SWEDENROCK - Sölvesborg - Samstag, 07.06.2025
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Samstag, 06.06.2025
CYHRA (Sweden Stage)
Der letzte Festivaltag lockte wieder mit besten Festivalwetter, die Sonne war öfter verhangen, aber die Wolken blieben bei gemäßigten Temperaturen brav. Zwischen lichten Momenten und doch schattigen Phasen pendelten die international besetzten Modern Metaller. Da waren diese großen Stadionrefrains, die Sänger Jake E. von der besten Seite zeigten, aber auch eine tiefe Melancholie. Wobei beide Gegenpole durch die nicht so hart rüberkommende Abmischung wie auf Platte besser zur Geltung kamen.
So cool der gute Jake auftrat, mit Sonnenbrille und Käppi wie ein Rockstar aus dem Lehrbuch, so emotional war er bei seinem Vortrag. Ob Metalshouting oder die oben angesprochenen weiten Refrains, wusste er allem viel Gefühl zu verleihen. Richtig tief ging es, als er über den Suizid seines Bruders vor „Battle From Within“ sprach. Es ist wichtig, dass solche Dinge offen angesprochen werden und die Metalszene ist wie so oft Vorreiter. Das gab natürlich viel verdienten Applaus, das muss man sich auch trauen.
Tiefe vermisste man jedoch bei den Tönen, denn für die war niemand zuständig, der etatmäßige Bassist Jesper Strömblad war nicht dabei. Nicht das erste Mal dass der Mitbegründer auf der Bühne fehlt, auch ihn jagen einige Dämonen. So kamen seine Parts vom Band, und nicht nur die, unterschwellig liefen da permanent Synthesizer mit, was den beiden Gitarristen nicht entgegenkam.
Euge Valovirta und Marcus Sunneson waren kaum zu vernehmen. Ohnehin setzten sie mehr auf flächige Sounds denn auf markante Riffs, was Rhythmen und Melodien mehr freien Raum gaben. Lediglich bei den Soli konnten sich die beiden In Szene setzen, wo sie sich immer in Posen warfen und dadurch zumindest optisch zeigten, dass sie mitten im Geschehen waren, oder auch viel auf den Brettern unterwegs.
Rhythmisch konnte Alex Landenburg da mehr beisteuern, ihm kam mehr die Aufgabe zu, die Kompositionen zu befeuern. Wie bei KAMELOT im Vorjahr war seine Konfiguration mit dem einen hohen Becken sehr auffällig. Wo an der Front ein Mitstreiter fehlte, machte der stetig lächelnde Deutsche das mit viel Kontakt zum Publikum wett, den er sogar hinter der Schießbude hielt.
Dabei hätte er sich fast um den Gig, der vor allem aus Liedern der beiden jüngeren Alben wie „Dreams Gone Wrong“, „Ready To Ruble“ und dem abschließenden Out Of My Life“ bestand gebracht. Beim Fußballspielen vor wenigen Wochen brach er sich den Fuß und musste bandagiert antreten. Davon war ihm aber kaum was anzumerken, obwohl er nach eigenen Angaben ganz schön auf die Zähne beißen musste.
WISHBONE ASH (Sweden Stage)
An der Bühne ging es auch für den Rezensenten weiter, der sich nun eine gute Position am Gatter ergattert hatte. Bei den alten Haudegen geht das gar nicht anders, die ich eher von intimen Clubs gewohnt bin. Jene Intimität fehlte heute komplett und wirklich sonnige Klänge fabrizierte das Quartett auch nicht. Wenigstens Mark Abrahams strahlte mit der Sonne um die Wette, während Urgestein Andy Powell wie gehabt immer ein wenig bärbeißig rüberkam. Ebenfalls gewohnt, dass unter Mütze und Fliegersonnenbrille von der Emotionspalette des Bassisten Bob Skeat nur wenig identifizierbar war.
Zumindest hatte man mit einem Auszug aus „Strange Affair“ einen Track dabei, der zur Stimmung passend war. Jedoch machten sich „The Ash“ bei der Songauswahl das Leben unnötig schwer, zwei Instrumentals waren zu viel des Guten. Bei Festivals muss man die Leute mitnehmen, gerade weil da eine gewisse Distanz herrscht. Dies misslang, weil ohne Songs, die das Publikum binden, die Herren ihre Stärken nicht ausspielen konnten. Vor acht Jahre hatten sie an gleicher Stelle schon Probleme damit, gestalteten ihr Set aber nicht zugänglicher.
