch alles, was sich ihnen in den Weg stellte. So muss Metal klingen, einfach Kante voll auf die Zwölf, dabei dennoch sauber und präzise. Schreien taten nicht nur die Stimme von Allen, sondern auch die Soli, von denen das Urgestein Gunnar DüGrey sehr viele überließ. Die Saiten bogen sich bis zur Zerreisprobe, da steckte auch viel Enthusiasmus dahinter. Ob rasant schnell oder wunderbar dick stampfend, eine Stunde lang krachte es im Gebälk, obendrein mit überzeugender Präzision.

Da hatte der gute Brian wenig Mühe mit seinem hohen Gekreische die Meute abzuholen, in der Haare und Fäuste um die Wette flogen. Als Frontmann wusste er ebenfalls zu überzeugen, setzte gerne den leicht irren Blick auf, um die Zuschauer einzeln anzuvisieren. Nicht nur er, sondern auch DüGrey und Viersaiter Robin Utbult waren ebenso oft vorne an der Rampe zu finden und suchten den direkten Kontakt mit den Fans, welche die begeisternde Show anfeuerten.
So locker das alles aussah, stieg auch die aktuelle Aushilfe Gunnar Coston mit ein, dass es den Eindruck hatte, er hätte nie etwas anderes getan. Es wäre nicht genug Power auf der Bühne gewesen, so haute er mächtig auf sein Kit ein, konnte sich dabei die eine oder andere Spielerei erlauben. Zu den ganz großen Hits am Ende brannte zu Recht die Hütte, die mitreißenden Refrains wurden laut mitgegrölt, eine der ganz großen Überraschungen des Festivals.

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Setlist VICIOUS RUMORS:
Ride Into The Sun
Medusa
Soldiers Of The Night
Murder
March Or Die
Digital Dictator
Minute To Kill
Abandoned
World And Machines
Down To The Temple
Hellraiser
Don´t Wait For Me

RIVAL SONS (Festival Stage)
Ein paar Jahren Pause folgten im letzten Jahr mit „Darkfighter“ und „Lightbringer“ zwei überragende Alben, mit denen die Herren aus Los Angeles wieder so tief in der Geschichte des Rock kramten. Kein Wunder, dass man sie gerne wieder in die Norje Bucht einlud, wo sie diesmal von Beginn an einen starken Sound hatten. Das gab dem Opener des ersten der beiden Kleinode gleich die nötige Tiefe, von welcher die Band so lebt, die all ihre Seele offenbart. Hier kamen auch die Tasten gut zur Geltung, bei denen der neue Tourkeyboarder Jesse Nason neben einen Nord-Synthesizer viel Vintage-Equipment benutzte und sich mit viel Gefühl unterschwellig einbrachte.

Doch schon bei der Auftaktnummer war klar, wer die Chefs im Ring sind, Scott Holiday wieder mit mehr Haaren und Hut ließ das knarzige Riff vom Stapel, bevor er sich zwischendurch der Klampfe zuwendete. Klar ist die Art Riffing sein Markenzeichen, wo viel Verzerrung und Fuzz drin waren, doch er kann so viel mehr, spielte ganz locker an den Stellschrauben der Dynamik. So gefühlvoll er mit eingeknickten Hüften sich und sein Instrument hin und her wog, so bearbeitete er selbiges auch.
Sanft gelingen ihm die Soli von der Hand oder auch die ruhigen Töne welche so abrupt zu seinen knackigen Attacken wechseln konnten. So exzentrisch sein Auftreten auch die Behandlung seiner Gitarren, so edel sein Feeling, so edel auch die Modelle. Rickenbacker hat man bei sechs Saiten selten und die Doppelhalsige wird immer seltener. Holiday hatte davon gleich zwei im Gepäck die beide zum Einsatz kamen.

