SWEDENROCK - Sölvesborg

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06 swedenrock soelvesborg 01Konzert vom 04. - 07.06.2025

Bands: SCORPIONS, SLIPKNOT, SABATON, KORN, DREAM THEATER, BLACK COUNTRY COMMUNION, SEX PISTOLS, etc.

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SWEDENROCK

Ein wenig öffnete sich das schwedische Vorzeigefestival im letzten Jahr moderneren Klängen, viele altgediente Headliner haben mittlerweile abgedankt. Ein Trend, der sich in diesem Jahr fortsetzte, erstmals war dem Verfasser dieser Zeilen die Musik der Headliner im Großteil nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Was jetzt nicht heißen soll, dass das Billing ansatzweise schwach war oder zu zeitgemäß. Wie immer deckte man eine ungeheure Bandbreite im Rockbereich ab, heuer sogar noch mehr. Natürlich fehlten die Kernkompetenzen von 04. – 07. Juni 2025 in Sölvesborg ebenso wenig wie stilistische Ausreißer, um damit eine weitere Auflage des SwedenRock zu gestalten. Trotz des etwas kühleren Wetters war alles angerichtet und das großartige Publikum aus aller Herren Länder enterte den heiligen Rasen am Norje Strand.

Anreise:
Die ging diesmal bis gerade hinter die Grenze, wo ich dank der Bahn nachts um zwei abgeholt werden musste. Glücklicherweise lernt man mit den Jahren viele nette Menschen im Land der Elche kennen, die einen beherbergen. Und die sich in den Tagen vor dem Festival gerne in die Geheimnisse des Stand Up-Paddelings einweihen ließen. Wobei ein Tag draußen auf dem offenen Meer nur bedingt für Anfänger geeignet war, zumal das Wasser gegenüber letztem Jahr massiv kälter war. Auch sonst erweiterte der Verfasser dieser Zeilen seinen sportlichen Hintergrund. Beim touristischen Programm wurde die nahe Großstadt ebenfalls mit dem Brett über den idyllischen Kanal erkundet, bevor es am nächsten Tag rüber nach Kopenhagen ging, das per Fuß abgewandert wurde. Da ich nicht als einziger auf dem Festival arbeitete ging es schon am Montagmittag dorthin, wo ich mit drei Freunden einen von insgesamt drei Kellerräumen fünfzehn Minuten vom Festival weg bezog.


Mittwoch, 04.06.2025

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA (Sweden Stage)

Und es sollte direkt in die Vollen gehen, die wohl besten Partytiere im Hard Rock gaben sich die Ehre. Zwar liefen die mir erst vor wenigen Monaten über den Weg, aber die vielköpfige Truppe geht immer Pünktlich zum Star zeigte sich die Sonne von der besten Seite, weswegen die großen Pilotenbrillen der Akteure durchaus Sinn machten. Johnny Lönnmyr steht die mitunter noch am besten, der im Opener direkt ein paar gute Einsätze hatte und im weiteren Verlauf auch mal fein am Moog solieren durfte.
Warum man neben dem zum Festival gleich drei weitere Nummern des nicht durchweg starken neuen Werks mitbrachte ist ein weniger gekonnter Griff. Es fehlten durchaus einige alte Titel, von „Sometimes The World Ain´t Enough“ kam kein Einziger. Das hinderte das Ensemble nicht daran dennoch mächtig abzuheben und mit ihren schmissigen Stücken den Mittag noch sonniger zu gestalten. Mit druckvollem Klang kehrten sie auch die technischen Vorzüge des Events nach außen.

Und an Hits mangelte es ihnen nicht, zu denen Sänger Björn „Speed“ Strid wie wild mit seinem Glitzerumhang umher wedelte. Schon nach ein paar Nummern wurde dieser mit Sprechchören gefeiert, absolut verdient ob der Wandlungsfähigkeit seiner Stimme, die ganz andere Register als bei SOILWORK zog. Unglaublich sicher führte er durch das Set, setzte dabei aber seine Kollegen immer wieder in Szene. Bei dessen zweiten Standbein am Bass übernimmt Rasmus Ehrnborn hier die sechs Saiten und haute den bandtypischen Groove in die Saiten seiner weißen Les Paul.
Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie die eher Todesblei-geschulten Herren sich dem AOR-Fach unterordnen können. Im weißen Anzug wirkte Sharlee D´Angelo zwar immer noch mächtig, wenn er auch die dicken Saiten nicht so kraftvoll anschlug wie bei ARCH ENEMY, fast als hätte er alle Mühe sich zurück zu halten. So gut eingespielt über die Jahre und mit all der Erfahrung hob das Orchester komplett in andere Sphären ab, zumal die Spielfreude zu jeder Zeit spürbar war.