Ohnehin war die Setlist etwas seltsam, warum ein „Living Proof“ nicht früh kommt, anstatt es am Ende von der Liste zu streichen ist wenig nachvollziehbar. In der Mitte versöhnte dann der „Argus“-Block teilweise, wobei man von diesem Ausnahmealbum schon oft genug gehört hat. Gerade bei den Titeln aus der zweiten Reihe erwischen Powell und Co. kein glückliches Händchen an dem Tag, von den jeweilige Scheiben hätte ich andere Titel bevorzugt.
Auf einem Festival ist es zudem schwer sich nur auf seine spielerischen Fähigkeiten zu konzentrieren, auch wenn die wie gewohnt außergewöhnlich waren. Nach ein paar Jahren ist Abrahams vollständig integriert, versteht sich mit dem Mitbegründer blind, so dass die Twin Leads traumhaft sicher über die Norje Bucht schwebten. Aufgrund des hohen instrumentalen Anteils hatten beide auch Zeit sich oft genug in Szene zu setzen.
Bei den Gesangsparts war es dann eher Bob Skeat, der mit seiner Stimme die Harmonien unterstützte, die genauso sicher standen, da ist von Alterserscheinungen noch nichts zu spüren. Ansonsten blieb für den Mann genügend Raum, um an den dicken Saiten das Geschehen zu bestimmen. Dahinter akzentuierte Mike Truscott geschmackssicher die Parts und hielt sich angenehm, auch bei den rockigeren Liedern.
Britisches Understatement ging seit jeher mit der Truppe, das gilt auch für den guten Andy, der trotz seines ernsten Blickes Gentleman der alten Schule war. Über frühere Exzesse in den jungen Jahren sprach er mit so einer wunderbaren Lässigkeit, das sich niemand das Lachen verkneifen konnte. So war die Demonstration ihres einst Maßstäbe setzenden Sounds schön zu hören, viel Stimmung wollte leider nicht aufkommen.
Setlist WISHBONE ASH:
Bona Fide
Runaway
Standing In The Rain
The King Will Come
Warrior
Throw Down The Sword
F.U.B.B.
In Crisis
Jail Bait
Blowin´ Free
GOTTHARD (Festival Stage):
Da war bei den Schweizern schon deutlich mehr geboten, auch wenn die musikalisch schon seichteren Gewässer streiften und auch auf Platte zuletzt grenzwertig waren. Eines muss man dem Eröffnungstrack des neuen Albums lassen, Druck genug um eine Show zu starten bringt er reichlich mit. Ohnehin vermischen sich live die verschiedenen Ausprägungen der Karriere und die moderne Ausrichtung fiel nicht mehr so ins Gewicht. Mit Leo Leoni hatte man schon einen an Bord, der seine Les Paul auf der Bühne charakteristisch genug heulen ließ, u die Richtung vorzugeben. Auch wenn er sein kernigeres Herz bei seinem Soloprojekt CORELEONI schlagen lässt, heißt das nicht, dass großartig anderes Blut durch seine Stammband läuft.
So fanden sich lediglich drei Balladen im Set wieder, das waren früher auch mal mehr, aber die Jungs hatten kapiert, worauf es da ankam, dass man die Zuschauer am letzten Tag nochmal fordern muss. Bassist Marc Lynn und der zweite Axtmann Freddy Scherer rockten auf der rechten Bühnenseite ordentlich und machten dazu mächtig Meter auf den Brettern. Das sorgte für viel Druck, den der neue Schlagwerker Flavio Mezzodi anzufeuern verstand Hier wurde das Rock im Hard Rock großgeschrieben, auch wenn mit Ernesto Ghezzi ein Keyboarder dabei war.
Der sorgte eher für Orgelflächen, denn für verwässernde Synthis, speziell bei den obligatorischen Coverversionen aus den Sechzigern. Obwohl ich ja finde, dass GOTTHARD genügend potentes eigenes Material haben, gerade wenn ein „Firedance“ mal wieder gefehlt hat. Dafür erinnerte man sich an das stärkste Stück vom Übergangsalbum „Human Zoo“, sehr zur Freude des Autors. Sicher waren es die Beiträge aus der Feder von Lee, welche die Fans hören wollten, die Zeit mit Nic Maeder vorm neuen Werk kam trotzdem nicht zu kurz.