Erstmals beim Titeltrack des letzten Einzelalbums „Feral Roots“, der zum ganz großen Epos mutierte. Jay Buchanan schnallte sich noch eine Klampfe an, um die Atmosphäre noch flirrender zu gestalten und sang derart beseelt, dass es die Hörer tief innen berührte. Beim Zwischenspiel vor dem Refrain schaute das Luftschiff im massiven Tiefflug vorbei, bevor jener die Weite des Platzes füllte, eine Melancholie und Sehnsucht verbreitete, die mitnahm. Nach dem Solo stimmte der Frontmann das Grundthema als Publikumschor an, der weiter sang als die RIVAL SONS zur Jam baten, eine grandiose Interaktion, mit der Demonstration sind sie ganz oben im Olymp angekommen.

Da braucht es schon die Rockgottposen, welche der Saitenartist andeutete, diese aber lässig interpretierte. Dafür zelebrierte sie der gute Jay mit allem, was er zu bieten hatte. Im schwarzen Anzug, mit Jim Morrison-Gedächtnisbart schien er barfuß über die Bühne zu schweben, hob in den ruhigen Parts beschwörend die Hände, kehrte damit seine spirituelle Seite heraus. Dann wand er sich, warf seinen Oberkörper der Menge entgegen und schrie ekstatisch, das Mikro oft über den Kopf gehoben, selbigen hingebungsvoll im Nacken.
So variabel ihre Songs sind, so vermochte er jeder Wendung noch mehr Leben einzuhauchen, stimmlich wie auch mit seiner ausdrucksstarken Gestik. Seinen zweiten ganz großen Moment hatte er beim abschließenden Gospel von besagtem Longplayer, den er ganz alleine mit seiner Akustischen bestritt und dabei die Norje Bucht vollkommen auszufüllen vermochte. So flehend nach Frieden auf Erden, so ehrlich und authentisch, da blieb kein Auge trocken. Ein Überfrontmann wie er nur alle Jubeljahre die Bretter betritt.

In all den Sprüngen finden die beiden leitenden Figuren mit Mike Miley jemanden, der alles mit noch wilderem Spiel zusammen zu halten weiß. Breaks, die eher Trommelwirbel, ja fast kleine Soli sind, die von einem Teil zum anderen überleiten und dabei eben jene Explosivität bereichern, welche die Formation auszeichnet. Allzu harte Töne sind ihnen fremd, und auch wenn sie den totalen Kontrollverlust meiden, wirken sie jederzeit unberechenbar. Was der Mann mit den immer aberwitzigeren Frisuren und dem Sichelbart abliefert ist schon alleine sehenswert. Da kann man froh sein, dass Pete Best den tief ruhenden Pol dagegen stellt und die ganze Zeit das ein und selbe Langholz umher schleppt.

Gerade die bereits angesprochene Platte fand sich oft in der Setlist wieder, ich hätte gerne mehr von den beiden aktuellen gehabt. „Lightbringer“ fehlte völlig, „Mosaic“ wäre in einer Liveversion sicherlich gigantisch gewesen, auch „Hollow Bones“ wurde nur einmal bedacht, dafür gab es bis auf „Torture“ alle alten Gassenhauer. Doch egal, was gespielt wurde, zwischen Konserve und Bühne herrscht bei den RIVAL SONS ein enormer Unterschied. Nicht was sie spielen ist wichtig, sondern wie, jeder einzelne Ton inbrünstig und beschwörend, zwischen Furor und hypnotischer Atmosphäre. Eine absolute Sensation, immer wieder, gerade weil sie in all dem die Kontrolle zu halten vermögen, um die Töne punktgenau zu setzen.