Ohne den üblichen Klamauk kommt eine ihrer Shows nicht aus, die Palmen auf der Bühne sprachen einige Bände. Alleine eben die Kostüme waren wieder herrlich anzuschauen, THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA zog ihr Ding wie immer durch. Hinten wirkte Sebastian Forslund wie ein Urlauber in Miami, auch wenn der passende Titel dazu nicht gebracht wurde. Er stopfte die Löcher im Sound mit seinem Arsenal an Instrumenten, während neben ihm Jonas Kallsbäck den Drive vorgab. Und obendrauf die beiden Stewardessen Anna Bygard und Åsa Lundman, welche der bizarren Optik die Krone aufsetzten.

In der Mittagssonne schmeckte der Sekt wohl besonders gut, weswegen der Roadie auffüllen musste, und sich dabei selbst ein Gläschen zu genehmigen. Und wenn sie dann sie überzogen ins Publikum winkten oder mit ihren Gesäßen gegeneinander stießen blieb kein Auge trocken. Übergekocht war die Stimmung längst, Strid dirigierte die Menge nach Belieben, die lautstark zurück feuerte und mal die Waden erstmals lockerte. Am Ende schickte man das Publikum gewohntermaßen via Polonäse ebenfalls auf die Reise die über den gesamten Platz führte, ein Auftakt nach Maß.

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Setlist THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA:
Stratus
Shooting Velvet
Divinyls
Gemini
Cosmic Tide
Paloma
Satellite
Burn For Me
White Jeans
West Ruth Avenue

PRETTY MAIDS (Rock Stage)
Skandinavisch ging es danach weiter, im Metier nicht unähnlich, dafür mit ein paar Härtegraden mehr. Man muss sagen, dass die Band auch in späteren Jahren bessere Lieder hatte, um ein Konzert zu eröffnen, doch schon die zweite Nummer ließ die ersten Fäuste in den Himmel erheben. Wobei man gar nicht mehr mit den Dänen gerechnet hatte, nachdem bei Sänger Ronnie Atkins Krebs diagnostiziert wurde und er sich mit einem langjährigen Kollegen Ken Hammer zerstritt.
Von beidem war wenig zu sehen, einträchtig standen die beiden Gründungsmitglieder beieinander ab und an umarmte der Sänger seinen Axtmann. Selbst bot er eine starke Performance, schaffte es die große, spartanische ausgestattete Bühne mit seiner Präsenz zu füllen. Zudem war er stimmlich voll auf der Höhe, sein Organ hatte die notwendige Power und für jeden der abwechslungsreichen Lieder fand er die passenden Töne.

Hammer hingegen verharrte zumeist auf der rechten Bühnenseite, was man von ihm fast schon gewohnt ist. Mit mittlerweile vollständig ergrautem Bart und Haupthaar darf er sich das auch erlauben, wenn die Riffs so druckvoll runtergezockt werden. Auch bei den Soli hat er nichts vom alten Glanz verloren, der leicht klassische Ton war unverkennbar und traf mitten in die Fanherzen. Die wurden noch mehr erfreut, als die zwei Top-Nummern des Debüts rausgehauen wurden, plötzlich war richtig Stimmung im Auditorium, dass sich lautstark in Szene setzte.