Jener ist mittlerweile vollkommen in der Frontmannrolle angekommen, musste sich nicht mehr so oft die Klampfe zum Selbstschutz vorschnallen. Überall unterwegs verstand er es die Menge mitzunehmen und animieren, die ihrerseits eine feine Party veranstaltete. Wobei es bei einem so energischen Auftreten ein Wunder war, dass der Trilby die ganze Zeit auf seinem Kopf sitzen blieb. Auf seinen Runden interagierte er ständig mit seinen Kollegen, das enge Bandgefüge war ein Garant für den dichten und tighten Sound.
Schön zu sehen, dass die Schicksalsschläge nichts an deren Selbstverständnis gerüttelt haben und ihnen die Anhänger weiter die Treue halten. So hatte Maeder leichtes Spiel von ihnen seine beliebten Singalongs zu fordern, die weit raus über das Meer schwappten. Um seine Verbundenheit zu untermauern stieg er in der Zugabe auf die Schultern eines Roadies und ließ sich von ihm durch den ganzen Fotograben tragen. Beeindruckend, dass er seine kraftvolle stimmliche Performance auch da mühelos fortsetzen konnte.
Setlist GOITTHARD:
AI & I
Thunder & Lightning
All We Are
Remember It´s Me
Hush
Die For You
Burning Bridges
Anytime Anywhere
Boom Boom
Heaven
Fell What I Feel
Mountain Mama
Top Of The World
Lift U Up
Mighty Quinn
BLIND GUARDIAN (Rock Stage)
Dann war es Zeit für die nächste große deutsche Band auf der zweitgrößten Bühne, wobei die Frage schon gestellt werden musste warum so einflussreiche Band keinen besseren Slot bekommen hat. Gerade im schwedischen Power Metal dürften die Krefelder ebenfalls ihre Spuren hinterlassen haben, so war auch der Platz vor der Bühne schnell gefüllt, als es den ersten Speed-Kracher setzte. Und schon war richtig Alarm, bei dem es recht schnell eng wurde da vorne, kein Wunder, so ein headbangender Kopf braucht halt seinen Platz.
Noch einen Kracher vom aktuellen Longplayer „The God Machine“ nachgeschoben, dann war es Zeit, das Publikum einzubinden. Wäre die PA ausgefallen, dessen Chor hätte man noch auf den Campingplätzen gehört, ganz großes Emotionskino. Wobei „Nightfall On Middle-Earth“ im einstündigen Set sehr prominent vertreten war, im Gegensatz zu „Imaginations From The Other Side“, das nur zu einem Einsatz kam. Wobei der große Hit aus eben jenem Album nicht an letzter Stelle kam, sondern der Gassenhauer aus frühen Tagen unter lautem Jubel die Show beendete.
Dazwischen switchten die Symphonic Metal-Pioniere von schnellen Bangern zu Titeln, deren Singalongs so wunderbar den Platz fluten konnten. Dabei legte sich die gesamte Truppe stimmlich ebenso ins Zeug, allen voran Marcus Siepen, der immer wieder forsch ins Mikro shoutete. Im Gegensatz zu früher wirkten die Musiker agiler, nutzten den Raum, der die Bühne bot, auf der auf Bühnendeko verzichtet wurde.
Ihre Musik bot auch so Schauwerte genug, gespickt von vielen kleinen Details und immer wieder mit grandiosen Soli. Als Antrieb könnte man Johann van Stratum sehen, der am Langholz verstärkt Gas gab und seine Mitstreiter mitriss. Selbst Michael Schüren bangte hinter seinem Synthesizer, oder posierte gemeinsam mit Andre Olbrich auf der linken Flanke.
Hansi Kürsch fiel es da schwerer seine Zurückhaltung abzulegen und versuchte dies mit Humor zu überspielen. Dabei hätte er die, sogar außerordentlich originellen Lacher gar nicht gebraucht, der Mann ist eine Institution, gerade durch seine Bescheidenheit. Die Menge gehorchte gerne, wenn sie der Sänger mit seinen ausladenden Gesten dirigierte, die Sprechchöre nahm er gerührt zur Kenntnis.