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Setlist RIVAL SONS:
Mirros
Nobody Wants To Die
Open My Eyes
Tied Up
Pressure And Time
Feral Roots
Too Bad
Do Your Worst
Darkside
Shooting Star
Electric Man
Keep On Swinging
Secret

CIRITH UNGOL (Pistonhead Stage)
Angesichts des für uns wenig interessanten Headliners zog man sich erneut ins Zelt zurück, wo die Epic Metallegende aufspielen sollte. Mir bisher ebenso fremd wollte ich dem Kult auf die Spuren gehen. Voll war es, die Kuttenträger separierten sich von den übrigen Fans wie selten an dem Wochenende. Aus dem Dunkel kamen irgendwann die ersten Klänge, wobei sich das Licht nicht viel heller aufbot, was sowieso nicht zum Thema gepasst hätte.
Gepasst hat auf jeden Fall auch nicht der Sound, denn der Bass war so überdeutlich im Mix zu hören, da wäre selbst Joey DeMayo neidisch geworden. Dies fiel wohl auch NIGHT DEMON-Mann Jarvis Leatherby auf, der auch hier seine Finger im Spiel hat, ein gerne gesehener Wiedergeburtshelfer. Zusammen mit seinem Kollegen Armand Anthony stand er mehrmals neben am Pult und diskutierte, ohne dass sie eine Lösung gefunden hätten.

Das trübte die Freude über Hits der Marke „Chaos Descends“, „Blood & Iron“, „Black Machine“, dem Opener „I´m Alive“ oder neuem Material wie „Sailor On The Seas Of Fate“. Wenn Anthony seine Riffs fett und doomig auftragen konnte oder mit seinen Soli den Rest übertönte, war das hörenswert und lud zum mitnicken ein. Sobald jedoch das Tempo erhöht wurde und sich die dicken Saiten breit machten wurde es ziemlich undurchsichtig. Schade, dann das Songmaterial konnte durchaus was. Und für den guten Jarvis tat es mir leid etwas weghören zu müssen, zu cool sein Flying V-Bass, ein zweiter Gitarrist wäre förderlich gewesen, an Kandidaten mangelte es nicht.

Das wäre noch okay gewesen, wenn die verbliebenen Urgesteine ihre Sache ordentlich gemacht hätten. Bereits auf Platte wirkt Robert Garven etwas limitiert und brachte auch hier nur selten Abwechslung in seinen Groove. Er hätte einiges akzentuieren können, vom Timing stimmte das, nur frische Ideen waren nicht sein Ding. An Frische mangelte es ganz offensichtlich auch Tim Baker, der irgendwie unbeholfen auf der Bühne rumtorkelte, seltsam mit seinen Händen ruderte und in Sachen Mimik steif blieb. Der „Joe Cocker des Epic Metal“ ruderte immer mit seinen Armen, seine Performance war mehr Shoegaze meets Flower Power denn Metal.

Auch bei den Animationen blieb er steif, zum Glück sah die eingeschworene Gemeinde darüber hinweg und feierte alles ab, was ihnen geschenkt wurde, der Rest verweilte nicht durchgehend beim Gig. Gesanglich wusste man ebenso wenig woran man ist, ist das nur Gekreische oder schon Black Metal, was allerdings auch dem Klanggewand geschuldet war, welches Baker völlig verhüllte. Sie konnten einem fast leid tun, die Ansätze waren ja da, aber zur Blüte reichte es nicht. Vielleicht fehlt altersbedingt schon die Kraft, man will sich vom Tourleben zurückziehen. Nicht alles was alt und erfolglos ist, ist eben gleich Kult, zumindest an dem Abend blieben CIRITH UNGOL vieles schuldig.

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MEGADETH (Rock Stage)
Manch alte Band schafft es nie, andere sind im Classic Rockestablishment angekommen. Die Big Four zählen auf jeden Fall dazu, wer hätte das vor 35 Jahren gedacht, als ich diese Musikrichtung entdeckte und von vielen als Krach tituliert wurde. In dem Alter in dem der Redakteur damals war sind die Jungs von XION heute, die den ganzen Tag auf dem Festival weilten und nun ihren Helden huldigten. Aus einer ganz anderen Warte wie meine Wenigkeit damals, aber eben mit den gleichen Gefühlen.
Wobei ich schon beim letzten Gastspiel verwundert war über die Marotten der Schweden, welche bei einigen Riffs mitsangen, in dem Jahr noch öfter die Silben des Bandnamens in die Tonfolgen einflochten, einfach cool und ein Zeichen von Ehrerbietung. Wer einen Hit von „Rust In Peace“ so früh bringen kann, macht alles richtig und weiß was er noch in der Hinterhand hat. Wobei sich das Programm kaum von dem vor zwei Jahren unterschied, die meisten Änderungen gab es bei den Stücken vom jeweils aktuellen Album, „Dystopia“ blieb hier außen vor.