Ob man bewusst den Fuß vom Gas nahm oder nur Lust auf eine Ballade hatte, bleibt das Geheimnis der PRETTY MAIDS. Wobei ich statt dem John Sykes-Schunkler doch lieber „Savage Heart“ gehabt hätte, nicht der einzige Streitpunkt der Setlist. Zumindest tat es der Stimmung keinen Abbruch, denn auch da waren die Anhänger wieder gefordert. Es blieb bei der Blockbildung im Programm, wobei „Pandemonium“, das beste Album aus dem Jahrhundert wirklich einige Hits zu bieten hat.
Besonders hier war Chris Laney gefordert, der den Spagat zwischen dem Keyboard hinten auf dem Riser und dem Sechssaiter an der Rampe bravourös meisterte. Teilweise wechselte er mehrmals im Song und überholte dabei die Streckenkilometer von Rene Shades. Der tänzelte wie gewohnt unter dem Zylinder umher, verbreitete durch seine Art gute Laune, brachte sich auch als Backgroundsänger mit ein. Seinem Rhythmuspartner Alan Tschicaja dürften die Songs besser gemundet haben, wo die Chöre nicht gefragt waren, dafür sein fulminantes Spiel.

Natürlich warteten alle sehnlich auf die Klassiker von „Future World“, dem Album das ihnen eine große Karriere zu versprechen schien. Warum es dazu nicht kam, wissen die Rock-Götter alleine, vielleicht haben zu wenige das reifere Songwriting des Nachfolgers „Jump The Gun“ nicht verstanden. Löblich, dass nach dem legendären Titeltrack noch was kam, aber der Showstopper war für mich die falsche Wahl. Man muss ja schon länger auf „Yellow Rain“ verzichten“, aber dass für die Nummer, die selbst mir zu cheesy ist „Rodeo“ opfert muss man doch ankreiden. Der Meute war es egal, Hauptsache es stand Achtziger drauf, da wurde ohne Widerspruch gefeiert.

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Setlist PRETTY MAIDS:
Mother Of All Lies
Kingmaker
Hell On High Heels
Back To Back
Red, Hot & Heavy
Please Don´t Leave Me
Pandemonium
Serpentine
Little Drops Of Heaven
Future World
Love Games

ALIEN (Blåkläder Stage)
Ganz tief in den Annalen musste man graben, um die nächste Band aus dem hohen Norden zu entdecken. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt waren die Schweden Mitte der Achtziger auf dem Melodic Rock-Zug unterwegs. Durchsetzen konnten sie sich nie, dazu war die Konkurrenz im eigenen Land zu stark, vergessen wurden sie nie. Die Sonne strahlte als sie ihre ebensolchen Songs unter das Volk brachten. Doch nicht nur die, denn die Formation schien von dem Zuspruch fast überwältigt und trug das komplett nach außen.

Tony Borg lächelte beseelt, während er seinen Stratocaster bediente, so ein großes Publikum durfte er wohl seit fast vierzig Jahren nicht mehr gehabt haben. Was sich in der Hingabe des Blackmore-Lookalikes bemerkbar macht, da wurde jeder Ton extra gefühlt, vollkommen versunken stand er da, und konnte sein Glück kaum fassen. Von der Gitarrenlegende hat er sich nicht nur bei der Auswahl seines Arbeitsgerätes inspirieren lassen, sondern auch von dessen Spiel. War die Riffarbeit schon geschmackvoll, so lief Borg bei den umjubelten Soli zu Hochform auf.

Kaum fassbar auch, dass die Formation heute so unter Radar läuft, denn Nummern wie „If Love Is War“ oder „I Belong To The Rain“ können mit den alten Klassikern mithalten. Die stammten mit Ausnahme von „Nights On Fire“ aus dem letzten Werk vom brandneuen Album „When Yesterday Comes Around“, welches auch vom Artwork her zum Erstling zurück geht. Der füllt natürlich die Hälfte des Sets und viele konnten „Tears Don´t Put Out The Fire oder „Dying By The Golden Rule“ mitsingen.

Dabei hatte Sänger Jim Jidhed mit Kajsa Borg und Jonathan Norén schon genug Unterstützung, die speziell in hohen Lagen aushalfen. Nötig hatte er beides nicht, sein Organ verfügte über genug Charisma, um den ganzen Hang vor der Bühne zu vereinnahmen. Neben den beiden Vokalisten war der Rest des Line-Ups bis auf Drummer Toby Tarrach mit jungen Musikern gefüllt, die sich gut einfügten und die gute Laune mittrugen.
Das hatte fast was von Familienfest, was sich vor der Bühne munter fortsetzte, wobei die erste Reihe den Altfans vorbehalten war, die ihre Helden feierten. Höhepunkt natürlich die Single „Only One Women“, ein Cover der MARBLES, bei dem alle lauthals mitsangen. Eigentlich die perfekte Hymne für den Schlusstag die aber auch gleich zu Beginn so eine wunderbar friedliche Stimmung reinbrachte.