Die Fanliebe fand dann in der kleinen Folkballade ihren Höhepunkt, schon seltsam, dass ein akustischer Titel zu den lautesten der ganzen Veranstaltung gehörte. Der gute Hansi stand da oben und musste im Prinzip nur seinen eigenen Worten zuhören, die aus tausenden Kehlen erklang. Da war sie wieder, diese wunderbar friedvolle Stimmung, die dem letzten Festivaltag innewohnt, ganz große Emotionen, ganz große Reaktionen.
Setlist BLIND GUARDIAN:
Into The Storm
Blood Of The Elves
Nightfall
Violent Shadows
Time Stands Still (At The Iron Hill)
Tanelorn (Into The Void)
And the Story Ends
The Bard´s Song – In The Forest
Mirror Mirror
Valhalla
BLACK COUNTRY COMMUNION (Festival Stage)
Lange war unklar, ob die Supergroup noch einmal zusammenfinden würde, noch unklarer, ob sie nochmal auf den Brettern, die die Welt bedeuten zu erleben sein wird. Am Rande des Gigs von Glenn Hughes im letzten Jahr sickerte die frohe Kunde durch, dass tatsächlich Pläne in der Schublade zu finden seien. Wobei die Terminpläne der beiden Führungsfiguren in Einklang zu bringen eine Aufgabe für ein Organisationstalent sein dürfte. Hughes war noch im April mit „Rock Meets Classic“ unterwegs und Joe Bonamassa bis in den Mai solo.
Aber dann war es soweit, elf Jahre nachdem ich den Gitarristen und Sänger in Sölvesborg erleben konnte, stieg er nun mit seinem Hard Rock-Projekt auf die Bühne. Gespannte Erwartung lag in der Luft als sich die Cracks unter dem großen Logo auf der Leinwand versammelten. Direkt ging es in die Volle und ließen es mit einem Tune vom letzten Album krachen. Wie der gute Glenn seinen Fender Bass bedient weiß man oder hatte in den letzten Jahren ausreichend Gelegenheit dazu gehabt, das kennenzulernen.
Da klackerten die vier Saiten, der Groove war da, trieb aber auch ordentlich nach vorne, eine Mixtur wie sie nur wenige hinbekommen. Noch interessanter war zu sehen, wie sich Big Joe im Hard Rock-Format austoben konnte, wie er seine Riffs mit voller Wucht reinhauen konnte Bereits der Opener verlangte da einiges von ihm ab, was Puristen unter seinen Fans nicht unbedingt immer goutieren würden.
Dabei wirkte er ein wenig mürrisch, was vor allem daran gelegen haben dürfte, dass er Bandkontext keine so gute Kommunikation zum Publikum aufbauen konnte. Optisch schien er zudem verwandelt, der Anzug war lässigem Jeansoutfit und Lederjacke gewichen, auf dem Kopf eine Baseballmütze. Wurde er jedoch von der Kette gelassen, so hatte sein Spiel Feuer und die Soli waren eine Offenbarung, da war alles bei ihm.
Den Ton hat der derzeit populärste Vertreter des Blues einfach drauf und weiß damit egal in welchem Genre die Songs zu veredeln. Passend zu jeder Nummer hatte er eine eigene Sechssaitige parat, obwohl die stilistische Bandbreite nicht so hoch ist wie bei seinem Solooutput. Beim großen Epos ihres Debüts überließ ihm dann der Tieftöner die Rolle des Frontmanns, in der er mit seiner samtigen Stimme gereift ist.
Was auffiel, dass die beiden nicht so viel miteinander zu tun hatten, nur selten suchte Hughes seinen Kollegen auf dessen rechter Seite auf, wo dieser meist verharrte. Gemeinsame Duelle hatten somit Seltenheitswert, wurden jedoch vom fachkundigen Publikum genau beäugt. Klar kam da nicht die große Euphorie auf, zu sehr war dieses darauf konzentriert, um ja kein Detail zu verpassen.
So suchte das Gitarrenwunder viel mehr die Nähe zu Jason Bonham, der das Konterfei seines legendären Vaters auf der Bassdrum hatte. Wie jener verfügte auch der Filius über einen ungeheuer festen Beat, von dem klar die härteren Passagen profitierten, wenn das Quartett richtig loslegte. Dabei schien der Schlagwerker bester Dinge zu sein und den Zuspruch am meisten zu genießen.
Auch wenn er bereits mit ihm in seinem Soloensemble spielte, nicht zuletzt auf dem bereits angesprochenen Gig 2014, so war der Weg für Bonamassa zu Derek Sherinian doch etwas weit. Im Gegensatz zu Bonham konnte sich der Tastenmann vor allem bei den ruhigeren Passagen oder den nach Nordindischen Konfliktgebieten klingende orchestralen Passagen einbringen.