Mit dem Alter hat man es sich auch recht gemütlich gemacht, eben das, was das Classic Rockestablishment so tut. Dave Mustaine kommt sehr gesetzt rüber, headbangen tut er nicht mehr oder kann es nicht mehr. Sollte letzteres der Fall sein, zeigt es, dass man dennoch weiter Thrash Metal spielen kann, denn auf dem Griffbrett herrschte immer noch Rasanz, obendrein hohe technische Finesse, was bereits der Opener mehr als unter Beweis stellte.
Beim Gesang musste man ein paar Abstriche machen, was nicht weiter ins Gewicht fiel, da der ohnehin immer etwas dünn war. Doch Riffs und Soli peitschten unaufhaltsam nach vorne und sparten nicht mit Groove und Wendungen. Fast versunken war Megadave in seinem Element wenn er seinen Expander traktieren konnte. Die Präzision ist immer noch meisterlich, da braucht es keine großen Gesten, die Band ließ die Musik sprechen.

So war auch der neue Mann an der zweiten Gitarre Teemu Mäntysaari nicht allzuviel unterwegs, sondern blieb eher auf seiner rechten Flanke. Auch wenn wohl nie Konstanz im Line-Up einkehren wird, so wurde auch er ohne Reibungsverluste ins Spiel eingebunden und zockte brillant. Klar als Nordlicht ist er zurückhaltender als sein südamerikanischer Vorgänger, doch wenn er bei einem Solo nach vorne auf die Rampe durfte war ihm anzusehen, wie sehr er dies genoss. James Lomenzo zog auf der anderen Seite seine Kreise, seine Hair Metal-Vergangenheit ist ihm nicht mehr anzusehen, ebenso mimte er den gereiften Rocker, der auf der großen Bühne herum stolzierte. Eine kleine Pose hier, ein nach oben gereckter Bass da, aber vor allem tighte Salven, welche das solide Fundament bildeten.

So war es an Dirk Verbeuren da richtig Alarm zu machen, gemäßigt kann man in dem Genre eben kein Schlagzeug spielen. Auf seinem oben zwischen den Boxentürmen thronenden riesigen Kit drosch er wie wild ein, reihte Break an Break, die alle bejubelt wurden. Überhaupt war die Stimmung im Auditorium bestens, in Schweden besitzen sie einen Riesenstatus. Ein weiterer Song vom Referenzwerk wurde lauthals bejubelt und die Halbballade lauthals mitgesungen.
In den ersten Reihen flogen die Matten, dahinter kreiselten die Pits. Und wenn sich der Mastermind mal an der Rampe blicken ließ gab es gar kein Halten mehr. Ja, auch das ist Classic Rockestablishment, sich einfach für die alten Hits ganz am Ende verdient abfeiern lassen und noch einmal alles rausballern, was man draufhat. MEGADETH geleiteten die Fans mächtig in die Nacht, von den Breaks war vielen noch am nächsten Morgen schummerig.

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Setlist MEGADETH:
The Sick, The Dying… And The Dead
Dread And The Fugitive Mind
Skin O´ My Teeth
Hangar 18
Angry Again
Sweating Bullets
Trust
Tornado Of Souls
A Toute Le Monde
We´ll Be Back
Symphony Of Destruction
Peace Sells… But Who´s Buying
Holy Wars… The Punishment Due

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