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WITHIN TEMPTATION (Festival Stage)
Dann sollte es für den Rezensenten auch endlich auf der größten Bühne losgehen, wobei er die Niederländer vor zwanzig Jahren bei seinem ersten SwedenRock noch auf der SwedenStage sah. Gegenüber den beiden letzten Gastspielen wirkten die Bühnenaufbauten fast spartanisch, sofern man bei meterhohen antiken Säulen von spartanisch reden kann.
Zwei Rampen, eine für das Schlagzeug und davor ein niedrigeres für Bassist Jeroen Van Veen, auf der anderen eine für das Keyboard, sonst keine großen Gimmicks. Weitaus rätselhafter erschien jedoch der neue Mann auf besagter linken Rampe, bis auf die Frage, ob jemand vermisst wird, wurde mit keinem Ton auf den Nachfolger von Martijn Spierenburg eingegangen.

Da war das Auftreten von Sharon Den Adel schon spannender, ihre Robe wusste ihre nicht zu verhehlenden optischen Vorzüge gut in Szene zu setzen. Zudem trug sie beim ersten Song eine goldene Maske, der ihren Gesangsbeitrag in keinster Weise störte. Geheimnisvoll wie eine Elfe stolzierte sie durch selbige Klangwelten, der bombastische Stil ist wie geschaffen für ihre Timbre und Ausstrahlung.
Wobei sie stimmlich in sehr guter Form war und auch die ganz hohen Töne mit viel Volumen von der Rampe haute. Charmant wie immer führte sie durch das Programm, machte in ihren Ansagen aber auch auf Missstände aufmerksam. Das kam beim Publikum an, das ihre Statements mittrug, mit Szenenapplaus quittierte, und welches der Dame auch sonst aus der Hand fraß.

Die finden sich trotz des fantasievollen Gewands häufig in den Songs der Niederländer, was auch bei vielen Videoprojektionen auf der LED-Wand visualisiert wurde. Zumindest damit wurden viele optische Effekte gebracht, ansonsten setzte die Band auf ihre Frontreihe. In jener waren Ruud Jolie und Stefan Helleblad Aktivposten, wobei der Schwede einige Ansagen in seiner Muttersprache halten durfte.
Beiden war die Spielfreude anzusehen, die gesamte Breite der Bühne wurde bis vor die Boxentürme genutzt. Wenn sie einander passierten warfen sie sich Blicke zu oder posten miteinander. Hier war der Einheimische auch wieder im Vorteil, mit der langen Matte bangte es sich zu den kernigen Riffs einfach besser, bei den Soli teilte man dann brüderlich unter sich auf.

Öfter banden sie ihren Viersaiter mit ein, der sonst den ruhenden Pol, das Rückgrat der Formation gab. Hinter ihm verrichtete Mike Coolen sicher den schwersten Job, weil er zwischen forschem Metaldrumming, alternativem Swing und modernen Rhythmen variieren musste. Die Rhythmusabteilung musste die ganzen stilistischen Ausschmückungen der letzten Jahre auf der Bühne zusammenhalten.
Wobei erwähnt werden muss, dass auch einige Beats und Chöre aus der Konserve kamen, um die Farbpalette zusätzlich anzureichern. Bis auf das Debüt wurden bei der Liederauswahl alle Alben bedacht, um so die Wandlungsfähigkeit zu demonstrieren. Da für alle Fanschichten etwas dabei war, konnten WITHIN TEMPTATION mit ihrer wuchtigen Show zum wiederholten Mal in Sölvesborg abräumen.