Was vor allem bestach war die Dichte des Sounds, den eigenen Stil, den diese Formation nun schon seit fünf Alben durchexerziert. Ihre Songauswahl verteilten sie gleichmäßig auf alle Alben mit Ausnahme von „Afterglow“. So tight hat man selten jemand auf dem Festival aufspielen sehen als diese Ausnahmekönner, da stimmte selbst dann Timing und Dosierung, wenn sie es krachen ließen. Musikalisch tief in den Siebzigern verwurzelt, als Feeling und Härte diese wunderbare Verbindung eingingen, zauberten sie phasenweise magische Momente in den Abendhimmel.
Setlist BLACK COUNTRY COMMUNION:
Sway
One Last Soul
Wanderlust
The Outsider
Song Of Yesterday
Save Me
Red Sun
Cold
The Crow
Stay Free
Black Country
EXODUS (Sweden Stage)
Neben anderen Achtzigerleckereien steht auch der Thrash Metal in Sölvesborg alljährlich hoch im Kurs und mit den Bay Area-Helden gab sich einer der prominentesten Vertreter die Ehre. Da ist seit neuestem wieder Rob Dukes am Mikrofon, der natürlich den altbekannt wütenden Stinkstiefel gab. Wohlgemerkt auf der Bühne, abseits davon einer der nettesten Menschen im Business, aber wenn er sich so richtig über den Zustand der Welt auskotzen kann dreht er herrlich ab. Was der Brüllwürfel da aus seinen Lungenflügeln presste war die pure Urgewalt und passte bestens zu dem was seine Kollegen servierten.
Da gab es nämlich riffgehacktes von allerfeinsten, und damit sich das richtig schön ins Fleisch schneidet hat man die ganz harten Saiten aus purem Stahl aufgezogen So einen derbe krachenden Gitarrensound habe ich nur selten vernommen, genau das was diese Art von Musik braucht. Roh, direkt, unglaublich dick mit richtig grober Kante, die alles zersägte, was sich in den Weg stellte.
Lee Altus und Gary Holt agierten analog dazu mit der selben Power, standen kaum still und schüttelten ihr mittlerweile schwer angegrautes Haupthaar wie wild. Alleine zu sehen, mit welcher Vehemenz sie ihre Arbeitsgeräte traktierten war die helle Freude und bei den Soli ging die Finger rum wie im Schleudergang, da blieb kein Knochen auf dem anderen.
Hinter ihnen ballerte Tom Hunting entfesselt den passenden treibenden Rhythmus heraus. Die DoubleBass mahlte, die eher im Hard Core entlehnten Breaks trieben noch mehr nach vorne, in der Disziplin sind EXODUS wahre Meister. Da wo keine Steigerung mehr möglich schien, war genau das der Fall, einfach nur zuzusehen wie die Sticks kreisten war irre.
Dazu kam der geneigte Zuschauer jedoch nicht, denn das Geschehen auf der Bühne hinterließ einen Eindruck, dem man sich nicht entziehen konnte. Wenn man so komplett auf Links gedreht wird vom Klanggewitter, dann geht der Haarrotor selbst dann an, wenn man den Kopf fixiert hätte. Mit dem ersten Song des ersten Albums, welcher dessen Titel markiert ließ man von Beginn an keine Zweifel, dass der Fünfer genau dafür gekommen ist. Das totale Inferno, die Leute rasteten total aus, die haare flogen durch den Graben, die Fotografen darin hatten immer wieder die gereckten Hörner vorm Objektiv.
Weiter hinten kreiselte ein Pit nach dem anderen, und selbst wenn da die Zentrifugalkraft mal zum Erliegen kam, war ein Dukes da, der mit kreisendem Zeigefinger den Strudel wieder in Gang setzte. Material aus Zeiten mit ihm brüllte er mit noch mehr Gift und Galle heraus, bei groovigeren Liedern hüpfte das ganze Knäuel Menschen im Auditorium auch noch. Von den Reaktionen her waren die Stücke von „Fabulous Disaster“ denen auf die Brecher des Debüts sogar noch überlegen, beim Titelsong herrschte völliger Ausnahmezustand.
Unter vollem Körpereinsatz grölten Tausende die pfeilschnellen Vocals noch komplett mit, der schiere Wahnsinn. Einziger Wermutstropfen war, dass die Sweden Stage je nur auf eine Stunde beschränkt war. Bei einem „War Is My Sheperd“ hätte ich gerne gesehen, ob der Wahnsinn noch hätte getoppt werden können. Unfassbar was da einige nach so einem langen Festival noch mobilisieren konnten, auch wenn viele nach dieser totalen Abreibung doch gezeichnet waren.
Setlist EXODUS:
Bonded By Blood
Iconoclasm
Brain Dead
Fabulous Disaster
Deathamphetamine
Blacklist
Prescribing Horror
The Beatings Will Continue (Until Morale Improves)
Lessons In Violence
The Toxic Waltz
Strike Of The Beast
SABATON (Festival Stage):
Völlig am Ende ging da nicht mehr viel, und eigentlich wollte ich mir den finalen Headliner schenken. Auch aus Enttäuschung darüber, dass es kein Nachtprogramm auf der Blåkläder Stage gab, welches in dem Fall hätten VOLA bestreiten können. Zeit also für einen Perspektivwechsel und hoch oben auf die Tribüne, wo wir tatsächlich noch Platz fanden. Für jemanden, der es gewohnt ist von direkt aus der Menge zu berichten, von jemanden, der die Emotionen an Ort und Stelle unmittelbar erleben möchte ist dies schon gewöhnungsbedürftig.
Es mag Shows geben, gerade wenn es auf Interaktion ankommt wo das kontraproduktiv ist, im Falle der schwedischen Power Metaller durchaus interessant. Weil da eine Show aufgefahren wurde, bei der alle Register gezogen wurden. Sehen konnte man von dort wahrlich nicht viel, aber den obligatorischen Panzer, auf dem das Kit von Hannes van Dahl gemütlich Platz hatte schon. Tatsächlich habe ich in meinem Leben schon Bühnen gesehen, die kleiner als das Gefährt.
Ab und an wurde es dann auch noch an Ketten nach oben gezogen, um eine zweite Rampe freizulegen, auf der Joakim Brodén umher turnte. Ihm reichte es nicht die Breite der Bretter bis vor die Boxentürme abzuschreiten und die Menge anzufeuern, die ihn und seine Kollegen total abfeierten. Die Saitenfraktion u die zurück gekehrten Thobbe Englund verblieb auf der eigentlichen Front, war da ebenfalls sehr agil, wobei Pär Sundström einige Ansagen zwischen den Songs übernahm.
Was man sonst nie so zu sehen bekommt ist wie viele Handydisplays da auf einem eingeschaltet in die Höhe gehalten werden, die hätten zusammen die Bühne erleuchten können. Klar gab es viele Schauwerte, speziell bei „En Livstid I Krig“, der schwedischen Version von „A Lifetime Of War“, einer von drei Titeln, die in Landessprache gesungen wurden. Was da in Flammen und Feuerwerk hinter der Bühne gezündet wurde war unfassbar, sogar auf den Masten für die weiter hinten postierte PA loderten die Flammen, so dass man sie noch hundert Meter weiter spürte.
Angekündigt als Jubiläumsshow anlässlich des zwanzigsten Jubiläums des ersten Gigs beim SwedenRock war es natürlich etwas ganz Besonderes, weswegen auch kein Alternativprogramm gespielt wurde. Auf jeden Fall beeindruckend, wie die Formation in den Jahren gewachsen ist, damals spielte man hierzulande noch in besseren Kneipen. Deswegen auch das Dankeschön an die Anhängerschaft mit den umgetexteten Nummern, die sich interessant anhörten. Diese stammten alle von „Carolus Rex“, dem in Schweden erfolgreichsten Album mit mehreren Platinauszeichnungen.
Von ihrem Referenzwerk „The Great War“ gab es die meisten Sachen zu hören, etwa „Fields Of Verdun“, die alle früh im Set gebracht wurden. „Art Of War“ war ebenfalls öfter im Einsatz, bereits mit dem Auftakt „Ghost Division“, sonst gab es von der Frühphase nur „Primo Victoria“. Mit „Hordes Of Khan“ spendierten SABATON noch einen Ausblick auf den kommenden Studiodreher, der in den Startlöchern steht. Vom anderen Blickwinkel betrachtet eine gewaltige Show mit großen Hymnen, die das SwedenRock 2025 würdig beschloss.