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Setlist WITHIN TEMPTATION:
We Go To War
Bleed Out
Faster
Stand My Ground
Don´t Pray For Me
Wireless
Supernova
The Reckoning
What Have You Done
Lost
Paradise (What About Us?)
------------------------------------
Our Solemn Hour
Mother Earth

OPETH (Rock Stage)
War das Setting schon etwas dunkler als beim sonnigen Hard Rock des Mittags, so sollte sich die Szenerie weiter verfinstern. Kaum dass die Prog Metaller die Bühne betraten setzte der schlimmste Regenschauer des Wochenendes ein, der übles verhieß. Da aber nichts so heiß gegessen wird wie gekocht, war die Sache nach einer halben Stunde – eben gegessen. Und bis auf einen nassen Auftakt am Freitag war uns der Wettergott trotz eher unterkühlten Liebesbekundungen wohl gesonnen.
Nun lässt es sich im Regen einfacher Party machen als derart komplexen Klängen zu lauschen, weswegen der Empfang auch etwas mehr Wärme hätte vertragen können. Aber die meisten ahnten, dass mit einem Auszug vom aktuellen „The Last Will And Testament“ losgelegt wird und konzentrierte sich – eben auf die eigene Konzentration. Unfassbar was der Fünfer da geschaffen hat, ein Parforceritt quer durch alle Stile, die zurückgekehrten Growls krönten das Ganze.

Headbangen war da erst mal nicht, schon alleine um die mühsam zusammen staffierte Kleidung nicht ihrer Dichtigkeit zu berauben. Wer könnte da auch nur eine Sekunde sein Antlitz für eine Begeisterungsbekundung wegdrehen, vielmehr waren Maulsperren das Credo der Stunde. Schaue man Åkerfeldt und Åkesson genau auf die Finger lief man Gefahr seine Augen selbst zu verknoten. Joakim Svalberg hingegen verknotete sich die Arme gleich mit, wenn er von den verschiedenen Tasteninstrumenten hin und her wechselte, schließlich will jeder Ton seinen authentischen Klang haben, ob Piano, Synthesizer oder Mellotron.

In der Disziplin ist Waltteri Väyrynen schon erprobt, im Umfeld eines gewissen Greg Mackintosh wurde er an Geschwindigkeit herangeführt, bevor er mit dem viel zu früh gegangenen Alexi Laiho in ganz andere Sphären aufbrach. Zumal sein Landsmann nur unwesentlich weniger komplex komponierte, gut so, denn Drumsticks lassen sich so schlecht entknoten. Und Mendez? Nun der setzte sich eine Wollmütze auf und tat das, was er immer tut, einfach sowas von locker sein tiefes Fundament mit den dicken Saiten graben, ohne sich von der spielerischen Hektik seiner Kollegen anstecken zu lassen.

Wenn mir einer verzeihen möge, dass ich die herausragende musikalische Klasse seiner Darbietung humorvoll auf die Schippe nehme, dann sicher der gute Mikael. Bekanntermaßen nimmt der sich ebenso wenig ernst und kredenzte zwischen den Songs gerne Witzchen. Dabei brachte er es fertig, auch jemanden, der nur die Namen der Bands, die er sich wieder gibt, versteht zum Lachen zu bringen. Ansonsten glänzt der Sänger und Gitarrist mit seiner freundlichen und charmanten Zurückhaltung. Die überträgt sich auch auf die gerne geforderte Übernummer von „Damnation“, in der sich Tausende laut mitsingend wiegen.


Zu dem Zeitpunkt ließ der Regen nach und brachte die imposante Lightshow mehr zur Geltung, auch die Interaktion verstärkte sich. Sehr zur Freude der Akteure, der gute Frederik genoss es sichtlich die Begeisterung bei seinen brillanten Soli zu spüren. Bei der Songauswahl blieb man beim bewährten Standard, wobei es nur ein Beitrag der grunzbefreiten letzten Dekade auf die Liste schaffte, aber mit die lautesten Reaktionen hervorrief. Außer natürlich dem obligatorischen Schlusspunkt bis hin zu seinen Staccato, die nun wirklich alle Köpfe in Wallung brachten. Immer wieder beeindrucken wie Anspruch gepaart mit Härte so gut unterhalten kann.

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Setlist OPETH:
§1
The Master´s Apprentiece
The Leper Affinity
§3
In My Times Of Need
Ghost Reveries
Sorceress
Deliverance

SLIPKNOT (Festival Stage):
Dann war Schluss mit lustig mit einem der am meisten geforderten Headliner der Festivalbesucher. Wo Pentagramme und sonstiges okkultes Zeug zuvor noch nettes Klischee waren meinten es die Herren aus Iowa ernst. Und plötzlich war man mitten drin im Wahnsinn der Neun. Wobei nur acht angereist waren, der Clown musste aus familiären Gründen zuhause bleiben. Das fiel spätestens dann nicht mehr ins Gewicht, als nach einem endlosen Intro „(sic)“ ertönte und die schiere Hölle losbrach.
Man kam gar nicht mehr hinterher zu schauen wo sich der nächste Pit auftat, Menschen flogen nur so umher und ohne dass man es wollte stand man in einem Augenblick wo ganz anders. Das hat natürlich Methode, Corey Taylor peitschte seine Maden von Beginn an nach vorne. Wie überdreht die Hingabe der Anhängerschaft ist, zeigte sich wie bereitwillig sie sich beschimpfen ließen, bei der Truppe ist nichts wie man zuvor erlebt hat. Als einfacher Zuschauer stand mit im Auge des Hurrikans und es gab kein Entkommen.

Die Verschwendung von Hits zu Beginn war mit „People=Shit“ und „Wait And Bleed“ schon inflationär, aber dem Volk wurde gegeben, wonach es verlangte. Dabei war jeder Titel ein Erlebnis für sich auf der geheimnisvoll spärlich beleuchteten Bühne. Mit seinen langen Zotteln an der Maske tigerte Taylor wild umher, strapazierte seine Stimmbänder zwischen wütenden Screams und hymnischen Refrains bis zum Anschlag. Jim Root und Mick Thompson ließen ihre Köpfe zu den ultratiefen Riffs wild kreisen. Die Soli von Letzterem offenbarten den selben Schmerz und Wut wie die Vocals von Taylor, die auf den Brettern in pure Energie kulminierten. Dazwischen hüpfte Bassist Alex Venturella mit seiner Maske als steinalter Mann umher und bearbeitete sein Langholz meist aufrecht gehalten.

Was der frühere SEPULTURA-Mann Eloy Csagrande veranstaltete war ebenso beeindruckend. Wie viele Arme hat so ein Mensch, um all die verschiedenen Tribal-Rhythmen und Metalbeats unterzukriegen. Ab und an kam auch noch DJ Sid Wilson vorbei und kletterte auf seinem Kit umher. Noch irrer gebärdete sich Michael Pfaff, der Nachfolger von Chris Fehn schien sich in Abwesenheit von Shawn Crahan richtig beweisen zu wollen und bearbeitete die Percussions auf beiden Seiten. Bearbeiten ist auch der richtige Ausdruck, denn auf die Zusammenstellung aus Fässern und Oldtimerkühlern knüppelte er mit allem was ihm in die Finger kam, sprang darauf herum, um am Ende alles mittels Baseballschläger zu zertrümmern, vollkommen irre.

Ab und an schien es als wollten SLIPKNOT bewusst das Tempo herausnehmen, damit nicht alles eskaliert. Zwischen vielen Liedern gab es längere Pausen, in denen Drones und Klanglandschaften aus den Boxen drangen. Neben dem Feature für Wilson und Jeff Karnowski fanden sich aber auch viele der percussiven Elemente wieder, welche ebenso Bestandteil der Band sind. Nur manchmal übertrieb man es damit und so manches mal fiel die sich gerade aufbauende Wall Of Death in sich zusammen, bevor sie losstürmte.
Neben den Krachern vom surrealen Debüt, die wie „Spit It Out“ in der Zugabe zum Einsatz kamen, gab es auch sonst genug, bei dem sich die Zuschauer lautstark bemerkbar machen konnten. Gerade wenn der Pit nach den Pausen zu kreiseln begann, „Psychosocial“, „Unsainted“ und natürlich der Abschluss des regulären Sets „Duality“ forderten Band und „Maggots“ bis zum Anschlag. Ein absolut irrsinniges Spektakel fand mit dem dystopischen „Scissors“ sein erschöpftes Ende.

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